MiniArt 38038 Das Original: Der Bulldog war eigentlich ein für den Einzylinder Glühkopfmotor, mit dem Säge-, Mühlen-, Steinbrecher- und Dreschmaschinen angetrieben wurden, bis man entdeckte, dass sich der Motor auch für Ackerschlepper eignet. Der Schlepper der Firma Lanz mit der Bezeichnung D8506, auch Ackerluft-Bulldog genannt, wurde zwischen 1934 und 1955 hergestellt und wog über 3 Tonnen. Sein 10 Liter Motor mit 30 bzw. 35 PS (22kW/25,6 kW) konnte ihn bis 17,7 km/h beschleunigen. Unter anderem kann er mit Gasöl, Schweröl, Diesel, Petroleum und Pflanzenöl betrieben werden (Vielstoffmotor). In der Landwirtschaft eingesetzt wurde er zum Ziehen von Lasten und bedienen landwirtschaftlicher Geräte eingesetzt, aber auch die Wehrmacht hat ihn genutzt. Der Bausatz: Von der ukrainischen Firma MiniArt gibt es inzwischen etliche Modelle des Lanz Bulldog in 1:35, teils solo, teils mit Anhänger, die sich z.B. in der Bereifung, der Auslegung der Luftansaugung oder der Auspuffanlage unterscheiden. Der 385 x 240 x 60 mm große Stülpdeckelkarton enthält in eine Klarsichttüte verpackt für… · den Traktor: 9 hellgraue, 1 Klarsichtspritzling, 2 Plastikreifen, 1 PE-Platine MiniArt bietet gute Qualität! Man erblickt sauber gespritzte und filigrane Teile. Verzug oder Versatz konnte ich nicht entdecken. Es gibt etwas feinen Grat, wie z.B. auf den Laufflächen der großen Traktorhinterreifen, aber der verschwindet, sobald er das Bastelmesser sieht. Die Auswerfer sind fast ausnahmslos auf die Spritzrahmen gesetzt, so dass die Teile so gut wie keine Spuren davon aufweisen, bzw. nur an Stellen, die nach dem Zusammenbau nicht mehr zu sehen sind. Da der Bulldog in rahmenloser Blockbauweise hergestellt wurde, gibt es große Teile für den Block, der Motor, Getriebe und Hinterachse aufnimmt. So einige Wartungsdeckel mit ihrer prominenten Verschraubung sind bereits angegossen. Es gibt auch einige Kleinteile, die aufgebohrt werden müssen, wenn man die außenliegenden (Kraftstoff? Öl?) Leitungen, die aus Draht selbst hergestellt werden müssten, anbringen möchte. Auffällig ist der Glühkopf, der mit PEs und einer Sechskantmutter weiter detailliert wird. Am Heck gibt es noch eine einfache Anhängekupplung. Der Einsteckbolzen, um den beiliegenden Anhänger anzuhängen, ist bereits mit eingegossen. Da muss man dann improvisieren. Außenliegende Gestänge und Federn liegen als separate Teile bei. Die Motorhaube besteht aus Front-, Rücken-, Seitenteilen und der oberen Abdeckung, die noch 3 Wartungsdeckel erhält. Die Seitenteile wiesen eine sehr schöne Gitterstruktur und Schraubenköpfe im Kühlerbereich auf beiden Seiten auf. Am Rückenteil ist diesmal der Rahmen für die Windschutzscheibe bereits angegossen. Er bekommt noch kleine Seitenflügel. Die Scheibe selbst ist aus kristallklarem Klarsichtmaterial. Einen Scheibenwischer aus PE gibt es auch noch. Natürlich bekommt die Front das Lanz Bulldog PE, das genügend Tiefe hat, dass man die Buchstaben und den Rand leicht anmalen kann. Der D 8506 hat den hochaufragenden Luftansaugstutzen an der linken Seite, der an Teil Eb12 anschließt. Da auch das Seitenteil für die Version ohne den Stutzen dabei ist, darauf achten, dass man nichts verwechselt! Interessant wird auch die Plattform für den Fahrer. Das Riffelblech ist sehr gut dargestellt, aber… es gibt nur ein Pedal, das Kupplungspedal! Keine Angst MiniArt ist da kein Fehler unterlaufen, denn gemäß meiner kurzen Recherche wird dieser Bulldog wohl mit dem Handbremshebel links vom Fahrersitz gebremst und auch festgestellt. Zum Beschleunigen gibt es einen Handgashebel, der an der rechten Seite der Plattform angebracht wird. Der Schalthebel mit Kugelknauf für 3 Vorwärts- und 1 Rückwärtsgang ist natürlich auch dabei. Der Fahrer hat einen schönen, gelochten Schalensitz mit einfacher Rückenlehne. Der Sitz ist mit einem Blechstreifen an der Plattform angebracht und sitzt auf einer Feder auf. Lenkstange und -rad sind zwar dabei, werden aber unter bestimmten Umständen weggelassen. Mehr dazu später. Unter der Plattform wird noch ein Staukasten angebracht, dessen Deckel einen schönen Flügelmutterverschluss zeigt. Die hinteren, sehr ausladenden Kotflügel bilden gleichzeitig hinten offene Seitenwände für den Fahrer. Auf die Kotflügel kommen Rücklichter mit klaren Gläsern und weiteres PE-Gestänge sichert die Kotflügel nach vorn. Innen werden zwei Stützstangen für das Dach angebracht. Das Dach ist auch innen struktiert. Am Gestänge der Kotflügel wird eine hinten querliegende, gelochte Traverse angebracht, die zur Aufnahme von landwirtschaftlichen Gerätschaften dient. Die Vorderachse besteht aus dem Querträger, den Gelenkköpfen, Lenkgestänge und Stabilisatoren. Gemäß dem Aufbau der Teile ist ein möglicher Lenkeinschlag nicht vorgesehen. Auch eine kleinere Anhängevorrichtung mit angegossenem Kupplungsbolzen gibt es. An der linken Seite wird der große Luftansaugstutzen mit Regenschutz und der noch größere Auspuff angebracht. Der Auspuff kommt diesmal ohne PE-Schelle aus. Das Endrohr ist einige Millimeter ausgehöhlt. Die Hinterräder haben beim D 8506 Gummireifen, die am Modell aus Felgeninnen- und Außenseiten mit angegossenen Reifenflanken, die wiederum einen Teil des Profils darstellen und separaten Laufflächen mit dem Rest des groben Profils. Die Vorderräder setzen sich aus je 5 Teilen zusammen, drei Scheiben, die durch ihre Form gut die Profiltiefe wiedergeben und wie bei den Hinterrädern Felgeninnen- und Außenseiten mit angegossenen Reifenflanken. Alle Reifenflanken tragen in erhabenen Buchstaben den Herstellernamen Continental und die Reifengrößen. Auch die Vorderräder bekommen viertelkreisförmige Kotflügel, die an zwei querliegenden Stangen angebracht werden. Auf die Kotflügel klebt man eine weitere Querstange, die die ausgehöhlten Scheinwerfer mit innenliegenden Leuchtkörpern beinhalten. Fein geriffelte Klarsichtscheiben schließen die Schweinwerfer. Links und rechts zwischen Vorder- und Hinterrädern werden noch große Abdeckungen angebracht. Ich kann jetzt nur vermuten, dass sich auf der linken Seite der Riemenantrieb für die Kühlmittelpumpe befindet, während rechts eine Riemenscheibe unter der Haube sitzt, mit der man z.B. über einen Riemen eine Dreschmaschine antreiben kann. Die Haube rechts bekommt einen Deckel, den man geschlossen anbringen kann. In dem Fall bleibt das Lenkrad, wo es ist. Stellt man den Deckel aber geöffnet dar, bringt man dort eine Stange an, auf die das Lenkrad gesetzt wird. Die Lenkstange vor dem Fahrersitz wird dann aber abgeschnitten. Aber warum wird das wohl gemacht? Das Lenkrad wurde zum Anwerfen des Motors genutzt. Schaut Euch dieses Video an. Ist zwar ein etwas anderer Typ, aber das Prinzip ist das gleiche. Die 38-er Nummer verwendet MiniArt für zivile Modelle. So ist in diesem Fall eine Figur einer Bäuerin dabei, die den Traktor fährt. Sie schaut nach hinten, mit einer Hand am Lenkrad. Sieben Teile bilden die Figur, Beine, Arme, Oberkörper, Kopf und Kopftuch. Gesicht, Frisur und Faltenwurf der Arbeitskleidung sind gut getroffen. Am linken Arm ist eine Armbanduhr gut erkennbar, das Kopftuch ist geknotet mit zwei „Hasenohren“. Stiefel und Stulpen finde ich gut. Alles in allem eine schöne Spritzgußfigur. Das zweite Fahrzeug im Bausatz ist ein zweiachsiger Anhänger mit Luftreifen. Er besitzt einen Leiterrahmen, der aus Längs- und Querträgern zusammengebaut werden will. Für die Hinterachse gibt es noch einmal vier zusätzliche Querträger. Die Ladefläche ist zweiteilig ausgeführt. Sehr schön sind die einzelnen Bretter mit ihren Verschraubungen zu erkennen. Seitliche Stützträger sind bereits an die Unterseiten angegossen. Der hinten abschließende Querträger bekommt eine kleine Anhängerkupplung zu anhängen eines weiteren Anhängers. In zeitgenössischen Fotos sieht man öfter Kombinationen aus Traktoren (oder auch Lkw) mit zwei Anhängern. Die hinteren Blattfedern sind Blatt für Blatt vorhanden. Sie sitzen auf dreieckigen Gestellen, die dem Anhänger etwas Hochbeiniges geben. Die Starrachse wird mit separaten Befestigungsbügeln und Verschraubungsblechen auf den Blattfederpaketen angebracht. Die Vorderachse hat einen rechteckigen Rahmen, der auf Drehringen beweglich montiert wird. Auch hier gibt es tolle Blattfedern. Die Anhängerdeichsel wird am Drehrahmen befestigt, leider nicht beweglich. Baut man den Anhänger abgestellt, kann man die Deichsel herunterhängen lassen. Will man sie an den Traktor anhängen, sollte dieser ggfs. soweit fertig gebaut sein, dass man die richtige Höhe zum Anhängen einstellen kann. Die vier Räder sind baugleich. Jedes Rad besteht aus 5 Teilen. Die äußeren Teile beinhalten die Felgen und die Reifenflanken mit Continental- und Reifengrößenaufdruck in erhabenen Buchstaben, die drei inneren Ringe bilden das Profil der Laufflächen. Die vordere Pritschenwand wird fest aufrecht montiert. Dazu kommt ein Sitzbrett mit Rückenlehne und Trittfläche. Dieser Sitz ist noch aus der Zeit übrig, als der Anhänger noch von Pferden gezogen wurde. Ich denke, dass man ihn auch weglassen könnte. Die Seiten- und Rückwände können hoch- oder heruntergeklappt gebaut. Entsprechend ändert sich der Anbau der Riegel. Der Anhänger hat keine Rücklichter, aber ein Kennzeichen aus PE. Der Hersteller spendiert eine ordentliche Beladung für den Anhänger, deren Elemente man bereits aus separat erhältlich Bausätzen kennt. Es gibt 2 große, 2 mittelgroße und 3 kleinere Fässer. Sie bestehen aus Fasshälften, Böden und Deckeln, die innen wie außen strukturiert sind. Alternativ kann man Zapfhähne anbringen und/oder die Fässer auf passende Gestelle legen. Jeweils 6 große und 6 kleine Milchkannen sind Bestandteil der Ladung. Die großen Kannen bestehen aus Boden, hohlem Kannenkörper aus einem Stück, Deckel plus PE-Griff und zwei seitlichen Tragegriffen, die kleinen aus Boden, hohlem Kannenkörper aus einem Stück, Deckel plus PE-Griff und einem Tragegriff. Je drei Kartoffel-, Mehl- und Getreidesäcke, jeder aus zwei Längshälften bestehend, sind der Rest der Ladung. Der Naßschiebebilderbogen enthält Decals für zwei Traktoren mit entsprechenden Anhängern.
Die Bauanleitung hat 24 Seiten. Sie beginnt mit der Bemalungs- und Markierungsanleitung für das erste Fahrzeuggespann. Dem folgt 1 Seite mit Kartoninhalt und Farbtabelle mit Nummernangaben der Hersteller Vallejo, Mr. Color, AK RC, Mission Models, Ammo MiG und Tamiya. 30 Bauschritte, ergänzt durch Unterbauschritte und Detailbemalungshinweise, sind meines Erachtens sinnvoll, logisch aufgeteilt, leicht verständlich und reichen für Fahrzeuge, Figur und Ladung. Im letzten Bauschritt gibt es noch eine Farbtabelle für die Figur, obwohl ich denke, dass man für die zivile Figur auch eine andere Farbwahl treffen könnte. Dann folgen Bemalungs- und Markierungsanleitungen des zweiten Gespanns und beide Gespanne zusammen zur Übersicht. Zum Schluss bekommt man noch einen Ausblick auf andere Traktor-Bausätze. Ein volles Paket für ein klasse Diorama. MiniArt hat ganze Arbeit geleistet. Anfänger sollten sich wohl etwas zurückhalten, grad wegen der Klein- und PE-Teile. Ein Preis von ca. 43 - 52€ erscheint mir für das Gebotene als gerechtfertigt.
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