Sturmpanzerwagen A7V


 

Das Original

Daß dieser erste deutsche Panzer erst 1918 an die Front kam, ist der Ignoranz der Herren der OHL in Berlin zu verdanken, die nicht beizeiten die Bedeutung gepanzerter Fahrzeuge zur Infanterieunterstützung erkannten. Ein gewisser k. u. k Oberleutnant Günther  Burstyn konstruiert 1911 ein “Motorgeschütz“ und reicht es an das “k. u. k. Kriegsministerium, Wien“ ein. Eine solch blödsinnige Idee ruft jedoch nur mitleidiges Kopfschütteln hervor, der Vorschlag wird abgelehnt! Nun meldet Burstyn seine Idee in Berlin zum Patent an, dort ist man sicher fortschrittlicher eingestellt. Denkste! Auch das deutsche Kriegsministerium in Berlin lehnt diese bahnbrechende Erfindung ab! Der englische Korrespondent und Spion W. John Crak jedoch erkennt das Potential Burstyns Erfindung und sendet die Patentschrift, sowie alle Berichte, derer er habhaft werden kann, nach England. 1916 tauchen dann die ersten englischen Panzer an den Fronten auf!

Nun erwacht auch Berlin aus seinem Dornröschenschlaf, unter der Leitung des Oberingenieurs Vollmer entsteht in der Abteilung “Allgemeines Kriegsdepartement, 7. Abteilung, Verkehrswesen“ der deutsche Geländewagen A.7.V., dessen Fahrgestell im Frühjahr 1917 auf dem Versuchsfeld Berlin-Marienfelde erstmals vorgeführt wird. Im März 1918 kommt endlich der A.7.V., von dem nur zwanzig Fahrzeuge hergestellt wurden, an die Front...

Die Bausätze

Ich schätze, dieser Bausatz hat mittlerweile seine fünfundzwanzig Jahre auf dem Buckel - was zeigt, wie innovativ TAURO seinerzeit war! Voll bewegliche Einzelgliederketten, ein funktionsfähiges Laufwerk, eine verhältnismäßig gut gestaltete Inneneinrichtung und Stahlfedern stellen Features dar, die man heute bei vielen Anbietern immer noch vergeblich sucht! So stammen die Metallteile von der Firma Mollificio Conte, welche Federn für industrielle Zwecke, u.a. Flugzeugbau und Raumfahrt herstellt! Der Kit besteht aus etwa 450 Teilen, wovon über 200 auf die Ketten entfallen. Die Bauanleitung ist sehr genau und zweisprachig in italienisch und englisch gehalten. Sie beinhaltet außerdem einen ausführlichen historischen Abriß, sowie ziemlich genaue Farbangaben. Hier hat man sich meiner Meinung nach wirklich viel Mühe gegeben!

Der Bau

Ich habe mich u.a. an den einzigen Baubericht zum A.7.V. von Thomas Anderson gehalten, der 1990 in der KIT erschien. Das vereinfacht die Sache, man weiß im Vorhinein, worauf zu achten ist!
TAURO hat auch das Fahrzeuginnere gut ausgestaltet, ich rede hier insbesondere von den vielen Nieten die nach dem Zusammenbau verschwinden, wenn man das Modell - wie ich – geschlossen darstellt. Ich habe diese Nieten also als allererstes mit einem Skalpell entfernt, um sie später bei diesem, sowie auch anderen Modellbauprojekten wiederzuverwenden. Beim weiteren Zusammenbau habe ich mich nicht an die Schritte der Anleitung gehalten, sondern mehrere Abschnitte parallel ausgeführt...
Während der Panzer selbst gebaut wird, können schon mal die Ketten zusammengesetzt werden. Diese sind aus Vinyl und relativ flexibel, so daß kein Bruch entsteht. Die einzelnen Glieder passen überraschenderweise wunderbar zusammen, Nacharbeit ist also nicht erforderlich, kleben auch nicht! Es kann aber mal passieren, daß das weiche Vinyl ausreißt – macht nichts, es sind genügend Ersatzglieder vorhanden.
Die MG´s können auch parallel überarbeitet werden. Die Läufe erschienen dem Verfasser des Bauberichtes in KIT zu dünn, dem kann ich nur beipflichten! Ich habe sie also zerteilt und den Kühlmantel durch ca. 3,5mm dickes Plastikrundmaterial ersetzt. Außerdem ergänzte ich noch das Visier. Somit kommen die MG´s dem Vorbild MG 08/15 einigermaßen nahe.
Auch die Laufrollenwagen habe ich in diesem Stadium gebaut, die Stahlfedern kürzte ich um die Hälfte, die Laufrollen haben auf einer Seite eine erhöhte Felgenflanke. Diese waren abwechselnd paarweise innen und außen angeordnet, um die Kette zu umschließen und zu führen. Leider bekam ich die Literatur mit den entsprechenden Informationen, als ich die Rollenwagen schon fertiggestellt hatte. Ebenso sind Gravuren für die Führungsbleche der Ketten zu ergänzen. Danach können die Rollenwagen auf die Trägerplatten geklebt, fixiert und ausgerichtet werden, damit sie bis zu ihrer Verwendung ordentlich durchtrocknen können.
Im Folgenden beschreibe ich den Bau des Panzers an sich mir den vorzunehmenden Änderungen BEVOR alles schon zusammengeklebt ist – ich musste diese Änderungen am fertigen Modell vornehmen, weil ich eben das A7V Buch erst im letzten Moment vor dem Lackieren auftreiben konnte, und sich noch so einige Sachen fanden, die beim Bausatz nicht korrekt wiedergegeben  sind.  
Wie schon erwähnt, habe ich die Nieten an den Innenseiten der Front-, Heck- und Seitenteile, sowie des Daches entfernt, um sie für andere Zwecke zu benutzen. Jetzt kann planmäßig mit dem Zusammenbau begonnen werden, es wird Schritt A der Anleitung ausgeführt – und das war es auch schon wieder! Nun sind erst mal die Seitenteile dran, die MG Lafetten sind neu aufzubauen, ich habe dazu einen Folienschreiber zersägt und zurecht gefeilt. Da ich die „WOTAN“ - Version darstellen wollte, kürzte ich die Wartungsklappen lt. Abschnitt C an der markierten Stelle. Die Seitenteile sind nicht gegeneinander austauschbar, die Öffnungen für die Auspuffrohre zeigen nach hinten! Und sie sollten bis auf ein rundes Loch verschlossen werden. Die Auspuffrohre habe ich aus ca. 2mm dickem Aludraht gebogen und aufgebohrt, weil die Bausatzteile eher eckig und zu kurz sind. Die Enden sind aufgebohrt und die Befestigung ist aus Messingblech. Weiterhin muß die Tür auf der rechten Fahrzeugseite spiegelverkehrt aufgebaut und angeschlagen sein, sie öffnet sich - wie die Tür auf der linken Seite – nach vorne! Auch die Türscharniere sollte man erneuern!
Die rautenförmigen Schwenkklappen für die Sehschlitze kommen weg und werden durch scratch gebaute Teile ersetzt. Zu den Wartungsklappen vor den Leit- und Triebrädern: hier werden die Nieten entfernt und Bohrungen vorgenommen, bzw. Scheskantschrauben angebracht. Die Auftritte zu den Türen habe ich durch geätztes Riffelblech ersetzt. Die darüberliegenden Türen erhalten Griffe aus 0,8mm Draht, die Hakenanschläge für die Wartungsklappen sollten gesupert und wenigstens teilweise mit Halteklammern versehen werden.  
An Front- und Heckpanzer habe ich die Schutzhutzen der Abschlepphaken ausgefräst, und die Haken mittels Eigenbauten ergänzt. Eigentlich müßten die Hutzen komplett neu gebaut werden, um ihnen die richtige Form zu geben. Ich hab´s gelassen... Die unter den Haken liegenden „Schürzen“ sind angegossen; ich habe sie entfernt und neu aufgebaut. Hier z.B. kamen die zuvor entfernten Nieten zum Einsatz, ebenso wie bei der überarbeiteten Frontblende der Kanone, deren Innenleben gleichsam den MG Lafettierungen komplett neu gebaut werden sollte, und der oberen Nietenreihe auf der Bugplatte links und rechts neben der Frontblende.
Dies sind im großen und ganzen die Arbeiten, die an der Karosse vorgenommen werden müssen – teils vor, teils nach dem zusammenfügen der Seiten- und Stirnseiten. Ich habe - ob ich nun wollte, oder nicht - diese Arbeiten erst nach dem Zusammenkleben vorgenommen. Viele Wege führen nach Rom...  
Nun denn, mit Abschnitt C nimmt die Angelegenheit Gestalt an, Abschnitt B kommt erst später, wenn der Panzeraufbau gut durchgetrocknet ist. Die Seiten- und Front-/ Heckteile werden an die Bodenplatte geklebt und zueinander ausgerichtet. Wieviele Teile der Innenausstattung man nun verbaut, bleibt jedem selbst überlassen. Ich habe nur die Kühler und Munitionskisten verwandt, und in diesem Stadium die MG´s, die Kanone und deren Lafetten eingepasst.
Womit wir bei Abschnitt H und I angelangt sind. Was an Inneneinrichtung eingebaut wurde, sollte nun bemalt sein, denn dann kann das Dach (noch ohne Kuppel) aufgeklebt werden. Ich habe mir die Mühe erspart, alle Nieten zu entfernen, um die Teile zu verspachteln und zu verschleifen. Nachdem die Teile gut durchgetrocknet waren, habe ich die verbliebenen Spalten einfach mit Green Putty von Squadron ausgefüllt und nach dem Abbinden einfach mit einer frischen Klinge beigearbeitet. Schleifen war somit nur in geringem Maße notwendig, und das Endergebnis fand ich durchaus zufriedenstellend.  
Nachdem sich nun das Dach an den Seitenteilen ausgerichtet hat, kann die Kommandantenkuppel angepasst werden. Mein Dach war etwas verzogen, daher erst zuletzt die Kuppel. Bei „Wotan“ weisen die Seiten der Kuppel einen Zusatzpanzer auf, der im Bausatz auch Berücksichtigung findet. Aber leider fehlt die horizontale Teilung der Platten, welche sich mit einer Anreißnadel gut darstellen lässt. Der Zusatzpanzer an der Rückseite (!) der Kuppel fehlt, also Nieten entfernen, die Panzerung aus 0,4mm Plastikplatte ausschneiden und diverse Nieten wieder aufkleben, inklusive einer dritten Nietenreihe rechts der Mitte. An den Luken der Kuppel fehlen die Rastbleche, ich habe sie mit 0,25mm Sheet aufgebaut. Die Luken werden auch hier mit Scharnieren versehen. Ein bißchen spachteln und auf´s Dach damit!  
Endlich kann das Fahrzeug komplettiert werden, die Unterwanne kommt auf die Bodenplatte und die Trägerteile (Nr. 44) mit den Laufrollenwagen werden mit etwa 2,5mm Vierkantplastikstäben erhöht und eingepasst. Ansonsten stimmt nämlich die Bodenfreiheit nicht! Die zuvor bemalte Kette lässt sich nun relativ einfach durchschieben und relativ schwer Endverbinden. Ich habe sie mit ein paar Tropfen Sekundenkleber fixiert. Fertig!

Bemalung/Alterung

Zunächst grundierte ich den Panzer hellgrau, danach erfolgte ein Pre-shading der Vertiefungen und Winkel mmit Dunkelgrau, bzw. Schwarz. Für den eigentlichen Grundton der Tarnbemalung mixte ich mir Tamiya XF-25 ( Light Seagrey) mit etwas Weiß XF-2 und einer Spur Blau XF-8, um einen hellen grüngrau-Ton mit einem Stich ins Blaue zu erzielen. Die Panzer zur damaligen Zeit waren in diversen RAL-Grautönen gespritzt, und die Einzelnen Töne wichen – je nach Hersteller – auch noch voneinander ab! Beim Grau habe ich es vermieden, einen bestimmten RAL-Ton nachzuempfinden – es kam mir lediglich darauf an, daß das Grau mit den seinerzeit verwendeten Sandgelb (RAL 1002) und Blaßbraun (RAL 8025) harmoniert. Für das Sandgelb nahm ich Vallejo No. 009 (916), für das Blaßbraun Vallejo No. 144 (825). Wenn man diese Farben gut mit Wasser vermischt, lassen sie sich relativ gut mit der Airbrush auftragen, mehrere dünne Schichten sind hierbei anzuraten!
Die Vallejo Farben wollen nicht so recht decken, sie laufen auch gerne auf, als wenn sie zu sehr verdünnt wären. Sind sie ja auch, denn bei dickerer Konsistenz neigt die Spritzpistole zum „spucken“. Einfach etwas herumprobieren.
Das anscheinend nicht so recht deckende Finish homogenisiert sich dann beim Washing. Nach wirklich vielen Experimenten an diversen Modellen bin ich auf ganz profanen Nitro- und Universalverdünner, Marke „Diamant“ von Hornbach gestoßen. Diese Verdünnung ist nicht zu aggressiv, trocknet nahezu ohne Rückstände ab, und lässt Ölfarben nicht in dem Maße aufschwemmen, wie andere Medien, wie z.B. Terpentin, Balsamterpentin, Terpentinöl, Wasch- und Feuerzeugbenzin, usw.! Beim viel zitierten „White Spirit“ handelt es sich nämlich nicht etwa um Spiritus, ö.ä., sondern um simplen Terpentinersatz, bzw. Universalverdünner. Diese enthalten Testbenzine, welche ohne Ölrückstände beim Trocknen verfliegen. Einfach mal mehrere Produkte testen, sie sind nicht allzu teuer.
Vor dem Washing brachte ich die Decals auf. Sie sind zwar ziemlich dick, dafür aber auch sehr unempfindlich! Der Trägerfilm im „Wotan“- Schriftzug, bzw. in der römischen `Drei` verschwindet durch das Waschen mit Verdünnung fast vollständig.
Nach dem Washing sind die Farben aneinander angeglichen, auch die Vallejo Farben weisen nun ein ansehnliches Finish auf. Sollte die schwarze Ölfarbe an einigen Stellen (beispielsweise um die Nieten herum) dennoch eine „Korona“ bilden, kann diese ganz einfach nach etwa einer Stunde mit einem in Verdünnung getränkten, gut ausgewischten Flachpinsel wieder entfernt werden.
Auf der noch feuchten Oberfläche habe ich nun diverse Rostspuren, etc. aufgebracht und ihren Verlauf mit dem ziemlich nassen Flachpinsel erzeugt. Außerdem habe ich noch an einigen Stellen ein paar farbige Punkte mit Ölfarben aufgetupft und diese dann mit einem Flachpinsel ausgewischt. So entstehen Farbnuancen, die einen weiteren Verwitterungseffekt erzeugen.
Überhaupt mal zur Tarnung: die Literatur spricht von einer Uni-farbenen Bemalung des „Wotan“ – ich hingegen finde, daß auf den Fotos durchaus eine Dreifarbtarnung zu erkennen ist! Interessanterweise sieht das Fahrzeug unheimlich verbraucht aus; es finden sich an allen Ecken und Kanten starke Verwitterungsspuren. Diese galt es nachzubilden, eben mit Ölfarben, Pastellkreiden, bzw. Pigmenten und durch Trockenmalen. Ferner malte ich noch einige Lackplatzer und Kratzer mit Vallejo Farben und einem sehr spitzen Pinsel auf. Einige Kanten, sowie die Türgriffe behandelte ich mit Graphitkreide, die zuvor schwarz bemalten MG Läufe behandelte ich mit Druckertinte.
Das Drybrushing schloß die Bemalung ab, an einigen Stellen kamen nochmals Pigmente zum Einsatz. Zum Schluß fixierte ich das Ganze mit einer Schicht stark verdünntem Gunze Klarlack.

Fazit

Mir hat dieser Bausatz sehr viel Spaß gemacht, stellt er doch mal einen Abstecher in eine andere Periode der Panzerentwicklung dar! Obwohl das Tauro Modell nunmehr fünfundzwanzig Jahre alt ist, sticht es aus der Masse gleichaltriger japanischer Bausätze positiv heraus. Eine ziemlich umfangreiche Innenausstattung sowie Einzelkettenglieder waren zur damaligen Zeit halt noch unbekannt. Die Passgenauigkeit geht in Ordnung, die Detaillierung weist die korrekten Eigenheiten des darzustellenden Fahrzeuges auf. Selbst dem Anfänger bietet sich hier die Gelegenheit, ein imposantes und ungewöhnliches Modell zu bauen.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Sturmpanzerwagen A7V:  Herford 1990, Mittler & Sohn, Neuauflage bei Bernard und Graefe Verlag., 2003
Waffen Arsenal Nr. 112
Waffen Revue Nr. 4, 5, 10, 21, 69 – 71
Wheels & Tracs No. 25 und 35
Kit 11 und 12 / 1990
Modell Fan 9 und 12 / 1980, 11 und 12 / 1990


© 06/2005 Christoph Garski

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