Bell UH-1D Huey

 

Das Original

Basierend auf dem BELL 205 begann die Entwicklung des BELL UH-1 in den USA im Jahr 1961, als die U.S. Army eine Ausschreibung herausgab mit der Forderung einen Mehrzweckhubschrauber für leichte Transportaufgaben zu entwickeln. Die Firma BELL hatte damals gerade den BELL 205 in ziviler Ausführung als Versorgungshubschrauber produziert. Dieser Hubschrauber wurde nun für die geforderten militärischen Anforderungen modifiziert. Ursprünglich war geplant diesen Hubschrauber als Truppentransporter mit relativ kurzer Nutzungsdauer einzusetzen. Aufgrund der hohen Zuverlässigkeit und vielseitigen Einsetzbarkeit wurde der BELL UH-1 aber zum meistgebauten und somit erfolgreichsten Hubschrauber der westlichen Welt und befindet sich bis heute in zahlreichen Ländern im Einsatz. Der Nickname "HUEY"entstand aus der ersten Typbezeichnung HU -1 und ist noch heute allgemein bekannt. Bei der Bundeswehr wurden die BELL auch als "Teppichklopfer"bezeichnet, wegen den unverkennbaren und schon weithin hörbaren Knallgeräuschen der Rotorblätter.
Die Ausführung UH-1D ging ab 1965 in Produktion und wird bis heute von vielen Nationen als leichter Transport-, Mehrzweck-, Rettungs- und Kampfhubschrauber verwendet. Die erste Bewährungsprobe erfuhr der BELL UH-1 im Vietnam Krieg in den Jahren 1965 bis 1975. Dort kamen über 7000 Hubschrauber zum Einsatz. Die nun schon über 40 Jahre im Einsatz befindlichen Maschinen werden in der U.S. Army durch den UH-60 Black Hawk ersetzt.

Der Bausatz

Der prall gefüllte Karton mit über 160 Bauteilen enthält fünf Spritzlinge aus hellgrauem Kunststoff, einen Spritzling mit Klarsichtteilen für die Verglasung sowie zwei Platinen mit Photoätzteilen. Ein großer, farbenfroher Decalbogen mit Markierungen für sechs verschiedene Hubschrauber sowie ein Figurenset mit vier Figuren ist ebenfalls enthalten. Einige der Bauteile, besonders die kleineren Anbauteile am Hubschrauber, fallen recht grob aus und entsprechen nicht mehr dem heutigen Stand der Spritzgusstechnik. Es handelt sich bei dem Bausatz aber auch nicht um eine Eigenproduktion von Dragon sondern um das ehemalige Modell von Panda. Dragon hat den Bausatz lediglich durch Zugabe von sinnvollen Ergänzungsteilen aufgewertet.
Die Bauanleitung ist übersichtlich gehalten und führt in elf Bauschritten zum fertigen Modell. Ich hatte mir vorgenommen das Modell weitestgehend direkt aus dem Kasten zu bauen ohne besondere Verbesserungen oder Umbauten. Lediglich im Kabinenbereich konnte ich nicht widerstehen und besserte ein wenig nach.

Der Bau

Baustufe 1 - 5: Es beginnt, wie meistens beim Bau von Luftfahrzeugen, mit dem Zusammenbau von Cockpit und Kabine / Innenraum des Hubschraubers. Wer der Anleitung folgt kommt problemlos voran. Ich wollte sämtliche, beiliegende PE-Teile verwenden. Daher verwendete ich immer, wenn die Wahlmöglichkeit zwischen Plastik und PE bestand die schönen PE-Teile. Und daher nahm ich natürlich auch die hervorragenden, bereits vorlackierten, Sicherheitsgurte.
Dazu müssen aber zunächst die an den Sitzen angegossenen Gurte abgeschnitten und verschliffen werden. Dann begann ich auch damit die Figuren an die Pilotensitze anzupassen.
Die Figuren stammen von Dragon aus dem Set 3311. Es gab sie ursprünglich zusammen mit dem Helicopterbausatz des OH-6A Cayuse.
Daher passen die Figuren nicht optimal in die Sitze der Bell, sondern müssen leicht verändert werden. Lediglich eine geringe Abänderung der Armhaltung und leichte "Amputationen" im Gesäßbereich schaffen eine recht natürliche Sitz- und Körperhaltung. Das sind aber auch schon die einzigen Problemchen in den ersten Baustufen. Ich spendierte den Piloten noch die Mikrofone und Spiralkabel aus Draht an den Helmen und brachte im vorderen, unteren, Cockpitbereich einige Kabel, ebenfalls aus Draht, an. Auch mit der Lackierung musste schon in dieser Bauphase begonnen werden. Für die Bemalung von Innenraum und Cockpit verwendete ich mit Weiß aufgehelltes Tamiya XF- 19, einen sehr hellen Grauton.

Baustufe 6 und 7: Hier wird das Kabinenteil in die beiden großen Rumpfhälften eingefügt. Dazu habe ich zunächst die später sichtbaren Auswerferstellen im Innenbereich der Kabine verspachtelt und verschliffen, anschließend erfolgte die Innenlackierung wieder mit aufgehelltem Tamiya XF-19. Dann werden die beiden Scheiben in den Cockpittüren eingesetzt. Diese Scheiben verklebte ich mittels Ponal Express Holzleim. Dieser trocknet durchsichtig und klar glänzend aus. Von der Verwendung von Plastikkleber oder gar Sekundenkleber kann ich nur dringend abraten. Die entstehenden Dämpfe der Lösungsmittel legen sich als milchiger Belag auf die Plastikteile. Das Ergebnis ist dann ein äußerst unschöner Anblick. Die beiden Scheiben im Dachbereich müssen grünlich eingefärbt werden. Dazu verwendete ich Tamiya Clear Green und verklebte die Scheiben ebenfalls mit Holzleim. Die Lackierung der Scheiben erfolgte per Airbrush, da ein streifenfreier Auftrag der Farbe mittels Pinsel fast unmöglich ist.
Nach dem Zusammenfügen der Rumpfhälften und des Kabinendaches wird die Frontscheibe eingesetzt. Während beim vorsichtigen "Trockenanpassen" alles recht passgenau wirkte kam nach dem Zusammenkleben der Rumpfteile das große "Aha-Erlebnis". Die Frontscheibe passte so gut wie überhaupt nicht in die vorgesehene Aussparung. Hier habe ich dann immer wieder leicht die Kanten der Scheibe abgeschliffen, angepasst, wieder schleifen, wieder anpassen... Irgendwann hatte ich es dann so weit geschafft. Mit leichtem Andrücken ließ sich die Scheibe in den Rahmen fast passgenau einsetzen. Wieder erfolgte das Einkleben mittels Holzleim, dann fixierte ich das Ganze mit Gummibändern und ließ der Scheibe 24 Stunden Trocknungszeit. Das Ergebnis war schon sehr ordentlich. Lediglich kleine Unebenheiten und Lücken habe ich noch durch, mit einem Zahnstocher aufgetragenen, Holzleim ausgeglichen. Man könnte auch sagen: Verspachtelt.
Das nächste Problem sind die Scheibenwischer. Die Spritzgussteile B33 und B34 kommen sofort in den Gelben Sack. Sie sehen wirklich absolut gruselig aus. Statt dessen werden die PE- Scheibenwischer MA24 und MA25 angebaut. So weit so gut... Leider befinden sich in der Frontscheibe zwei Löcher zur Aufnahme der Befestigungspins von den Plastikscheibenwischern. Während sich eines der Löcher im Scheibenrahmen befindet und sich daher leicht tarnen lässt ist das andere doch mitten in der Frontscheibe platziert. Ich befestigte die PE-Scheibenwischer so dass das Loch durch das Wischerblatt schon mal verdeckt wird. Den Rest des Lochs füllte ich vorsichtig mit Holzleim unter Verwendung eines angespitzten Zahnstochers auf. Das Ergebnis stellt mich zwar nicht so ganz zufrieden, eine bessere Lösung fiel mir aber beim besten Willen nicht ein.

Baustufe 8: Hier hat man die Qual der Wahl. An der Turbinenverkleidung kann man entweder die Teile B10 und B11 oder B14 und B15 verwenden. Leider gibt es keinerlei Hinweise auf eventuelle Varianten / Ausführungen in der Anleitung. Wegen der etwas besseren Optik nahm ich B14 und B15.

Baustufe 9: Es wird hier bereits der Bau des Tür MG's beschrieben. Diesen Abschnitt habe ich erst mal übersprungen. Bei der weiteren Bau- und Bemalungsphase bestand mir dafür eine zu große Bruchgefahr.

Baustufen 10 und 11: Es verläuft alles problemlos. Einzig das Einsetzen der Scheiben in den seitlichen Schiebetüren wird noch zu einer "kleinen Frickelei". Sie passen nicht, sind etwas zu groß. Damit sie satt saugend in die Aussparungen der Türen passen habe ich sie rund herum abgeschliffen. Es sind auch wieder viele Wahlteile vorhanden. Ausgenommen vom Bugbereich, wo die Antennen B18 wahlweise montiert werden können sind überall schon die entsprechenden Bohrungen zur Aufnahme der "Wahlteile" vorhanden. Und schon sind das keine Wahlteile mehr sondern "Zwangsteile". Es sei denn, man verspachtelt und verschleift die Bohrungen. Bis auf die Antennen habe ich daher alle Anbauteile montiert.
Jetzt widmete ich mich wieder dem Tür-MG. Zum einen ist es verwunderlich dass nur ein MG beiliegt. Die Tür-MG's waren beim Original eigentlich immer beidseitig montiert. Oder es war gar kein MG vorhanden. Daher hätten die Teile für das MG zweifach vorhanden sein müssen. Zum anderen, eigentlich für den OH-6A Cayuse ausgelegt, passt die Waffenstation nicht ordentlich an den Rumpf der Bell. Weiterhin ist die vorgesehene Figur ( Figur C ),der Doorgunner, viel zu groß. Steht er in der geöffneten Schiebetür ragt sein Kopf viel zu hoch über den oberen Türrahmen hinaus. Der sitzende MG-Schütze ( Figur B ) passt überhaupt nicht auf den Sitz im Innenraum der Kabine. Seine Beine erreichen nicht den Kabinenboden, die Sitzhaltung wirkt absolut unrealistisch. Ich entschied mich aufgrund dieser Unzulänglichkeiten auf den Einbau der Waffenstation sowie auf die beiden Figuren zu verzichten

So, endet nun der Bau gemäß Anleitung. Lediglich die Schiebetüren und den Hauptrotor habe ich erst nach erfolgter Bemalung des kompletten Modells eingesetzt.

Bemalung/Alterung

Bei der Bemalung und Markierung entschied ich mich für einen Hubschrauber der "Soc Trang Tigers", 121st AHC ( Assault Helicopter Company ) wie er 1969 in Vietnam im Einsatz war. Ausschlaggebend für meine Entscheidung war die äußerst attraktive "Noseart" am Bug. Eine leicht bekleidete Blondine auf einem Tigerfell. Hmh, lecker.... und sogar durch Originalfotos im Internet belegbar.
Zunächst kam die Abklebe - Orgie für die Maskierung der Front- und Türscheiben. Ich verwendete hierzu einfaches Malerkrepp aus dem Baumarkt. Ich begann dann mit einer Grundierung in hellgrau, gefolgt von einem pre-shading mit schwarz. Für die Außenlackierung mischte ich mir einen passenden Farbton aus Tamiya Olive Drab und Olive Green an.
Zunächst erhielt der ganze Heli einen dünnen Farbauftrag in der Grundfarbe, anschießend wurden die großen Flächen mit etwas aufgehellter Grundfarbe nochmals lackiert. Das pre-shading blieb leicht sichtbar und schimmerte durch die Grundfarbe hindurch. Damit wurde schon die erste Alterung und der Eindruck von Tiefe erzeugt. Der Blendschutz auf dem Bug wurde mit Tamiya Natoschwarz aufgetragen. Diese Farbe kam auch an den Rotoren zur Anwendung. Die Beleuchtungseinrichtungen wie Positionslichter usw. wurden zunächst Silber grundiert und dann mit Tamiya Clear Green, Clear Orange und Clear Red bemalt. Ganz zum Abschluss erhielten sie noch einen Überzug mit glänzendem Klarlack um ihren Glanz noch zu verstärken. Die Bereiche in denen dann die Decals angebracht werden sollten erhielten ebenso eine dünne Schicht glänzenden Klarlack von Tamiya um eine optimal glatte Oberfläche zu bilden.
Nun zu den Decals. Für die gelben Warnmarkierungen am Hauptrotor verwendete ich nicht das Decal, sondern lackierte die Flächen mit Tamiya Gelb. Alle anderen Decals wurden nach Anleitung aufgebracht. Sie legen sich wunderbar an, haben eine matte Oberfläche und einen sehr kleinen Trägerfilm. So weit also wirklich qualitativ hochwertig. Aber, bei dem roten Warnpfeil ( Decal Nr. 13 ) am Rumpfausleger ist ein ärgerlicher Fehler bei der Herstellung des Decalbogens unterlaufen. Würde man diese Pfeile jetzt unverändert anbringen, würde der in Flugrichtung gesehene, rechte Pfeil, nach vorne, also vom Heckrotor weg, zeigen.
Würde man ihn so anbringen dass die Pfeilspitze Richtung Heckrotor zeigt stünde die Aufschrift "DANGER" auf dem Kopf. Das Problem lässt sich aber einfach beheben. Die Pfeilspitze für den rechten Pfeil wird abgeschnitten, die beiden Teile werden dann richtig herum angebracht. Wird hierbei sorgfältig und mit scharfer Messerklinge gearbeitet fällt der Schnitt nachher kaum auf. Ich jedenfalls bin mit dem Ergebnis zufrieden. Abschließend versiegelte ich die Decals mittels glänzendem Klarlack.
Nun kam eine Alterung des gesamten Hubschraubers mittels Ölfarben. Ich verwendete hierzu Farben aus der Serie "Lukas Studio". Erstmals probierte ich auch den geruchlosen Terpentinersatz von MIG Productions aus. Ich bin damit wirklich zufrieden und kann dieses Produkt wärmstens empfehlen. Nach ausreichender Durchtrocknung erfolgte das Trockenmalen mittels hellgrüner Ölfarbe. Ebenso bildet ich Abnutzungen im Lack mit Gun Metal und Silber von Humbrol nach. Den Abschluss bildete dann vorerst ein Überzug mit klarem Mattlack von Revell. Jetzt kam der spannende Moment. Das Klebeband wurde entfernt... Sprühnebel auf den Scheiben? Irgendwo irgendetwas übersehen beim Abkleben? Nein, alles wunderbar. Operation gelungen.
Da ich den Hubschrauber auf einem kleinen Diorama zu platzieren möchte verzichtete ich zunächst auf eine weitere Verschmutzung und Verstaubung. Das werde ich nachholen wenn die Dioramabase so weit fertig ist. Die Verschmutzung des Hubschraubers wird dann dem Untergrund angepasst.

Verwendete Farben:
Innenraum: Tamiya XF-19, aufgehellt
Außenfarbe: Tamiya XF-58 + Tamiya XF-62 sowie Tamiya XF-69
Washing: Lukas Elfenbeinschwarz, Lichter Ocker, Terra di Siena gebrannt

Fazit

Obwohl ich dem Modell anfangs skeptisch gegenüberstand kann ich jetzt nur eines sagen: Klasse. Dragon hat sich wirklich bemüht das bestmögliche heraus zu holen. Sicherlich kann man noch viel mehr nachdetaillieren und verbessern. Aber selbst so aus dem Kasten heraus erhält man schon ein sehr schönes und ansprechendes Modell.


Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****


Empfohlene Literatur:


www.121st-ahc-association.org

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© 01/2008 Thomas Stefanus

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