Der Challenger 2 wurde dem Ministry of Defence erstmals im Jahre 1986 vorgeführt. Da man einen Nachfolger für den Challenger 1 suchte, der den steigenden Anforderungen der 90er Jahre und der Jahrtausendwende gewachsen ist, daher wurden im Juni 1991 zunächst 127 Modelle des neuen Panzers bei Vickers Defence Systems geordert. Nach dem Ministry of Defence sollten sämtliche Challenger 1 durch den Nachfolger ersetzt werden, weswegen im Juli 1994 weitere 259 Panzer nachbestellt wurden. Verglichen mit seinem Vorgänger verfügt der Challenger 2 über eine verbessert, zweite Generation der Chobham-Panzerung, die panzerbrechenden und Hohlladungs-Geschossen widersteht .Das problemanfällige Feuerleitsystem des Challenger 1 wurde durch modernste Digital-Technologie ersetzt., einem Rundumsichtgerät für den Kommandanten mit Laser-Entfernungsmesser und Wärmebild-Überwachung inbegriffen. Die neue 120mm L30 gezogene Kanone bietet eine erheblich verbesserte Mündungsgeschwindigkeit und eine optimierte Genauigkeit. Mit dieser Kanone ist der Challenger 2 in der Lage, HESH- (High Explosive Squash Head), Rauch- und L26 (Munition mit abgereichertem Uran)-Munition zu veschiessen. Im Frühjahr 2003 wurden 120 Challenger 2 während der Operation Telic von Desert Rats um Irak eingesetzt. Zur Kampfwertsteigerung erhielten die eingesetzten Fahrzeuge eine an der Front angebrachte Reaktivpanzerung, Zusatzpanzerung an den Fahrzeugflanken, große Segeltuchschürzen sowie die obligatorischen CIP-Panels. Die von irakischer Seite eingesetzten T-55 waren für die modernen britischen Panzer keine ernsthaften Gegner, sodass die Kämpfe rasch beendet waren. Der Challenger 2 hat eine Besatzung von 4 Mann, er ist mit Kanone 11,50m lang, mit Zusatzpanzerung 4,2m breit und bei einem Gewicht von 62,5t 3,04m hoch. Das Triebwerk bietet eine Leistung von 1200PS und kann das Fahrzeug auf eine Höchstgeschwindigkeit von 59km/h beschleunigen.
Auf den ersten Blick ist man schier beeindruckt, welchen Umfang der mit ca. 15 Euro sehr günstige Bausatz aufweist. Im Karton findet man sieben Spritzlinge, Ober- und Unterwanne, eine obere und eine untere Turmhälfte, einen Satz Vinylketten, Polycaps für die Laufrollen, ein Stück Schnur für die Abschleppseile sowie einen Decal-Bogen für zwei Versionen. Die anfängliche Freude währt aber nur kurz. Bei genauerem Betrachten der fast 450 Teile offenbart sich eine doch recht mäßige Detaillierung, außerdem weisen die Teile teils sehr viel Grat auf, was einen hohen Versäuberungsaufwand mit sich ziehen wird. Da einige Teile schlicht unbrauchbar sind und ich auch den Tamiya-Bausatz hier liegen habe, werde ich dem Bausatz einfach ein paar Teile klauen. Dies beschränkt sich allerdings auf die CIP-Panele und die Besatzung. Außerdem werde ich einen Ätzteilsatz von von Voyager (35023) verbauen. Der Satz bietet 6 Platinen unterschiedlicher Dicke, gedrilltes Kabel und einige PS-Rundprofile. Die Teile machen dabei einen sehr guten Eindruck. Allerdings sollte man die Anleitung noch einmal mit Bildern des Originals abgleichen, da manche Schritte der Anleitung auf den ersten Blick nicht immer schlüssig erscheinen ... und man will doch nichts verkehrt machen, nicht wahr? Die Bausatzketten sind, um es vorsichtig auszudrücken, sehr mäßig. Viel Grat, schlecht detailliert. Außerdem passen sich Vinylketten nicht immer so schön den Konturen (z.B. am Zahnkranz) an, wie es eine Einzelgliederkette tut. Daher wird noch eine Einzelgliederkette von Bronco verbaut. Die Kette ist echt toll…schön aufgebaut, gut detailliert und daher eine klare Kaufempfehlung. Zu guter letzt wird noch Decals von Bison verwendet. Es handelt sich das bei um das Set „Challenger 2 Op Telic“ (35008), das die Darstellung von vier verschiedenen Fahrzeugen zulässt. Die Decals machen wie bei Bison üblich einen hervorragenden Eindruck.
Dargstellen möchte ich einen Challenger 2 der Royal Scots Dragoon Guards, das im April 2003 an Operation Telic teilgenommen hat. Der Bau aus dem Kasten heraus erklärt sich durch die leicht verständliche Bauanleitung nahezu von selbst. Daher möchte ich nicht jeden Bauschritt von Trumpeter kommentieren, sondern vielmehr auf Abweichungen, Eigenbauten und natürlich auf die Zurüstteile eingehen.
Die nächsten Schritte befassen sich mit dem Bau der Unterwanne und des weiteren Fahrwerksbereich. Hier werden zuerst Zahnkranz-, Leitrad-, und Schwingarmhalterungen angebaut. Danach folgen die Schwingarme selbst. Sehr schön ist hier, dass die Schwingarme einzeln sind und nicht bereits an die Wanne angegossen sind. Mit etwas Mehrarbeit und handwerklichem Geschick könnte man das Fahrwerk somit auch beweglich bauen.
Nach der „Hochzeit“ von Ober- und Unterwanne war es Zeit, sich den seitlichen Zusatzpanzerungen zu widmen. Die sind bis auf eine kleine Aufstiegshilfe im vorderen Bereich völlig aus dem Kasten gebaut. Im 14. und 15. Bauschritt ist es laut Trumpeter Zeit, die vordere und die Seitlichen Zusatzpanzerungen sowie die Auspuff-Abdeckungen anzubauen. Mit der Panzerung an den Seiten habe ich aber bis nach der Bemalung gewartet, um besser lackieren zu können und damit man die Kette leichter aufziehen kann. Beim Abgleichen der Auspuffabdeckungen mit Originalbildern trifft einen fast der Schlag. Hier hat Trumpeter sich einen richtig üblen Bock geschossen. In Realität sind diese Abdeckungen unten geschlossen und weisen einen kleinen viereckigen Auslass nach hinten auf. Also wurden die Bausatzteile mit Plastik-Sheet an der Unterseite verschlossen. Die Auspufföffnungen wurden ebenfalls mit PS-Profilen selbstgebaut. Für einen Scratch-Rookie wie mich eine mittelgroße Herausforderung. Das Ergebnis ist aber natürlich viel schöner und viel realitätsnäher als es die Bausatzteile sind. Mit diesem Schritt ist der Bau an der Wanne auch erledigt. Was bleibt denn nun noch nach? Richtig, natürlich der Turm.
N Nachdem die neuen, vorderen Fotogeätzten CIPs aufgeklebt wurden, war die Arbeit am Turm so gut wie abgeschlossen. Nun ging es an die Ketten von Bronco - hier kann man nur sagen: toll! endlich bringt mal einer eine Einzelgliederkette in Spritzguss für diesen Fahrzeugtyp. Noch am Spritzling wurden die Gumminpolster mit Plastikkleber benetzt. Nachdem der Kleber kurz anziehen konnte, um das Plastik anzulösen, wurde mit einem steifen Borstelpinsel eine Struktur eingedrückt. Nachdem alles getrocknet war, wurden die einzelnen Kettenglieder nochmal unterschiedlich stark abgeschliffen, um unterschiedliche Abnutzung der Kettenpolster anzudeuten. Danach wurde die Kette einfach montiert. Die Passgenauigkeit am Treibrad ist relativ gut, könnte aber besser sein. Die Abstände zwischen den Endverbindern sind wohl ein bisschen groß, was sich aufsummiert. Aber das ganze ist halb so schlimm..und fällt am Ende nicht mehr wirklich ins Gewicht. Die Detaillierung gefällt mir wie das Montageprinzip sehr gut, auch wenn die Endverbinder doch nicht ganz korrekt wirken..aber mal ganz ehrlich: Ganz viel sieht man von der Kette doch nun wirklich nicht mehr. Aber auf jeden Fall: Beide Daumen hoch für Bronco! Nach der Lackierung folgten noch einige Dinge, die doch eher in die Bauphase als in die Bemalphase gehören. Am Turm wurden die seitlichen und hinteren CIPs angebracht. Diese wurden aus dem Bausatz des Tamiya-Challengers genommen, da die Trumpeter-Teile nicht sehr schön sind, da sie zwischen den einzelnen „Leisten“ des Panels Lücken aufweisen, was in der Realität nicht der Fall ist. Eigentlich lagen im Voyager-Set ja wunderschöne CIPs bei, allerdings sind mir diese beim Biegen an den Faltstellen druchgebrochen…ohne Ätzteilbiegeset ist es keine leichte Aufgabe, diese Teile in Form zu bringen. Und die ganzen einzelnen Teile wollte ich nun doch nicht wieder zusammenlöten. Außerdem bekam der Panzer noch ein wenig Gerödel der Restekiste (Teile von Italerie, Legend, Plustmodel, Tamiya, ...), welches mit Nähgarn auf dem Fahrzeug festgezurrt wurde. Die olivfarbene Decke sowie das orange Sichttuch auf dem Turmdach sind aus Bleifolie. Fast schon Charakteristisch für die britischen Challenger2 im Irak ist die große Segeltuchplane an der Fahrzeugfront, die auch natürlich am Modell nicht fehlen darf. Trumpeter zeigt die Plane zwar auf dem Deckelbild, allerdings muss man diese selber herstellen. Dazu habe ich ein Stück Taschentuch auf die passende Größe geschnitten und am Modell mit Leimwasser versetzt. Ein paar Falten hineinarbeiten und trocknen lassen. Am nächsten Tag konnte die Plane dann bemalt werden. Bei der Panzerbesatzung handelt es sich um Spritzgussfiguren aus dem Tamiya-Bausatz des Challenger 2, welche Köpfe von Hornet (HBH11) spendiert bekamen. Der Kommandant bekam außerdem noch eine neue linke Hand (ebenfalls von Hornet). Nachdem am Turm drei Antennen aus Federstahldraht angebracht wurden, war nicht nur der Rohbau endgültig, sondern der gesamte Bau des Modells abgeschlossen.
Erwähnenswert sind auch noch die Winkelspiegel an der Kommandanten-Luke. Diese hat Trumpeter nicht einmal richtig angedeutet. Man kann nur völlig glatte Blöcke erkennen. Daher wurde ein Stückchen Rettungsdecke (so eine silber-/goldenglänzende Decke aus dem Erste-Hilfe kasten) in passende Streifen geschnitten. Diese Streifen wurden mit der goldenen Seite nach unten aufgeklebt und mit Tamiya-Clear-Red übergemalt, sodass ein rötlicher Schimmer entsteht. Jetzt war die Kette fällig. Diese wurde zunächst mit Nato-Black von Tamiya lackiert und danach stark mit Modelmaster-Metalizer Steel-Blue trockengemalt. Danach wurden die Gummipolster auf den Innen- und Außenseiten der Kette mit Matt-Schwarz von Revell bemalt. Viel sieht man am Ende von der Kette ohnenhin nicht mehr...Im nächsten Schritt wurde ein ziemlich großzügiges Gemisch aus Feuerzeugbenzin und rostfarbener Pastellkreide auf die Mittel- und Endverbinder geschmiert und nach dem Trocknen mit einen Borstenpinsel teilweise wieder abgerieben. Damit war die Kette soweit, dass sie montiert werden konnte. Nachdem das gesamte Modell mit Pigmenten von MIG (Gulf War Sand, Beach Sand) eingestaubt wurde und Teile wie das MG mit Graphit abgerieben wurden, war die Bemalung des Fahrzeugs abgeschlossen. Das Gerödel und die Figuren wurde nach dem gleichen Schema (Grundfarbe, Glänzend-Versiegeln, Washing, Trockenmalen, Matt-Versiegeln, Altern) bemalt.
Tja ... wenn man erst einmal fertig ist, steht ein ziemlich großes und beeindruckendes Modell vor einem. Groß macht dieses Fahrzeug vor Allem das lange Kanonenrohr, welches unter Anderem dafür sorgt, dass meine Vitrine mit dem Chally überfordert ist. Der Bausatz von Trumpeter hatte für mich mehr Schatten als Licht ... auf der einen Seite bekommt man für den günstigen Preis von ca. 15 Euro einen teilemäßig umfangreich ausgestatteten Bausatz, der den Bau eines überdurchschnittlich großen Modells zulässt. Der Teufel liegt aber wie so oft im Detail. Viele Bauteile (z.B. die Ketten, Heckleuchten, Treibstofffässer, ...) entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als unterdetailliert oder sogar als unbrauchbar. Da sorgt der tolle Voyager PE-Satz für Abhilfe, der viele kleine Details verbessert oder hinzufügt. Für 20 Euro gibt es eine klare Kaufempfehlung von mir. Gleiches gilt für die Bronco-Ketten, die Bison-Decals und die Hornet-Teile für die Figuren. Je nach Anspruch des Modellbauers kann diese mit aber auch ohne Zurüstteile gebaut werden. Jemand, der einfach mal einen Blick über den Tellerrand werfen will, kann hier auch einfach mal ein Modell aus dem Kasten bauen. Wer allerdings ein detailliertes Abbild des Originals erhalten will, der wird um Zurüstteile, Eigeninitiative und das Studieren von Vorbildfotos nicht herumkommen. An dieser Stelle auch noch einen herzlichen Dank an primeportal.net, wo man sich viele schöne und hilfreiche (Detail-)Fotos zum Challenger 2 anschauen kann. Trotz allem hat mir der Bau einen Heidenspaß gemacht. Das abschließende Rating sollte aber doch eher getrennt durchgeführt werden.
Bausatz:
Voyager PE Satz:
Empfohlene Literatur:
© 12/2009 Oliver Prang |