Meng TS-007 1:35 - Leopard 1 A3/A4
Das ist mal eine Überraschung, dass ein neuer asiatischer Hersteller sich tatsächlich nochmal dem Leopard 1 widmet, der zumindest bei der Bundeswehr schon Jahre aus der Nutzung ist. Die Hoffnung keimt nun auf, dass die Wanne für spannende Varianten wie Pionierpanzer, Brückenleger und dergleichen herhalten kann.
Im Karton finden wir 19 Spritzlinge, ein Spritzling mit Klarsichtteilen, Oberwanne, Unterwanne, Vinylketten, Polycaps, PE Teile, Seilmaterial und ein Decalbogen.
Bei der ersten Durchsicht der Teile machen diese am Spritzling einen guten Eindruck und Probeschnitte mit dem modellbauseitenschneider zeigen kein zu sprödes Plastik wie es in einigen Foren zu lesen war - hier ist denjenigen vielleicht mal ordentliches Werkzeug anzuraten. ;-)
Die Qualität der Teile ist ganz ausgezeichnet mit guten Details, keine Fischhäute und keine Auswerferstellen, zumindet nicht dort wo sie sichtbar wären oder stören würden, ausser auf den Einzelgliedketten.
Der Bausatz beinhaltet alles was man für den korrekten Bau eines Leopard 1 A3 oder eines A4 benötigt mit den entsprechend korrekten Ausführungen des 5. und 6.Bauloses - man hat seintens Mengs sogar an Schießscheinwerfer und das PZB200 gedacht.
Doch der Reihe nach ...
Die Unterwanne macht einen schönen Eindruck mit frei einsteckbaren und beweglichen Schwingarmen an Drehstäben. Endanschläge und Stoßdämpfer werden einzeln angeklebt und sind etwas vereinfach aber ganz ok, vor allem wenn man bedenkt wieviel man davon später hinter den Laufrollen und Schürzen davon noch sehen wird. Ähnlich ist es mit dem Wannenboden - hier hätte man sicher noch bessere Details darstellen können, aber ernsthaft ... wer schaut später unter das Modell?
Laufrollen, Treib und Leiträder setzen sich aus zwei Teilen mit Polycap zusammen und bleiben daher später drehbar. Die Laufrollen machen auf der Aussenseite einen sehr guten Eindruck mit schönen Details der Felge und der Schraubenmuttern. Größter Pluspunkt gegenüber dem alten Italeri Modell ist zum einen die 100%ig korrekte Breite und dass die Gummierung durchlaufen und nicht mit Rillen segmentiert ist. Auf der anderen Seite ist die Innenseite der Laufrollen und Leiträder unverständlich vereinfacht gehalten und hat mit dem Original nicht das geringste zu tun. Ob sowas heutzutage noch sein muss? Andererseits auch hier die berechtigte Frage wieviel davon später am gebauten Modell von der Innenseite zu sehen ist!?
Die Treibräder liegen in zwei Versionen bei, einmal in der ursprünglichen version mit 8 Bolzen und einmal in der Version mit 15 Bolzen wie sie im Mordernisierungsprogramm zum Einsatz kamen - die Machart ist fein und sehr schön detailliert.
Für die Kette hat Meng sowohl eine Einzelgliedkette und Vinylketten beigelegt. Damit kann jeder nach seiner Fasson glücklich werden. Die einzelgliedkette liegt mit je drei Angüssen pro Glied im Spritzling vor und hat leider auf der Innenseite zwei Auswerferstellen - auch hier sieht man später nicht mehr viel von, aber trotzdem unangenehm. Die Details sind sowohl auf der Innen als auch Aussenseite recht schön, wennauch die Gummiinlays auf der Innenseite vereinfacht dargestellt sind. Dies gilt auch für die Vinylkette, die aber dafür keinerlei Auswerfertsellen hat und ansonsten auch für eine Vinylkette wahnsinnig gut und fein detailliert ist - gerade dass die einzeln Glieder korrekt durchbrochen sind, macht die Vinylkette zu einer lohnenswerten Wahl. Man muss sie allerdings noch erst etwas bändigen, denn durch die Lagerung im Karton sind meine krumm wie ein Lämmerschwanz.
Die Oberwanne macht ebenfalls einen guten Eindruck, wobei die im Original markanten, teils mehrschichtigen Schweißnähte ein wenig unterdimensioniert erscheinen. Die Öffnung des Motorlüfters wird von unten mit einem sehr schön gemachten Plastikteils mit der Wabenstruktur des Leo 1 Lüfters versehen und es liegt sogar das passende Teil für das Tropenkit wie beim griechischen Leopard bei. Das Motorgitter selber ist aus sehr feinem PE Blech, sowohl für den Standard als auch den Tropenkit Leopard - hier muss man achtgeben, denn durch das dünne Blech neigt es schnell sich zu biegen.
Die Frontbleche weisen den einteiligen Antirutschbelag auf und wunderschöne feine Schraubenköpfe. Interessanterweise ist der Schmutzfänger vorn zweigeteilt - ein Teil ist nach vorn direkt an die Oberwanne gegossen, der seitliche Teil dann mit an der Seitenschürze. Das hätte man anders lösen können um ggf. Seitenschürzenelemente zu entfernen.
Was mir etwas unverständlich erscheint ist, dass die Handgriffe auf der Wanne lediglich als solide Blöcke dargestellt sind - auch das hätte man mit Einzelteilen deutlich besser machen können.
Die Bordwerkzeuge sind sehr gut und fein gespritzt und mit den entsprechenden Halterungen versehen. Die Eisgreifer sind direkt zusammen mit den Halterungen in einem Stück gespritzt.
Besonders schön ist, dass die Scheinwerfer hohl ausgeführt sind und zusammen mit den klaren Plastiklinsen zu perfekt aussehenden Scheinwerfern gebaut werden kann.
Die Auspuffgrätings mit Strangpressprofil werden als einzelne Bauteile auf die Oberwanne aufgebracht - aber die Machart ist gar nicht nach heutigem Standard, denn diese besitzen nahezu keine Tiefe - das ginge heutzutage mit Sicherheit besser.
Wie perfekt feindetailliert Meng Bauteile machen kann zeigen dann wieder die Seitenschürzen. Diese sind pro Seite aus einem Stück gemacht, wobei ich persönlich einzelne Schürzenelemente bevorzugt hätte. Die Textur der Schürzen ist genial mit der angedeuteten löchrigen Struktur. Diese wirkt bei Nahaufnahme etwas zu hervorstechend, sollte aber besser erst nach komplettem Farbauftrag beurteilt werden - ich bin hiervon jedenfalls sehr beeindruckt. Und auch dass Meng die Winkel der Schürzensicherungen etwas variiert hat, zeugt von Willen zur Realitätstreue. Auch die Auftrittöffnungen in den Elementen sind bereits offen und müssen nicht wie damals bei den anderen Modellen vom Modellbauer mühsam aufgebohrt werden.
Eine tolle Idee ist dass die hinten Schmutzfänger regulär und mit hochgeklapptem Gummi als Plastikspritzguss enthalten sind - sieht von hinten super aus, leider kommt es von der Seite nur massiv rüber ohne Struktur des dünnen Gummilappens.
Weniger toll ist die Idee die Abschleppseile aus faserigem Faden machen zu wollen - warum kann man dafür kein entsprechendes Drahtmaterial beilegen?
Kommen wir zum Turm. Dieser entspricht in den Dimensionen und Winkeln perfekt dem Schweissturm der A3 und A4 Version, auch im unteren bereich wo der Italeri Turm vollkommen verkehrt war. Aber auch hier am Turm erscheinen die Schweißnähte ein wenig zu unterdimensioniert.
Das Kanonenrohr mit Wärmeschutzhülle ist aus zwei Halbteilen mit extra einteiliger Mündung dargestellt. Diese weist im Inneren Felder und Züge auf. Auf der Kanonenblende können wahlweise der Schießscheinwerfer und/oder das PZB200 in seinem Käfig aufgebaut werden. Beide Teile sind ganz exzellent gemacht und der Schießscheinwerfer lässt sich auch offen bauen mit Reflektor und klarer Scheibe. Der Käfig des PZB ist in einem Stück gemacht und sieht ganz ausgezeichnet aus. Auch hier lässt sich die Klappe offen oder geschlossen darstellen. Was den beiden Geräten leider fehlt, ist die Darstellung der jeweiligen stromzuführenden Kabel. Dafür hat Meng an die beiden Stopfen für die Optik und MG Öffnung in der Kanonenblende gedacht - sehr feine, kleine Plastikteile.
Was der Meng Turm auch als RIESENvorteil gegenüber dem Italeir Turm korrekt hat, ist dass die Kommandantenkuppel endlich die korrekte Anzahl an Winkelspiegeln hat. Diese sind zudem auch noch aus klarem Plastik gemacht, was dem Realismus einen weiteren Schub gibt.
Natürlich sind die jeweiligen Teile wie der Verschluss der Nahkampföffnung und dem kleinen Periskop recht vorn für die A3 Version und das großer PERI für die A4 Version enthalten.
Die Luken mit den MG Ringen und Lukendeckeln sind ganz hervorragend und fein in Plastik gemacht. Beide Luken lassen sich natürlich wahlweise offen oder geschlossen bauen. Das deutsche MG ist für Spritzguss ganz gut gemacht.
Die Bauanleitung zeigt in 23 Bauschritten den Zusammenbau des Modells. Die Zeichnungen sind sehr gut und vor allem übersichtlich mit klaren Teilepositionierungen. Wahlteile wie etwa für die Teile von A3 und A4 werden explizit dargestellt und entsprechend erläutert.
Dazu gibt es mehrseitige Infos in mehreren Sprachen zum Originalfahrzeug, Bastelhinweise und eine Teileübersicht.
Auf vier farbig gedruckten Seite wird die Bemalung und Markierung von 4 Versionen und eine Farbtabelle mit Vallejo Farbtönen.
Die mit der Bemalungsanleitung und Decalbogen möglichen Versionen sind:
- Leopard 1 A3, 2./PzBtl.304, Mitte 80er Jahre in Dreifarbtarnung
- Leopard 1 A3, 4./PzBtl.301, 80er Jahre in gelboliv
- Leopard 1 A4, 3./PzBtl.293, 80er Jahre in gelboliv
- Leopard 1 A4 GR in Vierfarbtarnung
Ein Sprung nach vorn im Vergleich zum alten Italeri Modell - leider nicht ganz so deutlich wie er hätte ausfallen können, wenn die Details in allen Bereichen den bislang hohen Details von Meng entsprochen hätten, aber in der Summe wirklich deutlich besser UND vor allem als A3 baubar, was beim Italeri Modell nicht vorgesehen war.
Der Preis von knapp über 50 Euro ist natürlich auch deutlich mehr als das Italeri Modell - verglichen mit dem allgemeinen Preisniveau derzeit aber durchaus im Rahmen, wennauch am oberen Limit.
Hoffen wir also, dass Meng vielleicht noch an den Formen schraubt und in dem zuge auch weitere Versionen bringt.