Fla-Rakete Enzian E-1



 

Das Original

Mein Interesse an den deutschen FlaRaketen war bislang bestenfalls verhalten. Meine Literatur hierzu eher spärlich. Daher brachte ich mich über Wikipedia erstmal ins Thema. Über die deutsche FlaRaketen-Entwicklung im Allgemeinen und zum Enzian im Speziellen. In meinen Büchern wird die FlaRakete Enzian entweder auf der Startrampe oder während der Startphase gezeigt. Detailaufnahmen? Fehlanzeige! Auch die Aufnahmen der Museumsexponate waren kaum eindeutiger.

Worin unterscheiden sich nun die Ausführungen E-1 bis E-4?

Ein Merkmal der E-1 ist gemäß Modell der ausgeprägte Aufschlagzünder in der Raketennase. Eine Detailaufnahme habe ich nicht finden können. Die Startraketen des Typs Schmidding 501-999 erhielten erst mit der Version E-4 zusätzliche Flügel zur besseren Trennung vom Hauptantrieb nach dem Ausbrennen. Zudem sind bei der E-4 Versorgungsleitungen zu den Starthilfen zu erkennen.

Soweit zu meinen Erkenntnissen. Mittlerweile ist von Customscale auch eine E-4 Version erhältlich. Hier sind dann auch weitere Unterscheidungsmerkmale wie ein verkürztes Höhenruder und - aufgrund einer verbesserten Zielfindung - der Entfall des Aufschlagzünders aufgeführt. Es gibt demnach Aufnahmen, die die verschiedenen Versionen der Enzian zeigen und leider nicht frei verfügbar sind.




Der Bausatz

Der Blick in den Karton offenbart eine übersichtliche Anzahl an Bauteilen. „Der ist schnell gemacht…“ war der beiläufige Satz von Thomas zum Baubericht. Null problemo, war mir ja sein „Ausgepackt“ noch frisch in Erinnerung.Der Lagerbock besteht aus fünf Teilen. Der Raketenkörper, die Flügel und Stabilisatoren, dazu vier Startraketen und fertig. Und da mir die Resinbausätze von Customscale keine Unbekannten sind, sollte ich wohl Thomas Erwartungen entsprechen können. Die Bauanleitung zeigt eindeutig die Position der einzelnen Teile, so dass ich diesmal keine farbige Anleitung benötigte. Auch die Anmerkungen zu den Düsen der Starthilferaketen sind nachvollziehbar.



Der Bau

Die absehbare Quälerei mit dem Versäubern der Resinteile begann am 1. April anlässlich der IMM-Ausstellung in Munster. Eine Nebensache, die ich während der Gespräche mit Ausstellern und Besuchern erledigen wollte. Ganz hilfreich war dabei eine Säge der Fa. Roco, so dass ich den überraschend dicken Anguss an der Unterseite des Raketenkörpers schnell abtrennen konnte. Dabei habe ich aufgrund der Rundung des Bauteils noch ein wenig Material übrig gelassen – dies ermöglicht beim späteren Schleifen die Form zu wahren. Auch die Flügel und Stabilisatoren sind mit ungewöhnlich starken Angüssen versehen - eigentlich unüblich bei Customscale. Die übrigen Bauteile sind leicht von den Resinhäutchen zu befreien. Nur die Starthilferaketen waren noch etwas aufwändiger zu bearbeiten. An einigen Stellen sind noch kleine Löcher zu füllen – hier habe ich Sekundenkleber aufgetragen und später schnell verschliffen. Erfreulich ist bei der Arbeit, dass die Angüsse alle an kaum sichtbaren Bereichen liegen.


Der Enzian

Die Flügel werden am Hauptkörper mit Sekundenkleber angebracht. Die Ausrichtung geht aufgrund der Steckverbindung recht einfach. Einen kleinen Spalt konnte ich einfach schließen. Die Bauch- und Rückenflosse habe ich mittels Hilfslinie in Längsrichtung zentriert. Die vertikale Ausrichtung erfolgt über die Senkrechte der Flügelende. In diesem Bauzustand sieht das Modell schon nach etwas aus.

Die Starthilferaketen werden an den Verbindungsstiften deutlich gekürzt und in die Bohrungen eingesetzt. Die Triebwerksauslässe zeigen vom Raketenkörper weg.

 

Der Lagerbock

Die Seitenteile und die drei Stege zeigen eine zarte Holzmaserung. Hier habe ich alle Teile etwas nachgearbeitet. Die stumpfe Seite des Messers ziehe ich in Längsrichtung mal kürzer, mal länger über die Bauteile und habe so für die spätere Bemalung die Struktur besser definiert. Mit langsam anziehendem Sekundenkleber werden dann in einem Arbeitsgang die fünf Bauteile verklebt. Das Ganze darf dann auch etwas schief wirken, da hier die präzise Ausrichtung sicherlich nicht so wichtig war. Dennoch habe ich zum Thema Lagerbock und Wehrmacht mal gegoogelt. Bin aber nicht fündig geworden. Sofern hier Rat gebende Vorschriften existieren sollten, dann wäre ich über einen Hinweis dankbar.

Bemalung/Alterung

Die Grundierung erfolgt mit Tamiya Metallic Grey. Damit habe ich bislang gute Erfahrungen auf allen Untergründen gemacht.
Die Übergänge zwischen Raketenkörper und Trag- bzw. Stabilisierungsflächen sowie die Senken an den Flügeln habe ich für eine bessere Tiefenwirkung schwarz unterlegt.

Der Enzian hat auf den Fotos eine weiße Spitze - hierfür verwende ich Model Air RAL 9002. Der Anstrich des Raketenkörpers nebst Flügeln erfolgt mit RLM 02 von Model Air. Dieses Grau wurde damals für Prototypen verwendet.

Zur Auflockerung des Gesamteindrucks wurden die Oberseite des Rumpfs, sowie Flügelflächen und die vorderen Flügelkanten aufgehellt. Nun erhält der Rumpf einen braunen Filter, der eine hinreichende Abtönung der hellen Farbe bewirkte.
Die Vertiefungen der Flügel unterstreiche ich mit MIG darkwash. Die Startraketen sind auf den Fotos deutlich dunkler und erhalten daher einen satinschwarzen Anstrich nebst anschließendem Washing mit MIG darkwash sowie einen Hauch brownwash.
Die erhabenen Stellen wurden mit einem Graphitstift leicht hervorgehoben.


Der Lagerbock wird mit unterschiedlichen Aufhellungen MIG 037 Light mud bemalt und danach mit einem Mix aus dark- und brownwash sowie dem wood ageing solution unregelmäßig bearbeitet.
Ein Tipp zur Bemalung - die Startraketen erst bemalen und dann ankleben. Das Washing führt nämlich schnell zu Sprenkeln am Raketenkörper, die aber leicht mit Verdünnung wieder abzutragen sind.



Fazit

Für rd. 35 Euro erhält man ein an sich simples Modell, das insgesamt fein gegossen ist. Die Sicken der Flügel sind mir etwas zu deutlich geprägt. Die Angüsse am Raketenkörper dürfen bei der nächsten Produktion ruhig etwas dünner ausfallen. Die Präsentation der Enzian wird auf der Lafette sicherlich besser wirken - aber auch so ein hübsches Modell in den Reihen meiner Flugabwehrsammlung

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****



Empfohlene Literatur: 

  • Waffen-Arsenal S-67; Deutsche Flakraketen bis 1945, Manfred Griehl
  • Deutsche Raketen und Lenkwaffen bis 1945, Motorbuchverlag, Manfred Griehl
  • Das große Buch der Flak, Podzun-Pallas, Manfred Griehl
  • Die geheimen Wunderwaffen des III. Reiches, Dörffler Zeitgeschichte
  • Diverse Internetseiten

© 05/2017

3918 Leser dieses Bauberichts seit dem 25.05.2017

zurück zur Übersicht