LKW 0,75t gl - KraKa Typ 640 - mit Mk20 / TOW


 

Das Original

Bereits 1962 wurde ein geländegängiges und zusammenklappbares Kleinfahrzeug mit der Bezeichnung "Kraka" von der Zweirad Union entwickelt und 1965 50 Fahrzeuge zur Erprobung an die Bundeswehr geliefert.
Da Motor und Fahrgestell für die vorgesehene Nutzung als zu schwach befunden wurden, wurde ab 1971 ein überarbeitetes Modell von Faun an die Bundeswehr ausgeliefert. Als neuer Motor wurde der Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor (Typ 427) mit 697 ccm und 26PS von BMW eingebaut.
1974/75 wurden dann 862 Stück diese Kraft Karren (KraKa) an die Bundeswehr geliefert wo sie in der 1.Luftlandedivison eingesetzt wurden. Hier gab es mannigfalitige Aufgaben und somit diverse Rüstsätze wie Transporter, Funkfahrzeuge, KrKw, Leichtgeschütz 106mm, 120mm Mörser, Milan, TOW und 20mm MK.
Die TOW Version kann 6 Flugkörper und die Mk20 Version 260 Schuss Munition mitführen.
Die Grundversion des KraKa ist 1,19m hoch, 1,51m breit und 2,78m lang. Zusammengelegt hat es dann nur noch eine Länge von 1,78m. Das Leergewicht beträgt 870kg

Die Bausätze

Beide Bausätze kommen in recht handlichen Schachteln daher mit darin befindlichen kleinen Tütchen angefüllt mit fein detailierten Teilen. Gerade die Reifen oder die Riffelflächen wissen sehr zu gefallen. Von nahem betrachtet finden sich hier und da ein paar verzogenen Teile, wie z.B. die TOW Rohre ... dies lässt sich aber durchaus unter heissem Wasser wieder richten, auch wenn es nicht die angenehmste Arbeit ist. Die Angüsse sind im großen und ganzen annehmbar und gut gewählt. Allerdings lässt sich leider nicht immer hundertprozentig erkennen wo der Anguss aufhört und das Bauteil anfängt. Dies geht dann über zur Bauanleitung. Diese ist, für ein Resinmodell, sehr gut aufgemacht, mit Geschichte des Fahrzeugs, Verarbeitungshinweisen, Teileliste und Teileübersicht, gezeichnet, sowie einer mehrstufigen Zusammenbauanleitung und Markierungs/Bemalungshinweisen. Das große Manko hier ist zum einen dass die gezeichneten Teile in der Übersicht manchmal nur schwer dem echten Teil zuzuordnen ist, zum anderen in den Bauabschnitten die Teile oft so unglücklich gezeichnet sind, dass man deren Ausrichtung und Positionierung nicht erkennen kann. Als Anfänger steht man da gelegentlich wie der Ochs vorm Berg. Möglicherweise wurde aber die Bauanleitung mittlerweile überarbeitet!?
Decals sind im Bausatz leider nicht enthalten, was ich nachwievor unverständlich finde, da der Hersteller an sich Trucklinebögen entsprechend aufteilen könnte und beilegen (was ein Centartikel wäre), anstatt dass der Modellbauer sich einen Bogen für ein paar Euro kaufen muss und nur 2 Decals von 20 Stück auf dem Bogen benötigt.

Der Bau

Beide Bausätze werden von mir parallel gebaut und beginnen zunächst mit dem Anbau der Vorderachse an das Hauptfahrgestell. Hier muss man schon beim Zusammenkleben genau auf die Ausrichtung achten, damit das Kraka später auch mit allen vier Rädern auf dem Boden steht. Gleiches gilt für die beiden Antriebsräder hinten. Die beiden Antriebe mit Kette müssen sehr vorsichtig vom Anguss befreit werden, da die Kette sehr fein dargestellt ist und schnell wegbricht. Beim TOW Kraka müssen vorher noch die beiden Rahmen für die Hinterachse unter die Grundplatte geklebt werden, was beim Mk20 Kraka bereits als ein kompletter Rahmen ausgebildet ist.
Als nächstes baut man vorn die Lenkstangenhalter und die Längs-Lenkstange ein. Dies ist nicht so einfach, denn die begrenzten Platzverhältnisse lassen keine Ausrichtung zueinander zu ... ich musste daher ein paar Aussparungen in die dahinterliegende Verkleidung des Fußraumes fräsen, damit die Teile 3 weit genug nach hinten reichen um sich dann mit Teil 4 verbinden zu lassen. Ähnlich geht es dann beim Aufsetzen des Vorderteils auf den Grundrahmen zu ... um überhaupt bündig und einigermaßen gerade aufzusitzen, musste ich wieder zwei Aussparungen für die vorderen Holme einfräsen. Überhaupt ist dieser Bauschritt nur unzureichend in der Bauanleitung dargestellt. Ohne Originalfotos oder Vorlagen ist man da recht alleingelassen.
Die Reifen werden als nächstes ein wenig von hinten aufgebohrt und sorgsam verklebt, was ohne Probleme vonstatten geht
Nun wird es nochmal interessant indem man die Fahrerplatzgrundplatte einkleben muss ... diese passt in mehreren Ebenen, man sollte also sehen, dass man diese ganz unten einklebt. Dann werden Fusspedale darauf aufgeklebt. Teil 28 gehört meines erachtens auf die rechte Seiten und nicht wie in der Bauanleitung links. Nun wird es aber richtig spannend. Zunächst sollen die Fußrosten angeklebt werden. Da in der Bauanleitung nur eine Draufsicht vorhanden ist, fragt man sich natürlich WO, da es ungefähr tausend Möglichkeiten gibt. Hier muss man also unbedingt Originalfotos zur Hand haben um zu erkennen dass die Fußroste sich unten an der Fahrerplatzgrundplatte anschließt. Die beiden Trittstufen sind in der Bauanleitung ebenfalls extrem verwirrend dargestellt, dass man meinen könnte sie würden horizontal eingeklebt werden müssen, werden sie aber nicht, sondern vertikal neben der Fußroste. Auch hier helfen Originalbilder weiter, oder man ist so schlau und schaut sich die Zeichnungen ganz am Ende der Bauanleitung im Schritt der Bemalungsanleitung an, diese helfen bei einigen Fragen weiter.
Dann kann man dazu übergehen die Schmutzfänger anzubringen (bei der Mk20 Version erstmal nur die vorderen) und sich DANACH den Halterahmen zu widmen (der Halterahmen wird am hinteren der Schmutzfänger des Vorderrades befestigt). Diese sollen laut Bauanleitung aus 1mm Rundprofil gebogen und an den Seiten der Grundplatte angebracht werden. In dem Bausatz mit der Mk20 war dazu ein 1mm Draht, im TOW Bausatz Plastikrundprofil. Ich muss nicht erwähnen dass es mit dem Draht wesentlich einfacher ging, oder? Daher habe ich für die TOW Variante auch Draht besorgt. Dieser wird entsprechend gebogen und zugeschnitten und in die vorhandenen Bohrungen gesteckt und verklebt.
Die Scheinwerfer habe ich mit einem Bohrer aufgebohrt und mit Spiegelfolie ausgekleidet und dann nach der Garski-Methode Scheinwerfergläser aus durchsichtigem Plastik hergestellt und aufgeklebt.
Bis hierhin sind beide Varianten gleich zu bauen, nun geht es an die Waffenanlage und ich beginne mal mit der Mk20 Version.
Zunächst baut man die Oberlafette zusammen, die aus dem großen Mittelstück mit beiden Munitionskästen besteht. Vorn wird das Rohr eingeklebt, das ich aber der besseren Optik wegen durch ein Metallrohr ersetzt habe. Die beiden geriffelten Munitionszuführungsgurte sehen gut aus und müssen in die entsprechenden Passstellen angeklebt werden, zwischen Waffe und den beiden Teilen 40, die man bündig ans Ende der Munitionskästen klebt. Das ganze wird dann in die Lafettenaufhängung (Teil 45) eingehängt und bleibt mehr oder weniger beweglich. Der Schützensitz wird dann entsprechend hinten angeklebt und hier muss man sich entscheiden ob das Kraka in Fahr- oder Feuerstellung ist, denn der Sitz wird dann hoch- oder zusammengeklappt.
Die Wahl ist gerade für den nächsten Schritt wichtig denn hier wird die Abstützung und Waffenlagerung auf den Hauptrahmen aufgebracht. In Feuerstellung werden die Stützholme abgeklappt, in Fahrstellung umgelegt und nach oben geklappt. Beides hat seinen Reiz, ich habe mich für ein Mittelding entschieden, Stützen hochgeklappt für Fahrbetrieb, aber schützensitz runter (zumal ich eine Figur dafür von Elite hatte). Jedenfalls bedarf das Anbringen der Waffenlagerung und der dazugehörigen Stützen einiges an Nacharbeit um auch so auf den Halterahmen zu passen, dass die Waffe auch eben aufsitzt. Auffällig ist hier eine fehlende Radabdeckung nach oben für die hinteren Räder, wie ich sie auf allen mir vorliegenden Fotos gesehen habe. Möglicherweise wurde aber dieses Teil später nachgerüstet und der Bausatz zeigt die Ursprungsversion. Was aber auf jeden Fall ergänzt werden sollte sind die Fußstützen für den Schützen ... zumindest fehlten diese in meinem Bausatz und tauchten auch nicht in der Anleitung auf. Allerdings habe ich Passmarkierungen am entsprechenden Teil gefunden wo diese hingehören. ich habe diese aus Draht gebogen und angeklebt. Damit war der Bau der Mk20 version beendet.
Nun ging es weiter mit der TOW Version:
Zunächst hat man hier die "Freude" für den hinteren Bereich einen umlaufenden Halterahmen aus 1mm Rundprofil anzufertigen. Wie das mit Plastik gehen soll entzieht sich meiner Kenntnis, ich habe mir entsprechenden Draht gekauft und diesen gebogen. Ich muss sicher nicht erwähnen, dass es nicht gerade einfach war hier die genau richtigen Längen zu biegen um über 4 Ecken wieder genau auf der anderen Seite bei der Bohrung anzugelangen und dabei alle Kontaktpunkte am grundrahmen zu berühren. Aber Übung macht den Meister! ;-)
Dann kann man schonmal die klappbaren Seitenteile ankleben ... je nachdem ob Feuer- oder Fahrstellung eben hoch- oder runtergeklappt. Dann wird der TOW Starter zusammengebaut, was keine Probleme bereitet, allerdings sollte man Teil54 weglassen, wenn man ein "frühes" Kraka bauen möchte, da das Nachtsichtgerät meines Erachtens erst später (Mitte/Ende der 80er) für die TOW gebracht wurde.
Den Halterahmen für die TOW Behälter habe ich auf 4 runtergekürzt da es viele Bilder so zeigen. Der Zusammenbau der filigranen Teile ist nicht einfach und sehr schnell hat man Verzug darin, also sorgsam arbeiten! Die nächsten Bauschritte sind dann etwas verwirrend da die Darstellung in der Bauanleitung sehr nebulös ist, denn eine exakte Darstellung der Teile, deren Positionierung und Ausrichtung ist nicht gut dargestellt .. teilweise sehen die Teile in der Anleitung (gerade in Zeichnung 12) etwas anders aus, als die echten Teile ... aber mit etwas probieren und grübeln kommt man doch ans Ziel. Man sollte den Starter und beide Kisten einmal trocken auflegen und deren Positionierung bestimmen, bevor man sie wirklich verklebt. Da ich mein KraKa in fahrstellung gebaut habe, habe ich den TOW Starter auf seinem Ruheplatz obenrum durch eine Zurrung aus einem Papierstreifen gesichert. Gleiches habe ich mit den TOW Behältern im Halterahmen gemacht.

Bemalung/Alterung

Die Bemalung gestaltete sich als recht einfach, da die KraKa nur in gelboliv fuhren, bis sie Ende der 80er ausgemustert wurden. Ein bisschen Fingerspitzengefühl braucht man bei der Bemalung des Armaturenbrettes, der Rest wird komplett in Revell gelboliv (Nummer 42) mit dem Pinsel bemalt. Wer, wie ich, die Modelle komplett baut und dann bemalt hat gerade bei der TOW Version später diverse Winkel wo man nur schwer mit dem Pinsel rankommt und zu schnell vergisst man an diesem filigranen und verwinkelten KraKa eine Stelle. Die Räder wurden mit revell Anthrazit bemalt, Teile des Antriebs und Motors bekamen etwas Metallfarbe ab. Der Auspuff ebenfalls etwas Metallfarbe und Rost.
Was das KraKa ausmacht sind die wenigen Beschriftungen ... leider ist im Bausatz nichts dergleichen. Nummernschilder, taktische Zeichen und die Tankbeschriftung 24,5l muss man selber anfertigen ... nur wie? Meine KraKas sollten der 4.Kp des Fallschirmjägerbataillon 272 zugeordnet sein. Das Nummernschild habe ich am Computer entworfen und auf Papier ausgedruckt, mit Klarlack versiegelt und am Modell angebracht. Aber wie soll der Modellbauer taktische Zeichen (in weiss, nicht in fehgrau) machen? Wer hat schon einen Drucker der weiss druckt und der Markt an taktischen Zeichen in 1/35 bietet nicht das passende.
Zum Glück bietet Wolfgang Inzinger einen einzigartigen Decal-Druckservice an. Dem habe ich Vorlagen der taktischen zeichen, der 24,5l und von Zusatzbezeichnungen "BD07" und "BD16", die ich auf Fotos der 4./272 gesehen habe, per email gesendet und habe exquisite Drucke in weisser Farbe auf klarer Decalfolie für einen angemessenen Preis erhalten! Ich möchte diesen Service nicht mehr missen, denn genau für solche Fälle wo selbermachen ausscheidet und der Markt nichts entsprechendes hergibt ist das DIE Lösung. Wer Interesse hat, kann hier zum Decal-Druck-Service gelangen.

Die Decals werden möglichst exakt ausgeschnitten und ganz normal aufgebracht. Wer mit Mattlack per Pinsel diese fixieren möchte sollte vorsichtig sein. Ich habe dies mit Revell Mattlack probiert und die Erfahrung gemacht dass man nur EINMAL mit dem Pinsel über das Decal gehen darf. Beim zweiten Mal wird leider die Farbe angelöst und weggewischt. Also, entweder per Airbrush aufbringen, nur einmal überstreichen oder vielleicht einen anderen Mattlack benutzen.

Fazit

Zunächst einmal möchte ich meinen Dank aussprechen dafür dass es eben Firmen wie Elite gibt die auch seltene Fahrzeuge der Bundeswehr in die Produktion nehmen ... immer nur Leos und Füchse wäre ja auch langweilig.
Ja, was bleibt als Fazit für die Modelle!? Keine Frage ... es sind kleine Schmuckstücke die in jeder Vitrine auffallen .. der Weg zum Endprodukt ist aber nicht ganz einfach und sicher auch nicht was man als billig bezeichnen würde, bei knapp über 45 Euro, aber bei Betrachtung der Teile und Bedenken der Produktionskosten gerade noch akzeptabel. Letztlich entschädigt das Endprodukt für alle Mühen!
Wer mag kann bei entsprechenden Fotovorlagen diese auch zu aufgerüsteten Versionen weiterdetailieren, denn die Modelle stellen wohl eher die erste Version des Kraka dar, da mir auf Fotos verschiedene Unterschiede aufgefallen sind, die nach updates aussehen. Ansonsten bleibt dem ambitionierten Modellbauer auch noch genug Möglichkeit selber nachzudetailieren.

Mein ganz besonderer Dank richtet sich an Peter Furthmann, der mir mit Tipps und Fotos von KraKas der 272er sehr weitergeholfen hat, aber auch alle anderen, die mich mit Fotos versorgt haben, seien hiermit ausdrücklich bedankt.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

© 9/2004 Thomas Hartwig

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