12,8cm Flakzwilling 44


 

Das Original

Die 12,8cm Flakzwilling 44 wurden von Rheinmetall-Borsig entwickelt. 32 Geschütze – also 64 Rohre waren auf den Flaktürmen von Berlin, Hamburg und Wien installiert; weitere Geschütze standen in fest ausgebauten Stellungen z.B. in Gotenhafen oder Wesermünde. Aufgrund ihres Gewichtes von über 26 Tonnen waren diese Geschütze nicht mobil. Die Leistungen der Geschütze waren durchaus beeindruckend:

Maximale Schußhöhe: ca. 14,8 km bei einer maximalen Schußweite von über 20km. Die Schußfolge lag bei 20 - 24 Schuß / min. In 7000m Höhe anfliegende Bomberverbände konnten bereits bei über 10km Kartenentfernung bekämpft werden. Der Flakturm Wilhelmsburg schoß sogar einen einzeln fliegenden Spitfire Fotoaufklärer aus 12000m Höhe ab nachdem die Leitstände eine einwandfreie Zielerfassung gemeldet haben. Allerdings wurde der Diensthabende Offizier nach dem Vorfall versetzt, da ein Schießen ohne vorherigen Alarm die Bevölkerung beunruhigen konnte und daher verboten war.


Der Bausatz

Der Wespe Bausatz geht auf das lange vergriffene Modell von Peddinghaus zurück. Der Bausatz war ursprünglich in Weißmetall und Resin vor weit über 10 Jahren im Maßstab 1:32 erschienen. Vor einigen Jahren gab es eine kleine Wiederauflage, dann aber komplett aus Resin. Heutzutage ist der Bausatz von Wespe neu aufgelegt worden und mit einem relativ erschwinglichen Preis um 80€ erhältlich. Der Bausatz ist recht gut gegossen, mit relativ wenig Blasen. Die Detaillierung ist sicherlich nicht mehr auf der Höhe der Zeit, bietet aber eine gute Grundlage.

Nach genauem Studium der verfügbaren Fotos im Internet und diversen Büchern und von Fotos des einzig verbliebenen Flakzwillings in Aberdeen zeigt sich eine ganze Reihe von Schwächen im Detail und in den Dimensionen. Ich habe mich bemüht die meisten dieser Fehler auszubessern, ohne jedoch einen kompletten Neubau vorzunehmen, denn ich verfüge leider nicht über genaue Planskizzen. Das Endresultat sieht also nach Flakzwilling aus, erhebt aber nicht den Anspruch, ein korrektes maßstäbliches Modell zu sein.

Der Hersteller hat sich für die Bauteilübersicht etwas Neues einfallen lassen: er hat alle Teile mit einem  Kopierer 1:1 abgelichtet und die Teile dann mit Heißkleber auf solch eine Kopie aufgeklebt.

Der Bau

Das allererste was ich rausgeworfen habe, waren die beiden Resinrohre, die bekanntlich nie gerade sind bzw. bleiben. Hier hätte der Bausatzhersteller sicherlich mit der Zeit gehen und Alu Rohre beilegen können ohne daß die Bausatzkosten dadurch explodiert wären.
Ich habe auf Jagdtiger Rohre von New Connection zurückgegriffen, die ich gerade verfügbar hatte. Diese Jagdtigerrohre jedoch, sind kürzer als die Rohre der Flak. Daher mußte ich Teile der Resinrohre verwenden. Die Rohrmuffen der Resinrohre, mit denen im Original die zweiteiligen Rohre verbunden wurden, sind leider in dieser Form nicht an den Jagdtiger Rohren dargestellt, daher habe ich die Muffen von den Resinrohren abgetrennt, ausgefräst und auf die Alurohre geklebt.

Es ist so ein Spleen von mir, daß an einem Modell so viel wie möglich beweglich sein muß. Daher baue ich so gerne Resinmodelle, denn Resinmodelle gehen dabei nicht so schnell kaputt wie Plastikspritzguß. Der Flakzwilling hält dabei gleich mehrere Herausforderungen bereit: massiv in Resin gegossene Ausgleicher und zwei nebeneinander angeordnete, schwere Geschütze, die sich am Modell synchron bewegen sollen.

Die Resinausgleicher ausbohren wollte ich nicht. Eine Drehbank habe ich nicht. Im Baumarkt wurde ich schließlich fündig. Ich habe mir Alu und Messingrohre im benötigten Kaliber besorgt. Diese Rohre sind Meterware und nicht allzu teuer. Ich habe diese Rohre dann zugeschnitten und jeweils ein sechs Millimeter Messingrohr und ein 8 Millimeter Alurohr zu einem Ausgleicher zusammengeklebt. Das Resin Tauchrohr des Bausatzes paßt genau in die neuen Metallausgleicher.

Als Schildzapfen habe ich jeweils 4mm starke Messingrohre zugeschnitten und mit Bohrungen versehen, in welche ich Bolzen eingesetzt habe, welche das gegenseitige Verschränken der Geschütze verhindern sollen.

Das waren die größten Herausforderungen. Als diese schließlich gelöst waren, ging es an die Detaillierung des betagten Modelles.

Zunächst wurden die zu dünnen Rohre der Luftvorholer mit Evergreen Rohren verbessert. Die Ladevorrichtung wurde beweglich gestaltet. Aus Abfallstücken des Bausatzes habe ich die Motoren der Ladevorrichtung nachgebaut, so gut ich diese anhand der zur Verfügung stehenden Bilder erkennen konnte.

Die 12,8cm Flak waren komplett kraftbetätigt; am Bausatz habe ich die fehlenden Übertragungswellen zwischen Motoreinheit und Getrieben ergänzt. Das Umlenkgetriebe für die Seitenrichtung auf der rechten Seite des Geschützes habe ich auch aus Abfallstücken scratch gebaut.

Das Gehäuse der Oberlafette hat am Boden eine charakteristische, abgeschrägte Form, die so am Bausatz nicht wiedergegeben ist. Mit einer Fräse und Evergreen Material habe ich das Bausatzteil verändert. Die Seitenwände der Oberlafette habe ich einige Millimeter verlängert, ebenso die beiden Kästen mit der Elektrik an der Stirnseite der Oberlafette.

Die Elektromotoren für die Hydraulikpumpen bekamen Kühlluftgitter, die ich aus übriggebliebenen Ätzteilen von Königstiger Motorabdeckungen zurechtgeschnitten habe. Die Zielfolgezeiger für Höhen- und Seitenrichtung bekamen Decal Skalen einer Dragon Flak 88.

Gemäß den Vorbildfotos wurden einige Leitungen ergänzt. Aber speziell bei den diversen Leitungen erhebt das Modell keinen Anspruch auf Korrektheit, dafür müßte ich das Geschütz selbst sehen und vermessen.

Am Vorbild und speziell auf den zeitgenössischen Fotos sieht man diverse Tritte und Treppen am Geschütz die in dieser Form nicht im Bausatz wiedergegeben sind. Insbesondere der klappbare Tritt zwischen den beiden Verschlußblöcken wurde mit Evergreen Profilen und Ätzteilen beweglich neugebaut. Damit mir die feinen Profile beim Zuschnitt und Verkleben nicht verrutschen, arbeite ich auf Malerkreppband. Die Leisten werden aufgeklebt, ausgemessen und zugeschnitten. Dann mit Lösungsmittel verklebt und nach ein paar Minuten, wenn sie verschmolzen sind kann man das neu entstandene Teil abziehen.

In der gleichen Art und Weise entstanden die Tritte links und rechts vor den Laderplattformen. Leider fiel mir kein Weg ein, diese auch beweglich zu gestalten, da diese am Original mit den Geschützen die Höhe veränderten um stets ein bequemes Laden zu ermöglichen. Daher habe ich sie mit Bohrungen versehen, damit ich die Plattformen in verschiedenen Höhen an das Modell stecken kann.

Auch an den beiden Zünderstellmaschinen, die außen an der Oberlafette mit den Geschützrohen schwenkend angebracht sind, wurden diverse Leitungen angebracht.

Auch wenn ich noch etliche Details ergänzen könnte, muß irgendwann mal Schluß sein, sonst wird ein Projekt nie fertig. Insgesamt war dies der bisher umfangreichste Modellumbau, den ich angefangen und vor allem fertig gebaut habe. Die Sitze für die beiden Richtkanoniere habe ich noch nicht an das Modell angebracht. Das wird erst erfolgen, wenn ich den Diorama Unterbau für das Geschütz fertig habe. Dies wird ein Eckturm des Hamburger Flakturm IV Bauart I sein. Doch das ist eine andere Geschichte. Hier nur die Eckdaten: ca. 1m Höhe, knapp einen Meter Breite, mehrere Flakvierlinge, ca. 22 Mann Bedienung etc...


Bemalung/Alterung

Die Bemalung war relativ einfach: Panzergrau Tamiya german grey per Airbrush über alles, die größeren Bauteile vor allem an der Oberseite wolkig mit aufgehellter Grundfarbe akzentuiert und danach eine Detailbemalung mit aufgehellter Grundfarbe um einzelne Bereiche hervorzuheben und dem Modell mehr Tiefe zu geben.
Washing mit schwarzer Ölfarbe in Terpentinersatz
Die Decals für die Geschützbezeichnung stammen wie die Skalen für die Zielfolgezeiger von Dragon. Die Geschosse stammen von Schatton.


Fazit

Das Modell läßt sich aus dem Kasten in eine einfache Kopie des Flakzwilling mit vielen Ungenauigkeiten  bauen. Diese Ungenauigkeiten sind mit Sicherheit auf das Alter des Urmodells und den damaligen Mangel an geeigneten Vorbildfotos und Unterlagen zurückzuführen. Wie dem auch sei, der Umbau, in ein verhältnismäßiges Modell hat sehr viel Spaß gemacht. Aus einem einfachen Resinmodell wurde ein sehr detailliertes Multi-Media-Modell. Der Clou ist sicherlich die Möglichkeit, das Modell mit 0° Rohrerhöhung und ca. 50° Rohrerhöhung aufzustellen. Stufenlos ist prinzipiell möglich, aber dann kann ich die Rohre nicht feststellen. Das Modell ist eine Wiederauflage eines recht alten Resinmodells, und es ist grundsätzlich zu begrüßen, daß die alten Peddinghausmodelle jetzt dank Wespe wieder zu erschwinglichen Preisen verfügbar werden. Dennoch wäre es wünschenswert, die Modell kämen in einer zeitgemäßen Ausstattung und im Detail überarbeitet auf den Markt.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Flak-Türme - Michael Foedrowitz - Michael.Foedrowitz@web.de

© 10/2009 Frank Forster

12268 Leser des Bauberichts seit dem 11.10.2009

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