15cm sIG33 auf Gw.38(t) Ausf.H (Sd.Kfz.138/1)

Review also available

in English language
 

Das Original

Am 6.März 1942 wurde auf einem Treffen das erste Mal die Frage nach der Möglichkeit die 15cm sIG33 auf ein Panzer 38(t) Fahrgestell zu setzen aufgeworfen. Nach einer fast 1jährigen Entwicklungszeit begann im Februar 1943 die Produktion, wobei die Wanne fast original beibehalten wurde und ein recht großer Aufbau zum Schutz von Mannschaft und Kanone aufgesetzt wurde. Das ganze Fahrzeug wog etwa 10,8 Tonnen und erreichte eine Maximalgeschwindigkeit von 47km/h. Für die sIG33 wurden 16 Schuß Munition mitgeführt.
Die Fahrzeuge wurden von BMM hergestellt, insgesamt 1 Prototyp und 209 Produktionsfahrzeuge, die von Februar bis Juni 1943 und November 1943 hergestellt wurden. Diese wurden an die 1., 2., 4., 5., 16., 17., 24. und 26.Panzerdivision, sowie an die 3. und 29. Panzergrenadierdivision des Heeres, die Panzergrenadierdivisionen "Großdeutschland" und "Feldherrenhalle" und die 1., 2. und 3. SS-Panzerdivision geliefert. Hauptsächlich waren diese an der Ostfront eingesetzt.

Der Bausatz

Eine Abart des Panzer 38(t) ist bei Dragon ja eher eine Seltenheit und war seinerzeit mit einem Listenpreis von über 90,-DM ziemlich einzigartig. Mittlerweile gibt es diesen Bausatz teilweise zu Sonderpreisen (60-70,-DM), obwohl er nicht mehr in der Produktion ist.
Ein Blick in die Schachtel verheisst einen tollen Bausatz ... eine Fülle von Teilen und einen Figurensatz mit 4 Leuten und Munition. Insgesamt 6 Spritzlinge plus 4 Spritzlinge für eine schöne Einzelgliederkette! Dazu noch ein paar Ätzteile, die allerdings aus ziemlich dickem Metall sind. Die Teile sind alle in wunderschöner Qualität, fein detailliert und mit sinnvollen Angussstellen. Gerade die ganzen Nieten an Rumpf, Aufbau und Rädern sind schön wiedergegeben.
Die Bauanleitung ist recht umfangreich, ist aber teilweise etwas unübersichtlich. Auch die Tatsache, daß einige der Spritzlinge keinen Buchstaben haben, trägt teilweise zur Verwirrung bei, da man einerseits Teile lange sucht, und andererseits wegen Doppelbelegung von Teilenummern schonmal das falsche Teil in der Hand hält! Die beigelegten Abziehbilder sind ziemlich sparsam, lassen sie doch bloß eine Variante (laut Bauanleitung) zu, nämlich das Zeichen der 2.Panzerdivision, welches 1944 ausschließlich in der Normandie und den Ardennen verwendet wurde. Das beiliegende Divisionssymbol der 1.SS Panzerdivision wird verschwiegen, kann aber ohne weiteres benutzt werden.

Der Bau

Der Bau beginnt recht einfach, da die Wanne schon recht komplett ist, so kann man zügig zur Radaufhängung schreiten, die (dragonuntypisch) beweglich(!) gehalten wurde. Lediglich die Räder werden fest verklebt, und hier sollte man drauf achten, dass man die richtigen Räder verwendet. Die mit den wenigen Nieten wären zwar beweglich, sind aber für diese Version nicht korrekt.
Da die Aufhängung beweglich ist, entschied ich mich zur Verwendung der Friulmodel Kette ATL-13, mit der man realistische Rad und Kettenstellungen bekommt auf unebenem Untergrund.
Im nächsten Schritt muss man zunächst die Seitenwände der Wanne um 4,5mm kürzen, was aber kein Problem ist, wenn man den Schnitt sauber mit einem Skalpell anzeichnet und mit einer Dremel und einem feinen Sägeblatt den Schnitt ausführt. Ein bisschen schleifen und fertig! Dann geht es weiter mit der Inneneinrichtung, den Kardanwellentunnel mit Standfläche und Heckwand einpassen und kleben. Dann kann man schon mal den Innenraum in etwas abgedunkeltem weiss bemalen. Danach kann man Getriebe und Fahrersitz einkleben. Der Innenraum ist damit zwar noch recht rudimentär, aber immerhin vorhanden. Die Motorabdeckung machte bei mir etwas Probleme, da sie nicht bündig an Motortennwand und Heckwand abschließen wollte. Die Standplatte und Kiste sind etwas verwirrend, denn mit den Löchern und Stiften ist erst nicht ganz klar, wie diese angebracht werden sollen. Die große Kiste muss aber tatsächlich schräg stehen, und bei der Standplatte rechts musste ich zwei der grösseren Stifte entfernen und schon passte alles.
Die Aufbauplatten rechts und links werden im nächsten Arbeitsschritt mit Innenleben verziert. Hier lohnt es sich mal Original Innenraumfotos zu betrachten ... Teil MA9 ist irgendwie zu kurz oder falsch positioniert gedacht. Hier biegt man auch das erstemal die mitgelieferten Ätzteile für die Funkgeräthalterung. Das Metall ist allerdings sehr dick und nur schwer zu biegen. Die Munitionshalterungen, die aus Teilen D24 und D25 zusammengesetzt werden machen insofern Probleme, als dass D24 so breit ist, dass es für eine komplette Rundung EINER Halterung gedacht ist ... bei der Doppelhalterung D25 reicht in der Mitte also der Platz nicht für das nebenanliegende Teil D24.
Die Seitenaufbauten, der Frontaufbau, die Türen (A3, A9) und die Glacisplatte (31) sollten schnell in einem Abwasch auf und zusammengeklebt werden, wobei mir immer noch ein Rätsel ist, wie das wirklich an alles Stellen passen soll, denn im Frontbereich ist der Aufbau so breit, dass die Seitenteile links und rechts an den Wannenseitenwänden angeklebt werden sollten, im hinteren Bereich allerdings passt es (gerade wegen der Türen) besser dann AUF den Wannenseitenwänden! Auch hier empfehle ich Originalbilder, um die Lücke, die zwischen Aufbau und Kettenabdeckblechen entsteht, besser zu verstehen.
Der Innenraum des Aufbaus wird in sandgelb bemalt (wenn man eins der allerersten Fahrzeuge der Produktion darstellen will, ist auch grau zulässig). Auch das komplette Fahrzeug kann aussen in sandgelb grundiert werden!
Die Kanone, die dem Bausatz beiliegt macht einen guten Eindruck, da ich aber noch ein Jordi-Rubio Rohr herumliegen hatte, habe ich dies stattdessen verwendet (Das Rohr aus dem Bausatz steht dem Jordi Rohr aber in nichts nach, wenn man sauber arbeitet und etwas schleift.)! Der Rücklaufschlitten und Höhenrichtung wurden aus dem Bausatz verwendet. Da das Jordi Rohr natürlich viel schwerer war, als das Originale Plastikrohr, musste ich die Kanone in der Höhe fixieren, was aber nicht schlimm ist, da später die Schutzklappe, die eigentlich je nach Rohrerhöhung den Winkel ändert auch nicht beweglich ist.
Ein bisschen tricky ist dann die Konstruktion der Kanonenhalterung auf der Glacisplatte. Abgesehen von nahezu unmöglichen Faltvorgängen für die Ätzteile ist die genaue Positionierung doch recht schleierhaft! Auch Teile 85 und 86 waren nicht wirklich passend!
Fehlen noch ein paar Kleinteile wie die Spriegel für die Plane über dem Kampfraum und Werkzeug, wobei ich meinem Fahrzeug nach Originalbildern noch Ersatzkettenglieder, sowie Spaten und Spitzhacke auf die Kettenabdeckbleche zauberte. Die Verzurrungsbügel (A32) sind wesentlich zu grob ... hier wären Ätzteile schön gewesen ... ich habe A32 etwas in der Länge gekürzt, so dass sie nicht ganz so überdimensioniert wirken!
Ganz zum Schluss habe ich die Friulkette mit den mitgelieferten Treibrädern montiert, wobei man beim zusammenkleben der Treibräder schon ein Stück Kette fertighaben sollte, um die korrekte Breite zwischen beiden Zahnkränzen zu checken!

Bemalung/Alterung

Mein Fahrzeug sollte der 4.Panzerdivision im Winter '44/'45 an der Ostfront unterstellt sein. Daher entschied ich mich für simplen sandgelb Anstrich mit Revellfarbe. Die in der Anleitung gezeigt Markierung der 2.Panzerdivision ist in sofern inkorrekt als dass diese nicht wie angegeben an der Ostfront war, sondern in der Normandie und den Ardennen. Zu den beiliegenden Abzeichen passt ein sandgelber Anstrich mit sehr eckigen und scharfkantigen braunen Flecken!
Mein Fahrzeug bekam das taktische Zeichen für schweres Infanteriegeschütz auf Selbstfahrlafette und das Abzeichen der 4.Panzerdivision. Dazu ein paar Balkenkreuze. Darüber habe ich dann flüchtig ganz leicht mit Wasser verdünntes Deckweiss gemalt, welche sich dann später an Ecken und Kanten wieder mit einem feuchten Tuch abrubbelte. Auch an den Räder entfernte ich so wieder einen großen Teil des "white washs", um Gebrauchsspuren zu simulieren. Darüber kam ein washing mit dunkler Acrylfarbe in Spiritus gelöst, mit der ich einmal das ganze Fahrzeug behandelt habe, um Vertiefungen etwas besser hervorzuheben. Die Verzurrungsösen haben ein paar Wasser-Laufspuren bekommen.
Die Kette wurde mit schwarzer Farbe, der etwas Metallfarbe beigemischt wurde grundiert, dann noch mit rost/metalfarbe flüchtig übergemalt und dann an Schleifpunkten wie den Laufflächen und Führungszähnen wieder etwas mit Sandpapier behandelt, bis wieder die Metallfarbe hervorkam. Die Räder bekamen wieder ihren obligatorischen abgeschliffenen Metallring am Übergang zur Gummierung.
Zuguterletzt wurde das Laufwerk und die unteren Teile der Wanne noch mit einer Schicht hellem Pastellkreidenstaub bepinselt.
Die Figuren wurden nach Schema F simpel weiss bemalt, für die Gesichter habe ich einen eigenen Hautton aus einigen Revellfarben gemischt und letztendlich versucht ein Gesicht reinzuzaubern, was aber nicht so einfach war, da die Figuren im Gesicht doch recht simpel strukturiert sind. Das ganze wurde mit einem leichten washing abgeschlossen!

Fazit

Ein umfangreicher Bausatz mit vielen gut gestalteten Teilen, guter Einzelgliedkette, wunderbar passendem Figurensatz, Munition, ausreichender Inneneinrichtung und besonders hervorzuheben das bewegliche Laufwerk! Das hat natürlich seinen Preis, der angesichts der Größe des Modells etwas abschreckt.
Negativ fällt hier vielleicht die etwas verwirrende und teilweise ungenaue Bauanleitung, die mäßig passende Aufbaupanzerung und der sehr sparsame Abziehbilderbogen auf.
Alles in allem baut es sich aber zu einem schönen Modell, das durch verfügbare Eduard PE Satz und Friulmodel Kette noch weiter aufgewertet werden kann!

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

© 12/2001 Thomas Hartwig

zurück zur Übersicht