Ausgepackt-Archiv


MiniArt 39005
Austin Armored Car 3rd Series (Ukrainian, Polish, Georgian, Romanian Service)

Das Original:

Der Austin Panzerwagen wurde während des 1. Weltkrieges produziert. Er basierte ursprünglich auf einem Pkw Fahrgestell und war rundum gepanzert und mit 2 MG-Türmen ausgestattet. E wog über 5 to. und erreichte mit einem 4-Zylinder 50 PS (37 kW) Benzinmotor 56 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die Besatzung bestand ursprünglich aus 4 Soldaten, aber nach Einführung des Rückwärtsfahrers dann aus 5. Auch wenn es eigentlich ein britisches Fahrzeug war und im 1. Weltkrieg eingesetzt wurde, erlangte es doch eher Bekanntheit durch seine Nutzung während des russischen Bürgerkrieges. Dort wurde er auch oft als Beutefahrzeug eingesetzt. 

Der Bausatz:

MiniArt hat die Gewohnheit, möglichst viel aus seinen Modellen herauszuholen und Varianten anzubieten. So kommt es, dass dieser Bausatz einer von (bisher) vieren ist. Diesmal haben wir die Version eines, mit Interior voll ausgestatteten, „Beute-Austins“ vor uns. Man möge mir den langen Text verzeihen, aber da war wohl etwas mehr Begeisterung mit im Spiel!

Im 385 x 240 x 60 mm großen Karton befinden sich 17 hellgraue und 1 Klarsichtspritzling, 1 PE-Platine, 1 Decalsheet und natürlich eine Bau-/Bemalungsanleitung.

Die Teile sind auf dem heutigen Stand der Technik produziert und können mit allerlei Details und Feinheiten glänzen. So gut wie keine Auswerferspuren auf Teilen, da diese meist auf die Gießäste gesetzt sind. Bei den wenigen Teilen, wo man glaubt, Auswerferspuren zu sehen, sitzen sie auf Stellen, die nach dem Bau nicht mehr zu sehen sind. Versatz, Gussgrat konnte ich mit bloßem Auge nicht entdecken. Original verpackt erwarten einen keine Probleme, aber wenn man die Spritzlinge nicht mehr in die Plastiktüten zurückpackt, kann es beim Transport passieren, dass man etwas Bruch hat. In meinem Fall betraf dies den vorderen, linken Kotflügel, dessen vordere Kante angebrochen war. Aber auch dies lässt sich mit den modernen Klebstoffen leicht reparieren.

Der Leiterrahmen setzt sich traditionell aus Längs- und Querträgern, verstärkt durch Kreuzträger zusammen. Für den sehr gut detaillierten Motor gibt es extra Längsträger zum Einbau in den Rahmen. Der wassergekühlte Motor, ein Modell im Modell, bietet alle wichtigen Elemente wie z.B. Ölwanne mit separater Ölablassschraube, Motorblock mit gut erkennbaren, erhabenen Austin Aufschriften, Zylinderkopf mit ausliegenden Ventilfedern, Zündkerzen sind erkennbar, Luftansaugkanal mit kleinem Luftfilter, Abgaskrümmer, separate Wasserpumpe, Kühlleitungen, Keilriemen und Kühlerpropeller. Feine PE-Teile peppen den Motor weiter auf. Dazu kommen natürlich noch der Kühler selbst mit feinen Kühlrippen und separatem Kühlwasserdeckel, Kupplung (? - anhand der Pedalerie und Hebel bin ich nicht sicher, ob der Austin bereits so etwas wie eine Kupplung hatte oder ob die Gänge in Tradition feinster spannabhebender Verformung reingequält wurden… Für Aufklärung zur Technik wären wir dankbar!) und Getriebe. Auch auf dem Getriebe finden wir die erhabene Austin Aufschrift.
Es wird allerlei Lenk- und Bremsgestänge im Rahmen verbaut. Hier hat man teilweise die Wahl, ob man die im Bausatz enthaltenen Plastikgestänge verwendet oder diese durch Draht ersetzt. Je nach Wahl muss man das ein oder andere Teil entsprechend modifizieren. Also, erst einmal die Bauanleitung ausführlich studieren!
Und man sollte beachten, dass immer, wenn MiniArt die Verwendung von Draht vorgibt, man diesen selbst beisteuern muss, da er nicht im Bausatz enthalten ist. Jeder Fahrer hat nur 2 Pedale, von denen ich vermute, dass es sich um Gas und Bremse handelt. Nur der Vorwärtsfahrer hat Handbrems- und Schalthebel. Da es nur einen Rückwärtsgang gab, nehme ich an, dass der Vorwärtsfahrer den Rückwärtsgang einlegte und der Rückwärtsfahrer dann Gas, Bremse und Lenkung übernahm.
Beide Fahrer haben ein eigenes Lenkrad. Die Lenkgetriebe der beiden werden über eine Stange verbunden. Die Hinterachse teilt sich in Differentialhälften und die beiden Achsarme. Dazu kommen der Differentialdeckel mit der Aufnahme für die Kardanwelle, die feindetaillierten Bremstrommeln und die Hebel, die mit dem Bremsgestänge verbunden werden. Und ja, der Austin hatte nur Bremsen an den Hinterrädern. Die Vorderachse besteht aus Querträger, Radträgern und Lenkgestänge. Gemäß Anleitung ist nur der Bau in Geradeausstellung vorgesehen. Die Achsen werden dann auf sehr schönen Blattfederpaketen ruhen.
Bei den Rädern hat man, je nach gewünschter Version, die Wahl zwischen Luftreifen auf allen Achsen oder Zwillings-Vollgummireifen auf der Hinterachse. Die Luftreifen bestehen jeweils aus Felge, Reifen und einem PE-Ring bei den Vorderrädern, die Vollgummiräder aus einem Guss, die dann nur zu Zwillingsrädern zusammengesetzt werden. Alle Räder tragen gut sichtbar in erhabenen Buchstaben den Herstelleraufdruck Dunlop und die Reifengröße.

Die mehrfach unterteilte Bodenplatte zeigt in einigen Bereichen eine Bretterstruktur. Im hinteren Bereich wird eine etwas erhöhte Plattform für den Rückwärtsfahrer und die beiden MG-Türme angebracht. Die kreisrunden Bodenflächen der Türme sind mit sternförmigen Riffeln versehen, damit die MG-Bedienungen sich mit den Füßen abstoßen konnten, um die Türme zu drehen. Riffel und Nieten sind sehr schön wiedergegeben. Sitzfläche und Rückenlehne geben glaubhaft die Polsterstruktur wieder. Auch die Verschraubungen der Rückenlehne gefallen mir. Neben dem Rückwärtsfahrer finden zwei aufeinander gesetzte Kisten Platz, von denen ich vermute, dass sich zumindest in einer davon der Tank befand. Fahrer und Beifahrer habengleiche Sitzkissen wie der Rückwärtsfahrer. Ähnlich die beiden Rückenlehnen, die aber bereits zusammen an einem Brett montiert sind. Während das Lenkrad des Rückwärtsfahrers ein einfaches 4-Speichen Rad ist, besitzt das Hauptlenkrad ein kleineren, inneren Ring mit zusätzliche Hebeln. Die Armaturentafel zeigt sehr viele Instrumente. Leider gibt es keine Decals dazu. Im Fußbereich des Fahrers wird eine kleine Ballpumpe plus Leitung montiert, die auf der anderen Seite im Motorraum in einer trompetenförmigen Hupe endet. Die genaue Montage wird in einem Extrabild in der Bauanleitung aufgezeigt.

Der gepanzerte Aufbau ist ein Thema für sich, denn er besteht aus unzählig vielen Panzerplatten, Trägern, Klappen und PE-Teilen. Alle Aufbauteile sind beidseitig detailliert wie man es von einem Interior Bausatz wohl erwartet. Präzises Arbeiten ist hier Pflicht, damit alle Teile stimmig zusammenkommen. Bei allen Klappen und Deckeln, die man alternativ offen oder geschlossen anbauen kann, muss man sehr genau schauen, da oftmals Hebel und Gestänge je nach Anbau unterschiedlich ausfallen. Da wäre z.B. die Stange, mit der der Beifahrer gleichzeitig die Motorentlüftungsklappe auf der Haube und die Kühlerklappe bedient. Oder der Sägezahnhebel der hinteren Sichtklappe. Oder der Ausstellhebel der seitlichen Sichtklappen. Bei der Fahrerfront kann man sich entscheiden, ob man die obere Klappe anhebt und die untere Klappe ganz nach vorn abklappt, wie es z.B. bei Fahrten weitab vom Feind wohl sicherlich gemacht wurde. Andere Variationen sind da auch noch möglich.
Sowohl Fahrerfront- als auch Rückwärtsfahrersichtklappe bekommen Panzerglasblöcke aus kristallklarem Plastik. Die Klavierscharniere der Klappen sehen sehr gut aus. Dies gilt auch für die zweigeteilte Tür des Beifahrers, die geschlossen oder offen gebaut werden kann. Der obere Teil wird nach oben geklappt (Öffnerhebel beachten), der untere Teil nach vorn. Innen am unteren Türteil wird Türriegel und Knebelgriff für die Pistolenöffnung angebracht. Den Knebelgriff innen gibt es überall dort, wo die runden Pistolenöffnungen zu finden sind. Auch wenn der Fahrer keine eigene Tür hat, so gibt es noch eine zweiteilige Tür am Heck des Wagens, wieder mit Klavierscharnieren und alternativ offen oder geschlossen zu bauen. Die obere Türklappe hat auch einen Sägezahnriegel aus PE.
Die seitlichen Motorklappen kann man abgenommen oder angebaut darstellen. Geht man geschickt mit den PE-Riegeln um, kann man dies vielleicht ein paar Mal so oder so machen. Beide MG-Türme sind gleich aufgebaut. Ein zentrale Drehstange, die dann auf dem Boden aufsitzt, an der der Sitz des Schützen befestigt ist und auf der 3 Arme ruhen. Ein Arm nimmt die MG-Halterung samt dem Maxim-MG auf, die anderen beiden werden am Turm befestigt für die Übertragung der Drehbewegung. Das MG mit dem dicken Kühlmantel hat einen aufgebohrten Lauf, bekommt eine 2-teilige Höhenschwenkhalterung und einen doppelten Abfeuerungsgriff am Ende. Ein kleiner Schutzschild aus PE kommt zwischen Kühlmantel und Gehäuse. Auf einer PE-Halterung an der Drehstange wird ein Gurtkasten befestigt. Von oben ist sehr schön der bereits eingelegt Gurt zu sehen. Die Gurtkastenklappe wird aufrechtstehend angebaut und ein Gurt führt vom Kasten zur Gurtzuführung. Den Gurt selbst muss man etwas versäubern, da man grad an den Geschoßspitzen etwas Grat findet.
Auf der anderen Seite des MGs befestigt man das Gurtende, mit dem der Gurt ins MG eingeführt wurde. Die Türme bestehen aus vorderer und hinterer Hälfte. Außen müssen noch einige Nieten ergänzt werden, die am Spritzling Ck zu finden sind. Jeder Turm bekommt beidseitig der MG-Öffnung Panzerplatten, die mittels PE-Blechen am Turm abgestützt werden. Das Turmdach ist sehr schön mit seinen Nieten gestaltet. Hier ist die Turmklappe der Hingucker, denn innen wird nicht nur der Riegel angebracht, sondern auch ein schöner Scheinwerfer, innen hohl mit angedeuteter Glühbirne und natürlich einer Scheibe aus Klarsichtplastik. Die Halterung der Scheinwerfer ist aus PE und die Anleitung hinterlässt den Eindruck, dass die Scheinwerfer schwenkbar bleiben können. Und da wir grad bei Scheinwerfern sind - vor dem Kühler wird ein Scheinwerfer (hohl, Glühbirne, Klarsichtscheibe) in eine Halterung gesetzt, bevor man den Aufbau mit dem Rahmen verbindet. Es bietet sich also an, die Kühlerklappe geöffnet anzubauen, damit man den Scheinwerfer auch sehen kann. Bei weiteren Scheinwerfern stellt sich die Frage nach der zu bauenden Version. Die winzigen Begrenzungsleuchten an den unteren Turmrundungen sind bei Version 5 anders als bei den anderen vieren. Version 5 bekommt auch einen einzelnen, großen Fahrscheinwerfer mittig über die Kühlerklappe. Version 4 bekommt sogar 2 Fahrscheinwerfer auf den Rahmen der Kühlerpanzerung. Auch nur bei Version 5 gibt es Spitzhacke und Schaufel, die mittels PE-Gurten hinten links an der Panzerung befestigt werden. Die Befestigungsmarkierungen der Gurte müssen bei den anderen 4 Versionen entfernt werden. Durch ein Loch in der Frontpanzerung wird die Anlasskurbel geschoben. Wenn ich mir Fotos von Originalen anschaue, kann man die auch weglassen, da sie wohl wirklich nur zum Anlassen dort eingeschoben war. Bleibt mir nur, kurz die Kotflügel anzusprechen. Sie sind ansprechend dünn. Die Vorderen sind beidseitig detailliert und werden an der seitlichen Unterpanzerung befestigt. Mittels PE-Stange werden sie an der Oberpanzerung gesichert. Die hinteren Kotflügel sind an der Oberseite mit Nieten und Versteifungsrippen versehen, an der Unterseite werden die Details mittels 3 PE-Halterungen erzeugt, die an der Oberpanzerung ansetzen.

Für 5 Fahrzeuge verschiedener Länder gibt Abziehbilder (Decals). Die ukrainischen Rondells erscheinen etwas verschmiert, welches aber Absicht ist, da im Original die Rondells wohl auch nur schnell mit dem Pinsel aufgemalt wurden. Alle Decals sind seidenmatt mit wenig Rand.

  • Version 1: Sich riflemen, Army of the Ukrainian People’s republic, Herbst 1919
  • Version 2: Separate Zaporizhzhia Division, Army of the Ukrainian state, Frühling 1919
  • Version 3: Army of the Polish Republic, 1920
  • Version 4: Army of the Kingdom of Romania, 1918-1920
  • Version 5: Army of the Democratic Republic of Georgia, 1918-1921

Die 28-seitige Bauanleitung startet von Seite 2 mit der Bemalungs- und Markierungsanleitung für die ersten 3 Fahrzeuge. Die Teileübersicht finden wir auf den Seiten 5 und 6. Es handelt sich zwar um ein Radfahrzeug, aber da es ein Bausatz mit Inneneinrichtung ist, gibt es insgesamt 74 Bauschritte, ergänzt durch Unterbauschritte und Detailbemalungshinweise, bis zum fertigen Modell. Die Bauschritte sind sinnvoll, logisch aufgeteilt und leicht verständlich und lassen aus meiner Sicht keine Frage offen. Grad die Unterbauschritte, die Details wie korrekte Anbringung von Öffnerhebeln etc zeigen, sind sehr hilfreich. Eine Farbtabelle befindet sich diesmal auf Seite 24 und listet Farbnummern für Vallejo, Mr. Color, AK RC, Mission Models, Ammo MiG und Tamiya Farben auf. Auf den Seiten 25 und 26 erwarten uns Bemalungs- und Markierungsanleitungen für 2 weitere Fahrzeuge. Auf dem letzten Blatt befindet sich nur noch Werbung für weitere MiniArt Bausätze.

Ich behaupte mal, dies ist ein Bausatz für Technikbegeisterte, denn man kann aus den ganzen Details die Funktion ersehen oder erraten. Kein Bausatz für Zwischendurch, aber wer wirklich Spaß am Bauen hat, kommt hier voll auf seine Kosten! Ich empfehle, alle Türen, Klappen und Deckel offen anzubauen, denn es gibt innen auch so viel zu sehen. Anfänger mag die Teilegröße (-kleine), -vielzahl und PE-Teile etwas abschrecken. Fortgeschrittene sollten Ihren Spaß haben und Experten werden wohl auch noch ans Verkabeln des Motors denken. Je nach Händler bekommt man diesen wirklich sehr gelungenen Austin in Deutschland zwischen 37 und 42 Euro.

   Kurz-Übersicht:
   Art.Nr:
   Art des Artikels:
   Material:
   Maßstab:
   Erschienen:
39005
Komplettbausatz
Spritzguss, PE
1:35
Dezember 2020
Hersteller:
Land:
Preis bei
Erscheinen:
MiniArt Models
Ukraine

ca.37 Euro

   Geeignet für:


   Preis/Leistung:


   Gesamteindruck:




  
  Review von:
  Frank Krause


Fotos:




























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