15cm sIG33 auf Panzer II - "Bison II"


Das Original

Der Versuch das hervorragend bewährte schwere Infanteriegeschütz 33 (sIG 33) mit dem Fahrgestell des Panzer I B zu einer Selbstfahrlafette zu verbinden war nicht von übermäßigem Erfolg gekrönt. Das Fahrwerk war hoffnungslos überlastet, die Silhouette glich der eines aufrecht stehenden Schuhkartons, was auch zu einem überhöhten Schwerpunkt führte, der das Fahrzeug im Gelände nahezu unfahrbar machte.
Was lag also näher, als das sIG 33 nun mit dem nächstgrößeren Fahrgestell - dem des Panzer II - zu kombinieren. Die Versuche zeigten schnell, daß auch das normale Panzer II Fahrgestell überlastet war, so daß man sich entschied, die Wanne zu strecken und um eine sechste Laufrolle zu erweitern.

Als Ergebnis wurden im November/Dezember 1941 zwölf Exemplare der sIG 33 auf GW II (Sf) gefertigt, die an die sIG Kompanien (Sf) 707 und 708 in Nordafrika geliefert wurden. Im Einsatz zeigte sich schnell, daß sowohl das Fahrwerk, als auch der viel zu schwache Panzer II Motor hoffnungslos überlastet waren. So wurden bis Mai 1943 die eine Hälfte der Fahrzeuge vernichtet, während die andere Hälfte den britischen Truppen in Wartungsstätten in die Hände fiel.

Das Modell

Ein Raunen ging durch die Modellbaugemeinde, als Alan das Bison II als Neuheit für das Jahr 2000 vorstellte. Die Petersburger Modellschmiede dürfte den meisten Modellbauern durch die hervorragende Reihe an Panzer II Modellen ein Begriff sein. Die Tatsache, daß z.B. der Panzer II Ausf. c auch unter dem Label von Dragon vertrieben wird, spricht für die Qualität.

Die Bauberichte über das Bison II in den einschlägigen Modellbaumagazinen waren hingegen vernichtend. Umso mehr waren Thomas und ich in unserer Bastell-Jam-Session IV auf den Bau des Bisons gespannt. Soviel vorab - selten lagen bei einem Modell Genie und Wahnsinn so eng beieinander.

Der Bau

Die insgesamt 6 Spritzlinge sind in hellgrauem Plastik gehalten und machen einen guten ersten Eindruck. Das Modell verfügt neben einer sehr schönen Einzelgliederkette, über einen hervorragenden Abziehbilderbogen und 2 geätzte Lüftergitter.
Wirft man einen genaueren Blick auf das Modell, so stellt man fest, daß einerseits die Oberflächenstrukturierung sehr schön ausgeprägt ist, andererseits Teile wie Haken, Werkzeughalterungen, Nieten und andere erhabene Teile eher klobig daherkommen und an einen Bausatz der 70er Jahre erinnern. Aus diesem Grund entschlossen wir uns zusätzlich den Eduard Ätzteilsatz zu verwenden.

Nun aber zum Bau.
Die Unterwanne ist wie bei Modellen aus Russland gewohnt mehrteilig gehalten, sie läßt sich absolut verzugsfrei zusammenbauen und steht einer einteiligen Wanne puncto Stabilität in nichts nach. Die Frontpartie des Innenraumes ist später vom Kampfraum her einsehbar - Alan spendiert hierfür eine rudimentäre, aber vollkommen ausreichende Inneneinrichtung, bestehend aus einer gut detaillierten Getriebeeinheit und einem Fahrersitz. Abgerundet wird das Ganze durch ein Armaturenbrett aus dem Ätzteilsatz von Eduard.
Die Bodenplatte des Kampfraumes, sowie die Schottwand zum Motorraum passen wie angegossen und stellen kein Problem dar. Um sich später unnötige Arbeit und Kraftaufwand beim Einbau des Geschützes zu ersparen, sollte man jedoch die Bodenaufnahmen der Geschützhalterung etwas ausfeilen, da diese etwas arg eng gehalten ist. Ein Phänomen, was uns auch anderer Stelle noch begegnen wird...

Weiter geht es mit dem Bau des Laufwerks. Die Federung passt gut und weißt kaum Spiel auf, so daß eine gute einheitliche Ausrichtung der Federbeine gegeben ist. Beim Leitrad bringt einen die nicht grade rühmliche Bauanleitung das erste Mal ins Grübeln. Angegeben ist dort Teil C50, abgebildet aber C51. Ein Studium der Referenzfotos bestätigt aber C50. Derartige Unschlüssigkeiten setzen sich in der gesamten Bauanleitung fort. Aufzuzählen, welche Teile am falschen Spritzling angegeben sind würde zwar die Suchzeit verkürzen, den Rahmen unseres Bauberichtes aber sprengen. Schließlich haben wir aber doch irgendwo alle Teile gefunden...
Vor der Montage der Lauf- und Stützrollen, sollten diese etwas schmaler geschliffen werden. Alan hat das Kunststück fertig gebracht, zu breite Rollen für die eigene Kette zu fertigen. Offensichtlich ist man sich dessen bewusst, sind doch die beiden zusätzlich benötigten Laufräder am Spritzling des Geschützes dünn genug um zwischen die Führungszähne der Kette zu passen.
Doch nicht nur mit der Plastikkette hat man Probleme. Thomas baute das Modell mit einer Panzer II Friulkette - diese wollte nicht so recht über das Treibrad passen.

Weiter geht es mit der Oberwanne. Die Stützstreben der seitlichen Panzerung des Kampfraumes werden weggeschnitten und durch solche von Eduard ersetzt. Dieses ist nicht nur optisch ratsam, sondern auch von der Passung her. Die angegossenen Streben, sind (mal wieder) zu dick für die Aufnahmen in der Oberwanne. Überhaupt ist die Passgenauigkeit der Seitenpanzerung nicht grade berauschend. Gespachtelt werden muß zwar nicht, die Schleifmaschine freut sich aber über ihren ersten Einsatz. Die diversen Staukisten, werden mit Scharnieren und Blenden aus dem Eduard Satz verfeinert und eingebaut. Auch das Funkgerät bekommt neue geätzte Frontblenden und eine geätzte Halterung. Mein Funkgerät habe ich darüber hinaus mit einem angeschlossenen Kopfhörer versehen, wobei die Kabel aus Kupferdraht bestehen.

Die Lüfterklappen des Motorraumes können geöffnet dargestellt werden. Dieses ist zwar reizvoll, birgt aber ein kleines Problem. Alan hat die Oberwanne gegenüber der Unterwanne nicht geschlossen. Das heißt, durch die Lüftergitter sieht man direkt auf die Ketten. Man sollte diese Öffnungen also entweder einfach mit Plastiksheet schließen - oder aber man nimmt die einfachere Alternative. Wir haben einfach sowohl die Lüfterbleche von Alan, als auch jene aus dem Eduard Satz verwendet. Diese haben eine unterschiedliche Riffelung und liegen etwa 2 mm auseinander. Zusammen mit einem dunkel gestrichenen Motorraum ist das Problem somit (fast) behoben.

Wenn ich diesen Spalt noch verstehen kann - die dreieckige Aussparung seitlich des Fahrers verstehe ich absolut nicht. Stellt man die Luken offen dar, so schaut man direkt aus dieses helle Loch.
Vor dem Zusammenfügen der Ober- und Unterpartie, sollte auf jeden Fall das Geschütz eingebaut werden. Bei meinem Modell war es unmöglich, das fertige Geschütz nachträglich einzusetzen, obwohl es bei Thomas' Bison grade so passte.
Der Bau des sIG 33 geht problemlos von der Hand - wenn man gute Bilder als Vorlage hat. Die Bauanleitung gibt eher grobe Platzierungsempfehlungen der einzelnen Teile. Entsprechende Fotos können Sie demnächst in unserem "On Tour" Bericht zur WTS Koblenz entnehmen.

Nun aber zum spannendesten Moment - "der Hochzeit". Ober- und Unterwanne passen prinzipiell gut aufeinander (zumindest bei meinem Modell - Thomas hingegen musste seine Kampfraumrückwand abschleifen, damit die Oberwanne passte)..
Warum also "prinzipiell" ? Nun - die Oberwanne steht am Wannenbug ca. 2 mm über ! Es ist mir zwar ein mittleres Rätsel wie so etwas passieren kann, stellt aber kein wirkliches Problem dar. Mit der Schleifscheibe ist das Problemchen im Handumdrehen gelöst und hinterher nicht mehr zusehen.
Als Letztes werden das Werkzeug, sowie weitere Kleinteile wie Scheinwerfer oder Zusatzkanister angebracht.

Bemalung/Alterung

Große Auswahlmöglichkeiten gibt es beim Bison II für die Bemalung nicht. Die Fahrzeuge wurden nur in Afrika eingesetzt und dementsprechend höchstwahrscheinlich schon ab Werk in Sandgelb ausgeliefert. Mein Fahrzeug habe ich zur Abwechslung einmal nicht mit Tamiya XF-59 "Sandgelb", sondern wie im Mrosko Buch angegeben mit einer Mischung aus Khaki, Weiß und Orange grundiert. Es folgte ein highlighten mit aufgehelltem XF-60, um dem Modell einen plastischeren Eindruck zu verschaffen.

Vor der Alterung des Modells, wurden die Markierungen und Balkenkreuze mittels Spritzschablonen von Stencelit und Real aufgebracht.

Anschließend wurde das Modell mit einer Mischung aus gebr. Sienna und Schwarz "gewaschen", um die Kanten und Vertiefungen hervorzuheben. Den Abschluß der Bemalung bildete das Trockenmalen mit einem hellkhaki bis Mintfarbenen Ton aus Künstlerölfarben. Um dem Modell einen sandigen Charakter zu verleihen, habe ich es im Anschluß an die Bemalung mit einer Mischung aus hellen Pastellkreiden (Champagner, Hellbraun, Goldocker und ein wenig schwarz) großzügig verstaubt.
Auf Rostspuren sollte man bei Fahrzeugen aus dem afrikanischen Kriegsschauplatz verzichten, da diese durch den feinen Wüstensand, quasi Dauer-sandgestrahlt wurden. Einen verrosteten Auspuff konnte ich mir allerdings doch nicht verkneifen - ich wollte doch unbedingt den neu erworbenen Zweikomponenten Rost ausprobieren...

Fazit

Eine Bewertung dieses Modells fällt uns sehr schwer. Wie eingangs erwähnt, liegen Licht und Schatten eng beieinander. Bei kaum einem Modell haben wir so oft geflucht, andererseits sind es keine wirklichen unlösbaren Probleme und man bekommt im Endeffekt ein wahres - und seltenes - Schmuckstück. Dennoch, Fehler wie die überstehende Wanne, oder die viel zu großen Passungen an Werkzeugen, Kanistern und Luken kann ich gut verkraften - auch Schleifpapier will eine Daseinsberechtigung haben, immerhin braucht nirgends gespachtelt zu werden. Was ich aber ärgerlich finde ist, daß Laufwerk und Kette nicht wirklich zueinander passen. Kurzum - ein günstiges Modell, daß mehr Arbeit wie ein Tamiya Modell macht, was aber mit ein bißchen Arbeit und Hingabe trotzdem sehr schön werden kann. Einsteigern im Modellbau, würde ich allerdings abraten - ein klein wenig Erfahrung sollte man denn doch schon auf dem Buckel haben.

Ein letztes Wort an die Alurohr Fraktion - wir wollten uns etwas Gutes tun und haben extra zwei Sätze der Jordi sIG 33 Rohre besorgt. Diese an das Alan Modell anzupassen, stellt einen viel größeren Aufwand dar, als das Rohr sauber zu verschleifen. Zumal der Schlitten ja eh noch mit Eduardätzteilen versehen wurde.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

 

Empfohlene Literatur:

© 7/2001 Carsten Gurk / Thomas Hartwig

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