Ballistik-Messfahrzeug auf Sd.Kfz.231 mit Generatoranhänger Sd.Anh.24


 

Das Original

Auf das Basisfahrzeug SdKfz. 231 gehe ich an dieser Stelle nicht ein, dies würde den Umfang des Berichtes sprengen. Hierzu sei auf diverse Bücher und das Internet verwiesen. Vom Ballistik-Meßfahrzeug existieren 4 mir bekannte Fotos. Sie zeigen definitiv mindestens 2 unterschiedliche Versionen und wahrscheinlich auch Lackierungen. 3 Bilder davon betreffen die Variante mit 8facher Einzelbereifung (seitlich von vorne links und rechts sowie Seitenaufnahme), 1 Foto zeigt das Gerät mit Zwillingsbereifung der hinteren beiden Achsen und die Heckpartie dieser Version mit angehängtem Aggregat-Anhänger. Weitere Unterschiede bestehen im Bereich des Dachaufbaus. Einmal – bei der Einzelbereifung – erkennt man hinter dem Anhängerdreieck einen nach vorn offenen kastenförmigen Aufbau, bei der anderen Ausführung hinten links einen konisch geformten runden Aufbau, der als „Schallmeßdom“ bezeichnet wird.

Wie viele dieser Spezialfahrzeuge nun tatsächlich gebaut bzw. umgebaut worden sind, ist nicht genau bekannt. Die Literatur spricht von 2 bis 5 Exemplaren, die zur Auswertung ballistischer Messungen bspw. in Kummersdorf und/oder Peenemünde eingesetzt gewesen sein dürften.


Der Bausatz

Das sog. Ballistik-Meßfahrzeug, ein 8-Rad-Kfz. auf Basis des Sonderkraftfahrzeuges (SdKfz.) 231 (schwerer 8-Rad-Panzerspähwagen) zählt zu den Wehrmachtsfahrzeugen, die ich nicht zuletzt durch ihr ungewöhnliches Aussehen schon immer gerne in meiner Sammlung haben wollte.

Umso erfreuter war ich, als Schatton-Modellbau dieses Unikum als Resin-Komplettbausatz im Maßstab 1 : 35 auf den Markt brachte. Man kann vom Äußeren mit Fug und Recht sagen, „schön ist es nicht, aber selten“. Doch genau das macht meiner Meinung nach den Reiz aus,solch außergewöhnliche Geräte der Wehrmacht im Modell darzustellen.

Der Bausatz präsentiert sich wie bei Schatton üblich in einer stabilen Kartonverpackung. Neben den Resinteilen findet der Modellbauer Klarsichtmaterial für die Scheiben, Draht zur Darstellung der Dachreling sowie zwei gedrehte Peilstangen und eine Platine mit Fotoätzteilen.  


Der Bau

Vorweg gesagt: Jeder Modellbauer, der über sein Projekt berichtet, schildert dabei seinen persönlichen, individuellen Eindruck bzw. seine eigene Meinung (oder sollte das zumindest). Somit können Berichte über ein gleiches Modell durchaus voneinander abweichen, ohne die Leistung bzw. Meinung des Anderen in irgendeiner Weise infrage stellen oder kritisieren zu wollen.

Die Resinteile sind stabil und verzugs- sowie weitestgehend blasenfrei gegossen. Der gesamte Aufbau inklusive Fahrerhaus und Motorraum besteht aus einem Stück. Hier waren bei meinem Bausatz ein paar Spachtelarbeiten im Bereich der unteren Aufbaukanten nötig, weil sich beim Guß dieses doch recht großen Teils einige Luftbläschen eingeschlichen hatten.

Zunächst einmal gilt es, den Fahrerraum zu montieren und zu lackieren. Dessen Ausstattung ist relativ einfach gehalten. Sie besteht aus den Sitzen, Lenkrad, Schalthebeln, Pedalen usw. Ergänzt habe ich dabei eigentlich nur zwei Feuerlöscher und ein paar kleine Hinweisschilder an der Rückwand zum Funktionsteil des Fahrzeuges nebst Türscharniere und –klinke dazu.

Natürlich kann, wer will, den Innenraum noch weiter ausbauen, das bleibt jedem selber überlassen. Die Lackierung sollte vor der Montage der Bodenplatte erfolgen, wobei ich mich schon im Vorfeld für eine dunkelgraue Bemalung entschieden hatte.

Jedenfalls sind nach der Fertigstellung des Fahrerraumes zunächst deren Rückwand und dann die Bodenplatte in den Aufbau einzupassen. Dies gelang ohne Probleme, wobei die Nahtstellen von Bodenplatte und Aufbau verspachtelt wurden.

Die Seitentüren können wahlweise offen oder geschlossen angebracht werden, die Schutzpanzerplatten der Fenster gleichermaßen auf- oder zugeklappt. Diejenigen der Türfenster sind als Resinteile beigegeben. Ob sie beim Modell für das Deckelbild tatsächlich fotogeätzt waren, konnte ich nicht feststellen. Zwar musste ich die Komponenten etwas nachbearbeiten, aber von der Materialstärke her sind sie meiner Meinung nach vertretbar.

Danach entschloss ich mich, das Fahrwerk bis auf die Räder und die Schutzabdeckungen der Antriebswellen anzubringen. Dabei traten eigentlich keine Probleme auf. Vom Chassis-rahmen war ein zwar dünner, aber über dessen ganze Länge gehender Angußsockel zu entfernen, was mit einem Schleifbrett einfach zu bewerkstelligen war.

Ergänzt habe ich bei meinem Bausatz eine Auspuffanlage aus der Ersatzteilkiste, die in ihrer gezeigten Form noch in der Art ihrer Anbringung nachgewiesen ist.

Die Vorderräder stellte ich eingeschlagen dar, wobei das zweite Radpaar einen etwas stärkeren Einschlagwinkel aufweisen muß, als das vordere. 

Die Heckschürze nach dem letzten Räderpaar war mit größter Wahrscheinlichkeit (vorsichtige Auswertung des Originalfotos unter Vorbehalt) nicht über die gesamte Fahrzeugbreite durchgängig. Aus diesem Grund trennte ich aus deren Mitte etwa 1,7 cm heraus.   

Bevor die Details des Aufbaus angeklebt werden konnten, musste allerdings – wie bereits im Bericht von Tobias Fuß dargestellt – der Bereich der Motorabdeckung korrigiert werden. Die Schräge des nach vorne abfallenden Motorraumes war im Original steiler, als dies im Modell wiedergegeben wurde. Es sind hier etwa 2 mm Resinmaterial – gemessen an der Vorderkante des Motorbereiches – abzutragen, und zwar über die gesamte Schräge bis zur Lüfteranlage.

Um ehrlich zu sein, mit der Säge wollte ich da nicht ran, also blieb mir auch hier nur das Schleifbrett übrig. Damit ließ sich dieser Arbeitsschritt unter ständigem Nachmessen und viel Fingerspitzengefühl relativ zügig innerhalb von 25 Minuten vollziehen. Insbesondere kaschiert das auch die in der Motorhaube vorhandene Einsinkmulde, die sonst deutlich sichtbar gewesen wäre. Die oberen Deckel liegen erfreulicherweise als fotogeätzte Teile bei, so dass vom eingesunkenen Resin in diesem Bereich danach nichts mehr zu erkennen ist. Ein wenig Feinschliff im Übergang zum Lüfterein- und -auslaß vermeidet das Auftreten einer Stufe.

Die seitlichen Klappen müssen nun allerdings zwingend der neuen Schräge des Motorbereiches angepasst werden, was mittels scharfen Skalpell keine Schwierigkeiten bereitet.

Die vordere große Klappe wurde abgeschliffen und durch ein selbst aus Messing geschnittenes Teil ersetzt. Grund dafür war der „verwaschene“ Übergang zur Karosserie.

Auf der Klappe müssen noch ein paar kleine Details wie bspw. die Ver- und Entriegelungs-möglichkeit nach Vorbildfotos ergänzt werden, was mit Plastikrundmaterial geschah. 

Der Aufbau besitzt etliche Schweißnähte, die jedoch in ihrer Struktur zum Teil sehr einfach wirken. Ich habe diese folglich abgeschliffen und mich – leider – dafür entschieden, sie durch fotogeätzte Schweißnähte zu ersetzen. Klar sehen die grundsätzlich gut aus, aber ich werde beim nächsten Mal die Nähte wieder aus Spachtelmasse selber herstellen. Entweder habe ich mich zu dumm angestellt oder wie auch immer, an einigen Stellen liegen meine geätzten Schweißnähte leider nicht ganz auf bzw. es ist bei genauem Betrachten irgendwie ein - wenn auch minimaler Rand zu sehen. Leider fiel mit das erst nach der Lackierung auf.

Der Anbau vieler Kleinteile ist im weiteren Verlauf relativ unproblematisch. Die Griffe im Bereich des Führerhauses und den Aufstiegen am Heck sowie die Dachreling bestehen aus beiliegendem Draht und müssen selbst gebogen werden.

Bedauerlicherweise ist dem Hersteller die eine oder andere Panne bei der Darstellung der in der Bauanleitung zwar aufgezeichneten, aber teilweise nicht beiliegenden Ätzteilen unterlau-fen.

Dies betrifft einmal die abklappbaren Schutzplatten der Radkästen, zum anderen die Abdeckung des Stauraums für die Kabeltrommeln am Heck. Die Schutzplatten stellte ich aus dünnem Plastikmaterial (0,3 mm) her, die Halterungen (Flügelverschlüsse) dafür kamen aus einem Zurüstset von Bronco. Die im Ätzteilbogen beinhalteten Scharniere waren bedauerlicherweise zu wenig, doch konnte dies mit der Darstellung der halbierten Teile (die andere Hälfte sind auch nicht zu sehen, wenn die Platten hochgeklappt montiert werden) behoben werden. Nicht unbedingt eine optimale Lösung, aber es geht.

Neben der Peilstange auf dem linken Kotflügel ergänzte ich aus Plastik einen kleinen Kasten, der auf Originalfotos dort zu erkennen ist. Auf der schrägen Vorderseite des rechten Kotflügels ist außen ziemlich nahe an der Kante direkt unterhalb des Unterlegblockes, der auf dem Foto des Fahrzeuges mit Generatoranhänger klar erkennbar ist, muß ebenfalls ein kleines „Kästchen“ aus Plastikmaterial ergänzt werden. Deren Bedeutung konnte ich nicht enträtseln.

Der Heckbereich wird entsprechend der Bauanleitung montiert. Die Teile passen recht gut, kleinere Spachtelarbeiten an den Übergängen zum Aufbau fallen kaum ins Gewicht. Für die Kabeltrommeln wurden geätzte Seitenteile beigefügt, für ihr Mittelteil verwendete ich dickeres Rundmaterial aus Kunststoff. Die Kabel meines Modells stammen aus einem uralten Verlinden-Zurüstsatz. Sie sind nichts anderes, als graue Gummilitzen, die auf- gewickelt und festgeklebt wurden. Die Stecker entnahm ich dem Generatoranhänger von Plusmodel, von denen diesem Bausatz 5 Stück beiliegen.

Wie weiter oben schon geschildert, müssen die Abdeckungen nebst ihren Verschlüssen selbst angefertigt bzw. aus Zurüstsätzen (bspw. Aber) ergänzt werden, weil sie im Bausatz nicht enthalten sind.

Entsprechend dem Vorbildfoto des Heckbereiches brachte ich links und rechts neben dem Kabelkasten noch – ja, was, an? Auf dem Bild sieht das aus, als könnten es Steckvorrichtungen für Kabelanschlüsse mit Deckel sein. Genau konnte ich es leider nicht erkennen. Jedenfalls nahm ich dafür auch wieder Rundmaterial her.

Zudem spendierte ich meinem Ballistik-Meßfahrzeug zusätzlich ein Rücklicht auf der linken Heckseite, das war m. E. absolut sicher dort vorhanden. Eventuell war daran wie bspw. beim Opel-Blitz LKW auch das Nummernschild befestigt. Gleichwohl habe ich bei meinem Modell nur das Rücklicht dargestellt.

Unter dem Staukasten am Heck sind noch die beiden Trägerprofile zu montieren. Deren Platzierung ist wiederum auf dem bereits mehrfach genannten Foto – man findet es übrigens bspw. im Spielberger-Band 12 der Reihe Militärfahrzeuge (Beutekfz. und –panzer) auf Seite 188 oben – zu sehen.

Auch der „Schalldom“ wurde mit Schweißnähten und „Meßsensoren“ aus Plastik verfeinert. Diese sind auch auf dem Foto der Heckseite schemenhaft sichtbar. Die Anhängekupplung bekam als Dreingabe noch eine Federstange.  

Der Generatoranhänger:

Auch bei diesem Produkt von Plusmodel handelt es sich um ein Resinkomplettmodel. Die Qualität der Komponenten ist wie bei diesem Hersteller üblich, sehr gut. Dies gilt gleicher-maßen für die Paßgenauigkeit. Nacharbeiten halten sich in absoluten Grenzen die Montage ist anhand der Bauanleitung kein Problem.

Das Modell bietet die Option, die Bedienungselemente in der vorderen linken Klappe und der Heckklappe offen darzustellen. Gleiches gilt auch für die Steckdosen der Kabel.

Geringfügige Spachtelarbeiten waren an den seitlichen Staukästen und den Nähten der Seitenteile des Maschinensatzes notwendig. Sonst gibt es eigentlich nichts weiter darüber zu berichten – es passt einfach.

Eingesetzt waren diese Sonderanhänger (SdAnh.) 24 bei allen denkbaren Truppenteilen. Angefangen von Instandsetzungs- über Pionier- und Sanitätseinheiten bis hin zu Feldwerkstätten, Bäckereikompanien und vielen, vielen anderen Verbänden waren sie fast überall – mit durchaus unterschiedlichem Aussehen (je nach Herstellungsfirma) - zu finden.

Plusmodel hat damit ein nützliches und sehr empfehlenswertes „Anhängsel“ geschaffen, was unseren Ballistik-Meßwagen optimal ergänzt.    


Bemalung/Alterung

Wie bereits gesagt, habe ich mich für einen dunkelgrauen Anstrich entschieden. Hierzu kamen Farben von Model-Master zur Verwendung, nämlich Schwarzgrau (MM 2094) als Grundierung und Anthrazitgrau (MM 2101) zur Aufhellung.

Die Farbfilter setzte ich mit grünen, gelben, blauen, weißen und rotbraunen Tupfern aus Ölfarben, die mit Farbverdünner ausgestrichen wurden.

Das Altern bewerkstelligte ich durch Unterlegen der Kanten und Vertiefungen mit dunklen Farbpigmenten. Nach Auftrag einer Schicht matten Klarlacks (Xtra-Color) nebst 48 Stunden Trocknungszeit ging es ans „Waschen“ mit stark verdünnter, schwarz-brauner Ölfarbe.

Im Bereich des Chassis, der Kotflügel und Fahrerkabine habe ich den Meßwagen und selbstredend auch den Generator mittels braun-grauer Pastellkreide leicht „verstaubt“.

Zuvor habe ich noch einige Kratzer, Lackabsplitterungen und Roststellen angebracht,  hauptsächlich im Bereich des Fahrerraumes und der Seitenwände.

Bei den Beschriftungen beschränkte ich mich auf die Nummernschilder sowie die Luftdruckangaben auf den Schutzplatten der Radkästen. Hier unterlief mir allerdings ein Fehler: Diese Beschriftungen waren im Original in weißer Farbe angebracht. Ich habe dafür schwarze genommen. Nun ja ...


Fazit

Ja, ich bin etwas hin und her gerissen. Sicher, der hohe Qualitätsstandard der Schatton-Modelle wird bei diesem Bausatz leider nicht erreicht. Dennoch will ich ihn nicht verwerfen. Die Ursache dazu liegt zum Teil darin, dass der Urmodellbauer – wie mir Herr Schatton mitteilte – eigentlich keine Urmodelle baut und daher auch nicht alles so perfekt war, wie sonst.

Dass gerade bei den Fotoätzteilen einige fehlen, obwohl sie im Bauplan eingezeichnet sind, ist natürlich sehr schade, weil sie die Firma Hauler, die mit deren Produktion beauftragt war, nicht mitgeliefert hat. Nach Mitteilung von Herrn Schatton werden diese jedoch bei der nächsten Produktionsreihe in jedem Fall beinhaltet sein.

Dennoch halte ich es trotz oder vielleicht auch – als Herausforderung – gerade aus der daraus resultierenden Nach- oder Mehrarbeit für ein interessantes und sehenswertes Sammlerstück. Bislang jedenfalls ist dieser Schatton-Bausatz der einzige mir bekannte im Maßstab 1 : 35.      


Bewertung Ballistik Wagen:

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Bewertung Generatoranhänger:

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****


Empfohlene Literatur:

  • Motorbuchverlag:  Walter J. Spielberger, Reihe Militärfahrzeuge Bände 4 gepanzerte Radfahrzeuge und 12 Beutekfz.- und Panzer der Wehrmacht
  • Internet:  www.google.de (unter Bilder einfach Ballistikmeß-Fahrzeug eingeben)  

© 09/2011 Volker Andorfer

9655 Leser des Bauberichts seit dem 04.09.2011

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