Bergepanzer Ferdinand



 

Das Original

Nachdem der Tiger (P) als Serienfahrzeug ausgeschieden war, wurden 93 der 100 bereits hergestellten Wannen umgebaut mit vorn liegendem Motor. 90 wurden zu Jagdpanzer Ferdinand gebaut und die restlichen 3 wurden zu Bergepanzer umgebaut.
Im Gegensatz zu den Jagdpanzern wurden die Bergepanzer nicht mit zusätzlichen 100mm Frontpanzerungen versehen. Ein kleiner Aufbau diente der Mannschaft zum Schutz und unterschied sich deutlich von dem großen Aufbau der Jagdpanzer. In der Aufbaufrontpanzerung wurde ein MG34 eingebaut und am Aufbauheck eine zweiteilige Tür eines Panzer III Turms.
Als Bergepanzerausrüstung erhielt er einen Kran, ähnlich dem des Bergepanthers, der entweder zusammengelegt vor dem Aufbau gelagert oder an einer der beiden Seiten aufgebaut werden konnte.
Die drei Bergepanzer wurden im August 1943 in den Nibelungenwerken fertiggestellt und der schweren Panzerjägerabteilung 653 zugeführt.
Von Januar bis März 1944 wurden die Ferdinande und die Bergepanzer einem Umbauprogramm unterzogen. Neben kleineren Änderungen sind die Hauptmerkmale der umgebauten Bergepanzerversion der Auftrag von Zimmerit und eine MG Lafette auf dem Aufbaudach.
Einer der umgebauten Bergepanzer wurde zur 1.Kompanie nach Italien, die anderen beiden an die 2. und 3.Kompanie an der Ostfront gesendet.
Die Länge der Bergepanzer Ferdinand betrug 6,97m, 3,38m Breite und 2,97m Höhe. Das Gesamtgewicht betrug nahezu 60 Tonnen und die Höchstgeschwindigkeit etwa 30km/h.

Die Bausätze

Nach dem bereits gut gelungenen Tiger(P) folgt von Dragon nun der Bergepanzer auf Basis des VK4501 Fahrgestells, bzw. des Ferdinand.
Dieser Bausatz ist wieder angefüllt mit feinen Bausatzteilen und Zubehör, wie man es mittlerweile von Dragon gewohnt ist. Einige Teile sind aus dem Tiger(P) und Elefant Bausatz bekannt.
Was genau ist nun im Karton? 15 Spritzlinge, einige davon mit VIEL Teilen für die Grabbelkiste, da teilweise nur ein Teil von einem ganzen Spritzling benötigt wird (man mag sich erst wundern wenn man einen Spritzling mit Teilen eines StuG findet). Desweiteren gibt es 2 feine Platinen an PE Teilen, 22cm Metallseil zum Darstellen von Abschleppseilen, drei verschiedene Kettchen für den Bergekran, sowie die beiden Ketten, die wie beim Tiger(P) Bausatz aus Weichplastik beiliegen. Für den Bausatz an sich werden "nur" 229 Teile benötigt, was einen schnellen Bau verspricht
Neben den bekannten Spritzlingen für das Fahrgestell und Unterwanne sind ein paar neue Spritzlinge im Kasten, die die neue Oberwanne, Aufbau, Bergekran und Details beinhalten. Die teile sind sämtlich von guter Qualität - feine Details, Schweissnähte und sehr feine Ausführungen für einen funktionierenden Kran.
Ausserdem sind Teile enthalten, die für eine frühe oder eine späte Version benötigt werden. Auch der Kran ist in zusammengelegtem oder aufgebautem zusatnd baubar. Lediglich ein Zimmerit Auftrag, der an späten Fahrzeugen von 1944 zu finden war, ist nicht im Bausatz enthalten, sondern muss vom Modellbauer bewerkstelligt werden. Auch wären ein paar passende Figuren schön gewesen.
Die Bauanleitung ist gut dargetsellt und sollte keine Fragen offenlassen. gut gelungen finde ich die Ausführung der doppelten Ausführung der Baustufen 7-13 um genau die unterschiedlichen Ausführungen für eine späte und frühe Version zu bauen.
Die Bemalungsanleitung gibt 4 Bemalungs und Markierungsvarianten an. Einmal eine frühe Version der sPzJgAbt.653 Ende 1943 an der Ostfront in Zweifarbtarn, eine weitere frühe Version der 1.Kp. sPzJgAbt.653 Italien 1944 in Dreifarbtarn. Dazu zwei späte Varianten der 2. und 3.Kp. sPzJgAbt.653 Sommer 1943, einmal Ostfront, einmal Italien. Beide in Dreifarbtarn und mit Zimmerit. Der Decalbogen enthält je 3 Balkenkreuze und Einheitensymbolde der 653.sPzJgAbt.

Der Bau

Der Bau beginnt hier wieder ganz profan mit der Unterwanne und dem Laufwerk. Allerdings sollte mn,a wie im zweiten Bauschritt gezeigt, an den Wannenseiten die angezeigten Nieten und Markierungen entfernen. Dann kann man die Unterwanne mit weiteren Teilen vervollständgen - hier aber nicht vergessen vorher die entsprechenden Löcher durchbohren.
Das Laufwerk wird im nächsten Schritt angebaut. zunächst kümmert man sich um alle 12 Laufrollen, sowie Treib- und Leiträder. Dann werden jeweils drei Radaufhängungen zusammengebaut, die man auch beweglich halten kann, wenn man mag - gerade für die spätere Anbringung an der Wanne ist dies sinnvoll, damit auch alle Räder bis zum Boden reichen. Bei der Anbringung der Radaufhängungen genau auf die einzelnen Ausrichtungen achten und dann die Räder aufstecken. Auch hier auf die verschiedenen Radausführungen für die einzelnen Radstationen achten.
Mit der Anbringung der Seitenvorgelege sowie der Treib- und Leiträder ist die Wanne auch schon soweit komplett. Die Kette sollte man dann aber doch erst nach der Bemalung aufziehen. Im nächsten Schritt muss man sich entscheiden, ob man die frühe oder die späte Version des Bergepanzers bauen möchte.
Ich habe mich für die frühe Version entschieden. Glücklicherweise sind die Bauschritte für frühe und späte Version doppelt ausgeführt. So habe ich als erstes die Oberwanne aufgeklebt, die ohne Probleme eingepasst werden kann. Die 4 Löcher, die von der Unterseite gebohrt werden sollen. Dies sollte man aber nur machen, wenn man beabsichtigt den Kran im zusammengelegten Zustand auf dem Bergepanzer zu plazieren. Danach werden die Frontpanzerplatte und die Kettenabdeckbleche angebracht. Auch hier erfreut der Bausatz mit Passfreundlichkeit.
An der Oberwanne werden nun weitere Details ergänzt. Die Fahrer- und Funkerluke können offen oder geschlossen dargestellt werden - aber solange man keine Inneneinrichtung oder zumindest eine Figur für die Luken hat, sollte man sie geschlossen darstellen.
Die Bauanleitung hat in diesem Bauschritt leider die Teile J2 vergessen, die beiden runden Schäkelhalterungen an der Frontbugplatte, wie man sie in Bauschritt 8 für die späte Version sehen kann.
Auf dem Motordeck werden noch weitere Klappen und Lufthutzen angebracht. Und dann geht es zum Aufbau.
Hier werden die Hecktüren eingebaut, die man auch offen darstellen kann, was aber leider aufgrund mangelnder Inneneinrichtung nicht sehr sinnvoll scheint. Die Anbauteile des Aufbaus sind schnell erledigt, da ausser Tragehaken, Kommandantenluke und MG nicht viel anzubringen ist. Den Aufbau kann man dann ohne Probleme auf die Wanne aufkleben, was ohne Probleme vonstatten geht. Rund um den Aufbau an der Wanne werden dann kleine "Bleche" angebracht die vermutlich Ausrüstung am herunterfallen hindern sollten. Am Wannenheck werden Anhängekupplung, Abschlepphaken angebracht
Auf dem Motordeck wird dann ein zweites Lüftergräting (L32) aufgesetzt. Hier müssen die beiden Tankdeckel vorsichtig abgetrennt und um 180° gedreht wieder aufgeklebt werden, denn diese müssen nach hinten aufklappen!
Damit ist der Panzer an sich fertig - fehlt nur noch der Bergekran. Dieser ist interessanterweise auf keinem der mir bekannten Originalfotos zu sehen, aber Dragons Interpretation gefällt mir optisch ganz gut!
Hier werden die drei verschiedenen Haken (A-C) einfach zusammengebaut - keine Sorge wegen den Kettchen, diese kann man ohne Probleme über alle Rollen ziehen und einfädeln, wenn diese bereits gebaut sind. Die eingezeichneten Enden der Kettchen (blaue Linien in der Bauanleitung) müssen an den entsprechenden Stellen mit Sekundenkleber angeklebt werden.
Das Gestänge des Bergekrans an sich besteht aus den vier großen Stangen, die untereinander verbunden werden durch bewegliche verbindungsstücke - zumindest können diese drehbar bleiben, wenn man die beiden Hälften sauber zusammenklebt, ohne dass Kleber an die Stangen gelangt. Damit hat man einen komplett funktionsfähigen Kran, den man auf den Bergepanzer aufkleben kann und diesen dann für jegliche Dioramen einsetzen kann. Eine wahrliche Augenweide.
Und damit ist der Bergepanzer auch komplett und kann in die Lackierstraße rollen.

Bemalung/Alterung

Die Bemalung dieses Fahrzeug ist nicht ganz einfach - oder doch, je nachdem wie man es sieht. Da ich ja ein frühes Fahrzeug bauen wollte, waren mir Vorbildfotos nicht bekannt, ausser den drei bekannten, die Werksfotos des Bergepanzers in einfach gelb zeigen. Lediglich ein weiteres leicht verschwommenes und stark überbelichtetes Foto zeigt den frühen Bergepanzer von hinten - man kann nur ansatzweise an der Seite erkennen dass wolkig eine Tarnfarbe auf der hellen Grundfarbe aufgebracht wurden. Markierungen sind keine zu erkennen, allerdings bin ich der Meinung, dass zumindest seitlich Balkenkreuze, wie bei nahezu allen Ferdinanden aus der Abteilung zu sehen, vorhanden sein müssten und habe die Balkenkreuze aus dem Bausatz genommen. Die Abteilungsabzeichen sind aber definitiv erst für die spätere Version.
So habe ich den ganzen Bausatz zunächst mit Haftgrund besprüht und dann mit Tamiya XF-60 dunkelgelb komplett per Airbrush besprüht. Die großen Flächen habe ich dann mit aufgehelltem gelb gehighlighted. Darüber habe ich dann nach gutdünken mit Tamiya XF-13 Japanese Army Green Tarnflecken aufgesprüht, wie man sie in etwa auf Ferdinanden der 653. 1943 gefunden hat.
Dann habe ich mit braunen, gelben und grünen Ölfarben versucht ein leichtes Filtering durchzuführen. Danach ein Detailwashing mit schwarzer Ölfarbe um die Vertiefungen hervorzuheben. Die Ecken und Kanten habe ich dann mit sehr hellgelber Ölfarbe trockengemalt.
Der Kran wurde dann noch detailbemalt, wobei es problematisch ist die Kupferkettchen in Eisenfarbe zu malen, da die Farbe schlecht haftet.
Dann habe ich noch die Ketten mit Modelmaster Metalizer Farbe bemalt und mit Pastellkreiden gealtert. Allerdings kann ich nur empfehlen irgendwie EInzelkettenglieder zu nutzen - diese hier mögen zwar montagefreundlich sein, aber sie werfen Wellen und sind ein Stück zu lang - so ergibt sich ein schlechtes Bild einer durchhängenden Kette!
Abgeschlossen wurde alles mit etwas Staub, den ich mit hellen Pastellkreiden darstellte, sowie etwas Schlamm den ich aus Sand und Leim mischte und an einigen exponierten Stellen anbrachte.

Fazit

Im Sammelsurium der Panzer des Zweiten Weltkriegs sind Bergepanzer ja eher selten beachtet. Um so schöner ist dieses urige Stück. Dragon hat auf Basis des Ferdinand/Elefant Fahrgestells einen guten bausatz herausgebracht, den man (wenn man eine frühe Version ohne Zimmerit baut) innerhalb eines Tages bauen kann. Für die späte Version, für die auch alle Teile beiliegen, muss man noch in den sauren Apfel beissen und selber Zimmerit auftragen!
Aber allein das Krangeschirr ist phönomenal. Wer mag, kann den Kran beweglich halten und so für verschiedene Dioramen einsetzen. Einziges Manko, das aber nicht gravierend ist, ist die einteilige Kette aus Weichplastik - hier wäre eine Einzelgliedkette wünschenswert. Na gut - schön wäre vielleicht auch eine Crew, eine Innenausstattung des Aufbaus und mehr Decals der anderen Kompanien gewsen - aber man kann nicht alles haben.
Ansonsten ein uneingeschränkt empfehlenswerter Bausatz!


Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Panzer Tracts 16 - Bergepanzerwagen P - (Jentz, Doyle) - ISBN: 0-9744862-5-6Combat History of Schwere Panzerjägerabteilung 653 - (Karlheinz Münch - ISBN: 0-921991-37-1Der Panzerkampfwagen Tiger und seine Abarten - (Walter Spielberger) - ISBN: 3-87943-456-6

© 05/2005 Thomas Hartwig

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