Krupp-Steyr Waffenträger 88mm PaK


 

Das Original

Die gepanzerten Waffenträger basierten auf der Überlegung die Artillerie Selbstfahrlafetten von der Panzer Fertigung loszulösen. Die Entwicklung begann im Jahr 1942 und wurde an Firmen vergeben, die nicht primär mit der Panzerproduktion beteiligt waren.
Dazu wurden einige Vorgaben beschlossen die die Waffenträger erfüllen sollten. Die Waffenträger wurden in zwei Kategorien eingeteilt - einmal Größe I mit Bewaffnungen 7,5cm PaK L/67 und L/70, 10,5cm lFH40 und 12cm GraW. Die Waffenträger der Größe II sollten Bewaffnungen der 8,8cm Pak L/71, 15cm sFH, 10cm K18 und 12,8cm K43 tragen.
Die Forderungen an die Eigenschaften der Fahrzeuge wurden aufgrund massiver Probleme seitens der Industrie vom HWA im Februar 1944 nochmal nue aufgestellt. Vordringlich sollte an einer Plattform zur Beweglichmachung der 8,8cm Pak L/43 gearbeitet werden.
Dafür wurden vier verschiedene Entwürfe projektiert - darunter das Gemeinschaftsprojekt von Steyr und Krupp wobei Steyr für das Chassis und Krupp für die Bewaffnung zuständig war.
Die Implementierung der langen Kanone in einen 360° drehbaren Turm bereitete große Probleme und erforderten ein Umdenken beim Richttrieb sowohl seitlich als auch in der Höhe.
Im März 1944 stellten Krupp und Steyr ein 1:1 Holzmodell ihres Waffenträgers vor. Steyr plante diesen Waffenträger mit einem neuen Steyr Boxermotor mit 140PS auszustatten. Getriebe, Laufwerk und Ketten sollten mit entsprechenden Verstärkungen vom RSO übernommen werden. Die Laufrollen wurden speziell für diesen Waffenträger gefertigt.
Im September 1944 wurde ein fertiger Prototyp präsentiert und zum Vergleichsschießen mit dem Ardelt Waffenträger beordert. Der Ort und Zeit dieses ist nicht mehr bekannt.

Der Bausatz

Im Karton finden sich über 420 Teile an 16 Spritzlingen, ein Metallrohr, Ober- und Unterwanne, PE Teile und ein Decalbogen.
Der Bausatz ist durch und durch mit neuen Teilen versehen, da der Bausatz auf keinerlei bekannte Komponenten setzen kann.
Die Qualität der Teile ist wieder ausgesprochen gut - Gussfeler oder Plastikauslauf ist nicht zu sehen. Auswerferstellen wenn überhaupt an Stellen, die später nicht zu sehen sind. Einzige Ausnahme: Die Kettenglieder weisen mittig zwischen den Führungszähnen eine Auswerferstelle auf.
Die Ketten liegen hier als Einzelgliedketten vor, die noch einzeln vom Spritzling abgetrennt und versäubert werden müssen.
Unter-, Oberwanne und Turm sind als recht große Teile gespritzt und machen einen hervorragenden Eindruck. Das Laufwerk ist recht einzigartig mit seinen Federlementen, die hier als ein Stück pro Seite an die Wanne geklebt werden können. Die Laufrollen sind sehr markant in ihrem Aussehen mit den großen Bolzen - dies ist hier sehr schön wiedergegeben.
In der Unterwanne sind der Fahrerraum und Kampfraum mit details ausgestattet, wie Sitzen, Armaturen und der Munitionslagerung. Ließe sich sicher noch ausweiten ...
Zur Ergänzung und befüllung des Mun-Kastens liegen zwei Spritzlinge mit 8,8cm Munition bei, die noch mit Bodenplatten aus PE Teilen verfeinert wird.
Turm und Kanone sind sehr gut dargstellt, zumal der Turm oben offen ist und den Blick auf das Innenleben freigibt. Die Kanone ist als Metallrohr ausgeführt und sieht hervorragend aus. Wer will kann das Rohr aber auch aus zwei Plastik Halbteilen zuammenkleben.

Die Bauanleitung umfasst 16 Bauschritte mit guten, sauberen und übersichtlichen Zeichnungen.
Ein doppelseitig, farbig gedruckter DIN A4 Bogen zeigt Bemalung und Markierung von zwei verschiedenen Fahrzeugen - einmal komplett in grau und einmal in rostschutzrot mit Kanone in dreifarbtarn. Der Decalbogen umfasst Abschussringe, die Armaturen für den Fahrer und Balkenkreuze.


Der Bau

Der Bau beginnt mit dem Laufwerk, das in diesem Fall angenehm einfach, da es sich nur um jeweils vier einfache Laufrollen handelt, die auf einen Laufwerksträger gesteckt werden, der bereits soweit komplett ist und nur mit einem zweiten Plastikteil und zwei kleinen PE Teilen vervollständigt wird. Beim Aufstecken der Laufrollen muss man gut aufpassen, dass diese alle gerade und ausgerichtet festkleben.
Bei der Gelegenheit kann man auch gleich die Treib- und Leiträder zusammenbauen, die aus jeweils 3 Teilen bestehen. dabei muss man aufpassen, dass man diese nicht verwechselt, da sie sich bis auf die Nabengestaltung kaum unterscheiden.
An die Unterwanne werden dann vorn und hinten die Abschlussbleche geklebt und an den Seiten die beiden Laufwerke - hier natürlich nochmal auf exakte Ausrichtung achten, damit keine Laufrolle in der Luft schwebt.
Die Kette ziehe ich erst später nach der kompletten Bemalung auf.

Dann geht es an den Innenraum der Wanne. Diese ist - das muss man einfach so zugestehen - nicht mehr aber auch nicht weniger als eine gute Vermutung, da bislang keine Fotos oder Originalzeichnungen des Innenraums dieses Waffenträgers aufgetaucht sind. So hat man auf der linken Seite vorn den Fahrerplatz, der zweckmäßig mit Sitz und Arematuren eingerichtet ist. Direkt dahinter ist ein weiterer Sitz mit Blick zum Kampfraum. Davon abgegrenzt ist der Motorraum durch entsprechende Trennwände. Diese passen ganz exzellent,
Dann soll rechts angrenzent ein Munitionskasten eingebaut werden ... theoretisch sicher möglich und ich habe das auch mal so angenommen und eingebaut aber spätestens wenn man die Oberwanne aufsetzt, wird einem klar, dass es vielleicht doch etwas fragwürdig ist. Zum einen heisst es, dass der Waffenträger 13 Schuss Munition im Turm mitführte, zum anderen führen die beiden Zugangsluken auf der rechten Seite der Oberwanne direkt in die Munitionslagerung, also unbrauchbar. Und es ist eher unwahrscheinlich dass man Luken einbaut, die keine Funktion haben. Aber ... so 100%ig weiss es eben keiner. Davon abgesehen - der Munitionskasten lässt sich ganz ausgezeichnet zusammenbauen und ist komplett leer - diesen kann man komplett individuell befüllen mit den Granaten, die Trumpeter in Plastik und PE Teilen beigelegt hat.

Weiter geht es mit der Oberwanne. Die beiden vorderen Kettenbleche muss man ganz genau einpassen und verkleben - hier hat man sonst ganz schnell ein schief stehendes Blech.
Nun wird's "schmutzig" ... zum einen gibt es diverse Kleinteile wie Handgriffe und Hebeösen, sowie die Luken im vorderen Bereich anzubauen. Da ich zumindest den Fahrerplatz sichtbar haben wollte, musste der klappbare Erker offen dargestellt werden, was Trumpeter so nicht vorgesehen hat. Daher habe ich die Scharniere geteilt und den Erker dann umgeklappt.
Über die Lüftergrätings vorn wird ein sehr schönes Lüftergitter aus einem PE Teil geklebt. Hier sollte man aufpassen, dass es überall genau abschließt und nicht schief sitzt.
Was Trumpeter leider versäumt hat, ist bezüglich der Motorlüftung nachzudenken, bzw. das Panzer Tracts Heft 7-3 zur Hand zu nehmen, denn wo Kühlluft reinkommt, muss sie auch irgendwo wieder raus ... und das müsste genau an der Stelle wo auf der Oberwanne von trumpeter die große zweigeteilte Zugangsklappe angebracht ist, ein weiteres Lüftergitte angebracht sein. Dafür müsste man die Luken sauber aussägen und das Gräting selber darstellen ... das überforderte allerdings meine Scratchbaukünste und meine Motivation. So behielt ich es wie von Trumpeter gemacht bei und gehe einfach von einer Abluft über den Kampfraum aus. ;-)

Nun sollte man den Innenraum bemalen und altern bevor man im nächsten Schritt die Oberwanne auf die Unterwanne klebt. Ich empfehle an dieser Stelle den Motorraum in schwarz zu bemalen, da man durch das Lüftergitter noch ein wenig einsehen kann.
Also nun die Ober- auf die Unterwanne ... das passt so erstaunlich gut, dass man fast nichts falsch machen kann. Hut ab!

Weiter geht es nun mit dem Turm. Auch hier gilt das bereits für die Wanne gesagte - es existieren weder Fotos noch Zeichnungen (zumindets bislang nicht veröffentlicht) sodass die Ausstattung im Inneren eine Interpretation des urmodellbauers ist. In diesem Fall gut ausgestattet mit allem was in so ein Fahrzeug gehört mit Gasmasken, Funkgerät und Zubehörboxen und recht gut ausgestatteter Drehbühne mit Kanonenlagerung. Ein wenig seltsam mutet die ebenfalls sechseckige Bühne an - man sollte meinen dass diese eigentlich rund sein sollte. und man spricht immer wieder von einer Turmlagerung von 13 Granaten in vertikaler Lagerung im Turm. Allerdings ist mir nicht klar wo und wie genau das aussehen soll. Dahe habe ich den Turm so mit Innenausstattung gelassen, wie vorgesehen.
Der Innenteil der Kanone mit Verschlussblock, usw. ist richtig gut detailliert. Die Kanonenblende setzt sich aus einigen Teilen zusammen und macht einen richtig massiven Eindruck. Der Zusammenbau ist wirklich simpel. Ein großer Pluspunkt ist die Beigabe eines sehr schönen Alurohres neben dem auch enthaltenen Plastikrohr aus zwei Teilen. Vorn wird die Mündungsbremse aus Plastik aufgeklebt. Beim Einkleben des Rohres in die Kanonenblende muss man dann genau aufpassen, dass es genau gerade eingesetzt und festgeklebt wird, denn es fehlt die passende Arretierung.
Das Einsetzen der ganzen Kanone in den fertigen Turm ist dann etwas Fummelarbeit und mit etwqas Gewalt verbunden, denn die Kanonenblende ist recht breit und zudem muss der Zahnkranz der Höhenrichtung von hinten in das Zahnrad im Turm eingesetzt werden. Ich muss gestehen, dass es einige Zeit und Flüche gedauert hat ... aber es geht!

Mit dem Aufsetzen des Turms ist der Bau erledigt und es kann zum Rest der Bemalung übergehen

Bemalung/Alterung

Bei der Bemalung war ich lange unschlüssig wie ich das Modell darstellen will. Entweder so wie man es von Fotos erahnen kann in rostschutzrot und hellem Rohr, oder eine eventuelle graue Bemalung wie das Deckelbild vermuten lässt oder eine eventuelle Einsatzbemalung in sandgelb ... vielleicht sogar in Dreifarbtarnung.
Ich habe mich schlussendlich für die rostschutzrote Farbe entschieden.

Dazu wurde als erstes das komplette Modell zunächst mit schwarzer Sprühgrundierung aus der Dose von Games Workshop grundiert. vor allem um das Alurohr und das auffällige Motorgitter aus Messing farblich dem Rest anzupassen und für die weitere Bemalung zu grundieren.
Dann habe ich per Airbrush einen rostschutzroten Anstrich aufgebracht, den ich mir aus Tamiya XF-52 flat earth und XF-7 red gemischt habe. Diesen habe ich danach mit etwas weiß aufgehellt zbd auf den großen Flächen Highlights gesetzt.
Dann habe ich mit Vallejo MA025 dunkelgelb, dem ich etwas reingelb beigegeben habe, das Rohr gespritzt und die Kanonenblende mit Tamiya XF-63 German Grey bemalt. Die Kleinteile im Turm habe ich farblich abgesetzt mit Metallic Grey für die kleinen Extrakisten, Feldgrau für die Gasmaskenbehälter, usw. Der Verschlussblock wurde mit sehr dunkler Metallfarbe bemalt.
Die Laufrollen habe ich mit P220 dark wash behandelt. Dann habe ich am Fahrzeug ganz leichte helle und dunkle Laufspuren mit AK Produkten aufgemalt und mit Verdünner in die Grundfarbe übergeblendet.

Turm und Wanne des Fahrzeugs wurde zunächst mit verschiedenen farbigen Ölfarben gefiltert. Dabei habe ich versucht auf den verschiedenen Platten verschiedene Ölfarben so einzusetzen, dass sie sich leicht voneinander absetzen.
Nach ordentlicher Durchtrocknung wurde an spezifischen Punkten ein washing mit P220 durchgeführt.

Die Kanonenblende habe ich mit verschiedenen Ocker- und Rostpigmenten behandelt um noch unbehandelte Stahlplatten darzustellen, die das erst kürzliche Fertigstellen des Fahrzeugs darstellen soll. Die Kanten und Nähte habe ich dann mit Tamiya XF-56 metallic grey akzentuiert.
Wenn alle vorherigen Schritte durchgetrocknet sind, wird mit hellroter, hellgrauer und hellocker Ölfarbe am Fahrzeug, Blende und Rohr trockengemalt um alle Kanten und Erhebungen zu akzentuieren.
Die Ketten habe ich mit Modelmaster steelblue bemalt und nach dem Aufziehen mit AK083 Track Wash behandelt und danach mit Vallejo Oily Steel trockengemalt.



Fazit

Ein hervorragender Bausatz, der diesen Waffenträger schön darstellt. Schade nur, dass nicht alle Erkenntnisse zu diesem Fahrzeug berücksichtigt wurden, so müsste man selber noch Hand anlegen um es noch exakter hinzubekommen. Aber ansonsten bekommt man für kleines Geld einen Bausatz der hervorragend und schnell baubar ist, wennauch mit Schönheitsfehlern.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****



Empfohlene Literatur:

Panzer Tracts No.7-3 "Panzerjäger - 7,5cm Pak 40/4 to 8,8cm Waffenträger" - (Jentz/Doyle) - ISBN:0-9771643-3-0 Pz.35(t) & 38(t) - (Walter Spielberger) - Motorbuch Verlag - ISBN:3-87943-708-4

© 01/2012 Thomas Hartwig

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