BTR-60P


 

Das Original

Der BTR-60P Bronjetransportjor war ein gepanzerter Mannschaftstransporter der Streitkräfte des Warschauer Paktes. Entwickelt gegen Ende der 50er Jahre und eingeführt ab 1961 bildete er den Anfang einer ganzen Reihe von achträdrigen Schützenpanzern. Die Panzerung bestand aus vergleichsweise dünnen Stahlplatten, die immerhin durch ihre schräge Anbringung etwas geschossabweisend waren. Angetrieben von zwei 90PS Motoren, die jeweils zwei Achsen antrieben, war es in Zeiten ohne moderne Motorelektronik bestimmt eine Herausforderung für die Mechaniker, diese in Gleichlauf zu bringen! Früh schon monierte die sowjetische Führung den Hauptschwachpunkt dieses Musters: den mangelnden Splitterschutz für die aufgesessene Infanterie. Die Nachfolgemodelle „PA“ und „PB“ erhielten deshalb ein Dach. Alle diese Fahrzeuge waren ohne Vorbereitung voll schwimmfähig, was durch das „P“ in der Benennung angezeigt wird. BTR-60P wurden von 1960 bis 1963 produziert und gingen nach Erscheinen der verbesserten Versionen bald in den Export. Was auch das Schicksal meines Modells sein sollte. Ein 50 Jahre alter und von der Sonne Afrikas ausgeblichener, verbrauchter Veteran bei irgendeiner Bürgerkriegsgruppierung sollte es werden. Die Inspiration dazu lieferte mir ein Bild aus dem Internet. 

Der Bausatz

Der "Trumpeltier"-Bausatz ist recht neu und die oben genannten späteren Versionen sind auch bereits erschienen. Zurüstteile sind noch relativ rar, lediglich ET Model und Voyager aus China haben bereits Photoätzteile auf den Markt geworfen. Beide Hersteller haben auch einen Satz Resinreifen im Programm. Tank Maker bietet außerdem eine Resinabdeckplane, die den halben hinteren Kampfraum bedeckt. Ich verwendete für mein Modell, aufgrund der früheren Verfügbarkeit, die Teile von ET Model und werde später noch darauf eingehen. Eine Vorstellung dieses Bausatzes findet sich in der Rubrik Ausgepackt. Der dort besprochene Bausatz ist übrigens genau der gleiche den ich hier zusammensetze – danke Thomas! Ich hatte den BTR-60P als Kind im Maßstab 1:87 und habe ihn schon damals wegen seiner Optik geliebt. Klarer Fall das wieder einer für die Sammlung her musste...


Bau und Bemalung

So, jetzt bin ich also Wiederholungstäter, weil ich hiermit meinen zweiten Baubericht verfasse.
Ich habe den Abschnitt mit Bau/Bemalung überschrieben, da ich eigentlich schon vor dem Bau damit begonnen habe, Farbe auf das Modell zu bringen. Das liegt zum einen daran, dass man bei einem oben offenen Fahrzeug schon fast dazu gezwungen ist, will man alle später sichtbaren Bereiche auch zuverlässig mit Farbe versehen. Zum anderen wollte ich für das angestrebte Endergebnis teilweise eine Methode verwenden, die in dem Buch Modellbau-Techniken Band 1 des NMC Verlags von Stefano Zaghetto für seinen fast verfallenen Opel Blitz beschrieben wird.

Weil ich mir über Erfolg und Misserfolg nicht ganz sicher war, habe ich als aller erstes entgegen der Bauanleitung die Oberwanne in Angriff genommen. Da ich gewohnheitsmäßig mit Tamiya Acrylfarben arbeite sah ich so die Chance, im Falle eines Fehlschlags, die Farbe ganz bequem wieder mit Persil Kraftgel abzubeizen, wie es bei den Tipps und Tricks steht. Ich habe es vorher selbst schon praktiziert und es klappt hervorragend. Ein Teil des Gels ist sogar wiederverwendbar, wenn sich die abgelöste Farbe erst mal am Boden gesetzt hat. Glücklicherweise sollte dieser Fall nicht eintreten, auch oder gerade weil ich vorher an einer alten KV-II Wanne geübt hatte. Es empfiehlt sich immer neue Techniken erst mal an einem alten Werkstück zu testen, um keine unangenehmen Überraschungen zu erleben.
Weil wir also gleich voll in die Lackierung einsteigen werden, ist auch spätestens jetzt der ideale Zeitpunkt gekommen, sich über die Farbwahl klar zu werden. Das kann, wie ich inzwischen weiß, gerade für Anfänger ein schier unüberwindbares Hindernis sein! Vor Allem wenn sie die Befürchtung haben Gefahr zu laufen, ein historisch inkorrektes Modell zu bauen. An vorderster Front natürlich immer das Wehrmachts-Dunkelgelb! Jeder Farbenhersteller hat mittlerweile eines im Sortiment, aber alle sind sie unterschiedlich. Wer sich also von der zu großen Auswahl bei den Farben im Allgemeinen und besonders der RAL-Farbtherrorie des Internets etwas eingeschüchtert fühlt, der findet vielleicht unter „Qual der Farbwahl – Der korrekte Anstrich für ein originalgetreues Modell“ etwas Aufschluss. Hauptsächlich zielgerichtet auf die Weltkriegspanzerfreunde, könnten eventuell auch die Modernen oder sogar ein paar Aeronautiker etwas daraus mitnehmen.

Da ich während der Entstehung des Modells ständig zwischen Bau- und Bemalungsphase springen musste, ist die Gliederung diesmal nicht ganz so klar. Ich nahm mir also erst mal Ober- und Unterwanne zur Hand und bereitete sie für die Grundierung vor. Bei der Unterwanne fügte ich die vordere und hintere Abschlusswand (Teile S31+S37) an, wobei ich auf korrekten Sitz achtete und diese Klebeverbindung lange genug aushärten ließ. Im Innenraum kamen dann noch die Seitenwände (S36+E1) und ihre jeweiligen Spiegelteile hinzu. Die Oberwanne blieb völlig nackt, ich entfernte jedoch ein paar angegossene Werkzeughalterungen und füllte die Löcher zur Anbringung des Schanzzeugs mit Spachtelmasse. Alles wurde natürlich verschliffen und von etwaigen Gießgraten gesäubert. Die Grundierung bildete Olive Drab von Tamiya. Die Farbe ist aus dem Glas heraus sehr dunkel und wirkt nach der Anwendung der geplanten Haarspraytechnik beinahe schwarz. Um die Grundierung zu versiegeln und haltbarer zu machen kam eine Schicht Vallejo Mattlack aus der Dose darüber. Parallel arbeitete ich auch an der Bodenplatte und der Kampfraumrückwand, welche an ausgesuchten Ecken und Vertiefungen eine kleine Behandlung mit Rosttönen von Lifecolor erhielten. Diese wurden anschließend mit Liquid Mask von Mig abgedeckt und die Teile ebenfalls mit OD grundiert. Über alle Teile kam dann eine Schicht Worn Effects von AK Interactive, aufgetragen mit der Sprühpistole. Damit lässt sich sowohl die aufgetragene Menge, als auch die Platzierung des Mittels wesentlich besser steuern als mit herkömmlichem Haarspray. Worn Effects und Heavy Chipping bieten außerdem zwei unterschiedlich starke Ausprägungen des Effekts. Darüber wurde dann eine helle grüne Farbe gespritzt, die spätere Hauptfarbe. Ich wollte darstellen, dass das Fahrzeug früher in einem dunklen Grün lackiert war und vielleicht für den Export, vielleicht auch erst in Afrika mit einer helleren Farbe übermalt worden ist. Der Bereich vorne in der Oberwanne bei Kommandant und Fahrer wurde außerdem in Weiß abgesetzt. Keine Ahnung ob das stimmt, aber es nimmt immerhin ein wenig die Langeweile und Monotonie aus dem Anstrich. Mit destilliertem Wasser, verschiedenen Pinseln, Zahnstocher und Nadel wurde die Farbe Fläche für Fläche wieder abgenommen bis sich das gewünschte Ergebnis einstellte. Das Motordeck war im Übrigen auch Teil dieses Prozesses. Wieder wurde, um den erreichten Zustand zu konservieren, eine Schicht Mattlack aufgetragen. Es wird glaube ich klar, dass im Laufe der Bemalung sehr viele Farbschichten auf diese Weise zusammenkamen.

Jetzt geht es ans Eingemachte: das Erzeugen des rissigen Lacks. Ich verwendete ein 2-Komponenten System aus dem Künstlerbedarf für Ölgemälde der Firma Maimeri. Es dient dazu die Gemälde auf „antik“ zu trimmen. Das erste Mittel nennt sich Patina Varnish und ist eine zähe, brauntransparente, lösungsmittelbasierte Flüssigkeit, die sich mit Terpentin für die Spritzpistole verdünnen lässt. Sie wird später die Reaktion der zweiten Komponente, dem Picture Cracking Varnish, überhaupt erst hervorrufen. Das heißt überall da, wo der Lack rissig aussehen sollte, kam das Patina Varnish zur Anwendung. Die zweite Komponente ist wasserbasiert und besteht im wesentlichen aus Stärke. Sie hat eine honiggelbe Farbe und auch eine ebensolche Konsistenz und verfärbt die Oberfläche viel mehr als das Patina Varnish. Deshalb wurde sie ebenfalls mit der Spritzpistole, aber für eine einheitliche Erscheinung über das gesamte Fahrzeug aufgetragen, auch dort wo vorher kein Picture Varnish war. Dann wartete ich gespannt auf die Reaktion. In dieser Phase sieht das Modell absolut zum Fürchten aus, aber beim Trocknen wird es wieder transparent. Nur der Gelbstich auf der Oberfläche bleibt, was später besonders deutlich an dem weiß abgesetzten vorderen Innenraum sichtbar sein sollte. Dazu gleich mehr. Haben sich die Risse gebildet, muss man sie noch betonen. Ich verwendete ein selbst angesetztes Washing aus Terpentin und schwarzer Ölfarbe von Mig Abteilung 502. Nach dem dieses getrocknet war, nahm ich ein mit Terpentin befeuchtetes Q-Tipp und säuberte alle Oberflächen. Zurück blieb die schwarze Farbe nur in den Rissen. Geschafft! Wieder wurde alles mit Mattlack versiegelt. Eine Schicht reichte aber nicht aus, die Oberfläche war viel zu speckig, immerhin schaffte ich es sie seidenmatt zu bekommen. Ich befand dass es ganz am Ende der Enamel Mattlack von Humbrol würde richten müssen, denn 50 Jahre alte sonnengebleichte Tarnfarbe durfte einfach nicht glänzen. Dem Gelbstich auf dem Weiß versuchte ich ein wenig mit weißen Filtern zu Leibe zu rücken. Weiße Pigmente und etwas Weiß aus Tamiyas Weathering Master Set ließen mich eine Zeit lang herumdoktern, bis ich fand jetzt könne es nur noch schlimmer werden!

Vom Boden und der Rückwand wurde das Liquid Mask entfernt. Dort sieht die Farbe danach aufgeplatzt aus und die darunter liegende Rostschicht tritt hervor. Der untere vordere Bereich des Kampfraums wurde mit einem französischen Blaugrau von Lifecolor lackiert. Ich begann nun gemäß der Bauanleitung ab Schritt 10-19 den Innenraum zu detaillieren. Sitze, I-Tafel, Fußhebelwerk, Schalthebel, Periskope, Funkgeräte. Eines der Sitzpolster erhielt eine Beschädigung. Erst wurde es mit dem Skalpell eingeschnitten und ausgehöhlt, dann kam ein Dreieck aus Bleifolie darüber. Für die I-Tafel liegt ein Abziehbild bei, aber sie hat auch ein gegossenes Relief das bemalt werden kann, also entweder oder? Ich habe bemalt und die Rundinstrumente mit meinem „Schlag&Stirb“ Werkzeug ausgestanzt und aufgeklebt. Ein Tropfen Glanzlack versiegelt das Decal und sorgt gleichzeitig für die Verglasung. Schade fand ich, dass dem Bausatz die ganzen Hinweisplaketten im Innenraum fehlen, und davon gibt es eigentlich eine Menge! Ich suchte mir in meinem Fundus von Archer Trockenreibebildern welche die von der Größe her passten. Der Funkgerätesatz wurde noch um ein Kabel aus Bleidraht ergänzt. Bei der Farbgebung orientierte ich mich im übrigen an Bildern aus dem Internet, denn die Bauanleitung macht zu keinem der Details auch nur die geringste Andeutung. Gealtert wurde der Innenraum auf die gleiche Weise wie im späteren Abschnitt Alterung/Verschmutzung beschrieben, mit dem einzigen Unterschied, dass die grauen Flächen erst noch ein ‚Fading‘ aus Ölfarben (Grau, Blau, Leder) erhielten. Was ich nachträglich noch bereuen sollte: ich hätte den Auftritten/Kotflügeln (S1) an der Unterkante der Oberwanne zu dieser hin noch Schweißnähte aus gezogenem Gießast spendieren sollen. Der Spalt schien mir anfangs vernachlässigbar klein, störte mich nach dem ‚Washing‘ aber sehr, sehr deutlich. Er musste am Ende mit Staubpigmenten gefüllt werden um ihn zu kaschieren.

Die Sitzbänke und Rückenlehnen für die Infanteristen waren aus Holz. Die Bausatzteile sind schön strukturiert, trotzdem machte ich meine eigene Beplankung aus Balsaholz. Den abblätternden Lack auf diesen Teilen darzustellen war eine weitere Herausforderung, die ich angehen wollte. Ich begann damit das Holz hellgrau zu bemalen um es alt und vertrocknet aussehen zu lassen. Ein wenig trockenmalen, ein paar ‚Washings‘ und schon war es bereit für den nächsten Schritt. Abziehbilderbogen zum Selbstbedrucken wurde mit der Grundfarbe (man sieht im Foto ich verwendete Tamiya XF-71 Jap. Cockpit Green) bemalt und in Streifen geschnitten. Abschnittsweise wurden diese Decals aufgebracht, mit Micro Sol und Setting Solution behandelt und mit einer Nadel teilweise wieder abgekratzt. Ein paar weitere „Chips“ wurden noch mit der Grundfarbe und dem Pinsel hinzugefügt. Ich bin mit dem Ergebnis voll und ganz zufrieden, der Lack ist ab!

Zeit Ober- und Unterwanne zu verheiraten. Beim Probepassen bemerkte ich, dass die Kabelstränge nach hinten vor der Rückwand endeten. Also verlängerte ich sie mit kleinen Stückchen Bleidraht. Die Schnauze der Oberwanne wölbte sich etwas nach oben. Ich verklebte zuerst den Bug damit sich keine Spalten bilden konnten und ließ diesen Bereich aushärten. Erst danach brachte ich Kleber an den Seiten und am Heck auf und verband auch hier Ober- und Unterteil. Dabei wollte vor allem das Heck nicht fluchten. Mit starken kleinen Klemmzwingen, die ich noch ansetzen konnte weil das Motordeck, wieder mal abweichend von der Bauanleitung, erst sehr viel später montiert werden sollte, brachte ich die Teile in Position. Leider war ich mit dem Kleber etwas zu spendabel. Er lief unter eine der Zwingen und beschädigte die Grundierung. Der Schaden hielt sich aber in Grenzen, denn darüber sollte später noch die Heckstoßstange mit dem Propellertunnel (Teil S41) kommen. Der einzig verbleibende noch sichtbare Bereich sollte dann mit gemalten Kratzern und Befestigungsösen von Aber kaschiert werden. Diese Ösen rund um das Motordeck fehlen dem Modell leider, aber gehören unbedingt dazu. Zumindest gibt es so nichts was man zuerst abschleifen müsste!

Nachdem ich soweit gekommen war, kündigte sich überraschend der PE-Teilesatz von ET Model auf dem Markt an. Kein Problem, der Innenraum war zwar fertig und die Außenseite war schon grundiert, aber ein paar Teile würden schon brauchbar sein, schließlich wollte ich ohnehin meine eigenen Werkzeughalterungen aus Blech fertigen und hatte somit schon vorgesorgt. Besonders heiß war ich auf die geätzten Hitzeschutzbleche der Abgasanlage, denn die Bausatzteile waren mir einfach zu dick. Dann kam der PE-Satz zu mir nach Hause und nach eingehendem Studium der Anleitung beschloss ich, nur einen Bruchteil davon zu verwenden und den Rest für meinen BTR-60PB aufzusparen. So kamen gerade mal die Verschlüsse für die Wartungsklappen auf der Bugplatte, die Hebel an den Einstiegsluken und die Schutzabdeckungen für die Endschalldämpfer zum Einsatz. Lampenhalterungen vorne und Lafettenhartpunkte liegen dem Bausatz ohnehin aus Blech bei (keine Kunststoffalternativen), auch wenn sie einiges Geschick erfordern. Bei den Lampenhaltern heißt das konkret, dass man sie windschief biegen muss, weil ja auch die Panzerplatten schräg stehen. Sonst würden die Scheinwerfer am Ende kreuz und quer, bloß nicht nach vorne zeigen. Ähnlich bei den Lafettenhartpunkten. Die Seiten sollten v-förmig stehen, biegt man sie aber entlang der Biegelinie wie von Trumpeltier vorgesehen, stehen sie parallel! Glücklicherweise ist die Fügestelle auf der Oberwanne korrekt angerissen, so dass ich das Problem noch rechtzeitig erkannte. Für die zusätzlichen PE-Teile von ET Model für die Rücklichthalter, an den Zughaken und die oberen Hitzeschutzbleche hätte ich zuerst mal noch die Löcher in der Wanne verschließen müssen. Genauso schien es mir keine Option zu sein, jetzt noch die angegossenen Scheibenwischer von der Glacisplatte zu entfernen. Es war ja dummerweise alles schon (aufwendig) lackiert. So sparte ich mir letztlich auch die geätzten Scharniere für die Luken bis auf eine, die offen stehen sollte. Da mit diesen reduzierten Umfängen also der gesamte Detailgrad nicht durch die Decke gehen würde, blieb ich auch bei meinem Plan die Werkzeughalterungen selbst herzustellen.
So sparte ich quasi einen vollständigen Satz PE-Teile für den nächsten BTR auf, denn die Auspufftopfabdeckungen liegen ihm dankenswerterweise in zwei Ausführungen bei und die Teile für die Bugplatte sind eh speziell nur für den BTR-60P! Ansonsten hat die Platine auch jede Menge Unsinniges zu bieten. Den geätzten Heizlüfter im Fahrerfußraum kann man sich echt schenken. Selbst bei diesem offenen Fahrzeug liegt er so verborgen, dass man es absolut nicht sieht, zumal das Teil im Original schwarz ist. Die Verschlüsse für die Wartungsklappen im Innenraum vor dem Motorabteil hätte ich dagegen gerne verwendet. Aber obwohl die Anleitung richtigerweise sagt, dass man sie zwölf mal verbauen soll, sind nur zehn von diesen Dingern auf der Platine! Die fehlenden zwei sind unauffindbar. Stattdessen viele frustrierende Fitzelteile ähnlich wie bei Voyager. Eduard geht da, meine ich, immer noch den besten Weg.
Die Resinreifen von ET sind dagegen ganz gut, kosten aber auch teuer Geld! Sie haben einen Herstelleraufdruck auf den Reifenflanken, anders als die Bausatzreifen, und verfügen auch über Luftleitungen an der Felge für die Reifendruckregelanlage. Mir gefiel außerdem dass sie unten, im Gegensatz zu denen von Voyager, abgeflacht sind, was bekanntlich die Illusion von Gewicht erzeugt. Der Reifenlatsch ist aber leider etwas sehr schief zur Drehachse. Mit soviel negativem Sturz eingebaut sähe es so aus, als ob Achse gleicht kracht! Das ist im Original nicht so.

Bevor ich aber mit dem Ausbau der Oberwanne fortfuhr ging ich in der Bauanleitung zurück zu Schritt eins und widmete mich dem Fahrgestell. Dabei folgte ich brav den ersten drei Schritten. Gefuchst haben mich eigentlich nur die Federverschlüsse (Teile A4) an den Zughaken, weil sie nicht in die dafür vorgesehenen Löcher passten. Mehr als einer sprang mir wegen der nötigen Gewalt bei der Montage von der Pinzette und wurde vom Teppichmonster verschluckt. Am Schluss musste ich sogar den zweiten Bausatz von der „PB“ Version kannibalisieren, diese braucht glücklicherweise deutlich weniger davon und hat somit ein paar übrig. Die Antriebswellen für die Vorderachsen (A17) bekamen außerdem auf der Radträgerseite ihren Montagezapfen mit dem Seitenschneider abgeknipst, da ich eine eingeschlagene Lenkung realisieren wollte. Leider war eine von den Vieren schon vorher am Spritzling gebrochen. Das einzige Schadteil im ganzen Bausatz. Im Schritt vier geht es immer noch weiter nach Anleitung, nur die Teile für die Radträger an der Vorderachse (D23 + D24) werden erst mal nicht geklebt, sondern drehbar zwischen die unteren Querlenker (A20) und die oberen (vorgezogen aus Schritt sechs: D18 + D16) gesteckt. Schritt fünf, der Einbau der Lenkungsteile, wird erst mal ausgeklammert und stattdessen in Schritt sieben und acht die Stoßdämpfer und die äußeren Radträger montiert. Jetzt erhalten die Vorderachsen ihren Lenkeinschlag.
Das ist auch eines der Themen, das bei Nichttechnikern gerne für Verwirrung sorgt und dann manchmal falsch gemacht wird. Deshalb an dieser Stelle ein kleiner Ausflug in die Theorie der Achsschenkellenkung nach Ackermann. Man stelle sich vor, unser Fahrzeug bewege sich bei Kurvenfahrt auf einer Kreisbahn um einen (na klar) Kurvenmittelpunkt. Damit nun keines der Räder über den Boden radiert, muss die Drehachse jedes einzelnen Rades in den Kurvenmittelpunkt verlängert werden. Bei einer ungelenkten Doppelachse hinten haben wir also schon ein Problem wegen der Parallelität. Wir müssen die Mitte des Tandems als theoretische Gesamtdrehachse annehmen, die auf den Kurvenmittelpunkt zeigt. Für die Vorderachsen ergibt sich nun folgender Zusammenhang. Erstens muss das jeweils kurveninnere Rad einen höheren Lenkeinschlag aufweisen als das kurvenäußere, weil es sich auf einer engeren Kreisbahn bewegt. Gleichzeitig müssen die Räder an der zweiten Lenkachse einen geringeren Einschlag aufweisen als an der ersten, weil sie sich näher an der Fahrzeugmitte, bzw. der starren hinteren Achse befinden. Soweit zur Theorie. In Wirklichkeit radieren die Reifen dann doch, weil aufgrund der auftretenden Kräfte und der Verformung der Reifenlatsche der Lenkeinschlag meistens etwas größer ist als der tatsächlich gefahrenen Kurvenradius. Trotzdem hoffe ich, es ist einigermaßen klar geworden. Also einfach merken und bitte nicht mehr falsch machen!
Diesen Gedanken im Hinterkopf werden die Radträger jetzt ausgerichtet und fixiert, indem man dünnflüssigen Kleber in die Fugen laufen lässt. Viel Einschlag kann man an dem Modell leider nicht darstellen, weil es schon bald zur Kollision der Radträger mit den Querlenkern kommt. Da die Räder von ET etwas Spiel auf ihrer Nabe haben, kann man später hier noch ein klein wenig mehr holen. Aushärten lassen nicht vergessen! Danach können die Lenkgestänge aus Schritt fünf eingepasst werden. Diese bestehen aus jeweils drei Teilen und sind damit ohne große Nacharbeit bestens für dieses Unterfangen geeignet. Lediglich den Verbindungszapfen an den Teilen A16 zum Wannenboden hin habe ich verkleinert, weil die Löcher in der Wanne quadratisch sind. Da kann man sonst schlecht etwas verdrehen.

Im Schritt neun wird die Anhängerkupplung montiert. Leider nur in Marschstellung, dabei wäre sie mit wenigen Alternativteilen auch zugbereit realisierbar. Ich fand die Darstellung in dieser Position allerdings reizvoll, um dem Modell noch eine weitere individuelle Note zu geben. Bevor ich das in Angriff nahm erschien es mir aber unbedingt notwendig, noch die Heckstoßstange (Teil S41) aus Baustufe 26(!) zu montieren. Auch hier zeigten sich erneut die Passprobleme, wie schon vorher am Heck. Die Klemmzwingen mussten also noch mal ran und die Spalte wurden mit mehreren Lagen von dünnflüssigem Kleber gefüllt. Erst anschließend verbaute ich spiegelverkehrt die wannenseitigen Kupplungshalterungen an der Rückwand aus Schritt sieben. Danach modifizierte ich noch die Teile S27 und S28 ein wenig und schon stand die Kupplung nach hinten, bereit für eine Anhängelast.
Das Fahrwerk wurde jetzt verschmutzt, eine genaue Beschreibung davon erfolgt unten. Die Räder wurden anschließend mit Sekundenkleber fixiert. Die Pigmente von Mig lassen sich für dicke Dreckansammlungen sehr gut mit der Acryl-Verdünnung von Tamiya an das Modell binden. Diese ist allerdings nicht besonders sanft zu der bereits vorhandenen Lackierung, es sei denn man arbeitet davor mit Enamelfarben. Ich hatte die zuerst noch zu schützenden Flächen abgeklebt. Da ich die Verdünnung jedoch sehr großzügig aufbrachte und manche Bereiche förmlich flutete, kroch etwas davon unter das Klebeband und beschädigte den Lack links vorne an der unteren Bug-Wand vor dem Vorderrad. Es war daraufhin einige kosmetische Reparatur erforderlich, mit Hilfe von Schwammtechnik und Mapping mit dem Pinsel, dann wieder glatt schleifen und polieren. Der langgezogene Kratzer an dieser Stelle ist das einzige verbliebene Zeugnis dieses Malheurs.

Nachdem ich jetzt wirklich kreuz und quer durch die Bauanleitung gesprungen bin, wurde nun die Oberwanne komplettiert, wobei die Luken und Klappen ebenfalls der bereits genutzten Haarspraytechnik unterzogen wurden, diesmal aber mit den Heavy Chips Effects. Meine Werk- und Schanzzeughalterungen stellte ich aus Messingstreifen von Hauler her, die ich auf Länge Zuschnitt und um ein rundes Werkzeug bog. Vervollständigt habe ich sie mit kleinen Schraubenköpfen von Lionroar. Damit sehen sie (leider nicht ganz originalgetreu) wie die mitgegossenen an der Brechstange aus, was auch das einzige Werkzeug aus dem Bausatz ist, das noch den Weg ans Fahrzeug fand. Alles andere blieb leer, an der Halterung der Säge erinnert nur noch die Verfärbung im Lack daran was hier einstmals befestigt war. Solche kleinen Details machen das Modell abwechslungsreich und interessant. Die Griffe, Auftritte und Verdeckspriegel stellte ich selbst aus Messingdraht (0,6-0,8mm) nach Vorlage her. Zuerst wurde mit einem Meßschieber am Bausatzteil die Stärke ermittelt und dann mit der Flachzange gebogen und einem Winkelmesser kontrolliert. Immer wenn ein neues Teil ans Fahrzeug kam wurde es gleich darauf grundiert. Anhand von Originalfotos führte ich zwei der Frontscheinwerfer als Infrarotversion aus. Dafür wurde der Reflektor schwarz statt silbern ausgemalt und die Streuscheibe erhielt eine Schicht Smoke von Tamiya. Bei den normalen Scheinwerfern ergänzte ich stattdessen noch eine Birne in der Mitte. Die roten Rücklichter bemalte ich mit einer Methode die ich mir aus dem F.A.Q. für Figurenbemalung von Andrea Miniatures angeeignet habe. Im Kapitel „Precious Stones“ wird darauf eingegangen, wie man ein Objekt so bemalt als wäre es transparent und das Licht bräche sich darin. Der Trick liegt darin die zenitale Lichttechnik umzukehren. Zuerst grundiere ich also in dunklem Rot, z.B. Tail Light Red von Vallejo. Dann setze ich unten einen Lichtreflex mit ganz hellem, fast weißem Rot. Diesen verblende ich nach oben und deute mit vertikalen Strichen noch die Streuscheibe an. Das allein sieht noch nicht sehr überzeugend aus, aber wenn man nun das ganze Rücklicht noch mit einer Schicht Klarrot überzieht, bekommt es Tiefe und wirkt schön dreidimensional. Ganz so als wäre eine Linse darin eingesetzt. Dabei ist es einfach nur das graue, flache Bausatzteil.

Die Abgasanlage wurde schon vor der Montage bemalt und gealtert. Oben auf dem Motordeck kamen jedoch statt PE die Hitzeschutze aus dem Bausatz zur Anwendung, wegen der angesprochenen Löcher die ich nicht mehr verschließen wollte. Sie passten nicht ganz spaltfrei, aber etwas Mattlack von Vallejo, in die Fugen gestrichen, schaffte auch hier Abhilfe.
Ganz zum Schluss kam vorne noch das Schwallbrett. Dieses habe ich mit kleinen Schweißnähten aus gezogenem Gießast verfeinert und ansonsten vollkommen gleich wie den Rest des Fahrzeugs bemalt und gealtert. Wichtig ist, um überall hin zukommen, muss das Teil ebenfalls schon vor der Endmontage fertig gestellt sein.

Finale Alterung / Verschmutzung

Dieser Abschnitt wird eingeleitet, indem nun auch bei allen anderen mit Haarspray behandelten Anbauteilen mit destilliertem Wasser die Farbe teilweise wieder abgetragen wird. Um den erreichten Zustand zu schützen wird eine Schicht Vallejo Mattlack aus der Dose aufgetragen (mal wieder). Der enthält Resin und ist nach dem Aushärten vergleichsweise widerstandsfähig. Danach kommen bei mir die Kratzer, hier mit italienischem Mimetic Green und Chocolate Brown von Lifecolor. Diese werden direkt aus der Flasche verwendet und mit einem Pinsel der Stärke 5/0 oder 10/0 aufgetragen. Teilweise kommt auch die Schwammtechnik zur Anwendung. Lange Kratzer mache ich mit einem Schlepperpinsel 000 der Firma Italeri. Wenn einer dieser Effekte mal nicht wie gewünscht ausfällt, kann er sogleich mit einem in Isopropylakohol getränkten Pinsel wieder abgenommen werden. Aber nicht auf der Stelle herumreiben, denn sonst wird aus einem aufgemalten ein echter Lackschaden. Im Bereich der Einstiege wurde außerdem mit Rubber von Modelmaster trockengemalt. Ich finde, indem man den Großteil der Kratzer vor das ‚Washing‘ stellt treten sie nicht so aufdringlich hervor, sondern fügen sich harmonischer in das Gesamtbild. Die Auspuffanlage wurde mit Flat Brown von Tamiya grundiert und mit Pigmenten von Mig „verrostet“. Pigmente geben den Teilen etwas mehr Volumen und erzeugen eine unregelmäßig genarbte Oberfläche, sowie man es von starkem Rost erwarten würde. Das Modell erhielt ein Dark Wash von Mig Productions und mit Light Rust Effekts des selben Herstellers wurden in Form lokaler Filter noch leichte Akzente gesetzt. Auch nach diesem Schritt wurde die bisherige Arbeit mit einer Schicht Acrylklarlack versiegelt, denn es fehlten noch die Verlaufsspuren mit Dark Grime und einer Staubmischung aus Rust und Africa Dust von AK Interactive. Die dunkle Farbe wurde dabei von oben nach unten vertikal aufgetragen und verblendet, die hellere Staubmischung von unten nach oben, mit kleinen Ansammlungen am unteren Rand der Flächen. Der Schmutz am Fahrgestell wurde wie erwähnt schon während des Baus mit Tamiya Texturfarbe Soil Effect Brown vorbereitet und mit Pigmenten von Mig und MMP weiter verfeinert. Auch hier erzeugten die zuvor genannten Washing Lösungen weitere Farbvariationen. Ganz zum Schluss wurde oben auf dem Fahrzeug auch noch mal eine Mischung aus Mig Thinner for Washing und Tropical Earth Pigmenten von MMP an ausgewählten Ecken aufgetragen und nach dem Trocknen mit einem sauberen Pinsel retouchiert und dabei teilweise wieder abgetragen. Weil mir das Modell zu seidenmatt schimmerte, für die Optik von alter ausgeblichener Farbe, und um die Pigmente zu versiegeln, kam noch der neue matte Klarlack von Tamiya mittels meiner Sprühpistole darüber. Ganz sicher war ich mir in diesem Schritt wegen fehlender Erfahrungswerte nicht, also Luft anhalten und los. Das Modell hätte auch leicht ruiniert werden können, aber was soll ich sagen? Das ist mein neues Lieblingsprodukt und in meinen Augen schon jetzt die Errungenschaft des Jahres auf die ich lange sehnlich gewartet habe! Endlich ein Acrylmattlack für meine Sprühpistole der wirklich absolut zuverlässig den Glanz nimmt, genau so wie es sonst nur mit der Enamelversion von Humbrol gelingt. Aber eben acrylbasiert und darum besser als Untergrund für die Alterung mit meinen Arbeitstechniken geeignet. Den Humbrollack kann ich jetzt getrost außer Dienst stellen und auch Vallejo wird weitaus weniger zum Zug kommen.

Den Abschluss machten ein paar Kraftstoff- und Ölflecken. Blankes Metall kann man gut mit etwas Graphit simulieren. Die Prismen in den Sehschlitzen wurden erst hellbraun grundiert und anschließend für die Tiefenwirkung und den Glanz mit Klarorange von Tamiya bemalt. Damit die Winkelspiegel etwas besser dazu passen erhielten diese eine Schicht Klargelb. Da das Fahrzeug später einmal auf einer trockenen, staubigen Fläche stehen soll, wurde der Schmutz an den Reifen nicht in den Profilvertiefungen angebracht, sondern stattdessen die Aufstandsflächen mit einem hellen Filter betont. Die Gummiteile bemalte ich schon um einiges vorher mit Worn Black aus Lifecolors neuem Set „Rubber Shades“.

Fazit

Für einen guten Preis hat Trumpeter hier ein sehr ordentliches Modell geliefert. Es passt zufriedenstellend zusammen, wenn man mal von der mangelhaften Passung am Heck absieht, ist brauchbar detailliert mit Raum für Verbesserungen, aber vor allem der einzige Vertreter seiner Art. Ich habe das Modell zwar nicht nachgemessen, aber es sieht stimmig aus und fängt das Aussehen des Originals ausgezeichnet ein. Die Scharniere der Klappen hätte ich mir noch etwas schärfer in der Darstellung gewünscht und persönlich verabscheue ich auch die Gummireifen oder Ketten welche den Modellen oft beiliegen. Aber der Zubehörmarkt hat auf beides ja schon eine Antwort. Deshalb Daumen hoch! Bei den Ätzteilen würde ich aber wahrscheinlich statt ET eher zu denen von Voyager raten, auch was den Preis angeht. Das ET-Produkt hat mich schon etwas enttäuscht. Aber selbst ohne dieses Zubehör aus der Schachtel heraus baut es sich noch in ein schönes Modell. Schade nur um die fehlenden Innenraumplaketten.

Der Gegenstand dieses Berichts wurde beim diesjährigen Wettbewerb in Schleißheim mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. Bemängelt wurde in erster Linie die zu matte Farbe. Nun, das war Absicht und deshalb kann ich damit gut leben. Ich hoffe, mein Geschreibsel war nicht zu langatmig und wird dem Einen oder Anderen helfen. So ein Baubericht ist jedenfalls immer noch mal eine ganz eigene Kiste und ich weiß nicht, ob ich Lust auf noch einen habe! Zumal ich immer sehr lange für ein Modell benötige. In diesem Fall min. 300 Stunden. Jetzt kann ich mich noch der Geländeplatte widmen. Ein paar Figuren Marke Eigenbau habe ich dafür schon!


Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****


© 05/2012 Tobias Fuß

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