Die"Long Tom", wie die 155mm Kanone M1 mit Spitznamen hieß, war bei der US Army und Verbündeten während des Zweiten Weltkriegs und danach im Einsatz und wurde auch an viele befreundete Nationen geliefert. Nach dem Krieg wurde die ursprüngliche Protze M2 ersetzt durch die Protze M5, und die Bezeichnung wechselte zu M59.
Ich habe den Bausatz Ende 1994 gekauft und, statt ihn zu bauen, genauestens angeschaut und sämtliche erreichbaren Quellen und TMs studiert. Böser Fehler, denn es zeigte sich, dass das Rohr zu kurz war und eine zu dicke hintere Hälfte hatte und dass die Protze kein einigermaßen realistisches Anhängen an ein Zugfahrzeug erlaubte. Also ab damit in den Stapel, und erst nachdem ich AFV Clubs und Tamiyas M40 "Long Tom als Selbstfahrlafette" gebaut hatte, habe ich den Kit wieder ausgegraben in der Hoffnung, nun all seine Fehler beheben zu können. (AFV Club hat irgendwann reagiert mit Bausatz 35295 einer Weltkriegs-M1 mit Protze M2 und einer Reihe korrigierter Fehler – aber nach wie vor mit den fehlerhaltigen Gießästen A, B, C und Korrekturen nur da, wo AFV die für nötig hielt. Daher könnten einige der nachstehenden Anmerkungen auch für den Bau des neuen Kits von Nutzen sein.) Was die Lafetten angeht (die auch für 203mm Haubitzen benutzt wurden), gibt es Unterschiede bei den Rädern: grob unterteilt, fuhren die M1 mit 6-Loch-Felgen und zivilem Reifenprofil, während die M59 Geländereifen auf 5-Loch-Felgen hatten. Aber natürlich gab es Ausnahmen von dieser "Regel". Das wusste ich damals nicht und hatte deshalb Masters Productions Ersatzräder gekauft und denen gleich Messingdraht-Ventile spendiert.
An den Holmen muss als erstes der "Pfeil" auf dem linken ersetzt werden durch ein "Y", in das der Pfeil auf dem rechten hineingehen kann. In Feuerstellung werden die hinteren Sporne A3 an den Holmen fixiert durch L-förmige Keile, die sich aus 1 x 1mm Plastikstreifen herstellen lassen. Um die korrekt anzubringen, müssen entsprechende Löcher in A11 und 12 geschnitten werden, wie sie in A8 und 9 bereits vorhanden sind – vor dem Zusammenkleben der Holme ist das einfacher als später. Auf dem Marsch können diese Keile in einer Halterung außen am linken Holm verstaut werden, kurz vor dem Achteck, das den Schraubenschlüssel hält; das geschieht aber nur, wenn das Geschütz eine 203mm-Haubitze ist, beim langen 155mm-Rohr sichern die Keile die A-Stütze unter dem Verschluss.
Der Zusammenbau des Laufwerks bot keine Probleme. An den Bremszylindern habe ich kleine Spiralen angebracht (dünnster Draht, um einen Bohrer gewickelt), um Bremsleitungen aus schwarzem Gummifaden aufzunehmen. Meine Lafetten-Anhänger-Kupplung wurde auseinandergetrennt und beweglich wieder installiert für den Fall, dass mal ein Mack NO in 1:35 erscheint – man wird ja träumen dürfen. Die Handbremsen wurden detailliert mit PE-Ratschen und gezogenem Gießast.
Die Hebe-Schrauben bewegen das gesamte Räderwerk und damit die Lafette zwischen Feuer- und Transportposition auf und ab. Die Bauanleitung erwähnt das nicht und schreibt schon gar nicht, wie weit das "Fahrzeug" angehoben werden muss zum Schießen. Die Funktion der Teile B34/35 ist auch nicht ersichtlich – und so,wie der Kit sie liefert, sind sie nur für ein Geschütz in Feuerposition korrekt: Nach dem Absenken der Lafette hebt weiteres Drehen der Anhebe-Schrauben die Räder vom Boden ab, so dass sie nur an den Achsen ihrer Blattfedern hängen und bei jedem Schuss schwingen würden. Deshalb ist das Mittelteil von B34/35 am Original ein Stück Drahtseil, und wenn deren Ösen am Fahrgestell-Querträger B42 eingehakt sind, wird das Laufwerk stabilisiert. Auf dem Marsch dagegen werden diese Ösen an Haken auf den Längslenkern verstaut. – Die Ösen von B34/35 wurden ausgebohrt, das Mittelteil durch starkes Leinengarn ersetzt und die Aufhänger am Querträger ergänzt. Die Stauhaken an den Längslenkern wurden aus 14 x 1mm Alublech-Streifen gebogen.
Für eine funktionierende Rohr-Arretierung habe ich den Riegelhebel und die Platte, an der er sitzt, ersetzt und die Achse der Apparatur ausgebohrt, so dass eine Scheibe passenden Durchmessers exzentrisch auf eine neue Achse geklebt werden konnte, mit den ersetzten Teilen plus Sechskant-Mutter am anderen Ende. Die Muttern der Rücklauf-Stangen am Verschluss sollte man erst abtrennen, nachdem man sie durchbohrt hat: dadurch kommen die Löcher automatisch an die richtigen Stellen im unteren Teil des Verschlusses. Das ist wichtig, damit der Exzenter hindurch kann, um dann durch eine Teil-Drehung das Rohr zu arretieren. Die abgetrennten Muttern wurden auf kurze Stangen passenden Durchmessers geklebt, die in die Löcher der Wiege kamen, weshalb jetzt das Rohr nicht ganz nach vorn vorkann.
Geschütz Für das Geschütz hatte ich die Teile eines Tamiya M40 Kits bis auf Rohr, Gleitschienen und die Bänder, die sie am Rohr halten, denn mit denen hatte ich meine AFV Club M40 korrigiert. Aber ich hatte Resin-Abgüsse, und ich hatte ein Tamiya-Alurohr gekauft. Es zeigte sich, dass die Abgüsse der Bänder nicht korrekt geworden waren, aber mit Stücken diverser Werbe-Kugelschreiber ließ sich das leicht ausgleichen. Der Kit-Verschluss lässt sich auf korrekten Durchmesser umbauen, wie in meinem Baubericht der AFV Club M40 gezeigt (https://panzer-modell.de/berichte/m40/m40.php). Das kann von Vorteil sein, denn der Unterbau des Tamiya-Verschlusses hat einen leicht anderen Winkel als der von AFV, so dass er nicht in den "Trog" der Stütze passt und man ihn gegen den vom AFV-Teil austauschen müsste. Und im M59-Kit fehlt ein weiteres Detail: die "Rückhol-Öse" auf der Hinterkante des vorderen Rohr-Haltebandes, mit deren Hilfe das Rohr in die Marschposition gezogen wird. Die habe ich aus 1mm Kupferdraht gebogen und ihr Ende flachgehämmert, damit zwei Muttern darauf geklebt werden konnten. In AFV Clubs M1 Kit gibt es sie als Teil E3, mit der falschen Anweisung, sie auf das mittlere Band zu kleben. Jedenfalls sollte man das Ding NICHT aufs Rohr kleben, bevor das in die Wiege geschoben wurde – es passt nicht unter C33 durch, dem "Dach" zwischen den Seiten der Wiege.
Protze Intensives Studium von Kit und TM zeigte, dass AFV die Teile für ein Geschütz in Feuerstellung entworfen und kaum Gedanken an die Details der Protze verschwendet hat: Selbstverständlich muss die Deichsel unabhängig von den Holmen höhenbeweglich sein, und die Achse sollte seitlich kippen können (Stichwort Schlagloch), aber der Bausatz sieht lediglich ein Lenken vor. Davon abgesehen erwähnt die Anleitung nicht einmal, dass die Lafette hoch oder niedrig sein kann, gar nicht zu reden davon, wie das am Modell bewerkstelligt werden und aussehen soll. Und es gibt noch mehr Dinge zu korrigieren und hinzuzufügen, wenn man einmal weiß, wie das Ganze funktioniert:
Erste Arbeit an der Protze war das Durchbohren der Mutter, die unter der Achse das Anhebestück rotieren lässt, mit 1mm und auch durch die Achse durch. Die Mutter wurde abgeschnitten (und aufgehoben). Die Rotations-Achse im Kit war 2mm dick, also habe ich in eine 2mm-Stange ein Loch von 1mm gebohrt und ein Stück 1mm-Stange eingeklebt.
WARNUNG: Die Klammer B45 zwingt die Holme deutlich zu eng aneinander – wer eine realistische Marschposition bauen will, muss (wie ich) viel tricksen oder sie von vornherein um gut einen Millimeter verbreitern. (Bezeichnenderweise ist das entsprechende Teil der Revell Long Tom in 1:40 von 1958 breiter als dieses in 1:35!)
B14/15 wurden jetzt zusammengeklammert, um an ihrem Boden eine 1mm-Bohrung anzubringen, von vorn nach hinten bis in, aber nicht ganz durch, die mittlere Strebe. In das Ende der 2mm- Rotationsachse wurde eine Kerbe gefeilt, so dass sie "um" ein passendes Stück Stange in dieser Bohrung geklebt werden konnte. Die Bodenöffnung des Anhebestücks wurde seitlich ausgekerbt für ein Kippen der Achse. Nach Aushärten des Klebers wurde die "Nase" hinten auf dem Anhebestück nicht entfernt, wie AFV das will, sondern vorn und hinten vertikal ausgehöhlt, um den Augenbolzen passieren zu lassen (was man nur sieht, wenn die Protze vom Geschütz getrennt ist). Das eine Klammer-Sicherungs-Zwischenstück fertigte ich aus 1mm Stange und einem 1mm-Würfel mit einer 0,5mm Querstange, und das andere aus einem 0,9 x 3 x 4mm Rechteck mit einem Knick in der Mitte, plus 1mm Stange. Die Muttern kamen aus meinem Fundus und halten durch Reibung. Meine Klammer wird mit dem Anhebestück verbunden durch eine neue Achse aus 2mm Stange mit einem konischen Ende und dem "T-"förmigen Teil, das von Klammer-Strebe B23 geschnitten wurde. Der Konus (im Vorbild aus Bronze und abschraubbar) beginnt, wo die Achse aus B24 austritt; genau dort geht eine Bohrung durch die Achse, durch die ein Keil mit halbkreisförmigem Querschnitt geht. Und jetzt zeigte sich, dass AFV den Kit nicht konstruiert hat, um das Geschütz auf dem Marsch zu zeigen: Weil die Klammer zu schmal ist, hält sie die Holme zu eng beieinander, um die Zwischenstücke einsetzen zu können – dafür ist einiges Bohren und Schleifen nötig. Die Öse des Augenbolzens aber würde der auffälligen Entfernung erheblicher Details der Holme unter der Klammer bedürfen, und deshalb kann der an meinem Modell nur von unten eingesetzt werden. Nun wurde außerdem klar, warum die Anleitung die Entfernung der Nase hinten auf dem Anhebestück verlangt – auch sie passt nicht zwischen die Holme, ausgehöhlt oder nicht. Also doch weg damit, und jetzt endlich konnten die Holme vorbildgerecht an der Protze M5 angebracht werden.
Die Klammern selbst erhielten oben und unten leichte Einschnitte, um zu zeigen, dass sie aus zwei Teilen bestehen, die um die Achse herum zusammengehalten werden von Sechskantschrauben, die aus Scheiben von Sechskantstange entstanden. Gegenüber der Deichsel wurden winzige Löcher gebohrt als Klammer-Schmierpunkte. B22, die Führung der Anhebeschlaufe, wurde ans Mittelteil der Achse geklebt, nachdem es mit einer Rundfeile ausgehöhlt worden war und Kerben für die Lagerung der Platte des Augenbolzens erhalten hatte. Die Schlaufe selbst (Nylonseil) bekam ein Kettenglied aus Draht und wurde im Anhebestück montiert mit einem Stück 0,75mm Stange. Ein kurzes Stück halbiertes Rohr kam auf die Augenbolzen-Stütze in der Mitte der Deichsel; die Flügelmuttern gehören beim verstauten Bolzen vor und hinter diese Stütze. Die Bremsluft-Schläuche wurden aus Gummifaden gefertigt. Die Kupplungen sind ausgestanzte Styrolscheiben mit winzigen Verriegelungskanten. Die Draht-Verstärkungn sind genau das – dünnster Draht, um einen Bohrer gewickelt und dann auf die Leitungen geschoben. Die Anbringung auf der Deichsel geschah mit dünnen Styrol-Streifchen, die Führung über das Anhebestück durch ein Stück dickere Draht-Spirale. Und als finale Enttäuschung zeigte sich, dass die Anhebe-Schrauben des Kits nicht gedacht sind, die Lafette in Transport-Position zu halten: Der Fahrgestell-Querträger muss eingeklebt werden, um diese Version darzustellen, oder man muss ein Srtück schwarzes Schaumgummi unterlegen, wie ich es für das Aufnehmen der Bilder getan habe.
... ist das, was ich am Modellbau hasse. Als es dann nicht mehr zu umgehen war: Eine erste Lage Citadel "Chaos Black" aus der Sprüdose, darüber Revell Aqua 46 NATO Oliv. Ein paar Farbtupfer Gun Metal, Silber, Gelb, Rot, Schwarz, Dunkelgrau, und fertig.
Ein Bausatz, der schon bei seinem Erscheinen nicht gut war, weil mangelnde Recherche zur Folge hatte, dass viele wichtige Teile falsche Abmessungen haben oder ganz fehlen. Er braucht viel Korrekturarbeit, aber da er die Protze M5 bietet, ist er angesichts der weiten internationalen Verbreitung der M59 unverzichtbar. Bewertung:
Empfohlene Referenzen: © 06/2025 Peter Schweisthal |