Jagdpanzer Ferdinand, Sd.Kfz. 184 (Dragon)

Das Modell

Der Ferdinand entstand auf Basis des Porsche Vorschlages für den Panzerkampfwagen VI Tiger - dem VK4501 P. Porsche war sic sicher den Zuschlag zu erhalten und fertigte bereits vor Ende der Ausschreibung 100 Fahrzeuge. Nachdem Mitbewerber Henschel den sicher geglaubten Zuschlag erhielt, wurden 90 Fahrzeuge zum Sturmgeschütz mit 8,8cm Pak 43 auf Fahrgestell Tiger (P) umgebaut. Diese als Ferdinand bekannten Fahrzeuge erlebten Ihre Feuertaufe bei den 653. und 654. schweren Panzerabteilungen in der großen Panzerschlacht bei Kursk. Nach einem Debakel in Kursk, wurden die verbliebenen Fahrzeuge general überholt und mit einigen wichtigen Modifikationen in Elefant umgetauft.

Bereits in den 70er Jahren brachte Italeri ein Modell des Elefant auf den Markt, leider war es nicht sonderlich historisch korrekt, da es eher eine Mischung aus Ferdinand und Elefant darstellt. Anfang des Jahres, also rund 25 Jahre später bringt Dragon je einen Elefant und Ferdinand auf den Markt. Bei einem Listenpreis von über 80,- DM darf man also gespannt sein und einiges erwarten.

Die Teile erstrecken sich auf insgesamt 12 Spritzlinge (plus Wanne und Aufbau) und sind sauber und verzugsfrei in hellgrauem Plastik gegossen. Spritzling A enthält hierbei die für den Ferdinand relevanten Teile. Das Modell verfügt über eine Einzelkette und wie bei Dragon leider üblich über keinerlei Figuren. Die beiliegenden Abziehbilder lassen den Bau von je einem Fahrzeug der 1., 2. oder 3. Kompanie der 653. schweren Panzerabteilung in der Schlacht um Kursk zu.

Der Bau

Der Bau beginnt mit der Unterwanne, genauer gesagt mit den 6 Rollenwagen. Die Schwingarme bleiben beweglich, eine Funktion, die besonders Dioramenbauer zu schätzen wissen werden. Wer die Beweglichkeit auch mit aufgezogener Kette dauerhaft beibehalten möchte, sollte allerdings auf die neue Kette von Friul ausweichen.
Die Laufrollen, sowie die Kettenmontage habe ich bis nach der Grundierung des Modells aufgeschoben - meine übliche Baureihenfolge. Die Front und Heckpartie sind von der Passgenauigkeit leider nicht Dragon-typisch. Kopfzerbrechen macht vorallem der Einbau der Frontpanzerung B3. Die Anleitung gibt leider genaue Aussage darüber, wie herum das Teil ausgerichtet werden muß. Kleiner Tip - Schweißnaht nach oben! Die leichten Passungenauigkeiten setzen sich im Heckbereich fort. Mit ein paar Klemmen kommt man aber um etwaiges Spachteln und Schleifen drum herum. Die Kettenabdeckungen passen wie angegossen, ich frage mich allerdings, warum man die Angusstellen an der sichtbaren Seite der Abdeckung gelegt hat...

Nach der Wanne folgt der Bau der Kanone. Diese besteht zwar nur aus wenigen Teilen, ist aber für einen Blick durch die Luken ausreichend detailliert. Weitere Innenausstattung gibt es nicht. Will man wie ich später einmal nur eine Figur in eine der Luken des Aufbaus platzieren, ist dieser Umstand noch akzeptabel, da man vom Innenraum dank der Lichtverhältnisse nicht viel erkennen kann. Nach dem Einbau der Kanone folgen die diversen Haken, Steighilfen, etc. Grade bei den vier Haken an den oberen Ecken des Aufbaus, wird die schwache Bauanleitung wieder deutlich. Die hinteren Haken sind kein Problem, die genaue Platzierung der vorderen Haken ist aber äußerst schwammig erklärt.
Dragon sieht für seinen Ferdinand Bausatz auch eine Regenrinne an der Vorderseite des Aufbaus vor. Ich konnte allerdings kein Ferdinand Foto finden, auf dem diese Rinnen zu sehen waren. Sicher gab es einige späte Ferdinands die diese, ansonsten nur beim Elefant zu findende, Regenrinne hatten. Ich habe daher die Ansatzlinie weggeschliffen und auf die Teile verzichtet.
Die Motorabdeckung bildet kein Problem. Da man aber durch die Lüftergitter gut hindurchsehen kann, sollte man das untere Gitter und den Innenraum dunkel einfärben.
Die Funker und insbesondere Fahrerluke sind sehr schön detailliert und laden dazu ein im geöffneten Zustand dargestellt zu werden. Eine gute Idee, wenn Dragon seinem Modell wenigstens eine rudimentäre Inneneinrichtung spendiert hätte.

Das Zusammenfügen der drei Hauptpartien Motorabdeckung, Aufbau und Wanne erfolgt problemlos und sehr genau. Ich empfehle hier die Motorabdeckung zuerst anzubringen, da dann der Aufbau automatisch in die exakte Position kommt.

Vor dem Zusammenbau des Laufwerkes, wurde das Modell mit einer Mischung aus Autospachtel und Modellbahngrasfasern verdreckt. Das Laufwerk stellt kein Problem dar, lediglich die exakte Positionierung des Treibrades läßt einige Fragen offen. Wie so oft gibt die Anleitung hier auch keinen genauen Aufschluß drüber. Die Kette habe ich jeweils in zwei Hälften aufgezogen - erst das Oberteil, dann das Unterteil, jeweils bis ca. zur Hälfte des Treib-, bzw. Leitrades. Die Kettenglieder fügen sich absolut problemlos ineinander, auch für Leute mit einer Einzelkettenphobie eine wahre Freude. Beim Aufziehen der Ketten sollte man darauf achten, daß die Ketten nur auf der 3. bis 5. Laufrolle auflagen.

Bemalung

Mein Ferdinand soll ein Fahrzeug der 4. Kompanie, 654. schwere Panzerabteilung auf dem Weg vom Entladebahnhof zur Schlacht von Kursk darstellen. Die 654. ist bekannt durch das markante "Netz"-Tarnmuster, welches ich per Airbush aufgetragen habe. Zunächst wurde das Modell aber mit Gunze Dunkelgelb grundiert und anschließend mit aufgehellter Grundfarbe schattiert. Nach den Tarnstreifen wurde das Laufwerk mit Gunze "Schlamm" übergespritzt.

Abschließend folgte ein Wash mit schwarz-grüner Ölfarbe für den oberen Bereich und mit einem Mix aus schwarzer Pastellkreide und Spiritus im Laufwerksbereich. Abgerundet wird das Erscheinungsbild durch Trockenmalen mit je einem khakifarbenen und ockerfarbenen Ton.
Die Markierungen wurden mit Spritzschablonen von Stencelit aufgetragen.

Fazit

Die Erwartungen an den Ferdinand waren sehr hoch - schließlich ist es der Preis auch. Ich muß gestehen, nach dem Bau des neuen Marder III von Tamiya war ich von Dragons jüngstem Wurf enttäuscht. Wie bereits erwähnt sind die Luken hervorragend detailliert, aber eine Innenausstattung ist nicht mal ansatzweise vorhanden. Italeri/Zvezda haben mit dem Panzerjäger I vorgemacht wie das es geht. Die Paßgenauigkeit in Front- und Heckbereich ist nicht grade die, die man von Dragon gewohnt ist. Sie ist nicht schlecht, aber halt nicht "Dragon". Die Anleitung ist das größte Übel des Bausatzes, läßt sie doch den Modellbauer über viele Details im Unklaren - grade für Anfänger eine große Stolperfalle.
Die Oberflächendetaillierung z.B. der Oberwanne ist super, bei so einfachen Sachen wie dem Unterlegklotz, ist diese dafür kaum vorhanden. Warum keine Holzmaserung ? Was mich aber am meisten ärgert, ist das Fehlen der für Ferdinand und Elefant so charakteristischen schweren Abschleppseile. Hier ist man leider vollkommen auf den Zubehörhandel angewiesen. Entsprechende Seile gibt es z.B. von New-Connection.

Alles in Allem kann man sagen, daß Dragon mit dem Ferdinand ein gutes, solides Modell abgeliefert hat. An die Genialität der neuen Tamiya Bausätze kommt er aber leider nicht ran. Aufgrund der Einfachheit des Fahrzeugs, ist dieses Modell auch für den Anfänger gut geeignet.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

 

Empfohlene Literatur:


(C) 6/2001 Carsten Gurk

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