Flakpanzer E-100


 

Das Original

…gab es nicht. Nur die Wanne ist als Replik des Originals anzusehen. Ich werde mich aber nicht weiter auslassen, da hierzu genug Erläuterungen im Netz zu finden sind. (Auf dieser Seite ebenso.) 

Der Entwurf des Flakturms ist vom Modell von Chesapeake Model Designs übernommen. Das ganze What If Ensemble macht auf mich einen guten in sich stimmigen Eindruck. 

Auf eine mögliche Technik werde ich auch nicht weiter eingehen, denn hier wäre alles reine Spekulation

Nur zwei offensichtliche Sachen

- Die fehlende Rohrerhöhung auf 90°
-
Die mitgeführte Munition wäre aufgrund der Kadenz der 88er sicher in nur wenigen Minuten vollkommen aufgebraucht.



Der Bausatz

Im Karton finden wir 5 graue, 5 rotbraune Spritzlinge, eine Tüte mit Einzelkettengliedern, die Ober- und Unterwanne, das Turmoberteil, eine Platine PE Teile und ein Decalbogen.

Die Bauteile des Bausatzes sehen ausgezeichnet aus und sind recht übersichtlich, was schnellen Bastelspaß verspricht. Der Guss der Teile ist einwandfrei ohne Auswerferstellen, Fischhäute oder verzogene Bauteile. Der Detailgrad ist sehr gut und zeigt saubere und feine Details.

Die Unterwanne ist einteilig und macht einen guten Eindruck. Das Laufwerk baut sich aus angenehm wenigen Teilen zusammen - der Knüller ist allerdings die Beigabe von Spiralfedern aus Plastikspritzguss, die das Laufwerk beweglich machen, denn die Schwinarme werden ebenfalls nur eingesteckt und von innen beweglich gesichert. Zwar wird es etwas Arbeit machen, die Spiralfedern sauber aus dem Spritzling zu trennen und zu versäubern - aber eine bewegliche Federung damit für einen E-100 hat schon etwas!
Die Doppellaufrollen machen ebenfalls einen sehr guten Eindruck mit scharfen Details wie den vielen Schraubenbolzen.
EIn weiterer Clou des Bausatzes ist sicher die Kette - schrfe, saubere Details, keinerlei Auswerferstellen, nur zwei Angüsse pro Hauptkettenglied, vier Angüsse pro Zwischenglied UND die Kettenteile lassen sich einfach ineinanderklicken und halten die Kette recht stabil zusammen. (Ich wäre am Ende trotzdem vorsichtig mit washing Lösungen auf der Kette, die ggf. die kleinen Plastikstifte porös machen)

Die Oberwanne ist ebenfalls einteilig, wird aber mit diversen Anbauteilen vervollständigt. Auch hier alles sehr schön und sauber wiedergegeben - die Schweißnähte und die Schnittkanten der verzahnten Panzerplatten sind granatenstark.
Das Motordeck ist fein dargestellt und wird mit feinen PE Gittern für die Luftein- und auslässe verfeinert.
Die Fahre- und Funkerluken sind beide offen oder geschlossen baubar.
Die möchtigen Seitenschürzen liegen sauber und schön geformt in je 3 Segmenten pro Seite bei. Die Wannenseiten sind mit passenden Details versehen, sodass man das Modell sowohl mit als auch ohne Seitenschürzen darstellen kann.

Der Turm ist komplett neu und basiert wie eingangs erwähnt auf dem Turm von CMD. Dieser hie rin Spritzguss ist hervorragend ausgeführt. Das Hauptoberteil ist einteilig gespritzt, ohne Gussfehler oder Verzug. Auch die Darstellung der Schweißnähte und verzahnten Platten ist sehr fein und gelungen. Die Kommandantenkuppel mit einzeln einsteckbaren Winkelspiegeln ist sehr schön und mit feiner Gussstruktur versehen.
Die Luken im Turmdach sind alle offen oder geschlossen baubar, aber da der Bausatz keine Turminneneinrichtung beinhaltet, machen offene Luken nur bedingt Sinn.
Die beiden 8,8cm Flakrohre werden höhenbeweglich im Turm gelagert. Das beste hier widerum ist, dass die Rohre als Vollrohre mit schöber Darstellung in Plastik im Bausatz vorhanden sind. Dabei wird jedes Rohr aus zwei Teilen zusammengesteckt und nicht wie bei anderen Herstellen aus zwei Halbteilen, die eine unschöne Naht längs des Rohres ergeben - also alles bestens hier.

Die Bauanleitung besteht aus insgesamt 21 übersichtlichen Bauabschritten. Die Zeichnungen sind sehr sauber und detailliert. Eingeschobene Detailzeichnungen zeigen immer wieder den Zusammenbau einzelner Kleinbaugruppen oder zur Erläuterung wie etwa den Zusammenbau der Ketten.
Es liegt ein Decalbogen mit 4 verschiedenen Sorten Balkenkreuzen und zwei weißen Zahlen 2 und 23 bei
.
Es werden 4 verschiedene Farboptionen in je 5-Seiten Ansichten dargestellt.
- dunkelgelb mit resedagrüner Mäandertarnung
- Wanne in dunkelgelb und olivgrünen Streifen, Turm in rostrot und graue Rohre
- typische Dreifarbtarnung
- Streifentarnung in resedagrün, spätes dunkelgelb und schokobraun.



Der Bau

In 20 Schritten sollte das Modell laut Bauplan, der auf den ersten Blick einen übersichtlichen, nicht überladenen Eindruck macht, fertig sein. 

Kommen wir zuerst zu den Ketten, die dankenswerterweise von meiner Frau zusammengebaut wurden.

Nach dem üblichen Heraustrennen der einzelnen Teile und Versäuberung wurden sie ohne Probleme zusammengeklickt. 102 Kettenglieder pro Seite gemäß Anleitung.

Für dieses Prozedere wurden nicht einmal zwei Stunden aufgewendet.

Obwohl die Glieder nur mit zwei Pins verbunden sind ergibt sich eine erstaunliche Festigkeit.

In Folge bleibt das Kettentrum beweglich. Nebenbei bemerkt: Während der gesamten restlichen Bautätigkeit fiel die Kette auch nicht einmal auseinander!

Wenden wir uns nun der ersten Baustufe zu. Hier sind lediglich eine paar Wannenanbauteile zu verbauen. Das verläuft ohne Probleme und schnell erledigt. 

In der zweiten Baustufe sehen wir uns einem Novum im Modellbau gegenüber – Federn aus Plastik; in einem Teil gespritzt. Entgegen meiner Befürchtung ließen sich die Federn ohne Bruch leicht aus dem Rahmen entfernen (Für die Grabbelkiste bleiben mehr als zehn Federn übrig.). 

Die Montage fiel ebenfalls narrensicher aus. Um alles an Ort und Stelle und auch beweglich zu halten werden die Radhalterungen, von außen nur gesteckt(!), an der Innenseite der Wanne mit Hülsen gesichert. Erstaunlich wie durchdacht die gesamte Federung ist. Und sie funktioniert!  

Die in Stufe drei eingezeichneten Teile A26 und A32 (Stoßdämpfer(?)) müssen nicht unbedingt eingebaut werden da sie für mich keinen Sinn machen und später nicht sichtbar sind. 

Zeit, die Heckplatte  einzubauen und auszurichten. Eine anschließende Probepassung mit der Wannenoberseite zeigte keine Problemstellen auf. 

Als nächstes nahm ich mir das Laufwerk vor. Hier  ist darauf zu achten das bei der Laufrollenanordnung A21 + A24 die Wölbung von A24 zur Wanne hin zeigt und bei A20+A24 von der Wanne weg. Nicht so klar ersichtlich aus der Anleitung. Die Nabenabdeckungen komplettierten die Radpaare. 

Die Leiträder werden nach Anleitung zusammengebaut und auf die Seite gelegt. Etwas mehr Aufmerksamkeit bedürfen die Treibräder. Hier sind einige Unsauberkeiten vom Guß mit der Feile zu beheben. Ein Passtest mit der Kette ergab eine zu große Breite der Zahnkränze. Damit diese in die Aussparungen der Kette passten wurden die Zahnkränze jeweils an den Innenseiten dünner gefeilt. 

Im nächsten Arbeitsschritt wird die Oberwanne vorbereitet. Von mir beinahe übersehen… - von innen werden noch Lüfter eingebaut! Nachdem das erledigt ist folgt die Hochzeit von Panzerkastenunter- und Oberteil. 

Im Anschluss können alle noch fehlenden Anbauteile angebracht werden.  

Und wieder stellte sich mir jetzt die Gretchenfrage hinsichtlich der Beweglichkeit aller Teile des Kits wie in der Bauanleitung von AH vorgeschlagen. Für Dioramenbauer ist das bewegliche Laufwerk in Verbindung mit den Ketten sicher ideal. Da ich mit eventuellen Ermüdungserscheinungen der Federn rechnete und das Fahrzeug nur auf einer kleinen Base repräsentiert werden sollte entschloß ich mich alle als beweglich deklarierten-- Teile zu verkleben. 

Das betraf die jeweils ersten und letzten Achsen mit denen eine gewisse Stabilität des Panzers erreicht wurde.  Die Laufrollen wurden letztendlich ebenfalls fest verklebt. 

Abschließend erfolgte die Montage der Schürzen (nach Bemalung des Laufwerks). Zur besseren Fixierung wurde in die Halterungen der Schürzen je ein kleiner Rundstab eingeklebt der die Ausrichtung bei der Verklebung mit der Wanne sehr erleichterte. 

Und damit sind wir schon bei Baustufe 13 angelangt. Ab hier wird die Montage des Turmes beschrieben. Alles passt  perfekt und ohne Mühe an Ort und Stelle. Extrem entspanntes Basteln. J Lediglich bei Montage der Turmheckplatte wird etwas Spachtel benötigt. 

Vorsicht ist in Baustufe 17 geboten. Die Zahnkränze(?) der Bauteile D13/D14 und D24 und D25 sollten abgeschliffen werden damit man die Rohre auch in der Höhe richten kann. 

Jedes Flakrohr besteht aus zwei Teilen, die, nachdem die Trennnähte versäubert waren pefekt ineinander passten. Das galt auch für die Passung an der Lafette. 

Dem Kit liegt noch ein bereits aus dem Bausatz  „Löwe“ bekannter Spritzling mit diversen Werkzeugen bei. Diesen kann der Modellbauer nach eigenem Gusto verwenden ... oder auch nicht.
Bemalung/Alterung

Hier wird es uns wieder einfach gemacht. Nachdem erneut ein „What If“ Panzer auf dem Basteltisch steht haben wir wieder die Qual der Wahl hinsichtlich der Tarnung.

Es sollten aber trotzdem die groben Richtlinien der 44 bis 45er Tarnung eingehalten werden. 

Alle Teile des Flakpanzers wurden mit RAL 8012 (Deutsches Rotbraun) Surface Primer von Vallejo grundiert. 

Als nächster Schritt erfolgte ein dunkles Wash auf den Seiten der Wanne. (Bevor die Schürzen angebracht werden konnten musste das Laufwerk komplett bemalt und fertig sein.) Da die Räder so ziemlich alles verdecken gab ich mich mich mit einem dunklen Wash zufrieden. 

Die Räder wurden in einem dunklen Grün (Farbauswahl nach Gefühl) gesprüht, über das eine transparente Schicht RAL 6011 Resedagrün (AK) gelegt wurde. Laufflächen der Radreifen im Ton Oily Steel von Vallejo. Anschließend auch hier ein leichtes dunkles Wash. 

Bei den Ketten erfolgte die Grundierung mit Tracks Primer von AK, gefolgt von diversen hellen und dunkleren Washes, vorzugsweise braune Töne. Pigmente in verschiedenen hellbraunen Farbmischungen wurden abschließend (auch bei den Laufrollen) sehr dezent angewendet. 

Die hellen Tarnstreifen wurden als nächstes realisiert. Auf eine Lage Dunkelgelb aus 44 DG I (AK) wurde lasierend eine Schicht Dunkelgelb aus 44 DG III (AK) gelegt. Nachdem alle Tarnstreifen abgeklebt waren wurde der Panzer mit Russian Surface Primer (AK) besprüht. Im Bereich des Hecks erfolgte der Auftrag der Farbe sehr sparsam, sodaß die Grundierung noch durchscheinen konnte. Darüber kam abschließend Resedagrün (AK) mit leichten Wolken von Resedagrün B (AK).

Die unterschiedlichen Grüntöne der Räder und der Panzerwanne sollen unterschiedliche Hersteller definieren. 

Der Turm wurde mit verschiedenen Rottönen aus dem Modulation Set von AK bearbeitet. Ein leichtes dunkles Wash, vor allem an den Kanten folgte. 

Für die Flakrohre wurden verschiedene Grautöne (MIG) verwendet. Darauf ein Wash mit Blue für Panzergrey von Vallejo. 

Zeit das ganze Modell zu versiegeln. Meine Wahl fiel hier auf den Seidenmattlack von Schmincke. Rund 48 Stunden bekam das Modell jetzt Zeit zum trocknen. 

Schmincke Glanzlack, Decals und das versiegeln der Abziehbilder war der nächste Schritt. 

Noch nicht fertig??? – Nicht ganz, denn jetzt wurden noch, ebenfalls in dezenter Weise in der üblichen Manier kleine Lackabplatzer und die verschiedensten Ablaufspuren, Farbveränderungen etc. angebracht. Also alle die Dinge die dem Panzer etwas Leben einhauchen. Dabei wurden die Oilbrushes von MIG das erste Mal intensiv genutzt. 

Manchen wird ein kleiner Unterschied hinsichtlich der Decals an den Turmseiten aufgefallen sein. In der Bauphase zierten die Turmseiten der Buchstabe “B”. Dieses Decal entstammte einem Bogen von Bison. Bis dato gab es mit diesen Abziebildern keinerlei Probleme. 

Das Decal wurde auf eine absout glatte Oberfläche aufgebracht und schmiegte sich ohne “Silbern” an. Als ich am Folgetag alles mit Glanzlack (MIG) versiegeln wollte reagierte das Decal, für mich nicht nachvollziehbar, und warf Blasen die sich nicht mehr egalisierten. Ursache kann ich keine angeben da die Vorgehensweise bei der Verarbeitung von Abziebildern stets nach dem gleichen Muster erfolgt. 

Lösung für mich: Leichtes anschleifen und überdecken des “Bs” mit einem grauen Rechteck. Grau könnte ja für eine bestimmte Kompanie stehen.

Ist ja ein What If…

... und irgendwann ist Schluß. Noch eine kleine einfache Base und der E-100 Flakzwilling kann sich in der Vitrine zu seinen Kollegen gesellen.



Fazit

Paperpanzer und/oder What If Fahrzeuge sind nicht jedermanns Sache und man mag geteilter Meinung sein – für mich ist dieser Flakpanzer eine schöne Bereicherung unseres Hobbys. Und warum soll man nicht mal ausgetretene Pfade verlassen. 

Wieder ein Bausatz von Amusing Hobby, der mit einer hervorragenden Paßgenauigkeit und einer gut strukturierten Bauanleitung punktet. Selbst die Ketten sind Bastelspaß! 

Dieser Bausatz kann ruhigen Gewissens auch Einsteigern (nicht den blutigen ...) empfohlen werden.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****





© 09/2017 Mike Kryza
Fotos: Ingmar Stöhr

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