Sd.Kfz. 9/1 FAMO mit 6t Bilstein Kran
Serienfahrzeug


Sd.Kfz.9/1 von Tiger Model Design (links) und Calibre35 (rechts)
 

Einleitung

Hier kommt nun also der zweite Teil unseres großen Sd.Kfz. 9/1 Doppelbauberichtes. Im Gegensatz zum Calibre35 Modell widmet sich der amerikanische Hersteller Tiger Model Designs dem Serienfahrzeug des 18t Zugkraftwagen FAMO mit 6t Bilstein Kran, wie er ab 1941 bei der Truppe eingeführt wurde. Das Sd.Kfz. 9/1 war bis zum Kriegsende eines der wichtigsten Bergefahrzeuge der Wehrmacht und wurde vorwiegend in den Panzerabteilungen, Werkstattzügen, sowie bei den Artillerie- und Flakregimentern eingesetzt. Mit seiner Hebekraft von sechs Tonnen konnte der FAMO sowohl Panzer IV Türme ziehen, also auch komplette Waffenanlagen z.B. der Selbstfahrlafette Wespe und Hummel ausbauen. In den Werkstattkompanien der Panzer Divisionen kam das Sd.Kfz. 9/1 auch oft als Zugfahrzeug des 16t Fries Portalkranes (erhältlich von DES Kits) zum Einsatz.

Das Modell

Den Umbausatz von TMD habe ich ja bereits in einem gesonderten "Ausgepackt" ausführlich durchleuchtet. Mittlerweile ist der Preis hierzulande auf bis zu 95 Euro gestiegen, womit der Umbausatz wohl hart der finanziellen Schmerzgrenze liegen dürfte. Nichtsdestotrotz gehört das Sd.Kfz. 9/1 Conversion kit von TMD immer noch zum besten was es auf dem Resinsektor gibt. Die 118 Resinteile sind absolut sauber gegossen und zeichnen sich durch eine gute Wahl der Angüsse aus, was die Arbeit am Modell deutlich vereinfacht. Auch die Beigabe der feinen Kette, der Bleifolie und der Messing Röhren für den Kranausleger sind durchweg lobenswert. Speziell der Messingausleger trägt sehr zur Stabilität des Modelles bei. Laut Angabe des Herstellers kann der Kran damit immerhin einen Panzer IV Turm mit kompletter Resin Innenausstattung heben. Auf den ersten Blick angenehm ist auch der beiligende Decalbogen, auch wenn dieser im Endeffekt eher enttäuschte. Absolut lobenswert ist die umfangreiche Anleitung, die mit CAD Zeichungen den Bau sehr deutlich erklärt.

Der Bau

Der Bau gestaltet sich zunächst recht einfach, da wie beim Calibre35 Modell zunächst das FAMO Chassis unverändert gemäß der Tamiya Anleitung gebaut wird. Da sich dieser FAMO nicht nur durch den Kran, sondern möglichst stark von dem ersten Modell unterscheiden soll, gibt es im Laufwerks- und Motorbereich zwei kleine Änderungen. Zum einen bekommt das Modell den Real Model Umbausatz zur späten F3 Version, dieser beinhaltet u.a. neue Treibräder, welche die Bausatz Treibräder ersetzen. Leider sind die Räder nicht mit "links" und "rechts" markiert, hier ist also aufpassen angesagt, damit die Kette später auf den Kettenpolstern plan aufliegt. Ferner werden bei diesem Fahrzeug die seitlichen Motoradeckungen fehlen, hier kann ich also mit dem Motor nicht pfuschen udn muss ihn wirklich einbauen. Der Motor ansich ist relativ gut detailliert, will man den Motorraum aber wirklich originalgetreu nachbauen, so ist das schon fast ein Bausatz in sich.
Der TMD Umbausatz kommt zum ersten mal beim Chassis zum Tragen. Die Stützen 9 und 10 sollen hier über den Achsen 1 und 5 des Laufwerkes platziert werden. Die Zeichnung ist eindeutig und zeigt die Position über den jeweiligen Schwingarmen. Der Begriff "Achse" hatte mich etwas verwirrt, so daß ich die Stützen genau über den Federstäben anklebte - passte natürlich hinterher vorn und hinten nicht. Man sollte der Anleitung also doch vertrauen...


Der Kühlergrill aus Eduard PE Teilen

Nach dem Umbau zur späten F3 Version

Die vorderen Kotflügel wurden wie die Treibräder ebenfalls durch neue Teile aus dem Real Set ersetzt. Die Qualität des Sets ist gut und die Teile passen perfekt mit den Tamiya Teilen der Motorhaube zusammen. Um die Unterschiede der beiden Fahrzeuge weiter herauszustellen, erhielt das Serienfahrzeug auch die Stoßstange des Tamyia Basismodelles. Eigentlich wollte ich die Gummireifen des Bausatzes durch einen Resin Rädersatz von Real mit der gleichen Reifensorte verwenden, hier war der Guss aber dermassen mies, daß die Resinreifen im Müll und die Gummireifen am Modell gelandet sind. Der Optik tut's glaube ich keinen Abbruch.
Nachdem das Chassis soweit fertiggestellt ist, widmen wir uns dem eigentlichen Umbausatz. Im Gegensatz zum Umbausatz von Calibre35, beinhaltet das TMD Modell die komplette Arbeitsplattform. Diese erstreckt sich bis zum Fahrerplatz, zersägen, spachteln udn anpassen wie bei Calibre35 ist hier also nicht nötig - sehr angenehm, somal die Oberflächendetailierung sehr gut gelungen ist.
Lediglich die Kabinenrückwand, sowie der Fussraum des Fahrers werden aus dem Basismodell benötigt. TMD hat hier ganze Arbeit geleistet, Anpassungsschwierigkeiten an die Tamiya Teile gibt es nicht.
Anstatt sich mit einem abgedeckten Kranfuss zu begnügen, hat TMD hier sogar den kompletten Unterbau beigelegt. Der Betrachter hat also vollen Einblick in die komplexe Neigungsmechanik des Bilsteinkranes. Sogar die Justierstangen sind enthalten, kaum nötig zu sagen, daß man den Bilsteinkran an jede Neigung des FAMOs im Gelände anpassen kann - Dioramenbauer werden dieses Feature zu schätzen wissen. Schade ist, daß die Abdeckung dieser komplizierten Mechanik nicht wenigstens als optionales Teil beigelegt wurde.
Neben der Aufnahme des Kranes, sind auch die Verstrebungen und Staukästen unter der Arbeitsplattform nachgebildet. Leider setzt sich diese Originaltreue bei der Aufnahme des Reserverades nicht fort. Hier soll das normale Bausatzteil weiterverwendet werden, korrekter wäre hier aber eine geänderte Halterung gewesen. Ein Fehler, den ich selbst leider auch erst festgestellt habe, nachdem das Modell fertig war.


Gut zu erkennen der Mix der Materialien

Die feinen Haltekettchen

Machen wir weiter auf der Arbeitsplattform. Die Aufnahmen für die Stützstempel sind sehr schön gestaltet, besonders die Verriegelungssplinte, die mit einer feinen Metallkette befestigt werden können hier überzeugen. Da keinerlei Einsatzfotos von ausgefahrenen Stützen bekannt sind, habe ich auch an diesem Fahrzeug die Stützen weggelassen. Eigentlich schade, da die Stützen dank imitierter Gewindestangen sogar in der Länge variiert werden können. Im Gegensatz zu Calibre35 spendiert TMD auch eine Aufnahme für die Stangen auf dem vorderen Querträger. Ich habe hier allerdings lieber eine Schleppschere des Basismodells gelagert. Am Heck der Plattform befinden sich die Marschverzurrung des Kranauslegers, der beweglich gehalten ist, sowie die große Werkzeugstaukiste. Letztere besteht aus hauchdünnen Einzelteilen und kann dank der fotogeätzten Scharniere sowohl geöffnet als auch geschlossen dargestellt werden. Neben der Staukiste sind die Halterungen für zwei Auffahrkeile. Waren die Keile bei Calibre noch massiv gegossen, so sind sie hier originalgetreu hohl dargestellt und mit einer profilierten Oberfläche.
Den Höhepunkt des Baus bildet sicherlich der Bilsteinkran. Konnte man diesen beim Calibre35 Modell noch locker in einer Stunde bauen, so ist hier schon bedeutend mehr Zeitaufwand nötig. Einerseits dank der hervorragenden Detaillierung, andererseits aufgrund der komplizierten Seilführung, doch dazu gleich mehr. Die Seiltrommeln sitzen in zwei Führungsschienen im Krangehäuse, idealerweise sollte man bereits jetzt das Seil an den Trommeln befestigen. Das fertige Krangehäuse wird nun auf den Nivellierungsmechanismus gesetzt, hierzu müssen die Teile wirklich plan geschliffen sein und dann auf einer ebenen Fläche ausgerichtet werden (sofern das Modell nicht im Gelände dargestellt werden soll). Zu diesem Zeitpunkt sollte man dickflüssiges Sekundenklebergel verwenden, um die Ausrichtung noch korrigieren zu können. Mein Kran ist leider etwas windschief, da ich mich auf den dünnflüssigen Kleber verlassen habe.


Der fertige Bilsteinkran von TMD

Die leider falsche Reserveradhalterung

Der Kranausleger kann dank seiner Messingrohre in jeder beliebigen Stellung (Erhöhung und Ausfahrlänge) dargestellt werden. Als wahres Ärgernis erweisen sich die Seilführungsrollen beim TMD Modell. Calibre35 war hier bedeutend kundenfreundlicher und hat die Rollen entsprechend vorgebohrt. Bei den TMD Rollen ist keinerlei Bohrhilfe vorhanden, die achsparallele Ausrichtung der Rollenpakete wird damit zur echten Nervenarbeit und ist in den meisten Fällen zum Scheitern verurteilt. Da auch die Seilführung in der Rolle nicht sauber gegossen ist, wird der Bau des Auslegers nun langsam aber sicher zum Ärgernis. Entschädigt wird man aber durch den guten optischen Eindruck des fertigen Kranes.
Zu guter letzt werden die einzelnen Baugruppen Chassis, Arbeistplattform und Kran miteinander vereint. Durch eine einfache Bohrung in den Kranfuss könnte der Kran ohne großen Aufwand 360° drehbar gebaut werden.
Um die späte Version des Fahrzeugs zu unterstreichen habe ich die eigentlich sehr schöne Kette des Basismodelles diesmal durch die späte Friulkette ersetzt.

Bemalung/Alterung

Das Modell stellt ein Fahrzeug des Artillerie Regimentes der Führer-Grenadier-Division dar und ist in einem gelben Grundanstrich mit grünen Tarnstreifen gehalten. Als Grundfarbe wurde Tamiya "Dark Yellow" verwendet, welches anschließend mit Weiß aufgehellt erneut wolkig aufgebracht wurde, um eine Aufhellung der großen Flächen zu erzielen.
Die Tarnstreifen wurden nicht ganz deckend mit Tamiya "Deep Green" aufgebracht. Um die Lackierung einfacher zu gestalten, war der Kran zu diesem Zeitpunkt noch auf einem Marmeladenglas aufgeklebt und wurde erst zum Washing auf der Arbeitsplattform platziert.


Die Kotflügel der späten F3 Version von Real Model

Das fertig gealterte Sd.Kfz. 9/1

Es folgten einige ganz leichte Filter in Braun, Blau und Grüntönen.
Nach der eigentlichen Bemalung folgten nun zwei Washings - zunächst ein recht starkes schwarzes Washing, anschließend ein leichteres rotbraunes Washing, um sowohl Verwitterung, als auch Verschmutzung darzustellen.
Das Trockenmalen erfolgte in zwei Schritten mit zwei aus Ölfarben gemischten Minttönen, erst in einem dunkleren Ton (etwas heller wie die Grundfarbe des Tarnanstriches), dann in einem etwas helleren Ton.
Abschließend wurde ein Sprühnebel aus Tamiya "Buff" über den Laufwerksbereich gelegt, um eine Verstaubung nachzuahmen, diese wurde dann mithilfe verschiedener brauner Pastelkreiden unterstrichen.
Bei den Reifen habe ich zum erstenmal eine Methode probiert, wie sie in einem Tamiya Magazin erläutert wurde (danke Serge für den Tip!). Hier wird zunächst das komplette Rad in der Grundfarbe des Fahrzeugs gespritzt, anschließend wird der Reifen mit Tamiya "Flat Earth" und "Buff" verstaubt. Abschließend wird die abgenutzte Lauffläche mit schwarzer Pastellkreide wieder hervorgehoben. Das Ergebnis ist sicherlich noch verbesserbar, gefällt mir aber im Vergleich zum ersten FAMO bedeutend besser.


Rechts die frühe Version des Basismodells, links die späte F3

Die Markierungen wurden mithilfe von Eduard Schablonen aufgespritzt

Die Markierungen wurden mit Spritzschablonen Eduard aufgebracht, lediglich die Kennzeichen und Markierungen am Kran bestehen aus Decals. Besonders letztere sind eher enttäuschend, da hier der Weißanteil fehlt. Von den schönen sauberen Aufdrucken sieht man also am Modell später nicht viel mehr als ein schwarzes Schild. Schade, ein guter Ansatz der leider nicht konsequent verfolgt wurde.

Fazit


Doppelt so teuer wie das Konkurrenzmodell von Calibre35 - ist das TMD Modell das wert ? Die Detailierung ist super, der Teileumfang und die Qualität ist mehr als okay. Ein echtes Ärgernis sind lediglich die Seilführungsrollen des Kranes, die falsche Reserveradhalterung und die schlechten Decals, ohne diese Mankos wäre sicherlich ein Bronze Award möglich gewesen. Man erhält ein sehr schönes Modell, allerdings zu einem saftigen Preis. So wie das Modell hier steht, also mit Basisbausatz, TMD Umbausatz, Real Umbausatz zum späten F3, Eduard PE Satz und Friulketten muss der Modellbauer immerhin stolze 250 Euro (500 DM!!!) berappen. Ob es das wert ist, muss nun wirklich ejder für sich entscheiden.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

© 5/2003 Carsten Gurk

 

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