Ausgepackt-Archiv



Unter der Nr. 03315 ist bei Revell das Modell des „Sturmpanzers 38(t) Grille Ausf. M“ im Maßstab 1:72 erschienen.

Ein kurzer Abriss zum Original:

Die offizielle Bezeichnung für dieses von der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg eingesetzte Fahrzeug lautete „15-cm-schweres Infanteriegeschütz 33 (Sf.) auf Geschützwagen 38 Ausf. M“ (Sd.Kfz. 138/1). Es trug den Beinamen “Grille“.

Das im Modell dargestellte Fahrzeug basierte auf einem für Selbstfahrlafetten modifizierten Fahrgestell des Panzerkampfwagen 38(t) aus tschechischer Fertigung.

Ursprünglich für den Panzerjäger Marder III entworfen, befand sich der Motor bei dieser Konstruktion nun in der Mitte der Wanne, was auch die Bezeichnung Ausf. M erklärt. Diese Wanne wurde deshalb mit geringen Modifikationen als Basis für die „Grille“ und den Flakpanzer 38(t) übernommen.

Der Vorteil bei der Anordnung des Motors in der Mitte war, das dadurch im hinteren Teil die 150-mm-Haubitze befestigt werden konnte, was der Balance des Fahrzeugs zugutekam.

Die Konstruktion war eine gute Möglichkeit das schwere Infanteriegeschütz 33 mobil zu machen. Im Einsatz zeigten sich die relativ dünne Panzerung und der geringe Munitionsvorrat als Schwachstellen. Das Problem mit dem Munitionsvorrat konnte durch die Schaffung des Munitionsträgers Grille abgestellt werden.

Fahrzeuge dieses Typs sind von 1943 bis 1945 in Prag produziert worden.

Eingesetzt wurden die Grillen in den Artillerieabteilungen diverser Panzer- und Panzergrenadierdivisionen.

Nun aber zu Modell:

Der Bausatz wurde ursprünglich von der  Firma Toxso Model aus China konstruiert, aber nie veröffentlicht. Revell kaufte die Spritzgussformen dieser Firma auf und bringt nun nach und nach verschiedene Modelle davon unter eigenem Label heraus.

Neben dem Marder III aus gleicher Quelle ist dieses der nächste Bausatz.

Schauen wir mal was uns in der revell-typischen Faltschachtel (ca. 24 x 16 x 4cm) erwartet.

Im Karton findet man den folgenden Inhalt:

  • 1x 20-seitige Bauanleitung mit  34 Baustufen  und 2 Farb- und Markierungsvarianten
  • 5x Spritzlinge in grauem Kunststoff mit insgesamt 150 Bauteilen
  • 1x Decalbogen

Der erste Eindruck nach Öffnen des Kartons ist gut. Die Teile wurden sauber gespritzt und weisen eine gute Detailierung auf. Es gibt zwar zahlreiche Auswerfermarken, diese aber weites gehend nur an später nicht mehr sichtbaren Stellen. Bei näherer Betrachtung finden sich lediglich im Bereich der Ketten einige Marken, die evtl. später sichtbar werden, falls Sie nicht von den Laufrollen und Fahrwerksteilen abgedeckt werden. Also kein großes Problem. Neben einigen Sinkstellen (nur im Bereich der Rahmen) finden sich auch einige Fischhäute die etwas den guten Gesamteindruck trüben. Diese lassen sich aber leicht entfernen.  Die Angüsse sind teilweise etwas groß ausgefallen, dies ist aber dem kleinen Maßstab geschuldet. Die Bausatzdetaillierung ist aber ansonsten gut und weist als Highlights die offene Darstellung von Kanone und Auspuff dank Slide-Mold-Technik auf.  Die Wanne und der Kampfraum sind aus einzelnen Teilen winklig zusammenzusetzen, dies geht aber dank dem Aufbau der Teile problemlos. Die Detailierung des Kampfraumes ist spritzgussbedingt etwas einfacher ausgeführt,  weiß aber zu gefallen. Es wurde alles Notwendige dargestellt und bietet eine gute Grundlage für eine weitere Detailierung. Die markanten Bauteile wie die 38 t typischen Nieten und die Trittbleche wurden gut dargestellt ohne übertrieben stark zu wirken. Die Fahrerluke kann leider nur geschlossen dargestellt werden. Im Bereich der Wanne bzw. dem Laufwerk fallen die stark vereinfachten Federblöcke negativ auf. Diese sind leider ohne Struktur wiedergegeben, werden aber weites gehend durch die Laufrollen verdeckt. Wie bei anderen Revell-Modellen gelöst, sollen auch bei diesem Bausatz die einteiligen Ketten nach dem Versäubern gebogen werden und anschließend ans Laufwerk angepasst werden. Hier wären sicherlich Segmentketten die schönere Lösung gewesen. Bei der Detailierung von Gittern und Lochblechen ist den Spritzgussteilen sicherlich eine Grenze gesetzt. Deshalb sollte man die Kiste auf dem linken Fender, die Auspuffabdeckung und das Gitter an der rechten Seite für eine bessere Detailierung gegen Ätzteile austauschen, oder die Teile aufbohren bzw. dünner schleifen. Auch die Darstellung der Antennen, Spriegel und diverser Griffe ist in den beiliegenden Spritzgussteilen des Bausatzes maßstäblich zu dick. Hier erreicht man aber durch die Verwendung von Draht schnell Verbesserungen in der Detailierung.

Positiv fallen die losen Werkzeuge, das mehrteilige Funkgerät und die einzelnen Granaten auf, die der Detailierung des Modells zuträglich sind. Die Kampfbeladung (Munition) ist komplett aufgefüllt dargestellt.  Das Geschütz bleibt in eingebautem Zustand beweglich. Die Heckklappe kann entgegen der Angabe in der Bauanleitung  für einen Feuerkampf auch offen angeklebt werden.

Die Bauanleitung ist zweisprachig ausgelegt. Es gibt Hinweise in englischer und deutscher Sprache. 

Zu Beginn findet man eine Übersicht der enthaltenen Spritzlinge, Decals, etc.

Gefolgt von kurzen Erläuterungsgrafiken und Handlungsanweisungen. Anschließend folgt eine Übersicht mit Farbangaben zu revell-eigenen Farben. Im Weiteren folgt die eigentliche Bauanleitung, die sich in 34 Baustufen  gliedert. Hier wird pro Baustufe anhand von mehrfarbigen 3D-Zeichnungen Schritt für Schritt der Weg zum fertigen Modell dargestellt bzw. erklärt.

Die letzten beiden „Baustufen“  (33 u. 34.) sind dann auch schon die zwei verschiedenen Farb- und Markierungsvarianten.

Folgende Versionen sind hier dargestellt:

  • Sd.Kfz. 138/1 Grille, unbekannte Einheit, Ostfront 1945, mit einfarbigem Laufwerk.
  • Sd.Kfz. 138/1 Grille, unbekannte Einheit, Ostfront 1945, mit mehrfarbigem Laufwerk.

Die Decals beschränken sich leider nur auf verschieden große Balkenkreuze und keinen weiteren Kennzeichnungen oder Einheitsabzeichen.  Sie sind auf blauem Trägerpapier gedruckt und von guter Qualität. Leider sind bei meinem mir vorliegenden Exemplar einige Balkenkreuze verdruckt.

Mein Fazit:

Revell bringt mit diesem Modellbausatz einen von der Detaillierung her guten Bausatz dieses Fahrzeuges im Maßstab 1:72 auf den Markt, den es bislang nur in Short-Run Qualität von anderen Herstellern gab.

Mit den dargebotenen Teilen lässt sich hier mit wenig Aufwand ein ansehnliches Modell bauen.

Ein wenig bemängeln muss man die dargestellten Bemalungsvarianten ohne Einheitszugehörigkeitsangaben. Hier wäre aus diverser Literatur sicherlich noch einiges an Vorbildinformation rauszuholen gewesen. Aber vielleicht nimmt sich ja der Aftermarket diesem Problem an, oder Revell bietet mehr Optionen in einer zweiten Auflage?

Wegen dem einfachen Aufbau des Bausatzes und der Anzahl der Teile ist dieser Bausatz auch schon für den Anfänger im Bereich Panzermodelle geeignet. Bietet aber durch die zusätzliche Verwendung von Ätzteilen aus dem Zubehörhandel eine gute Basis für den fortgeschrittenen Modellbauer.

Ätzteile und weitere Zubehörteile gibt es bislang nicht speziell für dieses Fahrzeug / diesen Bausatz. Teile anderer Hersteller für andere PzKpfw. 38(t)-Varianten können aber sicherlich angepasst werden. 

Für den Preis von ca. 15 Euro von mir eine absolute Kaufempfehlung.


   Kurz-Übersicht:
   Art.Nr:
   Art des Artikels:
   Material:
   Maßstab:
   Erschienen:
03315
Komplettbausatz
Spritzguss
1:72
März 2021
Hersteller:
Land:
Preis bei
Erscheinen:
Revell AG
Deutschland

ca.15 Euro

   Geeignet für:


   Preis/Leistung:


   Gesamteindruck:




  
  Review von:
  Dirk Hille



Fotos: