Challenger 2

3.Platz
beim Bauberichts-Wettbewerb 2009

 

Das Original

Der Challenger 2 wurde dem Ministry of Defence erstmals im Jahre 1986 vorgeführt. Da man einen Nachfolger für den Challenger 1 suchte, der den steigenden Anforderungen der 90er Jahre und der Jahrtausendwende gewachsen ist, daher wurden im Juni 1991 zunächst 127 Modelle des neuen Panzers bei Vickers Defence Systems geordert. Nach dem Ministry of Defence sollten sämtliche Challenger 1 durch den Nachfolger ersetzt werden, weswegen im Juli 1994 weitere 259 Panzer nachbestellt wurden. Verglichen mit seinem Vorgänger verfügt der Challenger 2 über eine verbessert, zweite Generation der Chobham-Panzerung, die panzerbrechenden und Hohlladungs-Geschossen widersteht .Das problemanfällige Feuerleitsystem des Challenger 1 wurde durch modernste Digital-Technologie ersetzt., einem Rundumsichtgerät für den Kommandanten mit Laser-Entfernungsmesser und Wärmebild-Überwachung inbegriffen. Die neue 120mm L30 gezogene Kanone bietet eine erheblich verbesserte Mündungsgeschwindigkeit und eine optimierte Genauigkeit. Mit dieser Kanone ist der Challenger 2 in der Lage, HESH- (High Explosive Squash Head), Rauch- und L26 (Munition mit abgereichertem Uran)-Munition zu veschiessen.

Im Frühjahr 2003 wurden 120 Challenger 2 während der Operation Telic von Desert Rats um Irak eingesetzt. Zur Kampfwertsteigerung erhielten die eingesetzten Fahrzeuge eine an der Front angebrachte Reaktivpanzerung, Zusatzpanzerung an den Fahrzeugflanken, große Segeltuchschürzen sowie die obligatorischen CIP-Panels. Die von irakischer Seite eingesetzten T-55 waren für die modernen britischen Panzer keine ernsthaften Gegner, sodass die Kämpfe rasch beendet waren.

Der Challenger 2 hat eine Besatzung von 4 Mann, er ist mit Kanone 11,50m lang, mit Zusatzpanzerung 4,2m breit und bei einem Gewicht von 62,5t 3,04m hoch. Das Triebwerk bietet eine Leistung von 1200PS und kann das Fahrzeug auf eine Höchstgeschwindigkeit von 59km/h beschleunigen.


Der Bausatz

Auf den ersten Blick ist man schier beeindruckt, welchen Umfang der mit ca. 15 Euro sehr günstige Bausatz aufweist. Im Karton findet man sieben Spritzlinge, Ober- und Unterwanne, eine obere und eine untere Turmhälfte, einen Satz Vinylketten, Polycaps für die Laufrollen, ein Stück Schnur für die Abschleppseile sowie einen Decal-Bogen für zwei Versionen. Die anfängliche Freude währt aber nur kurz. Bei genauerem Betrachten der fast 450 Teile offenbart sich eine doch recht mäßige Detaillierung, außerdem weisen die Teile teils sehr viel Grat auf, was einen hohen Versäuberungsaufwand mit sich ziehen wird. Da einige Teile schlicht unbrauchbar sind und ich auch den Tamiya-Bausatz hier liegen habe, werde ich dem Bausatz einfach ein paar Teile klauen. Dies beschränkt sich allerdings auf die CIP-Panele und die Besatzung.

Außerdem werde ich einen Ätzteilsatz von von Voyager (35023) verbauen. Der Satz bietet 6 Platinen unterschiedlicher Dicke, gedrilltes Kabel und einige PS-Rundprofile. Die Teile machen dabei einen sehr guten Eindruck. Allerdings sollte man die Anleitung noch einmal mit Bildern des Originals abgleichen, da manche Schritte der Anleitung auf den ersten Blick nicht immer schlüssig erscheinen ... und man will doch nichts verkehrt machen, nicht wahr?

Die Bausatzketten sind, um es vorsichtig auszudrücken, sehr mäßig. Viel Grat, schlecht detailliert. Außerdem passen sich Vinylketten nicht immer so schön den Konturen (z.B. am Zahnkranz) an, wie es eine Einzelgliederkette tut. Daher wird noch eine Einzelgliederkette von Bronco verbaut. Die Kette ist echt toll…schön aufgebaut, gut detailliert und daher eine klare Kaufempfehlung.

Zu guter letzt wird noch Decals von Bison verwendet. Es handelt sich das bei um das Set „Challenger 2 Op Telic“ (35008), das die Darstellung von vier verschiedenen Fahrzeugen zulässt. Die Decals machen wie bei Bison üblich einen hervorragenden Eindruck.



Der Bau

Dargstellen möchte ich einen Challenger 2 der Royal Scots Dragoon Guards, das im April 2003 an Operation Telic teilgenommen hat. Der Bau aus dem Kasten heraus erklärt sich durch die leicht verständliche Bauanleitung nahezu von selbst. Daher möchte ich nicht jeden Bauschritt von Trumpeter kommentieren, sondern vielmehr auf Abweichungen, Eigenbauten und natürlich auf die Zurüstteile eingehen.


Der Bau beginnt im Grunde mit dem zusammenbauen des Rollenlaufwerks. Hier werden zunächst Leiträder, Laufrollen und Antriebskranz mit Polycaps versehen und dann zusammengeklebt. Die Laufrollen klebe ich aber erst später zusammen, damit ich die Gummipolster auf der Innenseite noch bequem lackieren kann. Des Weiteren wurden die Laufrollen-Gummipolster an den Kanten mit einem Skalpell bearbeitet, um eine leichte Abnutzung darzustellen. Hierzu wurden mit dem Skalpell einfach kleine Bruchstück abgekratzt bzw. abgeschnitten. Auffällig war, dass die Zahnkränze und die Leiträder sehr unsauber gespritzt waren und viele Fischhäute besaßen, die nicht immer einfach zu beseitigen waren. Mit viel Geduld, einer scharfen Skalpellklinge und etwas Schleifpapier kann man aber durchaus zu einem ordentlichen Ergebnis kommen.

Die nächsten Schritte befassen sich mit dem Bau der Unterwanne und des weiteren Fahrwerksbereich. Hier werden zuerst Zahnkranz-, Leitrad-, und Schwingarmhalterungen angebaut. Danach folgen die Schwingarme selbst. Sehr schön ist hier, dass die Schwingarme einzeln sind und nicht bereits an die Wanne angegossen sind. Mit etwas Mehrarbeit und handwerklichem Geschick könnte man das Fahrwerk somit auch beweglich bauen.

Als nächste Baustelle kommt nun das Fahrzeugheck. Eine sehr große Baustelle sollte es werden, an der man sich richtig austoben konnte. Fangen wir mal mit den Rückleuchten an. Die Bausatzteile lassen nichts Gutes erahnen, da sie sehr grob und undetailliert geraten sind. Dies liegt auch daran, dass die Bausatz-Lichteinheiten aus einem Stück sind, sodass der Bügel zum Schutz der Rücklichter mit angegossen ist. Hier kommt zum ersten Mal der PE-Satz ins Spiel, der ein großes PE-Teil für das Gehäuse, zwei Teile für die Halterungen zum Fahrzeug und ein sehr feines Ätzteil für den Schutzbügel bietet. Die eigentlichen Hecklichter wurden aus PS-Sheet gebaut und an den Ecken mit kleinen Bohrungen versehen. Die geschah auf beiden Seiten. Als Nächstes war die Kanisterhalterung mit Kabelrolle fällig. Die Halterung der Kabelrolle wurde durch ein PE-Teil ersetzt. Trumpeter sah es vor, dass die Rolle „nackt“ bleiben sollte, was natürlich nicht so bleiben konnte, sodass ich der Rolle kurzerhand eine Bewicklung mit dünnem Kupferdraht spendierte. Die Kanister von Trumpeter waren ebenfalls unbrauchbar, da sie mit Original nicht viel gemeinsam haben. Daher wurden sie durch Kanister von Tamiya (aus dem US Modern Military Equipment Set) Italerie (aus dem Modern Battle Accessories Set) ersetzt. Auf der oberen Abdeckung der Kanisterhalterung sieht man im Original immer einen kleinen Peilstab, der einen gewickelten Fuß und an der Spitze einen kleinen Eyeball-Protector hat. Die Fuß wurde frei nach Gefühl um ein anderes Stück Draht gewickelt und auf passender Länge abgekappt. Der Eyeball-Protector an der Spitze ist eine Kugel aus Lötzinn. Um eine derart kleine Kugel herzustellen, nimmt man einen Lötkolben und lädt ihn voll mit Zinn (richtig voll!) und gibt ihm ca. 60cm über dem Tisch einen kleinen Schlag, sodass ein Teil des noch flüssigen Zinns herunterfällt. Durch den Fall formt sich eine Zinnkugel. Beim Auftreffen auf die Arbeitsfläche ist die Kugel aber schon erstarrt und kann mit Sekundenkleber an der Antennenspitze fixiert werden.

Nun kam die Wahrscheinlich härteste Stelle am ganzen Modell: Die Treibstofffässer am Heck mit den obligatorischen Gurten und Spannschlössern. Hier beseitigt Voyager eine erheblich Detailschwäche des Trumpeter-Bausatzes. Zuerst wurden die Bausatzfässer zusammengeklebt und ordentlich verspachtelt. Nun wurde jeweils der Gesamte Befestigungs-Apparat abgeschliffen, sodass man eigentlich nur noch das „nackte“ Fass hat. Anschließend wurden nach und nach Teile der Gurte und der Spannschlösser angebracht. Wenn man es geschickt anstellt, könnte man die PE-Teile sogar beweglich halten. Ich war schon froh, dass ich die zahlreichen kleinen Teile halbwegs ordentlich ans Modell bekommen habe, da das Gurtgeschirr für ein Fass aus ca. 25 kleinen PE’s bzw. kleinen Sheet-Rundprofilen besteht. Aber so ätzend diese Arbeit auch ist, das Ergebnis ist alle Mühen wert. Und nach dem ersten Gurt hat man den Dreh auch raus. Sollte mal was schiefgehen...keine Sorge! Beim Fassgeschirr war Voyager so freundlich, einige Teile öfter als eigentlich benötigt zu liefern. Mit den neuen Gurten können die Bausatzteile in keinster Weise mithalten. Als Letztes wurde die Schleppschere aufgewertet. Der separate, vordere (abnehmbare) Teil der Schleppschere, der im Endeffekt auch an der Fahrzeugkupplung festgemacht wird, bekam Halterungen aus Plastik-Sheet. Der Arm der Schleppschere mitsamt Halterung wurde aus PE-Teilen und Rundprofilen aus dem Voyager-Set komplett neu aufgebaut. Damit waren die Änderungen am Heck abgeschlossen.

Nach dem Heck sollte man sich laut Trumpeters Anleitung der Fahrzeugfront widmen. Auch hier gibt es einiges an Detaillierungspotential. Feuerlöscherhalterungen, Blinker- und Außenspiegeleinheiten wurden durch den Voyager-PE-Satz aufgewerte, außerdem bekamen die Außenspiegel Bügel aus verzinktem Eisendraht spendiert (Dies war nötig, um die Spiegel überhaupt in angeklapptem Zustand darstellen zu können). Ein ganz wichtiges Detail an der Fahrzeugfront hat Trumpeter allerdings vergessen: Die Verkabelung der Scheinwerfer. Für die normale Challenger2-Ausführung ohne Zusatzpanzerung sind die Kabel angedeutet, nach Anbauen der Panzerung (Teil J2) ist diese nicht mehr erkennbar. Daher wurde die Verkabelung mit Kupferdraht nachgebaut und mit Sekundenkleber befestigt. Nach dem Trocknen des Klebers wurden die kleinen Schellen aus Joghurtdeckelfolie ausgeschnitten, in Form gedrückt, aufgeklebt und auf jeder Seite mit einem kleinen Schraubenkopf aus gezogenem Gussast versehen. Diese Schellen befestigen in der Realität die Kabel auf der Fahrzeugfront. Wenn man schon bei den Scheinwerfen ist, kann man diese auch einer kleinen Kur unterziehen. Generell erscheinen die Scheinwerfer ein wenig zu klein und sind nicht besonders detailliert. Damit muss ich aber wohl leben, da ich keinen Ersatz habe. Allerdings wurden die Scheinwerfer noch aufgebohrt/ausgefräst und nach der auch auf panzer-modell.de vorgestellten „Garski-Methode“ neu verglast. Dies war notwendig, da Trumpeter keine Klarsichtteile für das Modell vorsieht. Die neu verglasten Scheinwerfer wurden auch gleich maskiert, damit sie bei der Lackierung keine Farbe abbekommen. Die kleinen runden Masken wurden mit einer Lochzange aus Tamiya-Tape „gestanzt“. An der Fahrerluke wurden des Weiteren noch einige Sinkstellen verspachtelt und verschliffen sowie der Öffnungshebel und einige kleine Details wie bspw. einige Schraubenköpfe ergänzt. Da ich einen bestimmten Panzer der Royal Scots Dragoon Guards darstellen möchte, wurde der vordere linke Schmutzfänger abgesägt, da dieser auf Originalfotos auch fehlte. Sehr schön finde ich, dass auch Bison in Positionierungsbogen für die Decals darauf Bezug nimmt und den Modellbauer darauf hinweist.

Nach dem kurzen Sprung zum Frontbereich war nun das Motordeck an der Reihe. Hier wurden die Lüftungsgrätings mit Teilen aus dem Voyager-Satz aufgerüstet. Die Teile mit der feinen Wabenstruktur sind einfach toll und werten das Modell schön auf. Die zahlreichen Befestigungs- und Zurrösen wurden durch selbstgebogene Teile aus Kupferdraht ersetzt, was das nervige Entgraten der Bausatzteile erspart. Das doppelt vorhandene Teil C9 stellt den Auspuff dar und wird komplett aus PE-Teilen neu gebaut, da die Bausatzteile schlicht und ergreifend für die Mülltonne sind (extrem viel Grat). Die neuen Teile weisen eine bestechende Optik auf, werden aber leider später durch die für die im Irak eingesetzen Challenger 2 typischen Auspuffquader verdeckt, welche die Wärmeemission reduzieren sollen. Weiter ging es mit der Rohrzurrung, wo Teil C13 durch ein Drahtteil ersetz wurde und außerdem ein gescratchter Hebel aus PS-Profil ergänzt wurde. Nachdem die Staukästen und die vier Tankdeckel am Fahrzug  durch PE-Teile gepimpt wurden, war auch der Bau am Motordeck nahezu abgeschlossen.

Nach der „Hochzeit“ von Ober- und Unterwanne war es Zeit, sich den seitlichen Zusatzpanzerungen zu widmen. Die sind bis auf eine kleine Aufstiegshilfe im vorderen Bereich völlig aus dem Kasten gebaut. Im 14. und 15. Bauschritt ist es laut Trumpeter Zeit, die vordere und die Seitlichen Zusatzpanzerungen sowie die Auspuff-Abdeckungen anzubauen. Mit der Panzerung an den Seiten habe ich aber bis nach der Bemalung gewartet, um besser lackieren zu können und damit man die Kette leichter aufziehen kann. Beim Abgleichen der Auspuffabdeckungen mit Originalbildern trifft einen fast der Schlag. Hier hat Trumpeter sich einen richtig üblen Bock geschossen. In Realität sind diese Abdeckungen unten geschlossen und weisen einen kleinen viereckigen Auslass nach hinten auf. Also wurden die Bausatzteile mit Plastik-Sheet an der Unterseite verschlossen. Die Auspufföffnungen wurden ebenfalls mit PS-Profilen selbstgebaut. Für einen Scratch-Rookie wie mich eine mittelgroße Herausforderung. Das Ergebnis ist aber natürlich viel schöner und viel realitätsnäher als es die Bausatzteile sind. Mit diesem Schritt ist der Bau an der Wanne auch erledigt.

Was bleibt denn nun noch nach? Richtig, natürlich der Turm.

Hier beginnt der Bau, indem erst einmal einige Anbauteile zusammengebaut werden, wie zum Beispiel das Kanonenrohr oder den Hinteren Turmstaukästen. Sehr auffällig für den Challenger 2 ist das große kantige Zielgerät direkt über dem Rohr der 120mm Kanone. Das Bausatzteil wurde komplett durch ein großes PE-Teil ersetzt, das an der Innenseite zwecks Stabilität verlötet wurde. Allerdings passt nur die Linsenabdeckung aus dem Bausatz nicht mehr, da die passende Öffnung am PE-Teil einfach zu groß ist. Daher musste die Klappe samt Öffnungsmechanismus und Befestigung aus PS-Profilen neugebaut werden. Die kleinen Schraubenköpfe (und die neuen Schraubenköpfe am ganzen Fahrzeug) wurden selbst hergestellt, indem von einem Stück gezogenen Gießast immer kleine Scheiben abgeschnitten und dann aufs Modell geklebt wurden. Nachdem diese Hürde genommen war, widmete ich mich den beiden Turmluken. Da ich fest eine Besatzung eingeplant hatte, mussten die Luken natürlich offen dargestellt werden. Schnell stellt man fest, dass die Detaillierung der Lukeninnenseiten auch sehr rudimentär ist, die tiefen Pinmarks sind da das kleinere Problem. Nach langer Suche von Vorbildfotos, die auch genau diese Details zeigen, wurden dann die Hebel auf der Innenseite der Luken aus plattgeklopftem Kupferdraht gebogen, aufgeklebt und an den Befestigungspunkten schließlich mit den schon fast obligatorischen Schraubenköpfen versehen.

Nun war das Kanonenrohr fällig. Nachdem das Rohr verklebt und ordentlich verschliffen wurde, wurden sämtliche Halterungen der Wärmeschutzhülle abgeschliffen und durch Teile aus dem Voyager-Satz ersetzt. Außerdem wurden an der Mündung vier Schraubenköpfe ergänzt. Das Flugabwehr-MG an der Ladeschützenluke wurde nahezu nur mit Voyager- und Trumpeter-Teilen gebaut, lediglich der Griff auf der Munitionskiste stammt aus meiner Restekiste. Nun war wieder ein hartes Stück Arbeit an der Reihe: Die Staukästen am Heck. Hier passt einfach verdammt wenig. In meinem Fall war es ein hartes Stück Arbeit, das Turmheck einigermaßen gerade erscheinen zu lassen. Ansonsten wurden noch das Kommandanten-Periskop sowie die Füße der Nebelwerfer durch PE-Teile ergänzt. Etwas Detailarbeit war noch im Bereich der Kommandanten-Luke nötig. Der Kranz, der die Luke umgibt, ist bei Trumpeter mit vielen kleinen Löchern/Vertiefungen versehen. Im Original sind in diesen Vertiefungen allerdings Schraubenköpfe zu erkennen. Also wurde wieder einmal ein Gießast gezogen, auf Stücke passender Länge geschnitten und in den Kranz eingeklebt. Das Periskop des Kommandanten wurde auch mit einem PE-Teil fast neu aufgebaut und schließlich mit einem durchsichtigen Stück Plastik (aus einer Blisterverpackung) "verglast".

Nachdem die neuen, vorderen Fotogeätzten CIPs aufgeklebt wurden, war die Arbeit am Turm so gut wie abgeschlossen.

Nun ging es an die Ketten von Bronco - hier kann man nur sagen: toll! endlich bringt mal einer eine Einzelgliederkette in Spritzguss für diesen Fahrzeugtyp. Noch am Spritzling wurden die Gumminpolster mit Plastikkleber benetzt. Nachdem der Kleber kurz anziehen konnte, um das Plastik anzulösen, wurde mit einem steifen Borstelpinsel eine Struktur eingedrückt. Nachdem alles getrocknet war, wurden die einzelnen Kettenglieder nochmal unterschiedlich stark abgeschliffen, um unterschiedliche Abnutzung der Kettenpolster anzudeuten. Danach wurde die Kette einfach montiert.

 Die Passgenauigkeit am Treibrad ist relativ gut, könnte aber besser sein. Die Abstände zwischen den Endverbindern sind wohl ein bisschen groß, was sich aufsummiert. Aber das ganze ist halb so schlimm..und fällt am Ende nicht mehr wirklich ins Gewicht. Die Detaillierung gefällt mir wie das Montageprinzip sehr gut, auch wenn die Endverbinder doch nicht ganz korrekt wirken..aber mal ganz ehrlich: Ganz viel sieht man von der Kette doch nun wirklich nicht mehr.

Aber auf jeden Fall: Beide Daumen hoch für Bronco!

Nach der Lackierung folgten noch einige Dinge, die doch eher in die Bauphase als in die Bemalphase gehören. Am Turm wurden die seitlichen und hinteren CIPs angebracht. Diese wurden aus dem Bausatz des Tamiya-Challengers genommen, da die Trumpeter-Teile nicht sehr schön sind, da sie zwischen den einzelnen „Leisten“ des Panels Lücken aufweisen, was in der Realität nicht der Fall ist. Eigentlich lagen im Voyager-Set ja wunderschöne CIPs bei, allerdings sind mir diese beim Biegen an den Faltstellen druchgebrochen…ohne Ätzteilbiegeset ist es keine leichte Aufgabe, diese Teile in Form zu bringen. Und die ganzen einzelnen Teile wollte ich nun doch nicht wieder zusammenlöten.

Außerdem bekam der Panzer noch ein wenig Gerödel der Restekiste (Teile von Italerie, Legend, Plustmodel, Tamiya, ...), welches mit Nähgarn auf dem Fahrzeug festgezurrt wurde. Die olivfarbene Decke sowie das orange Sichttuch auf dem Turmdach sind aus Bleifolie.

Fast schon Charakteristisch für die britischen Challenger2  im Irak ist die große Segeltuchplane an der Fahrzeugfront, die auch natürlich am Modell nicht fehlen darf. Trumpeter zeigt die Plane zwar auf dem Deckelbild, allerdings muss man diese selber herstellen. Dazu habe ich ein Stück Taschentuch auf die passende Größe geschnitten und am Modell mit Leimwasser versetzt. Ein paar Falten hineinarbeiten und trocknen lassen. Am nächsten Tag konnte die Plane dann bemalt werden.

Bei der Panzerbesatzung handelt es sich um Spritzgussfiguren aus dem Tamiya-Bausatz des Challenger 2, welche Köpfe von Hornet (HBH11) spendiert bekamen. Der Kommandant bekam außerdem noch eine neue linke Hand (ebenfalls von Hornet).

Nachdem am Turm drei Antennen aus Federstahldraht angebracht wurden, war nicht nur der Rohbau endgültig, sondern der gesamte Bau des Modells abgeschlossen.


Bemalung/Alterung

Der erste Schritt der Lackierung ist gleichzeitig ein Teil des Baus. Der Challenger 2 weist im Original großflächige Antirutschbeschichtungen auf, die man beim Trumpeter-Modell leider vermisst.  Um hier Abhilfe zu schaffen, kam blau-glitzerndes Diamant-Effekt-Spray aus dem Baumarkt zum Einsatz. Da die Farbe aus der Sprühdüse aus recht großer Entfernung aufgesprüht wird, sollte man das Modell akribisch abkleben, damit die Farbe nur an die gewünschten Stellen kommt. Das Ergebnis ist die Mühen des Abklebens wert, da der fertige blaue Lack eine leicht raue, körnige Oberfläche aufweist.

Anschließend wurde das Modell mit Revell-Aqua-weiß grundiert. Auf die Grundierung folgte eine erste sandgelbe Farbschicht. Der von mit gewählte Farbton ist ca. eine 3:1 Mischung aus Tamiya DarkYellow und weiß. Nun wurden mit dunkelbrauner und weißer Tamiya-Farben Lichter und Schaten auf großen Flächen bzw. auf Kanten aufgebracht. Es folgte ein Übernebeln mit besagtem Sandgelb, sodass die gesetzten hellen und dunkel Flecken/Linien noch leicht durchschimmerten, damit ein erster Eindruck von Tiefe entsteht. Jetzt konnte es an die Detailbemalung gehen. Damit man die kleinen Teile wie MG, CIPs oder auch die Crew-Luken besser bemalen konnte, wurden sie auf Zahnstocher geklebt und erst am Ende ans Modell geklebt. Nach der Detailbemalung wurde das Modell und sämtliche Teile mit Modelmaster-Glanzlack versiegelt. Nach dem Trocknen wurden die Decals aufgebracht und anschließend wieder mit Glanzlack versiegelt. Hier ein Lob an Bison...die Decals waren wirklich von hervorragender Qualität und toll zu verarbeiten. Es hätte bestimmt auch ohne Weichmacher geklappt, aber ich habe zur Sicherheit trotzdem noch Mr.MarkSofter verwendet. Das Decals auf dem Munitionskasten ist eigentlich eine Beschriftung für einen US-Munitionskasten. Allerdings hatte ich keine britischen Decals, sodass ich diese Ungenauigkeit hinnehmen muss. Das falsche Decal sieht aber viel besser aus als eine "nackte" MunBox. Jetzt war ein Detailwashing mit dunkelbrauner Ölfarbe und Feuerzeugbenzin an der Reihe. Um Ablaufspuren zu Simulieren wurden kleine, verschiedenfarbige Punkte aus Ölfarbe auf die großen Flächen am Fahrzeug aufgetupft und mit einem feuerzeugbenzin-getränkten Flachpinsel abgezogen, sodass nur noch ganz leichte Schlieren erkennbar waren. Das nun folgende Aufmalen von Kratzern und Lackschäden war eher mit einer Fleißarbeit zu vergleichen. Nach mehreren Trockenmalgängen mit Öl- und Enamelfarben wurde das Modell mit mattem Klarlack von Modelmaster versiegelt.

Erwähnenswert sind auch noch die Winkelspiegel an der Kommandanten-Luke. Diese hat Trumpeter nicht einmal richtig angedeutet. Man kann nur völlig glatte Blöcke erkennen. Daher wurde ein Stückchen Rettungsdecke (so eine silber-/goldenglänzende Decke aus dem Erste-Hilfe kasten) in passende Streifen geschnitten. Diese Streifen wurden mit der goldenen Seite nach unten aufgeklebt und mit Tamiya-Clear-Red übergemalt, sodass ein rötlicher Schimmer entsteht.

Jetzt war die Kette fällig. Diese wurde zunächst mit Nato-Black von Tamiya lackiert und danach stark mit Modelmaster-Metalizer Steel-Blue trockengemalt. Danach wurden die Gummipolster auf den Innen- und Außenseiten der Kette mit Matt-Schwarz von Revell bemalt. Viel sieht man am Ende von der Kette ohnenhin nicht mehr...Im nächsten Schritt wurde ein ziemlich großzügiges Gemisch aus Feuerzeugbenzin und rostfarbener Pastellkreide auf die Mittel- und Endverbinder geschmiert und nach dem Trocknen mit einen Borstenpinsel teilweise wieder abgerieben. Damit war die Kette soweit, dass sie montiert werden konnte. Nachdem das gesamte Modell mit Pigmenten von MIG (Gulf War Sand, Beach Sand) eingestaubt wurde und Teile wie das MG mit Graphit abgerieben wurden, war die Bemalung des Fahrzeugs abgeschlossen.

Das Gerödel und die Figuren wurde nach dem gleichen Schema (Grundfarbe, Glänzend-Versiegeln, Washing, Trockenmalen, Matt-Versiegeln, Altern) bemalt.


Fazit

Tja ... wenn man erst einmal fertig ist, steht ein ziemlich großes und beeindruckendes Modell vor einem. Groß macht dieses Fahrzeug vor Allem das lange Kanonenrohr, welches unter Anderem dafür sorgt, dass meine Vitrine mit dem Chally überfordert ist.

Der Bausatz von Trumpeter hatte für mich mehr Schatten als Licht ... auf der einen Seite bekommt man für den günstigen Preis von ca. 15 Euro einen teilemäßig umfangreich ausgestatteten Bausatz, der den Bau eines überdurchschnittlich großen Modells zulässt. Der Teufel liegt aber wie so oft im Detail. Viele Bauteile (z.B. die Ketten, Heckleuchten, Treibstofffässer, ...) entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als unterdetailliert oder sogar als unbrauchbar. Da sorgt der tolle Voyager PE-Satz für Abhilfe, der viele kleine Details verbessert oder hinzufügt. Für 20 Euro gibt es eine klare Kaufempfehlung von mir. Gleiches gilt für die Bronco-Ketten, die Bison-Decals und die Hornet-Teile für die Figuren.

Je nach Anspruch des Modellbauers kann diese mit aber auch ohne Zurüstteile gebaut werden. Jemand, der einfach mal einen Blick über den Tellerrand werfen will, kann hier auch einfach mal ein Modell aus dem Kasten bauen. Wer allerdings ein detailliertes Abbild des Originals erhalten will, der wird um Zurüstteile, Eigeninitiative und das Studieren von Vorbildfotos nicht herumkommen. An dieser Stelle auch noch einen herzlichen Dank an primeportal.net, wo man sich viele schöne und hilfreiche (Detail-)Fotos zum Challenger 2 anschauen kann. Trotz allem hat mir der Bau einen Heidenspaß gemacht. Das abschließende Rating sollte aber doch eher getrennt durchgeführt werden.

Bausatz:

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Voyager PE Satz:

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:



© 12/2009 Oliver Prang

12887 Leser des Bauberichts seit dem 10.12.2009

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