M1 A1 MDCV Panther II


 

Das Original

Mit dem Panther II hat sich ein RC-Freak in der US Army seinen Traum erfüllt: Abrams ohne Turm, aber plus Minenroller (der schon für den M 60 entwickelt worden war), und das Ganze aus bis zu 800 Metern fernzusteuern! Übermäßig bewährt hat sich die Sache wohl nicht, danach zu urteilen, dass kaum welche gebaut worden sind.

Der Bausatz

Positiv vorab: Dragon hat für diesen Bausatz eine völlig neue Abrams-Wanne entwickelt.  

An das Modell bin ich gekommen wie die sprichwörtliche Jungfrau ans Kind:

Eigentlich liegt mein Interesse nämlich bei US-Fahrzeugen von 1941 bis Vietnam und solchen, die die Bw nutzt(e). Aber ein Modellbaukollege hatte gleich drei dieser Bausätze preiswert erstanden, weil er die Minenroller für Standard-Abrams und M 60 verwenden wollte; die "Reste", nämlich die kompletten Fahrzeuge, verschenkte er. Unter Kollegen soll man sich ja helfen, also "befreite" ich ihn von einem Bausatz, denn ich hatte einen Resin-Minenroller da liegen, den ich 1994 von Mini Art Studio in Hongkong zwecks Rezension bekommen und gebaut hatte. Statt nun aber den geschenkten Gaul einfach aus der Schachtel zu bauen, habe ich mich erst mal ins Internet gestürzt und bei primeportal.net prompt reichlich Bilder gefunden, die Detaillierungen unerlässlich machten (kommt das bekannt vor?).




Der Bau

Um das Unangenehmste gleich aus dem Weg zu haben, wurden sämtliche Kettenglieder der "Magic Tracks" entgratet; dass die Führungszähne nicht "hohl" sind, habe ich großzügig übersehen, denn bei einem geschenkten Gaul wollte ich nicht in "Zahnpflege" investieren. Um aber an den Antriebsrädern ein korrektes Bild zu erhalten, wurden an je fünf Gliedern die "Kettenbolzen" ca. 2 mm tief ausgebohrt, bevor die Endverbinder abgeschnitten und an Stücken gezogenen Gießasts wieder aufgesetzt wurden. Um das Triebrad gelegt, bewegten sie sich in die richtige Position und wurden so fixiert.  

Der Bau des Fahrzeugs an sich bot keine Probleme, aber reichlich Verbesserungspotential. Zum Beispiel zeigte sich auf Fotos, dass der Minenroller das Fahrzeug vorn erkennbar niederdrückt: ich habe deshalb sämtliche "Positions-Nasen" der Schwingarme so modifiziert, dass die vorderen ein- und die hinteren ausgefedert eingeklebt werden konnten. An der Verbindung der beiden vordersten zu den Leiträdern musste dadurch auch etwas nachgearbeitet werden. 

Weiter ging es am Heck: der Bausatz-Abschlepphaken ist deutlich zu klein und wurde durch einen selbstgebauten funktionierenden ersetzt. Die Wände der Schutzringe um die Rückleuchten waren Herstellungs-bedingt leicht konisch und ließen sich mit einem entsprechenden Bohrer von Hand begradigen und verdünnen. Am rechten Rücklicht sieht das Kabel mit Führungsrohr als separates Teil besser aus als das aufgeprägte. Schließlich ließ sich auch der "Stopper" der Fahrerluke verfeinern, ebenso wie die Scheibenwischer seiner Periskope, und die "Klammern" der vorderen Einfüllstutzen-Riegel  schwebten, bis sie eine Unterlage bekamen. (Dass der rechte Stutzen etwas weiter hinten sitzen müsste, habe ich ignoriert.) Die Staukästen-Griffe ersetzte ich durch welche von New Tiger Model Designs. 

Die vordersten Teile der Kettenabdeckungen sind im Original hochklappbar und werden ansonsten von einem Federdraht unten festgehalten. Dieser Draht und zwei seiner Lager waren aufgeprägt, das dritte fehlte ebenso wie die Scharniere. Die Scharniere entstanden aus Styrol, der Rest aus Messing-Draht und -Blech. Die Endverbinder, mit denen das hochstehende Teil arretiert wird, lagen zwar als separate Teile bei, die aber zu groß waren im Vergleich zu denen der Kette und deshalb durch  von einem Ersatz-Kettenglied abgeschnittene und ausgehöhlte ersetzt wurden. Schließlich fand ich noch ganz dünnes Gummi-artiges Material für die Schmutzlappen vorn. Rechts sitzt neben diesem Schutzblech die Anschluss-Dose für den Minenroller (Teil G3). Die musste aufgedickt werden, und später wurde das entsprechende Kabel eingesetzt. 

Der "Turm" überraschte dadurch, dass die beiden Streben, an denen die Kameramasten sitzen, etwas niedriger waren als die anderen; außerdem waren alle vier reichlich dick. Dünnerschleifen setzte das Entfernen der Masten voraus, dann kamen Styrol-Streifen auf die erforderlichen Stellen, und die neuen Masten wurden aus 2x2 mm-Stangen gefertigt – der hintere 2 mm höher als der vorn, damit man näher am Heck was sieht. Die "Montagebleche" wurden erneuert und die Masten oben angebohrt; es wäre gut gewesen, sie unten etwas zu kürzen, um die Kamera-Kabel einführen zu können. Schweißnähte entstanden wie auch die Befestigungsschrauben aus gezogenem Gießast. Die Abschleppseile wurden durch ausgeglühtes Drahtseil ersetzt, an die Befestigungsschellen kamen Flügelmuttern von ABER. 

Auf einigen der erwähnten Bilder bei primeportal.net war zu erkennen, dass der Antennenmast bei Nicht-Fernsteuerung umgelegt werden kann; das reizte mich (vor allem im Hinblick auf vermeidbare Transportschäden). In den Antennenfuß kam deshalb ein Stück Messingblech mit zwei Löchern, in den Mast zwei Löcher und ein entsprechender Schlitz. Die Antennen selbst ließen auch zu wünschen übrig: ihre Basen zeigen beim Original nicht in genau dieselbe Richtung, und die untere musste aus Messingdraht gewickelt werden. Die Kabel entstanden aus gezogenem Vinyl-Gießast und wurden in zwei Löcher in der Anschlussbox geführt (an deren Vorderfront kam auch ein Loch, für die Kamera-Kabel). Blieb das Durchbohren der Antennen-Stütze und das Anfertigen der Scharnier- und Sicherungsstifte: an 0,4 mm Eisendraht-Stücke passender Länge wurden "Kettchen" geklebt aus dem elastischen Material des Oberteils einer schwarzen Strumpfhose.  

Die Kamera-Kabel sind ebenfalls aus gezogenem Vinyl und auf dem Turmboden mit Weißleim-Tröpfchen befestigt. Die Bausatz-Kameras selbst sind nach Expertenmeinung zu groß; da ich aber nicht feststellen konnte, um wieviel, habe ich sie erst mal weggelassen. Allerdings kam ich auf diese Idee erst, nachdem ich die Montageplatten bereits korrigiert und angeklebt hatte: die daraufhin  nachgeschnitzten Exemplare sind zwar dünner, vielleicht aber doch zu lang und deshalb noch abnehmbar. – Vor dem Ankleben der (ausgebohrten) Nebelwurf-Geräte habe ich auf der Rückseite die angegossenen "Kabel" zurechtgeschnitzt und ebenfalls Vinyl angeklebt, das in die zuständigen Boxen führt. Der zweite Antennenfuß erhielt statt der abgeschnittenen dicken Antenne nur ein Loch eingebohrt.  

Blieb an Bausatz-Inhalt noch die Kommandantenkuppel. Die stammt im Prinzip vom M 113, so dass man überall reichlich Bilder findet. Ich habe die Lukenstütze detailliert und auch den Arretierungs-Haken samt Griff, außerdem den Hebel für die Arretierung der MG-Lafette ergänzt. Mit meinem dünnsten Bohrer habe ich die Möglichkeit für die Anbringung eines Vorhängeschlosses geschaffen. Das PE-Teil hinter dem MG fand ich auf Bildern nicht nur im 45 Grad-Winkel geknickt, sondern auch in der Farbe der Periskopeinfassungen bemalt; keine Ahnung wieso. Apropos Periskope: deren Seiteneinfassung fand ich unzureichend und habe sie daher mit dünnem Styrol ersetzt, ebenso die Schutzbügel. 

Wannen-Ober- und Unterteil hatte ich gemäß Bauanleitung relativ früh zusammengeklebt, den Turm aber zu Bemalungszwecken separat gelassen. Das rächte sich bei der Endmontage, denn jetzt zeigte sich, dass das Turmdeck verzogen war und von rechts nach links "wippte". Mit viel Aufwand bekam ich es dann doch fest, empfehle aber dringend, diese Passung frühzeitig zu kontrollieren.

Und jetzt zum Minenroller von Mini Art Studio, den ich statt des im Bausatz eigentlich befindlichen genommen habe. Der war, wie gesagt, schon gebaut und mit Humbrol Gunmetal Pinsel- grundiert. Aber eben Baujahr 1994, und da gab's nicht viele Informationen zu dem Teil, wie sich jetzt schmerzlich zeigte. Also musste heftig nachgearbeitet werden: zum Beispiel sollte die untere Platte des Montageteils unmittelbar an der Wanne anliegen, was eindeutig nicht richtig war. Rechts und links Abstandshalter anzubringen war kein Problem – aber zu den entsprechenden Sachen in der Mitte dieser Platte fand ich kein Foto. Fällt nicht auf, solange das Ding am Panzer hängt, aber da ich die Aufhängung funktionierend konstruiert habe mit Bolzen und Splinten, wäre ich für Hinweise dankbar, die mir auch die getrennte Darstellung erlauben würden. 

Die unvollständige Detaillierung des Resin-Bausatzes rechtfertigte andererseits den Aufwand eines funktionierenden Aufhängungs-Mechanismus: Die beweglichen Klammern wurden aus Styrol neu gefertigt, ebenso die Mechanik ihrer Betätigung, wobei die Ösen der Drahtseile und deren   Klammern (liegende "U" im Mechanismus auf der Wanne) so geschickt gegossen waren, dass diese Klammern nicht beweglicht werden mussten. "Drahtseil" ist übrigens wörtlich zu nehmen, es handelt sich um ausgeglühte Stücke eines Fahrrad-Gangschaltungskabels (ø 0,8 mm), wie schon die Abschleppseile. Erhältlich in jeder Fahrrad-Werkstatt gegen Wochenende als Schrott. Wie das Ganze funktioniert, ergibt sich hoffentlich aus den Bildern, sonst über mich. 

Die Resin- Scheibenfedern waren nicht zu verwenden und mussten daher aus einzelnen Styrol-Scheibchen neu gefertigt werden (eine Revolver-Lochzange produziert leichte Wölbung). Alle Sechskant-Muttern sind aus gezogenem Klarsicht-Kugelschreiber und mussten daher, anders als die Scheibenfedern, nicht einzeln ausgebohrt werden ...  Zu den eigentlichen Roller-Auslegern und ihren Rädern ist nicht viel zu sagen, denn die von Dragon scheinen besser zu sein als das, was ich hatte; wer Fragen dazu hat, kann sich aber gern an mich wenden. Den ketten-geschleppten Auslöser für elektronische Minenzünder hatte ich nicht, aber zwei "Hundeknochen", mit denen der Roller auch arbeitet.

Die zwischenzeitlich von DEF Models herausgebrachte Resin-Montageplatte für den Bug jedes M1 (Nr. DM35076) spart viel Arbeit und sieht auch ohne Roller sehr gut aus.

Die Bemalung/Alterung

Zur Bemalung des Dragon Modells ... die Bemalung ist das, was ich am Modellbau schlicht HASSE, und die Materialien spüren das und wehren sich! Deshalb: Grundierung "Chaos Black" aus der Dose von Games Workshop, darüber ein "MERDEC Grün" von Tamiya, das ein Modellbau-Freund mir verdünnt angerührt hatte (danke, Hauke!). Die Fahrer-Winkelspiegel wurden mit Folie einer Keks-Verpackung beklebt, die des Kommandanten rückseitig mit verdünntem und grün gefärbtem Weißleim bemalt. In die Scheinwerfer kam Alufolie, bevor die Bausatz-"Gläser" mit Weißleim eingesetzt wurden. Die Rückseiten der Rückleuchten wurden per Klarlack mit rot bedruckter Alu-Folie von Schokolade (Weihnachtsmann/Osterei) beklebt und platziert.  Die "Peilstäbe" am Heck sind (in der Bauanleitung nur sehr schwer erkennbar) dreifarbig: unten schwarz, mittig grün, oben rot. Am Auslass-Gitter der Turbine habe ich Rost mit Pastellkreiden imitiert, ansonsten das Fahrzeug eher "gepflegt" belassen, denn mir schwebte eine Szene vor, in der ein frisch überholtes Fahrzeug von einem M 88 A1 einen "gebrauchten" Minenroller angesetzt bekommt.  Auch die Ketten wurden aus der Sprühdose geschwärzt, dann mit diversen Rost-Tönen und Dunkelgrau detailliert.

Der Roller ist per Pinsel mit Humbrol Gunmetal grundiert und mit Olivgrün Nr. 86 derselben Firma überpinselt worden, beides Emailfarben. Anschließend kamen unterschiedlichste Rostfarben drauf sowie auch geschabte Pastellkreide. Die Scheibenfedern und die Muttern habe ich mit Silber und anschließender Verstaubung versucht realistisch aussehen zu lassen, das Material der "Anschlag-Polster" auf den Auslegern erschien in Fotos rosa und wurde entsprechend gestaltet.



Fazit

Insgesamt ist es ein beeindruckendes Modell geworden, das mich außer viel Arbeit nichts gekostet hat; andere Leute hätten sich daran auch bemalungsmäßig so richtig austoben können.

Bewertung allein für das Dragonmodell:
Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****



Empfohlene Referenzen:

© 06/2017 Peter Schweisthal

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