Das Original:

Der GAZ-03-30 war ein Bus auf Basis des GAZ-MM Lkw-Fahrgestells. Er wurde mit einer Unterbrechung während dem 2. Weltkrieg zwischen 1933 und 1950 hergestellt. Mit seinem anfangs 40 PS, später 50 PS starken Benzinmotor erreichte er bei voller Besetzung (16 Fahrgäste, 1 Fahrer) eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 65 km/h. ab 1945 bekam er wegen Materialmangel vorn vereinfachte, eckige Kotflügel. Man setzte ihn sowohl zivil als auch militärisch ein. Bis zur Einstellung der Produktion wurden über 18.000 Exemplare gebaut.

Der Bausatz:

Unter der Nr. 35149 brachte uns MiniArt bereits die 1938-er Version für den militärischen Einsatz. Nun ist die zivile Version ab 1945 dran. Worin unterscheiden sich die beiden Bausätze? Vom Prinzip her enthalten beide bis auf kleine Unterschiede die gleichen Spritzlinge. 38005 enthält natürlich zusätzlich die eckigen Kotflügel. Ein weiterer Unterschied sind die nur zivilen Markierungen auf dem Decalbogen.

Im 345 x 240 x 70 mm großen Karton befinden sich 39 hellgraue, 2 klare Spritzlinge und eine kleine PE Platine. Ein gut gefüllter Decalbogen und eine 18-seitige Bauanleitung im A4 Format bildet den Rest.

Die Spritzlinge sind wie folgt aufgeteilt:

A (1x): Kühler, -schläuche, Lenkrad, Motor + Anbauteile, Getriebe, Querstrebe, Bauteile Frontachse, Spritzbleche, Nummernschild, vordere Radtrommeln, Lenkgestänge, Schalt-, Handbremshebel, Motorhaube, Abschlepphaken, Blattfeder Vorderachse, Verstärkungsrippen, Pedale, Armaturenbrett, Scheinwerferhalter, Rücklicht
Ba (1x): Rahmenlängs- und Querträger, Bremsgestänge, Streben, Kardanwelle, Achsgetriebe, Hinterachse, Auspuffteile, Ersatzradhalterung
C (7x): Reifen (in Scheiben)
Ca (1x): Vorderradnaben, Hinterradlager
Cb (2x): Vorderrad- und Hinterradinnenfelgen
Cc (2x): Hinterradaussenfelgen
Cd (1x): Ersatzradfelge
D (1x): Halterungen für 1945 Kotflüge
Dc (1x): 1945 Kotflüge
De (1x): 1938 Kotflügel
F (2x): Scheinwerfer, Motorklappenverschlüsse, Türgriffe, Fensterkurbeln
Fa (2x): Blattfedern und Lager Hinterachse, Bremsgestänge, Muttern und Gestänge f. Ersatzrad
Gb (1x): Bodenplatte und Seitenwände Fahrgastkabine, Öffnergestänge Fahrgasttür
H (1x): Dach, Seiten- und Hecktüren, Bodenblech, Fahrerplatzbleche, hinteres Trittblech, Rücklichthalter
J (8x): Fahrgastsitze
Ja (2x): hintere Kotflügel
Jb (2x): Fensterkurbeln, Türgriffe, Halterungen für ausgeklapptes, hinteres Trittblech, Fahrersitz
Jf (1x): Einstiegsbleche
Kc (1x): vordere Stoßstange, Stoßstangenhalter, Trittblechhalter, Hupe und -halter
Kd (1x): Zielschildrahmen
L (2x): Front-, Seitenscheiben, Scheinwerfergläser, Deckeninnenleuchten, Zielschildscheibe
PE (1x): Nummernschilder, Gestängehalter, Scheibenwischer, Frontscheibenverstellbügel

Die Teile aus grauem Plastik sind sauber gespritzt, ohne Verzug und Versatz, wenig Grat, keine Fischhäute oder Sinkstellen. Einige wenige Auswerferspuren auf Innenseiten von Teilen, so dass die Spuren beim Zusammenbau verschwinden, ohne dass man sie wegschleifen und verspachteln müsste. Früher hatte MiniArt nach eigener Aussage etwas Probleme mit zu sprödem Plastik. Dies ist bei den neueren Bausätzen wie diesem behoben. In der Biegeprobe zeigten sich die Bauteile elastisch, ohne gummiartig zu wirken. Die Klarsichtspritzlinge sind schlierenfrei und glarklar. Die PE Platine enthält einige wenige,feine Teile für Nummernschilder, Scheibenwischer und Halterungen.

Wie beim Original baut dieses Modell auf dem GAZ-AA/GAZ-MM auf und nutzt daher die bereits vorhandenen Spritzlinge des Unterbaus. So kann man sich an einem vollständigen Motor mit Details wie Zündkerzen, Keilriemen, Lüfterrad, Luftfilter, Lichtmaschine usw. erfreuen. Der Kühler besticht durch seine Gitterstruktur. Der Leiterrahmen besteht aus den einzelnen Längs- und Querträgern. Auch die Achsen bestehen aus mehreren Segmenten. Dies erhöht den Detailgrad ungemein, fordert aber auch den Modellbauer auf akurat zu bauen. Grad im Bereich des Rahmens finden sich viele, sehr feine Gestänge. Im Muster war eines davon gebrochen, aber das lässt sich leicht reparieren. Die Blattfedern sind wie üblich fein und gut wiedergegeben. Die 7 Reifen bestehen jeder aus 7 Scheiben. So erreicht man ein schönes Profil grad bei den schmalen Rädern. Gimmick beim Ersatzrad - hier sind sogar die beiden Befestigungsmuttern separat ausgeführt.

Das Modell erlaubt den Bau der 1938-er Version mit gerundeten oder der 1945-er Version mit vereinfachten, eckigen Kotflügeln. Bei den 1938-ern erfreut man sich an der Riffelung des Trittbleches, bei der 1945-ern an der Holzstruktur der Trittbretter. Pedale, Schalt-, Handbremshebel, Armaturentafel, Lenkrad beleben den gut einsehbaren Fahrerplatz. Die Windschutzscheibe lässt sich geöffnet oder geschlossen bauen. Die dazugehörigen Ausstellhebel liegen als PE Teile bei. Die winzigen Verriegelungsknöpfe schreien förmlich nach dem Teppichmonster. Also Vorsicht beim Abtrennen vom Spritzling! Sowohl bei der Fahrerfront als auch bei den Motorklappen fallen die durchbrochenen Lüftungsschlitze ins Auge - klasse! Die Motorklappen lassen sich geöffnet (so kann man den schönen Motorraum zeigen) oder geschlossen bauen. Die Verriegelungen dafür gibt es als Einzelteile und sind maßstabsgetreu und damit "winzig".

Im Innenraum finden sich 8 mehrteilige Doppelsitze für die Fahrgäste und der Fahrersitz. Die Fahrgäste konnten individuell ihre Fenster öffnen, daher sind natürlcih die Fensterkurbeln auch dabei. Bei den Türen kommen noch die Türgriffe dazu, und damit der Fahrer die Beifahrertür öffnen konnte ohne aufzustehen, ist der gesamte Bedienungsmechanismus dabei - wahlweise in offener oder geschlossener Stellung zu bauen. Entschliesst man sich, die Flügeltüren am Heck geöffnet anzubauen, kann man das dortige Trittbrett in ausgeklappter Stellung darstellen. Beim Blick ins Dachinnere habe ich zuerst einen Schrecken bekommen - so viele Auswerferspuren. Gott sei Dank nein. Die 5 runden Einbuchtungen an der Längsachse sind für die Innenbeleuchtung, die mittels glasklaren Lampengläsern dargestellt wird. Aber es sind 4 erhabene Angüsse vorhanden, die man doch besser wegschleifen sollte.

Für den Scheinwerferhalter muss man wohl etwas Geduld und Ruhe mitbringen. Das filigrane Gestänge nimmt die Scheinwerfer und Hupe auf. Dazu kommen die einzelnen Kabelzuführungen. Sowohl Scheinwerfer als auch Hupe sind hohl ausgeführt. Die Scheinwerfergläser begeistern mit ihrer feinen Riffelung.

Der Decalbogen ist zwar nicht riesig, liefert aber Material für 8 (!) nicht-militärische Versionen des Busses. Leider gibt es keine Decals für die Fahrerarmaturen. Die Decals sind angenehm dünn, in seidenmattem Finish und mit nur winzigen Rändern.

-          Service bus for the Ministry of Internal Affairs of the Byelorussian Soviet Socialist Republic, Minsk, 1946-58
-          Service buses for contruction management No. 5 (SMU-5), Zaporozhskaya Oblast, 1958-65
-          Service bus for tourist camp "Sochi", Sochi, 1951
-          Regular-route bus, town of Przhevalsk, Issyk-Kul region, Kyrgyz Soviet Socialist Republic, 1946-58
-          Service bus for unknown organization/enterprise, Gorky City, 1940-ies
-          Service bus for Aeroflot company, Moscow, 1946
-          Service bus for Kharkov rope plant, Kharkov, 1938-41
-          Service bus for All-Union Young Pioneer camp Artek, Gurzuf settlement, Crimean Peninsula, 1940-41

Die in Englisch und Russisch gehaltene Bauanleitung beginnt mit 2 farbigen Bemalungsanleitungen mit Decalplatzierung, gefolgt von der Teileübersicht auf Seite 2. Dann folgen 48 Bauschritte mit Explosionszeichnungen, sinnvoll und logisch aufgeteilt. Die letzten Seiten schließen mit den Bemalungsanleitungen der restlichen 6 Versionen. Ich vermisse etwas die Bemalungshinweise für den Motor und das Businnere. Hier recherchiert man selbst oder lässt seiner Fantasie freien Lauf. Farbangaben gibt es für Ammo-of MiG Farben.

Aufgrund der feinen Details und Vielzahl der Teile bekommt ein fortgeschrittener Modellbauer sicherlich ein sehr schönes Modell zusammen. Anfänger sollten sich meiner Meinung nach hier zurückhalten. Zugegeben, ich kann nicht ganz objektiv schreiben, da ich immer wieder von den vielen Details und Filigranität der MiniArt Bausätze begeistert bin und mich hinreissen lasse, aber ich denke, dass Ihr dies versteht.

Kurz-Übersicht:
Art.Nr: Art des Artikels: Material: Maßstab: Erschienen:	38005 Komplettbausatz Spritzguss 1:35 November 2015	Hersteller: Land: Preis bei Erscheinen:	MiniArt Models Ukraine ca.35 Euro
Geeignet für: Preis/Leistung: Gesamteindruck:			Review von: Frank Krause