Ausgepackt-Archiv


MiniArt 39002
Russian Imperial Railway Covered Wagon

Mit diesem Bausatz erweitert Miniart seine WWI-Serie um einen zweiten Güterwaggon, diesmal in einer gedeckten Ausführung. Dieser Breitspurwagen wurde in den Jahren 1915 bis 1918 in der russischen Eisenbahngesellschaft eingesetzt. Zudem verwendete die japanische Armee im Rahmen der Sibirischen Intervention erbeutete Waggons bis 1920.

Die Firma Miniart liefert den Bausatz in einem ansprechend gestalteten, hoch glänzenden Stülpkarton aus. Neben allgemeinen Warnhinweisen, Kontaktdaten und ersten Farbtafeln des Waggons ist wichtig: „This is not a toy“. 

Nach dem Öffnen ist klar - dies ist ein voluminöser Bausatz, denn gut geschützt durch Klarsichtverpackungen finden wir 35 Spritzlinge, eine farbige Bauleitung, einen Decalbogen und einen kleinen Werbebrief.

Beginnen wir also mit der Bauanleitung. Die erste Seite der General Instruction informiert den Modellbauer über die beweglichen Türen und Fenster, den drehbaren Rädern, Ätzteilen, Decals für 9 Varianten und dem Schienenkörper als Breitspur. Doch halt. Wo waren denn die Ätzteile? Ein nochmaliger Blick in den Karton lässt Zweifel aufkommen. Aber da war doch der Werbebrief! Und dieser enthält tatsächlich auch die beiden Ätzteilbögen. Eine gute Idee von Miniart, diese empfindlichen Teile separat zu verpacken. Die folgende Doppelseite der Bauanleitung zeigt u.a. drei Waggonvarianten der Jahre 1915 bis 1917, eine Übersicht der Farbvorschläge, den Decalbogen und 11 Plakate zur Gestaltung eines zeitgenössischen Dioramas. Diese sogenannten Poster sind direkt aus der Anleitung herauszuschneiden und zu verarbeiten. Oder man fertigt entsprechende Farbkopien an. Übrigens denkt Miniart hier mit, denn die Rückseite der Bauanleitung im Bereich der Plakate ist unbedruckt. Die Seite 4 vervollständigt die Übersicht der Spritzlinge, so dass nun ab Seite 5 in 34 Stufen der Zusammenbau erfolgen kann. 

Wir beginnen mit dem Rahmen des Waggons, dessen Teile primär den Spritzlingen BA und BC zu entnehmen sind. Die stabilen Träger der Längsrichtung sind mit feinen Bolzenköpfen versehen. Dies gilt für die Innen- und Außenseite. Dabei sind die Angüsse so platziert, dass eine einfache Entnahme mittels Seitenschneider möglich ist. Und es sind keine Auswerfermarken zu finden. Der Guss dieser Teile ist präzise und, soviel an dieser Stelle vorweg, dies gilt für alle folgenden Baustufen. Die zweiteiligen Querstreben zeigen sechseckige Schraubenköpfe. In der Mitte des Rahmens wird noch die fein detaillierte Auflaufbremse montiert und die Halterungen der Blattfedern ergänzt. Wer bis hier den ersten 8 Schritten der Bauanleitung gefolgt ist, dürfte an dieser Stelle 4 längliche Verstärkungsstreben übrig haben. Diese werden erst auf der Folgeseite montiert. Dabei handelt es sich um diagonale Versteifungsholme, die mehr Stabilität gegen Verwindungen geben sollen. Es folgen nun die vordere und hintere Querstange und je Seite 7 Verbreiterungen (Spritzling DJ) für die spätere Montage des Waggonbodens. An all diesen Bauteilen sind kleine Schraubenköpfe oder Bolzen, aber auch eindeutige Positionsmarken für die richtige Platzierung. Quasi am Rande der Anleitung wird der Zusammenbau der Blattfedern und der beiden Achsen nebst Rädern dargestellt. Insgesamt wird der Eindruck vermittelt, dass der Zusammenbau zu einem stabilen Rahmen führt.

Mit den Bildern 13 bis 15 wird der Unterbau komplett. Die seitliche Verbreiterung erhält stabilisierende Träger sowie eine beiderseitige Verstärkung unterhalb der Schiebetüren. Auf diese Konstruktion kommt nun der zweiteilige Boden, wobei die Ausrichtung mittels Stiften eindeutig ist. Der Holzboden hat sowohl oben als auch unten eine überzeugende Maserung. Nach einer Trocknungszeit des Klebers können dann auch in dieser Phase die Blattfedern und Achsen montiert werden. Das die Achsen nicht zu verkleben sind und beweglich bleiben fehlt als Hinweis an dieser Stelle. Sollte aber jedem klar sein.

Die Seiten 8 bis 11 bzw. Baustufen 16 bis 28 beschäftigen sich nun mit den Seitenwänden und dem Innenleben des Waggons. Die Bauteile werden hauptsächlich dem großen Spritzling CA entnommen. Die Anmutung der Wände ist absolut überzeugend. Die beiderseitige Holzmaserung, die Nietenreihen, Winkel oder Versteifungsbleche bzw. -träger sind ohne Makel. Die kleinen Oberlichter sind geöffnet oder geschlossen darstellbar und werden durch PE-Teile ergänzt. Im Schritt 20 werden Anhängerkupplung (Details im späteren Baufortschritt) und die Hülsenpuffer angebracht. Die fertigen Seitenwände sind nun am Rahmen zu montieren. Hierzu gibt es an den Innenseiten der Spriegel Aussparungen, die dann wohl passgenau mit dem Rahmen zu verbinden sind. Weitere Führungen sind die Träger für die Zwischenböden und, um die Gesamtpassung sicherzustellen, je Seite ein über die ganze Länge verlaufender Holm. Hierfür sind an den Bauteilen entsprechende Verzahnungen vorhanden. Ein weiteres Detail ist ein Balken in halber Höhe der Türen. Sollte ich hier etwas anzumerken haben? Er dürfte wohl aus Holz sein, ist jedoch plan ausgearbeitet. Doch dem kann mit einem Messer schnell Abhilfe geschaffen und eine feine Struktur nachgearbeitet werden. Viel wichtiger ist der Blick auf Schritt 25 - dem Zusammenbau des gusseisernen Holzofens. Der Spritzling GC enthält die notwendigen Teile und es bleibt die Begeisterung ob der Details. Wobei der Schriftzug 1941 leider zu entfernen ist. Das Gitter und die runde Abdeckung ist dem PE-Set zu entnehmen, das Ofenrohr ist selbstverständlich offen. Alles gut!

Die beiden Schiebetüren werden u.a. mit Scharnieren aus dem Ätzteilbogen und die Führungen, teils auch aus PE-Teilen, sinnvoll ergänzt. Dieser Führungsschiene ist dabei besondere Aufmerksamkeit zu schenken, denn die Türen sollen später ja vollständig beweglich, sprich schiebbar sein. Die Rollen sind unten an der Tür anzubringen, wobei diese mit PE-Teile zu fixieren sind. Hier übrigens mit dem Hinweis „nicht kleben“ versehen.

Mit der Stufe 29 kommt nun das Dach auf den Waggon. Zunächst die Begutachtung der Details. Das zweiteilige Dach ist leicht zu beiden Seiten abgerundet und besteht aus rechteckigen Schindeln. Die Stoßkanten sind stark ausgeprägt. Eine kleine Senkstelle ist dabei auffällig, doch verbirgt sich hier der Durchbruch für den Schornstein. Die Innenseite mit seiner feinen Holzmaserung wird durch je drei Querträger versteift. Der Ofen wird nun dergestalt auf dem Bodenblech - ein PE-Teil - positioniert, dass das Ofenrohr durch das Loch im Dach passt. Dann folgt noch die Regenhaube. Nun kann alles angepasst werden, aber auf ein abschließendes Verkleben sollte aufgrund der Bemalung des Innenraums noch verzichtet werden.  Ein wunderschönes Detail sind die Riegel für die Schiebetüren. Hier werden einige PE-Teile benötigt – auch für das Vorhängeschloss. Bei genauerer Betrachtung müsste hier ein schmaler Plastikstreifen das Volumen des Schlosses erhöhen. Mit der Stufe 32 wird nun die Anhängevorrichtung komplettiert. Es handelt sich dabei um eine Schraubenkupplung bestehend aus der Lasche (2 Varianten), der Spindel nebst Schwengel und dem Bügel für den Folgewaggon (die Eisenbahner unter euch mögen mein Wikipediawissen an dieser Stelle verzeihen). 

Damit das Modell passend präsentiert werden kann, wird auch ein Schienenstrang der Breitspur mitgeliefert. Die Holzschwellen haben alle eine feine Holzstruktur, die teilweise auch etwas breitere Risse aufweist. Dabei bietet uns Miniart fünf unterschiedliche Designs an. Beim Zusammenbau des Schienenstrangs schlägt Miniart für die 20 Bohlen eine abwechslungsreiche Reihenfolge dieser Designs vor. Und wieder mitgedacht! Prädikat wertvoll! Die Schienen werden mit Laschen verbunden, deren Verschraubung wieder sehr detailliert dargestellt werden. Und dann ist noch etwas Fleißarbeit angesagt, da zur Befestigung der Schiene auf jeder Holzschwelle ein Haken angeklebt werden muss. Und zum Schluß wird’s sratch. Denn eine viergliedrige Kette ist eben mal selber anzufertigen. Irgendwie putzig.
 

Varianten:

  • Southwest Railway, Herbst 1915
  • Southern Railway, Sommer 1916
  • Northwest Railway, Pskov 1917
  • Moscow-Vindavo-Rybinsk Railway, Sommer 1916
  • Siberian Railway, 1916
  • Nikolaev Railway, 1917
  • Ukrainian State Railway, 1918
  • Libavo-Romny Railway, 1918
  • Captured by Japanese army, Far East of Russia, 1919-1920

Die Decal der jeweiligen Variante sind recht umfangreich. Daher ist der Bogen vollgepackt mit kyrillischen Schriftzeichen. Die Position der einzelnen Markierung wird anhand je einer Seiten- und Frontansicht beschrieben. Sofern diese auch auf der Gegenseite anzubringen ist, gibt es einen kurzen Hinweis (x2).

Mit diesem Bausatz könnte mein Interesse an Eisenbahnwaggons geweckt werden. Die Gussqualität dieses Bausatzes liegt auf ganz hohem Niveau. Allein die Details machen Freude und an keinem Teil sind Nacharbeiten erkennbar, die über das Abtrennen vom Gussast hinausgehen. 

Mein Fazit: ein Ausgepackt das Freu(n)de macht. Danke Miniart

   Kurz-Übersicht:
   Art.Nr:
   Art des Artikels:
   Material:
   Maßstab:
   Erschienen:
39002
Komplettbausatz
Spritzguss, PE
1:35
August 2020
Hersteller:
Land:
Preis bei
Erscheinen:
MiniArt Models
Ukraine

ca.40 Euro

   Geeignet für:


   Preis/Leistung:


   Gesamteindruck:




  
  Review von:
  Ralph Sommer


Fotos:











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