Sd.Kfz.251/22 "Pakwagen"


 

Das Original

Im Dezember 1944 begann auf Weisung Hitlers die Produktion der Sd.Kfz.251/22. Damit sollte der Forderung soviel Panzerabwehrwaffen wie möglich auf fahrbare Untersätze zu montieren Rechnung getragen werden. Die 7,5cm PaK 40 wurde nahezu unverändert auf eine Tragekonstruktion im Inneren eines Sd.Kfz.251 aufgebaut und kleinere Änderungen im Innenleben vorgenommen, wie den Wegfall von Sitzbänken, der Unterbringung von Munitionsbehältern für 22 Schuss Munition, einer Änderung im Aufbaudach sowie einer Kanonenhalterung. Insgesamt sollen 268 Stück hergestellt worden sein, die an Panzerjäger und Panzeraufklärer geschickt wurden. Das Fahrzeug besaß eine Crew von 4 Soldaten.

Der Bausatz

Dieser Umbausatz von MR-Modellbau ist nun schon ein paar Jahre am Markt und war eine der wenigen Möglichkeiten sich diese Version des 251er Typs zu bauen.
Als Basisbausatz wird das Tamiya Sd.Kfz.251/1 Ausf.D benötigt. Im Umbausatz finden sich knapp 60 Resin und Zinnteile, die von wirklich hervorragender Qualität sind. Sehr feine Details und auch angenehm angesetzte Angüsse bei den Resinteilen verzücken hier die Modellbaueraugen. Sehr gut empfinde ich dass Kleinteile anstatt sie in Resin zu gießen, wo sie oft beim Abtrennen vom Anguss zerbrechen oder wegfliegen, als Zinnteile beigelegt wurden. Diese sind ebenfalls gut und detailiert und lassen sich gut handhaben. Das Rohr ist als Aludrehteil beigelegt und sieht gut aus. Die Mündungsbremse ist zweiteilig und aus Resin, lässt sich aber erstaunlich gut zusammenfügen. Überhaupt ist dies das beste Resin, das mir untergekommen ist, da es sich nicht spröde verhält, also schnell bricht und so in dieser leicht elastischen Art die Verarbeitung wie Versäubern und Abtrennen sehr fördert!
Desweiteren sind noch Munition und Munitionsbehälter aus Zinn beigegeben, die man noch schön im Innenraum plazieren kann.
Die Schattenseite dieses Bausatzes ist leider die Bauanleitung oder das was man als Bauanleitung bezeichnen mag. Dies ist mit Abstand die Unvollkommenste und nichtssagendste Anleitung die ich je sah. Auf 2 doppelseitigen DIN A4 Blättern wird zweisprachig der Bau erläutert .. textlich wird grob angesprochen was zu tun ist, ausserdem gibt es eine Teileliste. Dann geht es aber los, dass keine Bauschritte sondern nur einzelne Zeichnungen und eine schlechte Fotokopie des Geschützes abgebildet sind, mit Zahlen. Diese Zeichnungen lassen aber jegliches Verständnis für die Positionierung von Teilen vermissen, da sie oft nur zweidimensional dargestellt sind. gerade beim Innenraum ist oft nicht klar wo genau was hingehört. Noch schlimmer ist dies beim Geschütz. Abgesehen davon dass einige Teile gar nicht in der anleitung erwähnt werden und man selber durch Referenzen schauen muss wie und wo ein Teil hingehört, bzw. man muss herausfinden wo genau es hingehört. Dies ist gerade beim Geschütz der Fall ... es ist oft nur ein Rätselraten welche Teile wo genau hingehören, wie sie ausgerichtet sind, oder wierum sie eigentlich angebaut werden müssen. Ohne Fotos der PaK aus Munster und aus dem Nuts & Bolts Heft hätte ich dies nicht geschafft!
Möglicherweise wurde die Anleitung aber mittlerweile verbessert, denn mein Bausatz stammt aus dem Jahr 2001.

Der Bau

Zunächst begibt man sich an den Basisbausatz von Tamiya, der zunächst ohne weitere Probleme gebaut werden kann. Allerdings muss man schon aufpassen, dass man an der Oberwanne nicht Tamiyateile verbaut wo extra welche vom Umbausatz zur Verfügung stehen. Die Bodenplatte ist natürlich vom Umbausatz zu nehmen, da es hier diverse Änderungen gab. Auch die Frontplatte des Fahreraufbaus ist aus dem Umbausatz zu nehmen, da die Klappe des Beifahrers verschlossen wurde und in der Deckenplatte ein Ausschnitt für die PaK gebracht wurde.
Dann geht es daran den Innenraum auszustatten. Dies gestaltet sich schwieriger als angenommen. Zunächst müssen die Teile gefunden und zugeordnet werden. Bei den Futterblechen muss man herausfinden ob die Stege auf der Rückseite zum Anguss oder zum Teil gehören - sie gehören zum Anguss und müssen entfernt werden so dass die Bleche direkt aufliegen. Man kann sich von vorn nach hinten arbeiten. Zunächst die Tamiyateile für die Fahrerfrontplatte mit Armaturen einkleben, Lenkrad, Schaltknüppel, etc. Die Futterbleche links und rechts vorn müssen so gewählt werden, dass die Aufbauverschraubung (Teile 3R und 3L) noch dahinter passt und direkt mit der Deckenplatte der Oberwanne abschließt. Dann kann man den hervorragend gestalteten Fahrersitz auf den Sitzkasten aufkleben. Die Futterbleche werden dann mit den entsprechenden Kleinteilen versehen, auf der rechten Seite das Funkgerät mit Umformer ... die Anweisung die Halterung des Funkgerätes aus Plastikprofilen nachzubauen ist wohl nur für absolute Experten gedacht ... nichts für mich! .
Auf der linken Seite wird das untere Futterblech erst mit der Plane, zwei Munitionskästen für MG, einem Klappsitz, dem Rückenlehnenteil für die Bank/Ausrüstungskasten (aus dem Tamiya Bausatz) und dem Zubehörsatz für den Ausrüstungskasten versehen. Bevor aber das Futterblech, oder besser gesagt die oberen und unteren Futterbleche angeklebt werden, sollte man durch Aufsetzen (nicht verkleben) der Oberwanne testen ob sich die Bleche und deren Ausrüstungsgegenstände im Knick nicht in die Quere kommen!
An der Heckwand werden zwei Feuerlöscher aus dem Umbausatz befestigt und auf der rechten Seite wird das obere Futterblech eingeklebt ... das MG das dorthin gehört sollte man erst nach der Bemalung anbringen. Als nächstes kann man die Teile 3L und 3R einkleben, die genau mit der Deckenplatte abschließen sollen. Wichtig ist dass man Ober- und Unterwanne irgendwie per Tesafilm fixiert um diese beiden Teile genau in die Kontur zu kleben.
Nun kann man den großen Munitionskasten an die rechte Seite einkleben, der sich an der rechten Aufbauverschraubung anschließt. Ich habe ein paar der Munitionslöcher (die mit Patronenböden dargestellt komplett gefüllt sind) mit einem 2mm Bohrer aufgebohrt um auch leere Patronenlager darzustellen.
Nach einem bisschen probieren und Fotovergleich habe ich auch herausgefunden wie die Holme und Unterbau der PaK überhaupt in den Innenraum eingebaut werden müssen, obwohl die Zeichnung schon recht brauchbar ist. Wenn man die beiden Schrägholme einklebt, sollte man gleich mit Teil 33 checken ob der Abstand auch korrekt ist. Zusammen mit Holm Nummer 5 wird dann die Unterlafette eingeklebt, wobei man auf ebene Ausrichtung achten sollte. Der kleinere Munitionskasten wird dann links vom rechten Holm unter der Unterlafette eingeklebt.
An dieser Stelle kann man den Innenraum bemalen, altern, waschen, usw. und dann die Oberwanne aufkleben.
Dann kann man erstmal seine Nerven beruhigen und den Tamiyasatz weiterbauen. Zunächste werden auf beiden Seiten die Staukisten angebracht was bei mir allerdings dazu führte den Spachtel hervorzukramen, denn durch die eingeklebten Teile im Innenraum haben sich Ober und Unterwanne so verzogen dass die Staukisten nicht mehr exakt einzupassen waren - also vorsichtig bei der Arbeit!
Die Rohrstütze muss noch vorn zwischen den Sehklappen angeklebt werden ... erwähnt wird die Rohrstütze zwar im Text, aber es wird nicht erwähnt wo, geschweige denn eine Zeichnung wo diese gezeigt wird. Originalfotos zeigen dass diese auf der Vorderseite und nicht auf der Deckenplatte angebracht war.
Das Laufwerk ist schnell komplettiert und auch die lenkbare Vorderachse ist schnell gemacht. Kette und Werkzeug werden erst nach der Bemalung aufgebracht, wobei ich auf eine späte Kette für das Sd.Kfz.251 von Friulmodel zurückgegriffen habe, was ich aber nie wieder tun werde, denn diese Kette hat kaum Halt für die Bolzen so dass diese ständig herausrutschen. Möglicherweise müsste man diese an einer Seite mit Kleber fixieren.
Als letzter Akt steht die 7,5cm Pak auf dem Programm ... soviel vorweg: Die Zeichnungen/Fotokopie in der Bauanleitung geben nur einen GROBEN Überblick wie die Kanone überhaupt aussieht. Für die Anbauteile muss man aber Referenzfotos haben, sonst steht man im dunkeln wo was überhaupt hingehört.
Zunächst kann man sich um das Rohr mit Mündungsbremse kümmern. Die Mündungsbremse besteht aus zwei Resinteilen, die sich aber erstaunlich einfach versäubern und sauber zusammenkleben lassen. Das Alurohr wird dann an die Resinteile des Verschlusses, der schon gleich komplett mit Rücklaufschiene zusammen ist, geklebt, wobei ich die Bohrung noch etwas vertieft habe damit das Rohr bündig abschließt. Unter der Rücklaufschiene wird der gebogene Zahnkranz angeklebt und am Verschluss wird der Öffnungshebel oben angeklebt. Nun geht es daran das Geschütz in das Lager einzuhängen. Aus der Zeichnung und dem fotokopierten Foto wird überhaupt nicht klar welche Ausrichtung diese Teile haben .. ich hatte es prompt verkehrt herum eingeklebt, merkte es aber dann, als das Geschütz nun gar nicht auf die Lagerung im Fahrzeug passen wollte. Auch die beiden Ausgleicher (Teile 44) konnte ich erst nach Betrachtung von Originalfotos einer PaK zuordnen und an die richtigen Stellen kleben (Eine Zeichnung die es von oben und von hinten zeigt ist hierbei echt nutzlos). Die beiden Abweiser (41 und 42) werden rechts und links des Geschützes angeklebt. Das Zielfernrohr und die Anbauteile werden in den Zeichnungen ganz verschwiegen, man darf also raten, oder wieder mal Originalfotos betrachten, bis einem ein Licht aufgeht welche Teile wo zusammengeklebt werden.
Als nächstes geht es daran das Geschützschild zu versäubern und die entsprechenden Schilde zusammenzukleben. Ein paar kleine Anbauteile noch daran und schon kann man das Schild an die Kanone samt Lagerung anbringen. Wer nicht raten mag - die kleinen Dreiecke am unteren Teil des Schildes sollen an den vorderen, unteren Teil der Kanonenlagerung angeklebt werden, etwa dort wo die beiden Ausgleicher unten enden. Dann das Schild etwas anschrägen (Originalfotos zu rate ziehen) und mit 4 selbstgemachten Stäben als Schildträger dieses stabilisieren. Im Schild sind innen die Passmarken - die beiden äusseren werden dann einfach seitlich an die Lagerung angeklebt und die beiden vorderen kommen an die kleinen Nippel an der vorderen Schräge der Kanonenlagerung, gleich neben dem "Knick" der Ausgleicher. Hier hätte es dringend einer detailierten Zeichnung bedurft!
Aber, was einen nicht umbringt, macht einen hart und so gehe ich gestählt aus diesem Umbausatz hervor ... ;-)
Mit dem Einsetzen der Kanone ist der Umbau abgeschlossen.
Werkzeug und Kette werden erst nach der Bemalung angebracht ... ich habe mich hier mal zu einer Friulmodelkette des späten Typs für Sd.Kfz.251 hinreissen lassen. Sieht gut aus, macht aber ne Heidenarbeit! Der Innenraum wird dann nach Belieben noch mit Zubehör wie Munition und Munitionsbehältnissen "verschönert".

Bemalung/Alterung

Wie üblich habe ich dieses Modell zunächst komplett mit Revell anthrazit per Pinsel grundiert. Danach habe ich mich mal daran versucht dem Fahrzeug eine komplette Grundierung aus grüner Farbe zu geben, wie es in der Spätphase des Krieges wohl üblich war. Dazu habe ich Tamiya XF-51 Khaki Drab mit etwas XF-5 Flat Green gemischt und das komplette Fahrzeug übersprüht. Danach habe ich dann Tarnflecken in braun aus XF-64 Red Brown und XF-52 Flat Earth gemischt und frei nach Schnauze aufgebracht. Zuletzt folgten einige gelbe Flecken die ich aus XF-60, das mit etwas weiss aufgehellt wurde, aufgesprüht.
Markierungen auf diesen Fahrzeugen sind recht selten zu finden, und so habe ich es mal völlig "nackt" gelassen und habe nur ein paar Nummernschilder angebracht, die ich mir am Computer gemacht habe.
Dann folgt die übliche Detailbemalung mit washing, trockenmalen und dem bemalen der Ketten. Dies gestaltete sich diesmal einfach, da die späten Ketten des 251er keine Gummipolster hatten. So habe ich die Kette mit Modelmaster metalizer steelblue bemalt, mit Pastellkreide und Spiritus angerostet und die Laufflächen wieder abgerieben und danach aufgezogen.
Zum Abschluss wird das Fahrzeug im Laufwerksbereich noch mit hellen Pastellkreiden eingestaubt.

Fazit

Ein Bausatz, der Freud und Leid beinhaltet ... die große Freude besteht zunächst in den wirklich gut ausgebildeten Teilen, die detailiert sind und sich sehr gut verarbeiten lassen und schlussendlich sehr große Freude wenn das Fahrzeug fertig in der Vitrine steht. Aber der Weg zu letztgenanntem ist steinig und leidig, denn mit DER "Bauanleitung" ist es wirklich schwierig. Anfänger oder Modellbauer ohne referenzen zu dem Fahrzeug sind hier hoffnungslos verloren, da die Anleitung einem viele teile unterschlägt bzw. nicht darstellt.
Hat man aber diese Klippen umschifft, erfreut man sich an dem guten Zusammenspiel der Teile und einem sehr schönen Fahrzeug das zum Schluss dabei herauskommen kann.
Jetzt, Ende 2004, scheint aber die Ära dieses Umbausatzes zu Ende zu gehen, da zwei Spritzgussbausätze für dieses Fahrzeug angekündigt sind ... die Qualität dieser muss sich aber noch beweisen!

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Encyclopedia of German Tanks of World War two - (Chamberlain, Doyle, Jentz) - ISBN: 1-85409-214-6Die Halbketten Fahrzeuge des deutschen Heeres 1909-1945- (Walter Spielberger) - ISBN: 3-87943-403-4Die deutsche Panzerjägertruppe 1935-1945 - (Fleischer, Eiermann) - ISBN: 3-7909-0613-1Nuts & Bolts Vol.18 "Marder III - Part 2: Ausf.H & 7,5cm PaK40 mot.Zug" - (Andorfer, Block, Nelson)

© 10/2004 Thomas Hartwig

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