Brückenleger IV

2.Platz
beim Bauberichts-Wettbewerb 2009

 

Das Original

Wohl schon vor dem Blitzkrieg stellte man anscheinend fest, daß gesprengte Brücken jedem schnellen Panzervorstoß ungewollte Ruhezeiten bescheren könnten. Daher wurden Wa Prüf 5 gemäß Anweisung vom 22. Februar 1939 sechs im Juni 1939 gefertigte Pz IV Ausf. C – Fahrgestelle für eine besondere Versuchsserie im selben Monat geliefert.

Die mehr oder weniger exakten Gegebenheiten liefert die sich in einigen Punkten widersprechende Fachliteratur. Hier nur soviel: die Ende April 1940 fertiggestellten BL kamen im Frankreichfeldzug bei der 3. Panzer-Pionier-Kompanie der 1., 2., 3., 5. und 10. Panzerdivision zum Einsatz.

Der Bausatz

OnTrack Model # 35002

Das 1997 erschienene Komplettmodell aus Resin beinhaltet etwa 450 Teile (grob überschlagen), wovon ca. 200 auf die Einzelgliederketten entfallen. Als Basis diente offensichtlich der Pz IV D von Tamiya, entsprechend darf man sich die Detailfülle sowie die Maßhaltigkeit vorstellen – die Wanne ist etwa 2,5mm zu kurz!

Ansonsten ist der Bausatz qualitativ sehr hochwertig, lediglich die Teile des Brückenaufbaus und der Brücke selbst wiesen z.T. starken Verzug auf. Als Bauanleitung muß eine vierseitige Explosionszeichnung herhalten, die durch einige Farbfotos vom fertigen Modell ergänzt wird. Decals sucht man vergebens, die Kettenglieder sind aus Resin gegossen, sehr filigran hängen sie am Angußblock. Für den damaligen Preis von DM 280,- hätte ich letztendlich etwas mehr erwartet! Mit den notwendigen Zurüstteilen ist die 200,- Euro-Marke jedenfalls schnell erreicht. Aber es gibt ja den BL von Trumpeter...

 

Zubehör:

-         Modelkasten SK-57, 38cm Ketten
-         Voyager Model PE 35017, Kettenbleche
-         ABER 35007 (35011, 35012), Ätzteile
-         Tamiya 35285, Werkzeugesatz Pz IV
-         Tristar 014, Pz IV Laufwerk



Der Bau

Vorneweg... habe ich mir überlegt, den BL irgendwann einmal auf einen SdAnh. 116 zu verladen; daher der Kettenschaden. Was mich zu der Überlegung brachte: wieviel wiegt den so ein Brückenleger eigentlich? Kettenpapst Thomas L. Jentz spricht von 28 Tonnen Gewicht, die m.E. seriösere Quelle Walter J. Spielberger gibt 28 to. als Brückenbelastbarkeit an. Passt mir persönlich auch besser, bei 22 to. Tragfähigkeit des SdAnh. 116 erscheinen mir sechs Tonnen als Sicherheitsreserve denn doch etwas zu blauäugig.

Beim Bilderstudium fielen mir einige (scheinbare) Unterschiede bezüglich der Brückenabsetzkonstruktionen bei den einzelnen Fahrzeugen auf, gerade eben auch bei den Fahrzeugen Nr. 34 und 35. Auch die Seilführung bereitet einiges Kopfzerbrechen – geschieht die gesamte Absetzbewegung in einem Ablauf, über eine durchgehendes Seil? Oder wird das Seil irgendwann für eine weitere Bewegung anders aufgelegt? Liegen womöglich zwei voneinander unabhängige Seilführungen vor? Die vorliegenden Fotos lassen diese Schlüsse zu, zumal es sich auch um Bilder des Prototyps handelt.

Doch nun zum Bau!

Unterwanne und Laufwerk
Nachdem ich alle Teile mit lauwarmen Spülwasser entfettet hatte, sortierte ich sie und versah sie mit den Nummern aus der Bauanleitung, bzw. der Teileübersicht. Sodann entfernte ich die Angüsse und spachtelte wo es nötig war. Dabei sortierte ich sie auch gleich in einzelne Bauabschnitte.

Nun sind Unter- und Oberwanne, sowie das Heckblech aneinander anzupassen, zu verkleben und zu verspachteln und nicht erst, wenn schon das Laufwerk angebaut ist! Die angegossenen Kettenbleche entfernte ich, um sie durch Ätzteile auszutauschen, aber davon später. Wer sich die Mühe machen will, kann übrigens das sehr schöne Pz IV- Laufwerk von Tristar verwenden, wirklich notwendig erscheint mir dies allerdings nicht. Was von Tristar jedoch gebraucht wird, sind die Seitenvorgelegeabdeckungen, sie ersetzen in Verbindung mit den entsprechenden Ätzteilen von ABER die Bausatzteile.

Die (nachdetaillierten) Laufrollenwagen versah ich aus Stabilitätsgründen anstelle der Verbindungszapfen mit Bohrungen, um sie mittels Stahlstifte mit der Wanne zu verbinden.

Die Leitradarme sind am Bausatz nur unzureichend dargestellt, ich behalf mich mit überzähligen Leitradarmen aus dem Dragon-Bausatz des StuG IV. Die Leiträder stammen von Trumpeters Mun.-Pz IV, die Bausatzteile weisen eine zu große Nabe auf. Die Triebräder habe ich selbst nachdetailliert, auch hier kann man auf Teile anderer Hersteller zurückgreifen. An der Unterwanne ergänzte ich noch die Bolzen der Motorraumtrennwand, die hinteren Schlepphaken fehlen und müssen mit Anschlägen an der Heckpanzerung versehen werden. Am Heck fehlt an der mittigen Schleppvorrichtung der Verriegelungsbolzen samt Sicherungskette, links und rechts je eine Rückleuchte, das Auspuffloch für den Hilfsmotor des Turmschwenkwerks ist zu verschließen (der kleine Auspuff selbst ist im Bausatz nicht vorhanden, was auch richtig so ist) und die Kettenspanner habe ich auch noch etwas verfeinert. Der Nebelkerzenhalter stammt von ABER die Kerzen entstanden aus selbstgedrehten Messingrohren.

Jetzt bin ich schon beim Wannenbug angelangt, hier sind die Bausatzteile Nr. 13 wohl eher Fiktion, ich habe die Stützen für den Absetzmechanismus gemäß des Titelbildes Panzertracts No. 14 nachgebaut.

Während all dieser Arbeiten ist es ratsam, so „nebenbei“ die 38cm-Modelkasten-Kette in Angriff zu nehmen! Dazu braucht man vor allem einen guten Saitenschneider ohne Fase, um die einzelnen Komponenten ohne anschließende Feilerei vom Gießast trennen zu können. Letztendlich muß 1640 mal (bei 200 Kettengliedern) irgendwas abgeknipst werden, das bedeutet über acht Schneidvorgänge pro Glied! Alternativ kann man natürlich die Bausatzketten verwenden – dann wird halt kräftig gesägt...  Ich würde generell Friulketten empfehlen! 

Oberwanne
Die angegossenen Kettenbleche habe ich – wie schon erwähnt – komplett entfernt, die Nahtstellen am Panzerkastenaufbau habe ich entsprechend der zu verbauenden Blechstärke heruntergeschliffen. Die Voyager-Bleche waren aufgrund der zu kurzen Oberwanne um knapp 2,5mm zu kürzen, der Winkel der Kotbleche vorne ist auf 90° zu ändern, die hinteren Kotbleche sind innen äquivalent der Außenseite (Federn) auszuschneiden, damit dort die Streben der Brückenantriebseinheit entlanggeführt werden können. Ich hab’s vergessen! Nach dem Löten der Schutzbleche sind diese mit einem Diamantschleifer und einem Glasfaserradierer zu säubern, Lötfettrückstände entfernte ich mit Aceton. An der Verbindung zum Panzerkastenoberteil fehlen die Tragwinkel, ich erstellte sie aus 0,13mm Plastikcard. Es fehlen bei Voyager sämtlich Nieten auf den Blechen, ebenso mußten die Nieten auf den hinteren Kotfängern selbst erstellt werden.

Der Lufteinlaß am PzKastenoberteil hinten rechts fehlt, das ist auch richtig so, beim Brückenleger ist diese Öffnung auch nicht zu erkennen. Allerdings fehlen diverse Bohrungen auf dem Motordeck, hier habe ich auch den Deckel der Kühlerklappe auf dem Motordeck links neu aufgebaut. Ferner sind sämtliche Schweißnähte zu ergänzen, bzw. neu zu gravieren, die Stirnplattenverzahnung muß ebenfalls per Gravur dargestellt werden.

Die Heißösen habe ich abgeschliffen und durch Ätzteile von ABER ersetzt. Auch die Klappen der Lufteintritts- bzw. austrittsöffnungen sind überarbeitete ABER-Teile, die „Vorreiber“ stammen aus Modelkastens A-5 „Stopper“-Set.

Die nur angedeutete Fahrersehklappe ist zu flach und somit zu entfernen, ich ersetzte sie durch eine scratch gebaute Klappe aus Plastikresten. Die Kugelblende wurde mit ABER-Ätzteilen verfeinert, hier fielen dann auch einige Spachtelarbeiten an.

Das Trumpeter-Modell zeigt eine Turmdrehkranzabdeckung, wie sie auch beim BergePz IV zu finden ist, jedoch gestaltet sich der Einstieg bei aufgelasteter Brücke m.E. nach als etwas schwierig. Und diese Idee war mir auch gar nicht gekommen, daher ist bei meinem Modell das „Loch“ zu.

Mangels Originalfotos habe ich dann auch sonst keine weiteren Veränderungen an der Oberwanne vorgenommen.

Werkzeuge / Anbauteile
D
ie überarbeiteten Werkzeuge stammen größtenteils aus Tamiyas Pz. IV – Zubehörset und wurden mit ABER-Ätzteilen versehen. Rechts am Panzerkastenoberteil ist die Schaufel (-halterung) in die andere Richtung angebracht als üblich, die Haltewinkel des Antennenhalters sind entsprechend des Antennendrehmechanismus geändert. Ich will an dieser Stelle nicht weiter auf jedes kleine Detail eingehen - auf den Bildern sieht man die Änderungen besser, als wenn ich sie beschreibe!

Die Brücke
Was soll ich hier groß beschreiben, die Änderungen im Einzelnen sind für das OnTrack Modell interessant – mittlerweile bietet Trumpeter einen Plastikbausatz an...

Worauf aber zu achten ist: an die Brückenseiten gehören Krampen (Rödelzangen), nämlich zwischen den Längshauptträgern und den Fahrbahnbegrenzungen. Im ersten Viertel des Brückenmittelteils befinden sich Umlenkrollen für das Seilsystem, diese habe ich scratch gebaut. Zusätzliche Abroller (Teile 91) befinden sich unter den Querstreben. Ferner habe ich zusätzliche Verstrebungen aus L-Profilen angebracht. Einige weitere Teile wurden von mir etwas aufgewertet, wobei ich mich so gut es ging an den vorhandenen Originalfotos orientierte.

Absetzmechanismus Brücke
Dieser Klappmechanismus am Brückenvorderteil setzt auf dem Boden auf und wird per Seilzug ausgelöst. Wie das im Original funktioniert ist mir etwas unklar. Die Ausklappgestänge (Teile 115 und 116) habe ich mit Vierkantprofilen neu aufgebaut, insgesamt musste ich hier Einiges an Anpassungsarbeiten vornehmen und immer wieder vorher „trocken“ zusammenfügen.

Absetzmechanismus
Dies ist der eigentliche Absetzmechanismus, über den die Brücke in Position gebracht wird. Ich hatte mit massivem Teileverzug zu kämpfen und habe daher aus Messingprofilen neue Teile erstellt. Um mir die spätere Handhabung zu erleichtern, ist das Ganze teilweise beweglich gestaltet. Hier finden sich auch die Seilzüge zur Brückenantriebseinheit, die Seilzugführung sollte Sinn ergeben! Die Seilzüge selbst wurden von mir erst ganz zum Schluß angepasst und verklebt.

Die Schutzbügel an den Umlenkrollen bestehen aus gebogenem Draht und finden sich an jeder Seite zweimal. Einige Schweißnähte habe ich an diversen Stellen ergänzt. Die Verbindung zum Gleitmechanismus (Teile 82, 83 und 89) musste ich ändern und habe sie erst später zusammen mit den Gleitmechanismus zusammengefügt.

Das alles hört sich sehr konfus an – und ist es auch! Die Anleitung enthält einige unlogische Vorgaben, wundert aber nicht, mangels Detailfotos vom Original bereitet der gesamte Mechanismus einiges Kopfzerbrechen! Vielleicht bietet der Bausatz von Trumpeter ja andere / bessere Lösungsansätze!

Gleitmechanismus
Über diesen gleitet die Brücke in Position (deswegen auch zusätzliche Abroller an der Brücke), vorne stützt er sich auf den Kettenblechen ab (bei Trumpeter übrigens auch) – sehr bedenklich! Umfangreiche Anpassungsarbeiten waren vonnöten, auch hier habe ich einige Schweißnähte ergänzt.

Brückenantriebseinheit
Sie treibt die Brücke an, fährt sie in die gewünschte Position. Die Bausatzteile habe ich nach den wenigen Fotos aufgewertet, z.B. die Kardanwellen selbst aufgebaut.

Über die gesamte Brückenkonstruktion ließe sich viel schreiben, die Bilder sind auch hier aussagekräftiger. Leider fehlt es an guten Originalfotos, so daß ich viel improvisieren musste. Zum Bauzeitpunkt war das Trumpeter-Modell noch nicht auf dem Markt, ich konnte es also nicht als Vorlage für diverse Lösungen nutzen.

Wenigstens war es rechtzeitig zur Bemalung erhältlich, ich konnte mir also immerhin die passenden Decals besorgen.


Bemalung/Alterung

Panzer und Brücke habe ich separat bemalt, da sonst nicht mehr alle Stellen zugänglich sind.

Grundiert wurde mit Mr. Resin von Gunze, hier sollte man die mittlere Düse der Airbrush benutzen, da die Farbe sonst „Spinnenweben“ fabriziert.

Für den eigentlichen Farbauftrag habe ich Tamiya-Farben benutzt. Die Ecken und Vertiefungen habe ich mit Schwarz vorschattiert, dann Panzergrau (XF-63) aufgebrusht, und zuletzt die Flächen mit aufgehelltem Panzergrau hervorgehoben. Diese Mischung habe ich sodann stark verdünnt, und damit die Lackierung homogenisiert. Beim Washing dunkelt alles wieder nach!

Alle später unzugänglichen Stellen (Brückenunterseite, Wannendach) habe ich nun schon mal gealtert, also Washing (Schwarz, VanDyck-Braun, gebr. Siena), Trockenbemalung (helles Grau, stellenweise mit Braun- und Ockertönen versetzt) und Pastellkreiden, bzw. Pigmente.

Jetzt bemalte ich die Details (Laufrollen, Werkzeuge, etc.), dann folgte die „Hochzeit“ von Brücke und Panzer.

Weiter ging es mit den Decals, danach folgte eine leichte Staubschicht aus XF-51, XF-52 und XF-57, stark verdünnt. Mit mattem Klarlack habe ich nun alles fixiert, danach folgte das eigentliche Washing, Trockenmalen, Filtern...

An dieser Stelle habe ich dann die Kette aufgezogen, die Verdünner-Orgien wollte ich diesem empfindlichen Teil nicht zumuten!

Zeit für Pastelle und Pigmente: das Modell wurde wie schon in diversen anderen Bauberichten schon oft beschrieben bearbeitet, die Ketten mit Rembrandt-Pastellen gealtert: innen mit Nr. 235,3 , 409,3 , 409,7 , 411,3 und 411,7. Außen mit Nr. 234,3 , 408,3 , sowie 408,7, hiermit ebenfalls die Unterwanne. Die Ketten wurden dann mit Silber abgebürstet.

Zuletzt habe ich die Seile angebracht, sie stammen aus dem Anglerbedarf und sind sehr flexibel. Hierbei handelt es sich um Stahlschnur, die es in verschiedenen Stärken gibt. Die Klebestellen habe ich nachretuschiert, letzte Mängel ausgebessert, und dann alles mit Mattlack versiegelt.


Fazit

Ein hervorragend gemachtes, aber teures Resinmodell – aber es gibt ja nun Plastik von Trumpeter. Bemerkenswerterweise ist dieser Bausatz frei von all den groben Fehlern, die man sonst immer wieder bei den Großserienbausätzen findet. Bei dem Mastermodell hat sich also wohl jemand richtig Mühe gegeben! Die Gußqualität ist großartig, einzig der Verzug an einigen wenigen Teilen wäre zu bemängeln.

Mit all den Zurüstsätzen bin ich auf über 200,- Euro gekommen, dem stehen ca. 35,- Euro für’s Trumpeter-Modell gegenüber.

Aber es handelt sich hier eben um einen Bausatz von dem ich seinerzeit nie gedacht hätte, daß er jemals in Spritzguß auf den Markt kommt!

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Spielberger, Panzerkampfwagen IV, Motorbuch Verlag

Spielberger, Begleitwagen Panzerkampfwagen IV, Motorbuch Verlag

Achtung Panzer No.3

Chamberlain, Encyclopedia of German Tanks, Arms & Armour Press

Panzer Tracts No. 4 und 14

The Tank Magazine, German Fighting Vehicles, Tokyo 1980

Waffen Arsenal Bd. 68

Modell Fan 10/1997



© 12/2009 Christoph Garski

13017 Leser des Bauberichts seit dem 10.12.2009

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