Augustdorfer Militär Literatur
Ganz neu vom Autor Hans-Georg Krause ist im Frühjahr 2010 das Buch "Die Beobachtungsabteilung 6 1936-1945" auf den Markt gekommen.
Hier wird sich eines bislang völlig unterschlagenen und seltenen Themas angenommen - ein Teilbereich der Artillerie und in diesem Fall einer Abteilung der Lippischen Artillerie im Zweiten Weltkrieg.
Das Buch ist durch die Bank gut und verständlich geschrieben. Erfreulich ist ebenso eine durchgängige, gute Strukturierung mit guter Einbindung entsprechender Fotos.
Die Fotos sind durch die Bank von guter Qualität, hier und da ein wenig klein und manchmal etwas konrastarm, aber immer ausreichend um das Dargestellte zu erkennen. Die meisten der Fotos sind bislang unveröffentlicht. Gezeigt werden hier die Soldaten im Einsatz und der Etappe, ihre Fahrzeuge in allen Lebenslagen, Einsatzräume, abgeschossene Feindfahrzeuge, usw.
Das Buch beginnt mit einer umfangreichen Aufstellung aller Verbände, die von 1932-1945 in und um Augustdorf ihre Standorte hatten. Dann geht es in einem kurzen Abriss um die geschichte und Möglichkeiten der Aufklärenden Artillerie, bzw. einer Beobachtungsabteilung.
Auf den folgenden Seiten geht es dann um die Geschichte der Beobachtungsabteilung 6 aus der Erzählungen und Erfahrungen der Soldaten. Dies liest sich alles recht spannend und interessant und ist mit dementsprechenden Fotos im Text gewürzt. Die ersten 25 Seiten berschreiben Training und Alltag in der Vorkriegszeit.
Dann geht es relativ knapp auf 7 Seiten um die Mobilmachung für den Einsatz im Westen im Frankreich Feldzug. Weitere 51 Seiten beschreiben dann abschnittsweise die Ereignisse der Abteilung im Feldzug, die einzelnen Stationen, Begebenheiten, Tagebucheinträge, Fortschreiten des Feldzugs, usw.
Weiter geht es dann auf 9 Seiten um die Zeit Anfang 1941 die die Abteilung auf Schießplätzen geübt hat. Dann geht es auf 110 Seiten ebenso abschnittsweise mit spannenden Berichten um die Ostfeldzug. Dabei erfährt man wann und wo die Abteilung im Einsatz war, was wo wie passiert ist, spannende Erzählungem Tagebucheinträge und Einsatzberichte. gepaart mit passenden Fotos und Kartenmaterial.
Auch recht interessant sind die verschiedenen Anhänge auf den knapp 30 Seiten am Ende des Buches. Hier bekommt man nochmal eine tabellarische Aufstellung der Zeiträume und Einsatzgebiete der Abteilung, genauere Beschreibungen der einzelnen Dienststellen, wie der Stabsbatterie, der Vermessungsbatterie, sowie die Schall- und Lichtmessbatterie. Bei letzteren sind die die Arbeits und Auswertungsweisen dargestellt, was mal recht interessant ist.
Ganz zum Schluss gibt es noch die Gliederung 1939/40 und eine Stellenbesetzung der Beobachtungsabteilung.
Fazit: Ein einzigartiges Buch, das die Geschichte einer kaum beachteten Truppengattung beschreibt und mit Fotos und Informationen unterstützt. Wer ein Faible für besondere Themen, die Artillerie, bzw. speziell lippische Verbände hat, ist hier bestens beraten! Der Preis liegt bei rund 45 Euro inkl. Versand direkt vom Verlag.
"Aus der Geschichte der Lippischen Artillerie - Die Beobachtungsabteilung 6 1936-1945" von Hans-Georg Krause
Augustdorfer Militärliteratur.
ISBN: 978-3-00-029231-6
ca.16x24cm, Hardcover
272 Seiten mit vielen Fotos und Grafiken
Vielen Dank an Herrn Krause für das Besprechungsmuster
Dieses Buch gibt es direkt von:
http://www.augustdorfer-militaerliteratur.eu
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Im Vorfeld dieser Buchveröffentlichung kreisten die wildesten Gerüchte um das Buch und es sollte sogar vom Kommandeur verboten werden - letztlich ist es aber im Juni 2009 nun doch veröffentlicht und darüber kann man froh sein - auch wenn man Abstriche machen musste
Es handelt sich um die Geschichte "50 Jahre Panzerartilleriebataillon 215" und ist mit über 700 Seiten mehr als umfangreich.
Im gesamten Buch ist der Text komplett auf deutsch verfügbar!
Ein so umfassendes Werk detailliert zu beschreiben ist nahezu unmöglich - der Autor hat hier ein Buch geschaffen, die es so sicher kein zweites Mal gibt. Und nahezu jeder findet in diesem Buch etwas von Interesse und wird genauso Themen finden, die ihn nicht interessieren. Fotofreaks finden viele tolle und seltene Bilder, besonders spannend aus den Anfangs- und frühen Tagen der Bundeswehr, Chronisten erfreuen sich über die Daten und Zahlen zu den Tätigkeiten des Bataillons über die Jahrzehnte und Angehörige des Bataillons finden sich sicher in der ein oder anderen Anekdote oder beschriebenen Begebenheit wieder.
Doch der Reihe nach: Durch das ganze Buch sind im Text Fotos eingebaut oder im historischen Abriss seitenweise ganze Fotoserien. Und hier sind Licht und Schatten dicht beieinander - so erfreut wie man ist über die teils seltenen Fotos von seltenen Waffensystemen, so sehr ist es schade, dass die durch das Papier bedingte Druckqualität nicht optimal ist, dass man leider über das Buch verteilt manche Bilder doppelt und dreifach vorfindet, manche Grafiken/Fotos gnadenlos zu groß gezogen wurden, sodass sie pixelig wurden und (das ist aber meine persönliche Meinung) im Teil des geschichtlichen Abhandlung viel zu viele Seiten mit Werbeplakaten der Bundeswehr (z.B. Marine) "verbraucht" wurden und man sich fragt, was diese mit dem Bataillon oder dessen Geschichte zu tun haben.
Auch etwas fragwürdig sind die sehr vielen Fotos von den Kameraden des Bataillons in Gruppen- und Einzelfotos, deren Gesichter geschwärzt wurden. Auf der einen Seite zur Rechtssicherheit verständlich, auf der anderen Seite dadurch der Informationswert der Bilder auf Null gesenkt und damit die Frage ob man den Platz nicht hätte sparen können.
Auch etwas speziell sind die Fotos von Bataillonsfeiern und Veranstaltungen - dies sind sicher schöne Erinnerungen für Soldaten und Teilnehmer - für den "gemeinen Leser" sind diese aber eher vor geringerem Interesse..
Der Inhalt des Buches gliedert sich grob in: Vorworte, das Panzerartilleriebataillon 215, die Geschichte des Bataillons, Bilder aus der Geschichte des Bataillons, Geschichten aus dem Bataillon, die Garnison Augustdorf, technische Seiten der Panzerartillerie und Nachworte.
Was bei den Texten auffällt ist, dass offenbar leider auf ein Lektorat verzichtet wurde, denn stellenweise häufen sich leider Tipp- und Rechtschreibfehler, wie man es eigentlich bei Fachbüchern nicht gewohnt ist. Das tut dem Inhalt aber keinen Abbruch.
Nach den bemerkenswerten Vorworten schließen sich 120 Seiten zur allgemeinen Information zum Panzerartilleriebataillon 215 an. Hier findet sich subjektiv etwas unübersichtlich alles Grundsätzliche zum Bataillon, wobei auf Entstehungsgeschichte aus dem Artillerieregiment 7 eingegangen wird und der Geschichte des Bataillons schon etwas vorgegriffen wird. Gewürzt wird dies mit persönlichen Geschichten, Grafiken, Gliederungen, Zeitungsausschnitten, Wappen und natürlich Fotos. Die Texte gehen weiter auf die Aufgaben des Bataillons ein, das Bataillon im Einsatz in Afghanistan, einen Vergleich "alte Bundeswehr" - "neue Bundeswehr", sowie einer Gegenüberstellung der Ausstattung Bereiche und Aufgaben des Stabs des Bataillons früher und heute. Desweiteren gibt es eine "Ahnentafel" aller bisherigen Kommandeure und eine Abhandlung der einzelnen Batterien von damals bis heute mit Fotos und Aufstellungen der Batteriechefs, etc.
Auf knapp 170 Seiten geht es dann folgend um die Geschichte des Bataillons seit seiner Gründung bis heute. Hier wird in Kapiteln jahrzehntweise vorgegangen und wichtige Daten hervorgehoben und benannt. Dabei wird nicht nur auf Ereignisse des Bataillons eingegangen, sondern auch allgemeine Daten aus der Geschichte der Bundeswehr, wie etwa Daten der Einführung neuer Waffensysteme (nicht nur Artillerie). Die Daten werden durch vielerlei Grafiken (wie oben schon erwähnt) ergänzt, wobei diverse mit dem Bataillon an sich nichts zu tun haben.
Die folgenden 260 Seiten sind dann der spezielle Fototeil (und mein persönliches Highlight) des Buches. Auch hier werden die Fotos jahrzehntweise abgehandelt. Gerade die ersten 20 Jahre zeigen tolle und seltene Fotos von Material und Fahrzeugen und natürlich auch von Soldaten und Ausrüstung. Gerade die frühen Waffensysteme wie M7B2, M52, usw. sind hier in schönen Aufnahmen gezeigt, sei es auf Manöver, Übung oder auf dem Kasernenhof.
Aber auch die morderneren Systeme wie M109G-A3GEA2 und PzH2000 sind in der Bilderchronik ausreichend abgehandelt.
Es folgen knapp 40 Seiten mit Geschichten aus dem Bataillon - dies sind zusammengetragene Anekdoten vom Autor und anderen Soldaten. Dies ist hauptsächlich für Angehörige des Bataillons, die sich an Personen und Ereignisse erinnern können, aber auch für Aussenstehende gibt es gelegentlich was zum Schmunzeln. Ob die ein oder andere dann wirklich alles so passiert ist, sei dahingestellt - witzig ist es allemal.
Der Schreibstil der Geschichten allerdings etwas eigenwillig, klingt es doch wie wortwörtliche Wiedergabe einer Erzählung.
Weitere 25 Seiten zeigen die Geschichte der Garnison Augustdorf und der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne. Hier gibt es interessante Historie wie auch Fotos und z.B. auch Kasernenpläne.
Auf rund 60 Seiten geht es dann um den technischen Aspekt der Panzerartillerie. Hier geht es allgemein um die Ausstattung und Entwicklung von Waffen und Waffensystemen für die Artillerie was durchaus sehr interessant ist. In diesem Kapitel enthalten sind Datenblätter der Artilleriefahrzeuge des 2.Weltkriegs und der modernen Zeit. Und hier liegt der dunkelste Punkt des Buches, denn der Bereich über Fahrzeuge des Zweiten Weltkriegs ist derart falsch und mit Fehlern gespickt, dass sich mir die Fußnägel gerollt haben - hier hätte sich der Autor besser einen Experten oder ein Referenzbuch zur Hand genommen. Ich bin wirklich nicht pingelig, aber wenn Bezeichnungen der Waffen und Fahrzeuge so grundsätzlich falsch und auch widersprüchlich sind ... Beispiel gefällig? Das 15cm sIG33 auf Panzer I Basis wird in verschiedenen Fotos mehrfach als "Sieg 33" und als "125mm Howitzer" tituliert, es werden Marder III (mit 7,5cm PaK) gezeigt (die nicht Artillerie sondern Panzerabwehr waren) und als 100mm Marder IID bezeichnet und ob der Nebelwerfer auf Maultier wirklich 80 Tonnen wog, darf bezweifelt werden. Also Daten und Bilder zu diesen Fahrzeugen sind nur mit äusserster Vorsicht zu genießen.
Dafür sind die Daten und Entwicklung der modernen Artilleriefahrzeuge umso schöner und informativer.
Abgeschlossen wird das Buch mit dem Nachwort des Autors, der seine persönliche Meinung in das Buch einbringt und auf Querelen mit "Mitstreitern", Dienststellen und dem Kommandeur beschreibt.
Fazit: Das Buch strotzt nur so vor Informationen und das vielfältigster Natur - von persönlichen Geschichten bis zu Sachinformationen. Auf jeden Fall eine irre Fleissarbeit des Autors all die Fotos und Informationen, Daten und Fakten zusammenzutragen. Das ganze hätte man natürlich auch kürzer bringen können, aber jeder hat seine eigenen Vorlieben und so hat man diesen 700 Seiten Schinken für einen UVP von knapp 80 Euro, wobei vielerorts für 69,95 Euro angeboten (z.B. bei United Fun) (Stand: Juli 2009).
Wer sich für Historien interessiert ist hier absolut richtig - eigentlich ist wirklich für jeden etwa dabei. Auf jeden Fall ist dieses Buch einzigartig!
"50 Jahre Panzerartilleriebataillon 215" von Hans-Georg Krause
Artillerie-Gesellschaft-Augustdorf e.V.
ISBN: 978-3-00-027808-2
ca.16x24cm, Hardcover
724 Seiten mit vielen Fotos und Grafiken
Review von Thomas Hartwig
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