Die Entwicklung des A 11 Matildas begann 1935 bei Vickers-Armstrongs Ltd. (Design von Sir John Carden) und basiert auf der Forderung des Generalstabs nach einem billigen Panzer unter Verwendung von bereits kommerziell erhältlichen Komponenten. Das Ergebnis war ein kleines Zwei-Mann-Fahrzeug mit einer niedrigen Wanne und einem kleinen Gussturm. Der Turm war mit einem einzelnen schweren Maschinengewehr ausgestattet, entweder einem .303 Vickers Maschinengewehr oder einem größeren, Vickers .50 Maschinengewehr. Der A11 war auf schnelle Lieferung und niedrige Kosten ausgelegt und verwendete viele Teile aus anderen Fahrzeugen: einen Ford V8-Motor, ein Fordson Getriebe, eine Lenkung ähnlich der in den leichten Vickers Panzern und eine Aufhängung, die vom Mk IV Dragon Artillerie-Traktor übernommen wurde. Im Wesentlichen war der Panzer ein Panzer des Ersten Weltkriegs, der zwanzig Jahre nach dessen Ende entworfen wurde. Diejenigen, die den Panzer entwarfen, waren von dem Irrglauben beeinflusst, dass der Kampf in einem neuen Krieg derselbe sein würde wie im Ersten Weltkrieg, in dem Panzer zum Durchbrechen starker, statischer Verteidigungsstellungen eingesetzt wurden. Infolgedessen war der Panzer sowohl im Design als auch in seinem Verwendungszweck veraltet. Mit einer Panzerung von 60 mm (Wanne) bzw. 65 mm (Turm) waren der Matilda I gut gegen Panzerabwehrwaffen der damaligen Zeit geschützt, aber die Ketten und das Fahrwerk lagen frei und waren anfälliger als bei Panzern mit geschützten Ketten. Ein weiteres Manko war das Fehlen einer Kanone zur Bekämpfung gegnerischer Panzer, was den Gefechtsnutzen stark reduzierte. Neben der Bedienung des Maschinengewehrs musste der Kommandant den Fahrer anweisen und das Funkgerät bedienen. Die Höchstgeschwindigkeit von 13 km/h wurde als ausreichend angesehen, um einen Infanterievormarsch zu unterstützen. Zwischen 1937 und 1940 wurden 140 Exemplare des Matilda I produziert. Den ersten und einzigen Kriegseinsatz sahen die Matilda I 1940 in Frankreich als Teil des British Expeditionary Force (BEF). Bei einem Gegenangriff am 25. Mai 1940 bei Arras kamen 58 Matilda I zum Einsatz. Nach der Niederlage in Frankreich wurde der Matilda I außer Dienst gestellt, da er den Aufgaben der modernen Kriegsführung nicht gewachsen war. Auch die Wehrmacht nutzte keinen der erbeuteten Panzer. Die Bezeichnung "Matilda" basiert auf die geringe Größe des Panzers und dessen entenartigen Form.
Der Resin Bausatz des A11 Matilda I von Accurate Armour Boss im Maßstab von 1:35 wird in einer kleinen Schachtel mit Stülpdeckel geliefert. Diese Schachtel beinhaltet die Wanne und den Turm jeweils als Vollguss, drei Tüten mit kleinen Spritzlingen, eine PE Platine, einen Decalbogen für 5 verschiedene Fahrzeuge (alle für das 4. Royal Tank Regiment, Frankreich 1940), eine Messingstange und einen (Blei-?) Zinndraht. Ein Beutel enthält die 8 Teile der Segmentkette, ein zweiter Beutel die Teile des Laufwerkes und der dritte Beutel die restlichen Bauteile. Da die Spritzlinge in den Beuteln lose beiliegen und aneinanderstoßen, hatten sich einige Teile vom Spritzling gelöst oder waren abgebrochen. Das ist kein Anblick, den man haben möchte, wenn man einen Bausatz öffnet. Ein besserer Schutz der Teile wäre wünschenswert. Eine separate Inneneinrichtung bietet der „Bausatz nicht. Im Fahrerraum der Wanne ist jedoch ein Fahrersitz ausgeformt. Die zwölfseitige Bauanleitung ist bis auf das Deckblatt in schwarz/weiß gehalten und übersichtlich gestaltet. In ihr wird die Geschichte des Panzer beschrieben, die nummerierten Teile der Spritzlinge benannt, die PE Platine dargestellt, die Zuordnung der Nummern und Namen auf dem Decalbogen zu den einzelnen Fahrzeugen beschrieben und die zu verwendenden Farben aufgeführt. Die eigentliche Baubeschreibung ist zweiteilig angelegt. Zum einen gibt es auf einer Seite eine knappe, textliche Auflistung der Bauabschnitte und zum anderen Fotos zu den Bauabschnitten. Da der Text nicht sehr ausführlich ist und die abgebildeten Fotos keine gute Qualität aufweisen, gestaltete sich der Zusammenbau teilweise zu einem Rätselraten. Es ist zu empfehlen im Internet nach Abbildungen fertiger Modelle zu suchen, anhand derer man besser nachvollziehen kann, welche Teile wohin gehören. In der Bauanleitung fehlt eine Bildtafel mit der Darstellung möglicher Tarnschemata. Folgendes Ergänzungsmaterial wurde für den Bau des Panzers beschafft: - Einzelgliedkette für T 26 von Friul (ATL -45) - Metallseil (0,6 mm) von Aber
Laufwerk: Nach dem Abtrennen der Laufwerkteile von den Gießästen, beginnt eine gründliche Versäuberung der Teile. Insbesondere die Laufflächen der Laufrollen müssen gründlich geschliffen werden um die Reste des Gießastes zu entfernen. Bei dem Versäubern Pro Seite werden 8 Laufrollen-Paare verbaut, die an zwei Schwingarmen montiert werden. Während die vorderen 6 Laufrollen-Paare seitlich eine flache Oberfläche haben, weisen die hinteren zwei Laufrollen-Paare an der Seite ein Vertiefung auf. Die Montage des Antriebsrades am Heck ist recht unkompliziert. Dagegen muss man beim Anbringen des Leitrades die Bauanleitung und Bildvorlagen aus dem Internet genauer studieren. Die Positionierung der Teile der Antriebswelle an der rückwärtigen Seite der Bugplatte geht aus der Bauanleitung nicht klar hervor. Mit dem Anbringen der zwei Stützrollen an jeder Seite ist dann das Laufwerk fertiggestellt. Wanne und Turm:
Es folgte das Anbringen der Staukästen an den vorderen Wannenseiten. Aus dem beiliegenden Zinndraht werden vier Haltegriffe geformt und je zwei auf der Oberseite der Staukästen angeklebt. Mit den PE-Teilen werden auf dem Heck die Abdeckgitter und an den Seiten der Wanne diverse Werkzeug- / Lampenhalterungen sowie Zurüstteile angebracht.
Zunächst wurde das Lampengehäuse ausgehöhlt und die Aushöhlung anschließend mit Liquid Chrome von MOLOTOW bemalt.
Als Ergänzendes Zubehör habe ich mir ein Metallseil (0,6 mm) von Aber besorgt, mit der eine Abschlepptrosse dargestellt werden soll, die in zwei Halterungen an der rechten Wannenseite eingepasst wird. Das Metallseil ist sehr steif und musste erst stark erhitzt werden, bevor man es in Form biegen zu konnte. Die zwei Schlaufen am Ende der Trosse waren im Bausatz enthalten. Auch die Abschlepptrosse wurde nach der Bemalung angebracht. Kette:
Die im Bausatz enthaltene Segmentkette ist auf acht Stränge aufgeteilt. Die Vorstellung diese steifen Kettensegmente zurechtbiegen zu müssen und die Tatsache, dass ein Kettensegment zerbrochen war, ließ den Wunsch reifen eine Einzelgliedkette zu verwenden. Nach einiger Zeit der Recherche fiel mir auf, dass die Kette des russischen T 26 mit der des Matilda identisch ist. Eine solche Einzelgliedkette ist bei Friul erhältlich und wurde fluchs beschafft. Die fertig montierte Kette wurde mit einem Brünierungsmittel geschwärzt und anschließend die erhabenen Stellen blank geschliffen. Da die Kette überwiegend frei liegt ließ sie sich beim Aufziehen problemlos verbinden.
Vor dem Anbringen der Decals wurde eine erste Schicht Klarlack aufgetragen (Glanzlack + Seidenmatt von Vallejo im Verhältnis 1:1). Im Anschluss an den letzten Auftrag des Klarlackes, wurde noch an zwei Stellen des Panzers eine gelb-grüne Gasdetektor-Farbe aufgemalt. Diese Gasdetektor-Farbe wurde 1940 bei den Truppen häufig verwendet und dort aufgebracht, wo es der Kommandant und der Fahrer gut sehen können. Im Falle eines Gasangriffes verfärbt sich die Farbe rötlich. Decals: Die Decals beinhalten die Markierungen von 5 Fahrzeugen des 4. Royal Tank Regiment, das am 21. Mai 1940 bei dem Gegenangriff bei Arras beteiligt waren (DERWENT, DEMON, DEVIL, DREADNOUGHT und DOLPHIN). Kennzeichnend für die Panzer dieser Einheit war das "Chinesische Auge" an jeder Turmseite. Bei meinem Panzer hatte ich mich für den DREADNOUGHT entschieden, da ich von diesem Fahrzeug ein Foto als Vorlage hatte. Leider waren die Decals von sehr schlechter Qualität. Da sie vermutlich schon überaltert waren brachen sie nach dem Einweichen ganz leicht auseinander. Selbst das Bestreichen mit Liquid Decal Film (von Microscale), den ich zum Fixieren von selbst gedruckten Decals verwende, hatte nur wenig geholfen. Nachdem sich der Schriftzug DREADNOUGHT beim Anbringen auf den Panzer in seine Einzelzeile aufgelöst hatte, musste ich mich für eine andere Variante entscheiden. Als DERWENT, DEMON und DOLPHIN schließend auch noch zerbröselten, entschied ich mich den Namenszug selbst auf transparentes Decalpapier zu drucken. Womit ich dann wieder bei dem von Anfang an geplanten DREADNOUGHT war. Für gewöhnlich trugen die Panzer dieser Einheit an verschiedenen Stellen ein weißes Quadrat, das sie als Aufklärungsfahrzeug kennzeichnete, doch auf dem oben erwähnten Foto des DREADNOUGHT in Frankreich sind diese Quadrate nicht vorhanden. Somit habe ich sie hier auch weggelassen (obwohl ich sie ganz dekorativ finde). Im Anschluss an die Anbringung der Decals erfolgte wieder ein flächendeckender Auftrag einer Mischung von Glanzlack-Seidenmatt um alles zu versiegeln. Alterung/Effekte:
Mit dem Matilda I von Accurate Armour erhält man, wenn er fertig ist, einen wunderbaren Panzer aus der frühen Phase des 2. Weltkrieges und wir für so manche Widrigkeiten entschädigt. Negative Aspekte: - es ist ein Resin-Modell (zumindest ich persönlich mag sie nicht so sehr) - die Bauanleitung sollte überarbeitet werden, da sie momentan einige Fragezeichen aufwirft - viele Teile müssen gründlich versäubert und verspachtelt werden - die Kette sollte dringend überarbeitet werden (z.B. durch gebogene Segmente ergänzt werden) Positive Aspekte: - die Detaillierung, insbesondere an der Wanne und dem Turm, ist sehr gut - das Vorhandensein ergänzender Materialien wie PE-Teile, Zinndraht, Messingstange Diese Modell macht es erforderlich, ausreichend Bildmaterial des Panzers im Original und als Modell zu recherchieren, was den Zusammenbau deutlich erleichtert. Unter dem Strich hat mir das Modell aber recht viel Spaß gemacht, so dass ich den Bausatz durchaus empfehlen kann! P.S.: Aufgrund der massiven Ausführung des Turmes und der Wanne sowie der Metallkette, hat das Modell für diesen kleinen Panzer ein recht hohes Gewicht, was sich sehr "wertig" anfühlt, wenn man es in der Hand hält.
© 03/2021 Andreas Immekus 3442 Leser dieses Bauberichts seit dem 20.03.2021 |