Mit Beginn des Feldzuges im Osten wurde auf deutsche Seite offensichtlich, dass die vorhandene Panzerabwehr der Wehrmacht insgesamt nicht für die auftretenden russischen Gegner gerüstet war. Die gängigen Panzerabwehrgeschütze waren mit einem Kaliber von 3,7cm entweder zu schwach dimensioniert oder nur in unzureichender Menge verfügbar. Dazu waren die, in der Mehrzahl gezogenen, Geschütze nicht mobil genug um im Gelände der Geschwindigkeit der vorrückenden Truppe mitzuhalten. Um die Feuerkraft der Truppe zu erhöhen und der Panzerabwehr die notwendige Mobilität zu gewährleisten, wurde am 20. Dezember 1941 die Firma Alkett beauftragt eine schnelle Lösung für geeignete Panzerjäger zu produzieren. Alkett griff hierzu auf bereits vorhandene Fahrgestelle des als unbrauchbar eingestuften Flammpanzer II D und die in großen Mengen erbeutete russische 7,62cm Pak 36 zurück. Bereits 16 Wochen nach Auftragserteilung übergab das Unternehmen die ersten 60 der bestellten 150 Panzerjäger II D an die Truppe übergeben. Weitere 90 Exemplare verließen die Hallen von Alkett im Mai 1942. Im Anschluss wurde die Firma Wegmann Co. damit beauftragt alle noch verbliebenen Fahrgestelle des Panzer IID umzubauen. Der mit 2,60 Metern recht hoch ausgefallene Jagdpanzer war mit einer maximalen Panzerstärke von 30mm (Wanne) zwar recht schwach gepanzert; konnte jedoch mit einer Straßengeschwindigkeit vom 45Km/h und 19km/h im Gelände die geforderte Mobilität der Panzerjägertruppe vorerst verbessern. Bis Juni 1943 wurden insgesamt 202 dieses Sd.Kfz.132 gefertigt und sowohl an der Ostfront als auch vereinzelt in Afrika eingesetzt.
Eine Herausforderung von Alan Die Firma Alan ist eine Modellbauschmiede, die regelmäßig unbekannte und eher ungewöhnliche Wehrmachtsfahrzeuge auf den Markt bringt. Diese Plastikbausätze verzichten in der Regel auf Resin- und Metallteile und locken dafür mit interessanten Versionen zu einem fairen Preis.Beim Öffnen der Schachtel zeigen sich mehrere Spritzlinge in grauem Kunststoff, die auf den ersten Blick recht ordentlich anmuten. Die vierseitige Bauanleitung ist einfach gehalten, übersichtlich und in Zeiten von wahren Bauanleitungsbüchern schon fast angenehm spartanisch. Dazu gibt es einen kleinen Decalbogen, der den Bau von 3 Versionen ermöglicht sowie ein Messinggitter für den Auspuff. Beim näheren Hinsehen offenbaren sich teilweise doch recht einfach gehaltene Bauteile. Bei den ersten Recherchen zu dem Fahrzeug fielen mir am Modell einige Fehler auf, von denen einige sicherlich vermeidbar gewesen wären. Es macht den Eindruck, als wenn die Hersteller seinerzeit das Modell schnell zur Markreife bringen wollten. Aber, fangen wir vorne an. Sind die Teile erst einmal vom Spritzling gelöst und versäubert kann man mit dem Zusammenbau beginnen. Die Bildquellen zu diesem Fahrzeug haben sich, von der Inneneinrichtung einmal abgesehenen, in den Jahren deutlich verbessert. Inzwischen gibt es auch ein gutes Buch von dem Nuts&Bolts Verlag zu diesem Thema. Dies darf man ruhigen Gewissens als Muss für Informationen über den Panzer II D/E und seine Varianten betrachten.
Aller Anfang ist die Wanne
Der schlimmste Fauxpas ist dem Hersteller leider jedoch bei den Schwingarmen selbst unterlaufen. Bei dem originalen Fahrwerk des Panzer II D zeigten die Schwingarme nämlich nach vorne ! In der Bauanleitung wurde dies nicht beachtet und somit die Teile C8 und C9 der Anleitung nach falsch bezeichnet.
Man muss sich also bereits jetzt entscheiden ob man nach Bauplan vorgeht und den Fehler übernimmt oder die korrekte Einbauvariante wählen möchte. Entscheidet man sich für den richtigen Sitz der Schwingarme verändert sich Montageposition der Montagelöcher um jeweils 3 Millimeter nach vorne.
Der vordere Teil der Oberwanne muss entfernt und durch einen Plastiksteifen von 10mm Breite ergänzt werden. Weiter muss dann noch die fehlende Verbreiterung der hinteren Oberwanne ergänzt werden.
Für Kettenabdecklungen verwende ich verzinnte Bleifolie. Durch die Verzinnung ist sie, bei Bedarf, problemlos zu löten einfach zu verarbeiten, leicht zu kleben und gut lackieren. Diese „Helago“ Zinnfolien Folien werden von der Firma Heinz&Laufer in den Stärken 0,2-1,0mm für den Dentalbereich hergestellt. So lassen sich beliebig viele Kettenabdeckungen herstellen, die nach Belieben verbogen werden können und dennoch ihre Stabilität behalten. Das Laufwerk
Die Nabenabdeckungen für die Treibräder auf den Teilen C3 enthielten bei mir eine deutliche Sicke und waren nicht richtig „verschraubt“. Umgearbeitete Abdeckungen von einem Panzer 38t Bausatz aus der Grabbelkiste leisteten Abhilfe und eine korrekte Montage. Der Innenraum
Es existieren von dem Innenraum dieses Panzerjägers weder Zeichnungen noch aussagekräftige Bilder. Somit kann der Bau eines korrekten Innenraumes immer nur ein Kompromiss aus Vorlagenstudium, Interpretation, logischen Schlussfolgerungen und Spekulation sein. Die Marder II D wurden aus bereits bestehenden PzKpfw II D umgebaut. Durch den großen Bedarf solcher Fahrzeuge wurden diese unter großem Zeitdruck gefertigt. Die Firma Alkett brauchte nach Auftragserteilung am 20.12.1941 lediglich 18 Wochen um bereits im April 1942 die ersten 60 dieser Fahrzeuge auszuliefern. Schon aus Gründen der enormen Entwicklungsgeschwindigkeit war zu vermuten, dass an der Bodengruppe des PzKpfw II D Keine signifikanten Änderungen vorgenommen wurden.
Auf allen mir bekannten Bildern ist der Sehschlitz des Beifahrers in der Frontpanzerung verschlossen bzw. mit Ausrüstung/Schanzmaterial zugestellt. Die Funkantenne der meisten Fahrzeuge befindet sich ebenfalls vorne rechts. Dazu gibt es ein bekanntes Foto (Nuts&Bolts Vol. 24) das eben dort den Lautsprecher der Funkanlage samt Verkabelung zeigt. Damit durfte ich annehmen, dass irgendwo in der Nähe der Sehklappe für den Funker das Funkgerät in Reichweite sitzen muss. Ich entschloss mich dazu das Funkgerät an der Unterseite der Oberwanne hinter der Sehklappe zu befestigen. Der Aufbau
Dieser Aufbau ist oben insgesamt 4-6mm zu breit, so dass das Schild der Waffe und der Aufbau an jeder Seite 2-3mm Platz haben. Beim Original schloss das Schild der Waffe jedoch seitlich mit dem Aufbau ab. Zusätzlich ist die Gesamthöhe des Panzeraufbaus ca. 2mm zu niedrig. Im Original waren die Panzerplatten des Marder II D an der Front 14,5mm und an den Seiten 10mm stark. Im Maßstab 1/35 bedeutete das eine Materialstärke von 0,4mm an der Front und 0,28mm an den Seiten. Zum Glück gibt es in der einschlägigen Literatur bereits bemaßte und mit Winkeln versehene Zeichnungen über diesen Aufbau. Daher war es mir möglich den Aufbau dieses Panzerjägers neu zu fertigen. Durch die Materialstärken erschien mir ein Bau aus Plastikplatten nicht sinnvoll.
Dummerweise hatte ich nicht daran gedacht welche enormen Auswirkungen dieses auf alle anderen Winkel der Frontpanzerung und den Aussparungen des Fahrzeuges hatte. Erst beim Trockenanpassen viel mir mein „Meisterstück“ auf. Am Ende benötigte ich ein halbes Dutzend Versuche um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Ich kann daher nur empfehlen, z. mit Karton, einen Dummy zu bauen und solange anzupassen bis das Ergebnis passend ist. Am Heck des Fahrzeuges befand sich ein Aufbau aus Drahtgeflecht. Durch die veränderten Winkel passte dieser natürlich auch nicht mehr und musste ebenfalls neu angefertigt werden.
Ergänzend sei anzumerken, dass auf diversen Bildern einige Fahrzeuge einen geschlossenen Aufbau zeigen. Belegt ist dieser jedoch nur bei späten Fahrzeugen, die der 5. SS Panzerdivision Wiking zugeordnet werden. Ob es hierbei um einen Behelf durch die Truppe oder eine Änderung ab Werk handelt ist nicht ganz geklärt. Auf allen Fotos anderer Einheiten sind die Marder IID aber mit Drahtgeflecht abgebildet. Auch die Lagerung der Munition ist in dem Alan Bausatz interessant interpretiert. Nach dieser Philosophie hätten die Granaten nämlich kopfüber im Motorraum gehangen. Eine komplette Lagerung an den Innenseiten des Panzeraufbaus war schon wegen der Stärke der Panzerung undenkbar. Bereits ein einfacher Durchschuss einer Panzerbüchse hätte das komplette Fahrzeug zur Detonation bringen können. Dazu zeigen alle bekannten Quellen keine Munitionshalterungen an den Innenseiten des Marder II D.
Die Waffenanlage Die Unterkonstruktion der 7,62cm Pak (Bauteil D15) wurde von Alan als einzelnes Bauteil beigelegt. Sie ist insgesamt zu dick und stark vereinfacht dargestellt. Die vorhandenen Details wurden dabei etwas vernachlässigt.
Den Verschlussblock baute ich ebenfalls aus dem Kasten. Auch diesen hat der Hersteller etwas „einfach“ realisiert. Glücklicherweise wurde die 7,62cm Pak (r) in großen Mengen produziert, so dass Vorlagenbilder reichhaltig verfügbar sind. Somit war es ohne Weiteres möglich war die Waffe zu detaillieren und mit diversen Anbauteilen, die im Modell fehlen, zu verfeinern.
Auch bei diesem Modell kamen daher nur diese „einfachen“ Farben zum Einsatz. Der Bau des Modells war aufwendiger als geplant und in der Folge wurden somit diverse Materialien unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit verwendet. Es empfiehlt sich daher stets nach dem Abschluss einzelner Bauabschnitte die Baugruppen zu grundieren. Nur so lassen sich handwerkliche Fehler oder notwendige Nacharbeiten an den einzelnen Teilen sicher erkennen. Ist das Fahrzeug erst einmal komplett montiert wird dies sehr aufwendig. Nachdem ich die Inneneinrichtung fertiggestellt hatte wurde diese also grundiert.
Das restliche Fahrzeug und die Waffenanlage wurden in einer Mischung aus Panzergrau und etwas schwarz vorlackiert. Anschließend wurde das Fahrzeug in der Fläche mit leicht hellerem Panzergrau aufgehellt. Nachdem das gesamte Fahrzeug seine endgültige Farbe bekommen hatte fand die eigentliche Tarnung statt. Erst als sämtliche Farbaufträge wirklich trocken waren wurde der Panzerjäger mit Haarlack eingesprüht. Im Anschluss erfolgte ein Einnebeln mit weißer Farbe. Nach dem Trocknen wurde mittels warmem Wasser und einem Borstenpinsel den Haarlack inklusive der weißen Farbnebels stellenweise wieder entfernt. Das Ergebnis war eine ausgewaschene und stark abgenutzte Wintertarnung, wie sie am Ende des Winters realistisch gewesen wäre. Mein Tipp: Den Haarlack unbedingt dünn auftragen und das Modell danach nur mit einem dichten Farbnebel lackieren Ist der Lack zu dick auf dem Modell kann das warme Wasser den Haarlack nicht ablösen. Dies erschwert das anschließende Entfernen erheblich und schafft unrealistische scharfe Kanten. Außerdem können durch die erhöhte Reibung mit dem Borstenpinsel mehr Details zerstört als hervorgehoben werden.
Das Sd.kfz.132 von ALAN ist ein in die Jahre gekommener Bausatz,der im Vergleich mit den aktuellen Produkten nicht mehr zeitgemäß erscheint. Die Detailierung und die Fehler im Modell sollten der Tatsache geschuldet werden,dass zum damaligen Erscheinungszeitpunkt die Firma gerade am Anfang ihrer Karriere stand und die Faktenlage zu diesem Fahrzeug gering ausfiel. ALAN verspricht ein eher ungewöhnliches Fahzeug für den kleinen Geldbeutel. Wer Qualität a la Tamiya sucht, wird hier ganz sicher enttäuscht. Wenn man jedoch noch basteln statt zusammenfügen möchte und gerne kniffelige Fehler behebn mag und die Herrausforderung sucht, wird man seinen Spaß haben
© 03/2021 Michael Kümmel |
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