Schwerer Panzerspähwagen, Sd.Kfz.234/1 (Italeri)

1932 wurde von Truppenamt die Aufstellung motorisierter Aufklärungsabteilungen verlangt. Aufgrund der guten Erfahrungen mit Vielradfahrzeugen in den 20er Jahren, entwickelte Büssing-NAG ein 8-Rad Fahrzeug. Die bisherigen 4-rad und 6-rad Fahrzeuge erreichten nicht die notwendige Geländegängigkeit. Bis September 1943 wurden über 500 Fahrzeuge dieser ersten 8-Rad Reihe gefertigt. Ab August 1940 entwickelte Büssing-NAG einen 8-Rad-Wagen der kein Fahrgestell mehr, sondern eine selbsttragende Wanne besaß. Als Triebwerk montierte man einen luftgekühlten 12-Zyl.-Tatra Dieselmotor mit 14.8 l Hubraum. Dieser Motor leistete 210 PS und erlaubte dem 11.5t schwerem Spähwagen eine Geschwindigkeit von max. 90 km/h, und mit 360 l Tank eine Reichweite von ca. 1000 km. Von Anfang an waren verschiedene Ausführungen geplant. Das Sd.Kfz. 234/1 war mit einer 2-cm-KwK 38 und einen MG 42 in Hängelaffette bewaffnet. Diese Bewaffnung erlaubte eine Luftabwehr, war aber im Vergleich zu ähnlichen Fahrzeugen der Gegner zu schwach bewaffnet. Mit einer 5-cm-Kwk 39 und einem MG 42 war das Sd.Kfz. 234/2 , genannt "Puma", bewaffnet. Durch den geschlossenen Drehturm mit einer starken Bewaffnung war dieses Fahrzeug das gelungenste der 234-Reihe. Während der Puma in geringer Stückzahl schon im Sept. 1943 ausgeliefert wurde, stand das Sd.Kfz 234/1 erst ab Juni 1944 zu Verfügung - dann allerdings sofort in großer Stückzahl.
1944 verließen 163 Fahrzeuge die Fabrik, weitere 37 Stück 1945. Als Unterstüzungsfahrzeug mit der 7,5-cm-KwK 51 L/24 lief das Sd.Kfz. 234/3 von Band. Die Kriegslage mit der überwältigenden Panzerübermacht der Alliierten, machte Ende 1944 auch aus dem Sd.Kfz 234 einen Panzerjäger. Die 7,5-cm-Pak 40 wurde in das offene Fahrgestell des Spähwagens eingesetzt. Knapp 70 Fahrzeuge dieser Ausführung Sd.Kfz. 234/4 wurden noch produziert.

Das Modell

Als letztes Modell der ARK-Panzerspähwagen Reihe brachte Italeri das Grundfahrzeug Sd.Kfz. 234/1 mit 2-cm-KwK 38 heraus. Bekannt wurden diese fortschrittlichen Spähwagen mit Dieselmotor vor allem durch den, ebenfalls bei Italeri erhältlichen, Puma Sd. Kfz. 234/2 mit Drehturm. Stückzahlmäßig war aber das Sd. Kfz. 234/1 die wichtigste Ausführung. Vergleicht man moderne Spähpanzer, wie den Luchs der Bundeswehr, mit diesen Fahrzeugen, erkennt man
die damalige Innovation deutscher Wehrtechnik auf diesem Gebiet.

Mit dem Modell des Grundfahrzeugs der ARK-Reihe hat Italeri diese Reihe vervollständigt. Alle vier Ausführungen sind oder waren bereits erhältlich. Zur Zeit ist nur der Puma mit dem hier vorgestellten Sd.Kfz 234/1 im Programm.
Um die Qualität des Italeri-Modells zu beurteilen, muß man den Bausatz differenzieren. Während Fahrgestell und Wanne an alte Italeri Qualität erinnern ist der Spritzling des Turmes der 2cm-Hängelafette nicht sehr überzeugend gelungen. Abgesehen von der schwierigen Reproduzierbarkeit der Gitterabdeckung in Spritzgußtechnik, sind vor allem die falschen Öffnungen an der Turmfront störend.
Abhilfe bietet der ABER-Ätzteilesatz (Nr. 35 030) der neben vielen Details fast den kompletten Turm enthält.

Der Bau

Doch nun zum Bau. Bis Baustufe 3 wird nach Plan gearbeitet. In Baustufe 4 wird die Oberwanne (Teil 36B) für die Ätzteile vorbereitet. Die Motorlüftung sowie die Sehklappen werden durch Ätzteile ersetzt bzw. ergänzt. Mit einem kleinen Handbohrer und verschiedenen Fräsern und Feilen habe ich die aufgespritzte Motorlüftung entfernt.
Anschließend erfolgt die nicht ganz einfache Montage der Ätzteile. Vor dem Verkleben mit Jamara-Sekundenkleber (dünnflüssig) habe ich die Lüftungsbleche mit Tape fixiert.

Ebenso werden die Sehklappen vor den Zusammensetzten von Ober- und Unterwanne eingesetzt. Anschließend kann wieder nach Plan gearbeitet werden, wobei die Bausatz- teile entsprechend durch Ätzteile ersetzt werden. Die Benzinkanister stammen aus dem Italeri Zubehörsatz No.402. Diese sind deutlich besser detailliert und besitzen keine aufgespritzten Befestigungsgurte. Bei der Montage des Turms muß die Grundplatte (Teil 84C) für die geätzten Bleche umgearbeitet werden. Die Montage der Gitterabdeckungen ist dann wieder etwas knifflig, doch mit Geduld ist auch diese Hürde zu meistern - das Ergebnis entschädigt für alle Mühen. Die Räder habe ich nach dem Verkleben in heißem Wasser erwärmt und leicht abgeflacht.

Bemalung

Bei der Farbgebung des Sd.Kfz.234/1 orientierte ich mich an den wenigen Originalfotos die einen einheitlichen, Dunkelgelben Tarnanstrich aufweisen. Man kann aber davon ausgehen, daß die Fahrzeuge ebenso mit nachträglich aufgebrachten Tarnmustern in Olivgrün und Rotbraun abgetarnt wurden.

Das Modell wurde mit Humbrol-Super-Enamel Nr. 83 (Ocker) gespritzt. Nach dem Bemalen der Details erfolgte eine Schicht Klarlack. Ist alles gut durchgetrocknet, folgen die Decals mit dem anschließenden Mattlack-Überzug. Zur Schattierung wird das Fahrzeug mit verdünnter Ölfarbe gespritzt, die sich hauptsächlich in Vertiefungen sammelt und einen schmutzigen Farbfilm über das Modell zieht. Nach dem Trocknen wurde das Modell mit Pastellkreide verschiedener Töne gealtert. Rostflecken imitierte ich durch Aufbringen von Ölfarbe "Vandyckbraun" in die, noch feucht, Rostfarbene Pastellkreide getupft wurde.

Fazit

Ein schönes und interessantes Modell. Zwar haben mich die Details nicht überzeugt, aber mit dem Ätzteilsatz von ABER wird das Ganze ein Hit. Mittlerweile gibt es auch von MR Modellbau Räder für die 234 Reihe in der Straßenversion und der Spätversion. Würde ich das Modell noch mal bauen kämen diese Zubehörteile zum Einsatz – das Profil der Bausatzräder ist nicht ganz original.
Trotzdem – ein technischer Meilenstein in der Geschichte des Panzerspähwagenbaus!

Die Bewertung bezieht sich auf den Bausatz ohne die ABER Ätzteile.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

 

(C) 6/2001 Roland Greth

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