AFV Club AF35259 Das Original: Der Churchill wird als Ersatz, bzw. Nachfolger des Matilda II angesehen. 1940 kam der erste Prototyp heraus, ab 1941 lief die Serienproduktion an. Es gab ihn in etlichen Versionen. Anfangs mit einer 2 Pfünder Kanone im Turm und einer 3-Zoll Haubitze in der Wanne ausgerüstet, war ab Mk.III eine 6-Pfünder Kanone mit koaxialem MG im Turm und ein MG in der Wannenfront Standard. Weitere Änderungen/Verbesserungen folgten. Den 40-Tonnen Panzer konnte der 12-Zylinder Ottomotor mit 350 PS (261 kW) auf ca. 20-24 km/h Höchstgeschwindigkeit bringen. Um Hindernisse wie Drahtverhaue, Panzersperren, Bunker etc zu beseitigen, gab es seit dem 1. Weltkrieg Rohrbomben, Bangalore Torpedos genannt, ein. Diese Bangalores mussten unter Feindfeuer von Soldaten an die Hindernisse gebracht werden, welches äußerst gefährlich und oft verlustreich war. Im 2. Weltkrieg entwickelte man Bangalores, die von Panzern wie dem Churchill aus eingesetzt wurden. Unter anderem verwendete man auch den Churchill AVRE. Auf den Kettenblechen befestigte man Halterungen mit je 8 Bangalores. So konnten diese unter Panzerschutz an die Hindernisse herangebracht und eingesetzt werden. Somit ist dieser Churchill ein weiteres Exemplar von Hobart's Funnies. Der Bausatz: Man nehme den Churchill Mk. IV AVRE aus AFV-Clubs Churchill Serie, lasse ein paar Teile weg und füge Snake Rohre und Halterungen hinzu. Schon hat man eine weitere, interessante Churchill Variante.Im 390 x 250 x 75 mm großen Karton befinden sich 18 olivgrüne Plastikspritzlinge, 1 Klarsichtspritzling, 2 Vinylketten, 22 große und 1 kleine Stahlfedern, das Turmoberteil, 3 PE-Teilplatinen, ein Bindfaden, ein Abziehbilderbogen (Decals) und eine 20-seitige Bauanleitung.Wenn man bereits mehrere AFV-Club Churchill "AUSGEPACKT" erstellt hat, kann man die Teileaufzählung des ersten mit kleinen Änderungen problemlos übernehmen.
Wie gehabt sind die Teile sauber gespritzt, ohne Versatz oder Fischhäute, nur hier und da minimaler Grat, z.B. an den Abluftabdeckblechen. Auswerferspuren, sofern überhaupt vorhanden, sind flach und nur an Stellen zu finden, die nach dem Zusammenbau nicht zu sehen sind. Die Auswerferspuren an den Vinyl-Ersatzgliedern stören, zumindest mich.Fahrgestell: AFV-Club gibt das komplexe Fahrgestell des Churchill sehr gut wieder. Jedes Federbein wird mit einer echten Metallfeder ausgestattet. Die Laufrollenlager werden beweglich in die Träger verbaut. Das Ergebnis - ein echt federnes Laufwerk. Auch die Laufrollen bleiben drehbar. Die Radachsen sind sehr lang. Es besteht Bruchgefahr. Auch die Antriebszahnräder mit ihren separaten Lagern sind gut gestaltet. Die Kettenspanner gefallen mir. Die seitlichen Luken liegen separat bei, können also auch geöffnet dargestellt werden. Die Kettenabdeckungen sind in Segmente aufgeteilt wie beim Original und können bei Bedarf weggelassen werden (z.B. wegen Beschädigung entfernte Bleche). Im Falle dieses Modells ist der Anbau der Bleche nicht vorgesehen. Ab in die Ersatzteilkiste. Die seitlichen, mehrteiligen Lüfterkästen hinterlassen einen guten Eindruck. Die Einlassgrätings sind zwar aus Plastik, aber dennoch sehr schön wiedergegeben. Auch wenn es Vinylketten sind, die Details können sich sehen lassen.Wanne: Die Unterseite ist mit Wartungsdeckeln versehen. Für den Bug gibt es Zusatzpanzerungen. Die Fahrersichtklappe besteht aus mehreren Teilen und kann geschlossen, teilgeöffnet oder ganz geöffnet gebaut werden. Für den Funker, der gleichzeitig der Ladeschütze des Petard Mörsers ist, gibt es eine neue Luke mit Schiebeöffnung, durch die der Mörser geladen wird, ohne dass der Ladeschütze aussteigen muss. Die Winkelspiegel aus Klarsichtmaterial sind sehr detailliert. Das Bug-MG wird mit PE Teilen verfeinert und findet seinen Platz in einer voll beweglichen Lagerung. Alle Wannenluken (mit Kopfpolsterung) und Motorklappen sind separat (offen oder geschlossen möglich), haben einzelne Griffe und Verriegelungen. Der Auspuff besteht aus mehreren Teilen, die Endrohre sind aufgebohrt. Auf dem Heck findet einiges Pionierwerkzeug seinen Platz. Diesmal finden auch die Abschleppseile aus Bindfaden und Plastikseilkauschen wieder ihre Anwendung. Der Bindfaden ist zwar akzeptabel, aber Draht stände den Seilen wohl besser zu Gesicht.Turm: Beim Turm handelt es sich um den Gussturm ab Mk. IV. Eine tolle Oberflächenstruktur und die erhabenen Gussnummern begeistern. Das Innenleben ist etwas spartanisch, das nur durch den eingebauten Petardmörser, der mit seinen 20 Teilen für sich allein schon ein Bausatz im Bausatz ist, etwas bereichert wird. Am Mörser sind schön die Gußbuchstaben am Aussenrohr zu sehen und die winzige Metallfeder hebt die Detailtreue. Der Mörser lässt sich in Lade- oder Feuerstellung bauen. Eine 7-teilige Mörsergranate liegt dem Bausatz am Spritzling M bei. Außer dem Mörser und dem koaxialen MG gibt es kein weiteres Innenleben im Turm. Die Bauanleitung sieht den Einbau des Mörsers vor. Aus den Fotos an der Kartonseite geht hervor, dass man ihn wohl auch weglassen kann, so dass nur das MG aus der Blende herausschaut. Leider konnte ich im Netz keine Originalfotos finden. Und Literatur zum Churchill liegt mir (noch) nicht vor. Wie schon bei der Wanne sind alle Einstiegs- und Sichtluken separat dabei, mit Riegeln und Griffen versehen. Winkelspiegel und Suchscheinwerfer bestehen aus Klarsichtmaterial. Erwähnen sollte man auch die Grobvisiereinrichtung aus PE-Teilen. Einfach Klasse!Snake: Der Snake Werfer besteht zum einen aus der hinteren Trägerplatte, die mittels Bolzen mit dem Heck verbunden wird. Die Zündleitungen der 16 Rohre bestehen aus winzigen PE-Teilen. Da wird man etwas Ruhe und Geduld aufbringen müssen. Der vordere, aus PE-Teilen bestehende, Träger sitzt auf der Panzerplatte der Fahrerfront. An ihm werden die Auflagen für die Rohrpakete befestigt. Ich versuche mir nur vorzustellen, wie die Plastikteile sich mit den PE-Teilen verbinden (… und auch halten). Das muss der Bau dann zeigen. Jedes 4-er Rohrpaket wird aus zwei Teilen zusammengesetzt. Am hinteren Ende werden sie mit der Trägerplatte verbunden, vorn erhalten sie gleichlange Rohrendstücke an den unteren Rohren, verschieden lange Endstücke an den oberen Rohren. In den Endstücken erkennt man die abgerundeten Ladungsköpfe.Figur: Diesem Bausatz lag als Bonus eine Resinfigur eines britischen Panzersoldaten mit Teetasse bei, die schon aus anderen AFV-Club Kits bekannt ist. Der Faltenwurf seiner Panzerkombi ist messerscharf, die Gesichtszüge schön gestaltet. In der Hand hält er eine Blechtasse. Die Schutzbrille ist auf die Kopfbedeckung hochgeschoben. Eine nette Beigabe, die man auch mit anderen Modellen verwenden kann.Ein Decalbogen enthält Markierungen für ein Fahrzeug. Im Moment weiß ich noch nicht, ob ich diese überhaupt verwenden kann, weil sich auch hier wie bei manch anderen Churchill Bausätzen von AFV-Club das Schutzpapier mit den Decals verbunden hat. Ich konnte es nur teilweise entfernen und hoffe, dass es beim Einweichen der Decals verschwindet.Die teils farbige Bauanleitung auf Glanzpapier beginnt mit einer kurzen Geschichte in Englisch, Japanisch und Chinesisch über die missglückte "Operation Jubilee" (Landung der Alliierten in Dieppe 1942) und den daraus gewonnenen Erfahrungen, die zur Entwicklung von Churchill AVREs und der Verwendung von Snake Werfern führten. Dem folgt die Farbtabelle mit Farbnummern für die Hersteller von Hobby Color, Mr. Hobby, Mr. Color Spray, Humbrol, Revell und Lifecolor Farben. Auf 2 Seiten sieht man viele verschiedene Arten von Churchills - vom Gun Carrier Mk. I bis hin zum Log Carpet Layer und dem Snake. Mit Explosionszeichnungen erklärt man den Zusammenbau in 35 Bauschritten. Bei jedem Schritt stehen die benötigten Spritzlingnummern dabei. Stellenweise gibt es mit schwarzen Kreisen und weißen Buchstaben bezeichnete Untergruppen, d.h. man setzt Bauteile zu Baugruppen zusammen, die dann später bei der weiteren Montage Anwendung finden. In den Bauschritten findet man auch immer wieder Hinweise zur Detailbemalung von bestimmten Teilen wie z.B. dem Pionierwerkzeug, der Mörsergranate, den Winkelspiegeln usw. Der Grundbemalungsvorschlag beschränkt sich auf Dunkelgrün. Hier wird dann auch die Anbringung der Decals für ein Fahrzeug gezeigt. Die Bauanleitung schließt mit einer Spritzlingübersicht.Wieder schliesst sich eine weitere Lücke der Churchill Reihe und das in guter Qualität. Ich hoffe, dass AFV-Club noch viele weitere Versionen auf den Markt bringt.Der Snake liegt im deutschen Handel mit ca. 47,- EUR etwas unter den Preisen seiner Brüder. Ich bin mit dem, was ich im Karton vorgefunden habe, recht zufrieden. |